Nein, so sollte dieser Blog nun wirklich nicht enden. Einfach aufhören, ohne den Abschluss einzuschließen, das war so nicht geplant oder erst recht nicht so gewollt. Ich bedanke mich wirklich ehrlich bei allen, die hier in den letzten 15 Monaten einen Kommentar hinterlassen haben, in dem ich zum Weiterschreiben aufgefordert wurde. Vielen Dank für Eure Geduld und Eure Unterstützung, das bedeutet mir echt viel.
Was war es denn nun, das in mich fuhr und meinen bisher doch recht textlastigen Blog über einen so langen Zeitraum gänzlich unbeachtet ließ? Ich will das hier jetzt ja nicht auf eine Schreibsperre schieben, solche Ausreden überlasse ich echten Schriftstellern. Und es einfach auf die fehlende Zeit zu schieben, klingt nach über einem Jahr Pause auch nicht plausibel. Wenn man nicht gerade vorhat, 3000 Wörter zu schreiben, dann könnte so ein Text in einer knappen Stunde fertig sein. Und diese eine Stunde in einem so langen Zeitraum nicht zu finden, das glaubt mir ja eh keiner.
Die häufigste Ausrede für eine längere Pause am Ende eines fast jeden Baublogs ist, daß es in der derzeitigen Bauphase nichts signifikant Neues gab. Doch diese Baublogs haben dann aber wenigstens schon den Umzug und vielleicht auch die ersten Wochen des Einlebens beschrieben. Doch auch zu all dem gab es hier bisher noch nichts. Wenn ich mich richtig erinnere, dann waren wir im letzten Beitrag erst beim Teppich- oder Fliesenverlegen, ich will lieber gar nicht gucken.
Nichts signifikant Neues nach dem Teppich? Das war es definitiv nicht.
Ganz im Gegenteil, wir haben in diesen letzten Monaten sogar so viel erlebt, daß jedes Einzelne davon in der Vergangenheit mehr als gut genug gewesen wäre, dazu halbe Romane zu schreiben. Und dennoch gab es bisher nichts davon zu lesen.
Kommen wir also endlich zum wirklichen Grund für die Sendepause. Und den sage ich am besten ganz direkt, mögliche Erklärungsversuche kommen dann später. Es war ganz einfach eine sehr schwer zu verarbeitende Mischung aus Freude, Stress und bodentiefem Frust.
Wie?? Frust!?? Soweit der werte Stammleser sich noch erinnern kann, lief doch am Ende alles bestens? Ignoriert man mal den einen Nachbarn, dann verlief die eigentliche Bauphase so entspannt wie ein Spaziergang im Park. Zum Zeitpunkt des letzten Beitrages war das Haus schon fast bezugsfertig und entsprach in wirklich jedem Detail unseren Vorstellungen. Fast vergessen waren die Sorgen um die Baugenehmigung und die schwierige Finanzierung, wir hatten es wirklich geschafft. Das zweite Huf Haus für die Oberlausitz ist durch uns zur Realität geworden, und das Beste daran: wir können schon bald darin wohnen. Woher nun also dieser Frust?
Manchmal lese ich ungewollt neidisch andere Baublogs, die ich über die letzten Jahre begleitet habe. Ich freue mich dann auch ehrlich, daß sich deren Schreiber nach einer stressigen und zum Teil wirklich dramatischen Bauphase nun ganz entspannt in ihr neues Heim zurückziehen können, um nun endlich mit dem normalen Leben fortzufahren, nur jetzt eben mit Haus. Für die meisten ist der Einzug ja auch ein gewisser Schlusspunkt, schließlich liegt ja jetzt das Gröbste hinter ihnen. Gut, es gibt bestimmt noch kleine oder große Nacharbeiten an den Außenanlagen, vielleicht auch den einen oder anderen Baumangel oder Stress mit der Telekom, doch sieht man davon mal ab, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich am neuen Haus zu erfreuen und es so richtig zu geniessen.
Ja, und genau das wollten wir eigentlich auch damals im Spätsommer 2013. Doch ganz so einfach war unser Start ins neue Haus aber leider nicht.
So, da stehe ich jetzt gut, mitten in einem Blogbeitrag und weiß nicht weiter. Ich wollte und will auch immer noch ehrlich sein, wollte um die Gründe für die lange Schreibpause nicht herumreden. Allerdings habe ich aber jetzt doch das Gefühl, daß ich zu viel Persönliches preisgebe, wenn ich hier die ganze Geschichte erzähle. Dieser Blog hat ja keine rein anonyme Leserschaft, manchmal habe ich das Gefühl, das halbe Dorf hat ihn schon gelesen. Wie nur kommt man da jetzt wieder heraus?
Ich versuche es mal so:
In der von mir so innig geliebten Fernsehserie „Grand Designs“ gibt es diesen so ungemein einfühlsamen Moderator Kevin McCloud, der von den Baufamilien nicht nur Aussagen zu verschiedenen Architektur- und Wohnfragen bekommt, sondern auch viel von den heimlichen oder offenen Wünschen, Erwartungen und Träumen erfährt, die diese Familien mit dem neuen Haus verbinden. Insbesondere in Fällen, wo Familien ihrem alten Leben entfliehen wollen, eventuell in ein anderes Land ziehen, in der Hoffnung, daß sich vieles, was bisher nicht so optimal lief, mit einem neuen Haus in einer neuen Gegend dann fast ganz automatisch ausrichtet, hört man sie oft, die mahnenden Worte, dass man hier vielleicht etwas zu hohe Erwartungen an das Haus stellt und am Ende Gefahr läuft, doch enttäuscht zu werden.
In der Vergangenheit wurde man speziell durch solche Folgen dieser Serie ganz besonders gut unterhalten, war hier ja auch am meisten Spannung. Im Nachbardorf kann ja jeder bauen. Doch gucke ich eine solche Folge heute, dann stellt sich mir diese Frage inzwischen auch recht deutlich.
Hatten wir sie eventuell auch, diese zu hohen und unrealistischen Erwartungen? Und was genau waren denn diese Erwartungen ? Ist es denn wirklich zuviel verlangt, wenn man sich das Leben nach einem Umzug in ein neues Traumhaus, noch dazu in eine bildschöne Gegend mit sehr hohem Freizeitwert und dann auch noch zurück in die Heimat mit den alten Familienbindungen nur noch als Etwas vergleichbar mit dem Paradies vorstellen möchte?
Was aber, wenn dieser neue Lebensmittelpunkt nur für einen Teil der Familie der alten Heimat entspricht, für den anderen die plötzliche Nähe zu den alten Familienbindungen aber vielleicht etwas zu viel wird? Was, wenn der erstgenannte Familienteil dafür öfter mal so richtig durchgeföhnt wird?
Und was tun, wenn die neue Wohngegend nur von einem Teil der Familie auf Dauer als traumhaft schön empfunden wird, der andere Teil aber mit dem gebotenen Freizeitwert, der ehrlicherweise zu fast 100% aus Outdoor-Aktivitäten aller Art besteht, nichts anfangen kann und der daraufhin die Gegend vielleicht als viel weniger spannend oder sogar langweilig empfindet? Wir mögen hier zwar die Mitte Euopas sein, doch in diesem Fall kann man die Mitte eben nicht mit einem Zentrum gleichsetzen. Und noch nie haben wir so weit entfernt von einem echten Zentrum gewohnt, das scheint einem kleinen aber nicht unwichtigem Teil der Familie über die Zeit zunehmend schwerer zu fallen.
Und so richtig spannend wird es, wenn es dann auch noch so einen richtig schönen Familienstreit gibt, der sich am Anfang zuerst um alles Mögliche dreht, der am Ende aber so derart ausartet, daß man monatelang nicht miteinander redet und geborgtes Geld, welches bei der Finanzierung des Hauses sehr geholfen hat, mit Stichtag sofort in einer einzigen Zahlung zurückgefordert wird. Diese ungeplante Sonderzahlung hat den erweiterten Familienfrieden zwar nicht wirklich gerettet, dafür aber immerhin unsere Außenanlagen im Status Mondlandschaft belassen. Die Verpflichtungen aus den dafür zusätzlich aufgenommenen Krediten werden diesen Zustand wohl auch noch eine Weile so einfrieren und uns für eine unbestimmte Zeit recht unangenehm beeinträchtigen.
Nein, nach Blog schreiben, den ich gerne mit einem humorvollen Unterton weiterführen wollte, war mir in diesen Monaten nun wirklich nicht zumute. Es musste einfach etwas Zeit ins Land gehen, denn Zeit löst viele Probleme. Sogar die Garten-Mondlandschaft ist inzwischen durch wildes Gras irgendwie grün geworden. Und so wird auch über den Familienstreit irgendwann einmal Gras wachsen, damit einhergehend eine größere Zufriedenheit über den neuen Wohnort einziehen. Der Optimismus stirbt zuletzt, mein Glas ist immer halb voll.
Denn die Voraussetzungen für unser "Zuhause im Glück" sind doch nun wirklich bestens. Das Haus ist wirklich Spitze, nichts, außer ein paar Kleinigkeiten, würden wir hier verbessern können. Doch das Haus wird sogar noch zur Nebensache im Vergleich zu dem, was da noch im letzten Jahr in unser Leben getreten ist. Ich meine hier die Ankunft unseres kleinen Nachzüglers, der erste neue Waltersdorfer in 2014.
Wer hätte gedacht, dass sich dieser kleine Kerl genauso lange Zeit nimmt, wie die Familie braucht, ihm ein Huf Haus zu bauen. Ihm war dabei piep-egal, dass der so sorgfältig nach Feng Shui ausgearbeitete Grundriss eigentlich kein weiteres Kinderzimmer vorsieht. Und daß man an unserem aufpreispflichtigen weil extra elegantem Huf Haus Treppengeländer eigentlich keine Babyabsperrung anbringen kann, war ihm noch nichtmal eine Miene wert. Zum Glück hörte er nach ein paar Monaten endlich auf, uns auf die nagelneue und empfindliche Auslegware im Obergeschoss zu kotzen. Diese lässt sich übrigens erstaunlich gut reinigen, für den Fall, dass das Eure Sorge sein sollte.
Seit letztem Jahr kommen also schon 50% der Familie von hier, und unsere Große lernt für die Schule bereits Gedichte in Oberlausitzer Mundart, wird also irgendwann auch nicht mehr von den Einheimischen zu unterscheiden sein. Und so geht sie voran, die Zeit des Einlebens. Nicht gerade das, was man einen stressfreien Start nennen würde. Natürlich gab es die Momente, an denen wir diese ganze Idee in Frage gestellt haben, doch sie kommen seltener. Heute ist uns klar, das war eine zu spontane und naive Idee, in der Umsetzung auch noch chaotisch und schlecht geplant.
Doch wo wären wir, wenn wir die Chance damals nicht ergriffen hätten? Ein weiteres halbes Jahr des Abwägens und Suchens hätte die durchaus vorhandenen Nachteile eines solchen Schritts dann vielleicht doch triumphieren lassen, und unser ruhiges und angenehmes Leben in finanzieller Sicherheit in England wäre irgendwie weitergegangen.
Gut, ein Huf Haus hätte es für uns in England sicher nicht gegeben, wir sind ja keine Millionäre. Doch auch ein solches Haus deckt nicht ansatzweise alles ab, was man zum Glück braucht. Es ist sogar noch viel weniger für ein glückliches Leben verantwortlich, als man vielleicht wahrhaben will. Aber es trägt seinen Teil dazu bei, vielleicht an bestimmten Tagen sogar noch etwas mehr als ein normales Haus. Manchmal bedarf es dazu nur eines Blicks aus den übergroßen Fenstern unseres Wohnzimmers, und auch in der größten Anspannung kommt zumindestens so etwas auf, wie Zufriedenheit oder die Gewissheit, doch keine komplett falsche Entscheidung getroffen zu haben.
Heute war jedenfalls so ein Tag, und deshalb gibt es hier einen vielleicht für die Jahreszeit untypischen aber dennoch schönen verschneiten Ostergruß.
Frohe Ostern aus der Oberlausitz wünschen Euch die 4 Waltersdorfer