Montag, 19. August 2013

Blendend Weiß



Man soll ja bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben, und übertragen auf ein Kalenderjahr gilt das Ganze, indem man Abend einfach mit Silvester ersetzt. Allerdings sagt das Sprichwort nicht, daß man den Tag nicht schon vor dem Abend Revue passieren lassen kann, einen mittäglichen Jahresrückblick verbietet es also nicht.

Was lässt sich nun also rückblickend über die erste Hälfte des Jahres 2013 sagen? Für mich und bestimmt auch für viele andere war es bisher ganz einfach das Jahr der Wetterphänomene. Angefangen hat es mit dem längsten Winter in der Region seit Jahrzehnten. Der Waltersdorfer Skiverein hat dreimal sein Saisonende verschieben müssen und musste am Ende ernsthaft beteuern, daß es sich bei dem im April geposteten Facebook Foto eines in vollem Betrieb befindlichen Skiliftes um keine Fälschung und auch keinen Aprilscherz handelt. Für unseren Hausbau bedeutete dieser lange Winter zwar leider eine zweifache Verschiebung des Aufstelltermines, aber mit dem heutigen zeitlichen Abstand denke ich durchaus, daß der schöne Pulverschnee in meiner kleinen Familie sehr viel zur Akzeptanz unseres neuen Wohnortes beigetragen
hat. Und inzwischen steht das Haus ja auch, also Schlamm drüber.

Ich habe gerade bewusst Schlamm und nicht Schwamm geschrieben, also bitte noch keine bissigen Kommentare absenden. Denn mit Schlamm hat das nächste Wetterphänomen des Jahres ja auch viel mehr zu tun, ich meine natürlich die Juniflut. Waren der April und Mai wettermäßig noch relativ normal, meine einzige Wettererinnerung an diese Monate ist ein schmerzhafter Gesichtssonnenbrand, hervorgerufen durch ungeschütztes in die Sonne gucken während der Haus-Aufbauphase, so ging im Juni dann richtig die Post ab. Regenfälle jenseits jeglicher Vorstellungskraft legten große Teile des Südens und Ostens unter Wasser, die Bilder hat wohl jeder im Fernsehen gesehen.

Im Vergleich zu den anderen Jahrhundertfluten, die Deutschland in den letzten zehn Jahren heimgesucht haben, ist die Oberlausitz dieses Mal ja noch einmal glimpflich weggekommen. Doch das ist nur ein schwacher Trost für alle, die es hier dann doch getroffen hat. War ich noch im Jahre 2010 nur ein staunender Zuschauer, der nach einer Familienfeier nicht mehr wusste, wie er angesichts der großen Anzahl gesperrter oder bereits eingestürzter Brücken nach Hause kommen sollte, so darf ich mich im Jahre 2013 zu den Betroffenen zählen. Wer sollte auch ahnen, daß unser sorgsam gewähltes Möbelzwischenlager in einer Scheune nicht weit von hier nach nur einem einzigen kurzen aber extrem heftigen Regenschauer fast einen Meter unter Wasser steht.

Nichtsahnend sind wir an dem Tag sogar durch den besagten Ort gefahren, haben uns über den Schlamm und das Geröll auf der Straße gewundert, die vielen Feuerwehren beim Auspumpen der Keller bewundert und beim Anblick der vielen abgesoffenen Häuser nicht viel mehr Geistreiches als „Diese armen Schweine“ losgelassen. Der Gedanke, daß unsere Scheune, die sich ja noch nicht einmal in der Nähe eines Baches oder Flusses befindet, auch betroffen sein könnte, kam uns dabei aber nicht. Erst ein Anruf Stunden später brachte die Gewissheit, daß wir dieses Mal zu einem Teil der Abendnachrichten geworden sind und endlich auch in die Kategorie der „armen Schweine“ eingeordnet werden können. Am nächsten Morgen wollten wir uns kurz einen Überblick verschaffen, aber außer, daß alles nass aussieht, konnte man keine weiteren Aussagen zu einer Verwendbarkeit der gelagerten Möbel, Technik und Kleidung treffen. Wir werden es wohl erst nächste Woche wissen, ob wir den ganzen Hausrat nicht besser schon in England weggeschmissen hätten. Dann hätten wir uns wenigstens den teuren Umzug gespart.

Falls bei jemandem die Frage hochkommen sollte, ob wir in unserem Fall irgendeine Hilfe von einer Versicherung oder einem Fluthilfefond bekommen, die Antwort ist leider in beiden Fällen nein. Die Scheune hatte natürlich keine Hausratversicherung und Fluthilfefonds helfen nur im Fall von mehrheitlich zu Wohnzwecken genutzten Gebäuden. „In Ihrem Fall kann ich da nur sagen, haben Sie wohl Pech gehabt“ sagte die nette Dame vom zuständigen Gemeindeamt und legte auf.

Und immer noch geht es weiter mit den Wetterkapriolen des Jahres. Die nächste ist dann endlich eine erfreuliche, wer wird denn auch etwas gegen einen richtig heißen Sommer haben? 41 Grad war das Höchste, was ich auf der Anzeige eines Thermometers in diesem Sommer lesen konnte. Und sehr wohl befand sich dieses Thermometer im Schatten, ich befand mich zum Glück zu dem Zeitpunkt bis zum Hals im frischen Wasser des Großschönauer Trixi Bades, ein geniales Waldstrandband mit echtem Gebirgswasser. Trotz der extremen Außentemperaturen war dieses für eine echte Abkühlung gut. Etwas schwieriger waren allerdings die Nächte in unserer Bauzeit-Übergangs-Ferienwohnung. Trotz Dauereinsatz unseres kleinen Ventilators und ständig offener Fenster war diese in den Dachboden eines mehr als 200 Jahre alten Umgebindehauses eingebaute Wohnung nur schwerlich auf eine erträgliche Temperatur zu bringen.

In dieser Hitzeperiode stellte sich mir allerdings erst recht die interessante Frage, wie sich ein solcher Sommer im gerade erbauten Glashaus nebenan anfühlen muss. Die Vermutung lag nahe, daß auch in diesem ein solcher Hitzerekord nicht gerade ein großes Vergnügen werden würde. Er hätte unser ultimativer Test werden können, dieser Sommer 2013. Auszutesten, wie sich 40 Grad Außentemperatur in einem Glashaus ohne Klimaanlage anfühlen werden, müssen wir wohl ins neue Jahr verschieben. Und dabei hätte ich doch zu gerne gewusst, ob unsere Wärmepumpe mit Kühlfunktion hier wirklich eine Abhilfe gewesen wäre. Immerhin drei oder vier Grad Temperaturabsenkung soll sie bringen. Heißt das nun aber, wir senken von warmen 27 auf schöne 23 Grad oder von unerträglichen 45 auf unerträgliche 42 Grad ab, nächstes Jahr wissen wir mehr.

Was ich aber schon jetzt zur Diskussion um Huf-Häuser in heißen Sommern beitragen kann, ist das subjektive Temperaturempfinden, welches man hatte, wenn man mal kurz im Haus den fleißigen Malern, Schreinern und all den anderen Gewerken einen Besuch abstattete. Und dieser Eindruck war durchaus ein angenehmer, ich hatte nicht ein Mal das Gefühl, ich stünde in einem Brutkasten mit der Luftqualität eines Gewächshauses. Ganz im Gegenteil, es herrschte ein richtig angenehmes Klima. Und zusätzlich lief dabei unsere Wärmepumpe sogar auch noch im Estrich-Aufheizprogramm, was dem Ganzen bestimmt sogar noch das eine oder andere Extra-Grad spendiert hatte. Auch direkt unter unserem Dachliegefenster war das Wärmeempfinden durchaus noch angenehm. Für genau dieses Dachliegefenster empfiehlt Huf ja dringend die Ausrüstung mit einer Außenjalousie, allerdings sind die dafür notwendigen knapp 6.000 Euro aufgrund der Option, man könne die ja später nachrüsten, vorerst dem Rotstift zum Opfer gefallen. Bedeutet mein kurzer angenehmer Ausflug in die Abendsonne unter dem westlich gelegenen Liegefenster nun sogar schon, daß diese Sparmaßnahme eine gute Entscheidung war? Nun, wir wollen mal nicht voreilig sein, aber vielleicht können ja ein paar langjährige Huf Haus Besitzer mit oder ohne Liegefensterjalousie hier mal ihren Kommentar abgeben, das würde bestimmt nicht nur mich brennend interessieren.

Nochmal kurz ein Rückblick, in den ersten 8 Monaten des Jahres hatten wir demnach schon einen extrem langen und schneereichen Winter, eine Jahrhundertflut und einen Hitzerekordsommer. Es fehlt also gar nicht mehr viel, 2013 jetzt schon zum Jahr des Extremwetters zu deklarieren. Doch zumindest hier in Waltersdorf können wir da sogar noch eins draufsetzen. Bedingt durch die extreme Hitze ließen hier natürlich die ersten Gewitter nicht lange auf sich warten. Nun ist ein Gewitter an sich ja noch kein Wetterextrem, es gibt sie in jedem Jahr fast überall und auch noch mehrfach, doch dieses hier spielte in einer anderen Liga.

Jeder kennt doch den Trick, nach einem Blitz die Sekunden bis zum Donner zu zählen, und sich, sobald die Anzahl der gezählten Sekunden immer größer wird, wieder gemütlich auf die Seite zu drehen, das Gewitter Gewitter sein zu lassen und weiterzuschlafen. Zum Problem wird dieser Trick, wenn die Anzahl der Sekunden stetig abnimmt und sich nach einer Weile kaum noch das Zählen lohnt, weil die Zeit zwischen Blitz und Donner nicht einmal für eine oder zwei Sekunden reicht. Und genau in einem solchen Moment habe ich mich eines Nachts entschieden, alle Fenster der Ferienwohnung zu schließen, ganz so, als ob man damit sein Haus gewittersicher machen könnte.

Ich hatte bereits zwei von drei Fenstern absolviert, draußen tobte das Gewitter mit Blitzen, die den Himmel taghell erleuchteten, begleitet von Donnerschlägen, die Gläser im Schrank klirren ließen. Das letzte noch zu schließende Fenster befand sich im Bad und somit an der anderen Seite der Wohnung. Just in dem Moment, als ich den metallenen Fenstergriff in der Hand spürte, kam er endlich, der Blitz, vor dem man sich beim Sekundenzählen am meisten fürchtet. Gemeint ist der Blitz, in dem Licht und Donner eine Einheit bilden, ein Blitz bei dem es gleichzeitig dermaßen kracht, als ob einem gerade das Dach über dem Kopf weggesprengt wurde, und bei dem man sich für einen Augenblick im grellsten vorstellbaren Licht befindet, ein Licht, dem man durchaus zutrauen könnte, jemandem dauerhaft das Augenlicht zu rauben.

Genau so ein Blitz ist in unser Nachbarfeld eingeschlagen, in einer Entfernung von weniger als zwanzig Metern, und ich saß Loge. Ich weiß nicht mehr, ob ich geschrien habe, doch auch wenn ich es hätte, man hätte mich nicht gehört. Woran ich mich aber noch erinnere, war, daß ich sofort den metallenen Fenstergriff losließ, sicher ist sicher, und mich in die Schutz versprechende Lücke zwischen Waschmaschine und Toilette hechtete. Auf dem Weg dorthin konnte ich gerade noch sehen, wie unser Badezimmer kurzzeitig in einem gleißend blendenden Weiß erstrahlte, sofort danach wurde es stockdunkel.

Alle im Haus waren wach. Der erste offenkundige Schaden wurde auch sofort erkannt, das Licht in einem Großteil unserer Wohnung ließ nicht mehr einschalten. Dieses Problem hatten unsere Nachbarn allerdings nicht, denn bei denen waren trotz der nächtlichen Stunde in allen Zimmern sämtliche Lichter an. Der nächste Tag brachte noch weitere Schäden zum Vorschein. Zum einen gab es kein heißes Wasser mehr, der Boiler gab nur noch komische brummende Geräusche von sich. Noch dazu war im ganzen Haus die Telefonanlage ausgefallen, und das schloss das Internet natürlich mit ein. Noch schlimmer hatte es aber wohl unseren Nachbarn vom Haus gegenüber getroffen, dort waren sämtliche Fernseher kaputt und auch die komplette Heizungsanlage hatte den Geist aufgegeben. Und dabei ist sein Haus als Einziges mit einem Blitzschutz ausgerüstet.

Wie würde sich ein solches Gewitter eigentlich in einem Huf-Glashaus anfühlen? Wenn ein Blitz es schon bei zwei Umgebindehaus-typisch-kleinen Dachfenstern schafft, einen Raum taghell strahlend zu erleuchten, was wird er dann erst bei den Huf Haus typischen wandgroßen Fensterelementen im Innenraum anrichten können? Mit einem unguten Gefühl begab ich mich am nächsten Morgen zum Haus, in dem natürlich gerade niemand anwesend war, um mich zur Begutachtung eventueller Blitzschlag-Schäden in den Innenraum zu lassen. Wir hatten zwar noch keine Fernseher oder Computer oder teure Küchentechnik im Haus, aber um unsere nagelneue Heizung oder um dieses tolle KNX System wäre es ja auch schon recht schade gewesen. Das einzige, was ich von außen gerade so erkennen konnte, war, daß das KNX Bedienpanel im Wohnzimmer noch immer blass leuchtete und auch die Touch-Screen Icons noch zu erkennen waren. Auf dem ersten Blick sah das also noch betriebsfähig aus. Das Gleiche ließ sich zum Glück ein paar Tage später auch über die Heizung sagen. Nachdem immerhin zwei Heizungsanlagen auf derselben Straße das Gewitter nicht überlebt hatten, war die Sorge ja auch nicht ganz unbegründet.

Hatte ich oben noch beschrieben, wie der Blitz unser Ferienwohnungsbad zumindest kurzzeitig in ein blendend grellweißes Zimmer verwandelt hat, so war der Effekt in unserem Huf Haus viel langfristiger. In einem strahlend reinen Weiß, welches der Farbe des Blitzes in nichts nachsteht, leuchteten uns auch hier jetzt die Wände an. Das war aber natürlich nicht der Verdienst des nächtlichen Unwetters, sondern vielmehr das Produkt von zwei Wochen harter Arbeit der beiden Herren von MalerArt. In den Tagen, als die Hitze in unserer Gegend wohl am unerträglichsten war, haben sie es geschafft, den Charakter der Innenräume von Baustelle auf Lebensraum zu drehen. Den zum Weiß der Wände totalen Kontrast bilden jetzt so richtig die schwarzen Balken, denn auch denen wurde ein neuer Anstrich verpasst.

  


Tiefschwarz trifft auf Blendend Weiß, das ganze Haus erstrahlte in einer vorher nicht dagewesenen Coolness. Nicht auszudenken, was wir hier verpasst hätten, wenn wir nicht in letzter Minute von der Hausfarbe Grau auf Schwarz geändert hätten. So eine Schärfe an den Übergängen zwischen Holz und Putz kann es nur bei Schwarz geben, und diese Schärfe wird durch kleine aber extrem feine Huf Haus Details auch noch verstärkt. Die Schnittstellen dieser beiden Farbtöne sind wohl auch deshalb so gestochen scharf konturiert, weil sie mittels höchst exakter Schattenfugen oder Trennschienen optisch sehr ansprechend auf Distanz gehalten werden.





Diese Eleganz, die unser Haus jetzt im Innenraum zur Schau trägt, ist mit den anderen verfügbaren Farben wohl nur schwer nachzustellen. 



Wir können uns nur beglückwünschen zu dieser Farbwahl. Und da jetzt sogar die freistehenden Kelleraußenwände endlich einen glänzend weißen Putz bekommen haben, und auch den schon vorher weißen Außenwänden noch eine weitere Farbschicht gegönnt wurde, erstrahlt das Haus in seiner gesamten sakralen Pracht.

Wenn doch nur die Außenanlagen nicht immer noch wie Sodom und Gomorra aussehen würden.