Montag, 20. Juli 2015

Das erste Mal


In den meisten Baublogs wird an irgendeiner Stelle mindestens einmal erwähnt, wie viele Besuche es denn bisher so auf der Internetseite gegeben hat. Neben der Nennung der Zahl der Klicks gibt es oft auch noch einen Hinweis auf die besuchenden Länder. Zumindest das Letztere habe ich auch schon gemacht, doch wo der eigentliche Informationsgehalt einer solchen Angabe liegt, erschließt sich mir dann doch nicht. Die einzige Neuigkeit, die ich von solchen Statistiken bekomme, ist die überraschende Erkenntnis, dass anscheinend in den meisten Ländern dieser Welt Deutsch zumindest lesend verstanden wird. Warum sonst würden sich Bürger solcher Länder in einen deutschen Baublog verirren? Denn so schön sind unsere Bilder ja nun auch nicht, oder? Am meisten interessiert mich bei dieser Länderstatistik eigentlich nur, ob ich dieses Mal Kanada in der Liste finde, schließlich behauptet meine in Ottawa lebende Schwägerin, eine eifrige Leserin meines Blogs zu sein. Was sie natürlich nicht ist, der Big Brother Statistik vertraue ich da durchaus.

Stammleser werden sich vielleicht auch an den einen oder anderen Beitrag erinnern, in denen ich die Google Top-Suchanfragen an meinen Blog sezierte. Diesen Teil der Statistik überprüfe ich auch heute hin und wieder, doch wirklich interessante Anfragen finde ich da kaum noch. Wo sind sie nur geblieben, die Surfer die mit Anfragen wie „Kein Sommer“ oder „Huf Haus ABBA“ in meinem Blog gelandet sind? Heute findet man da immer nur die gleichen Fragen nach Preisen, Farben und den unvermeidlichen DaVinci Vergleichen. Aber immerhin wird mein Blog gefunden, und im speziellen zu diesem DaVinci Vergleich auch recht häufig. Dieser Beitrag zu dem Thema ist der bei weitem bestbesuchte Teil des Blogs, mehr als viermal so häufig wurde dieser Beitrag geklickt im Vergleich zum Platz 2. Eindeutiger gewinnen geht wohl kaum. Und noch dazu heißt der Titel des zweiten Platzes „Einschaltquote“, denn dieser Beitrag sollte ja eigentlich die Leser hierher bringen.

Wo würde ich im Google Ranking nur stehen, wenn es diesen DaVinci Vergleich nicht gegeben hätte? Letzten Freitag stand ich immerhin auf Platz 3 hinter Florian und dem Huf Haus Eigenprodukt. Florian hat das Huf Haus Eigenprodukt geschlagen, Klasse Leistung!! Das muss ich neidlos anerkennen, denn seitdem es den Huf Haus eigenen Blog gibt, lag der immer vor mir. Ob ich in den Titelkampf noch einmal einsteigen kann ist allerdings mehr als fraglich, denn die Tendenz zeigt in bei mir eher eine Stabilisierung mit einem gewissen Trend nach unten.







Nicht dass ich ein Experte in der Chartanalyse wäre, doch deutlich zu sehen ist, dass der Blog die ersten drei Monate etwas vor sich her dümpelte. Den richtigen Schub besorgten der besagte „Einschaltquote“ Beitrag und dann ging mit der Addition des „DaVinci Vergleich“ die Post ab. Den absoluten Höhepunkt erreichte der Blog im April und Mai 2013, und es ist wohl kein Zufall, dass das ganz genau mit der Aufstellphase unseres Hauses zusammenfällt. (Interessantes Wortspiel, dass hier etwas in der Aufstellphase zusammenfällt - ich steh auf sowas).

Es würde mich schon mal interessieren, ob auch in anderen Blogs die höchste Anzahl der Zugriffe in die Aufstellphase gefallen ist. Zugegeben ist das auch die bei weitem interessanteste Bauphase, ohne den nachfolgenden Gewerken hier zu nahe treten zu wollen. Nach meiner Meinung ist der einzige Moment im Leben eines solchen Projektes, der diese Phase eventuell noch übertrifft, der Einzug ins Haus. Und über genau den will ich heute mal etwas schreiben. Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass sich das Interesse der Allgemeinheit weiterhin auf die Aufstellphase und den DaVinci Vergleich focussiert, doch so ein Einzug gehört einfach in jeden Baublog, der auch nur im entferntesten den Anspruch hat, den Gesamtprozess beschreiben zu wollen.

Nun also zu unserem Einzug. Wer schon die etwas älteren Beiträge des Blogs bisher gelesen hat, der weiß, daß in unserem Fall der Einzug nicht mit dem Umzug gleichzusetzen ist. Die Möbel waren aus England bereits vor Monaten umgezogen, zwischengelagert in einer Scheune, die aufgrund eines noch nie dagewesenen Starkregens kurzzeitig zu einem Mini See wurde. Somit wurden die Möbel zwar durchaus aus England umgezogen, allerdings nur ein verschwindend geringer Teil hatte noch die Chance oder die Beschaffenheit, Teil des Einzugs zu werden. Der große Rest fand seinen Weg aus der Scheune direkt in den Sperrmüll, ohne ein Huf Haus je gesehen zu haben. Das hätte ich in England auch billiger haben können.

Nun begab es sich aufgrund hervorragender Planung – oder ehrlicherweise durch puren Zufall, dass die Hausübergabe mit zwei festlichen Anlässen in der Familie zusammenfiel, zum einen mein Geburtstag mit der vierten Null und zum anderen dem Schuleintritt meiner Tochter. (Wenn man es genau nimmt, dann war das schon ihr zweiter Schuleintritt, der erste in England wurde allerdings in keinster Weise festlich begangen). Und weil diese beiden Feste nun einmal fast auf die gleiche Woche fielen, wurden sie also zusammengelegt und als nur eine große Feier begangen, die allerdings dann doch eher dem Charakter einer Schuleintrittsfeier entsprach, aber was soll’s. Das neue Haus wurde zwar auch zum Bestandteil der Party, allerdings nur im Rahmen einer kurzen Stippvisite, denn die Feier fand außerhalb statt. Wie soll man in einem Haus auch feiern, ohne jegliche Sitzgelegenheit?

Diese Feier wurde dann aber doch recht relevant, wenn es um den Einzug geht. Denn wenn man schon zwei wichtige Anlässe zu einer einzigen Feier zusammenschmeißt, warum nicht auch noch einen dritten Grund zum Feiern erzeugen. Und so ein dritter Grund lag ja förmlich auf der Hand, in der Form des Schlüssels, den wir vor wenigen Tagen von unserem Bauleiter ausgehändigt bekommen haben. Die Idee kam uns gerade rechtzeitig mitten in der Nacht, nachdem wir fröhlich von der Schuleintrittsparty kamen, warum nicht auch noch den Tag des Einzugs auf den gleichen Tag legen. Möbel zum Einziehen hatten wir ja eh keine. Die neuen Matratzen lagen auch schon im Haus, wenn auch noch Originalverpackt.

Was fehlt denn normalerweise noch, wenn manzu einer solchen Stunde und genau nach einer Familienfeier auch noch spontan beschließt, in ein neues Haus einzuziehen? Wie wäre es mit Wasch-, Bett- und Schlafzeug? Nun, alles kein Problem, schließlich befand sich unsere Übergangsferienwohnung ja genau gegenüber. Meine Tochter war von der Idee, heute, an ihren Ehrentag (*Grummel*) auch gleich noch die erste Nacht im neuen Haus dranzuhängen. Gegen den Widerstand meiner auf solche Art von Spontanität allergische Frau wurde also die Ferienwohnung betreten, nur um die notwendigsten Notwendigkeiten in das 50 Meter entfernte Huf Haus zu tragen. Als Einstieg in das Haus musste übrigens der Keller gewählt werden, die vierstufige Behelfstreppe für den Haupteingang hat mir Huf Haus leider nicht dagelassen, und so spät in der Nacht wollten wir den 1,30m Sprung ins Haus dann doch nicht probieren.

Kurze Zeit später wurde auch das Schlafzimmer gefunden, das war zum Glück recht leicht aufgrund des einfallenden Mondlichts, denn Lampen gab es im Haus ja natürlich auch noch keine. Das Fehlen der Lampen machte dann auch die notwendige Körperpflege zu einer gewissen Herausforderung, aber zum Glück weiss man nach vierzig Jahren ja so langsam, wo alles ist. Und mit Sicherheit hätten wir wohl eh kein Licht eingeschaltet, denn wir hatten ja auch keinerlei Sichtschutz in Form von Vorhängen im Bad. Und das ist in einem großflächig gefenstertem Huf Haus Bad durchaus ein Problem.

Das Fehlen dieser Vorhänge war dann aber überhaupt kein Problem mehr, als wir endlich auf den Matratzen lagen. Vor uns breitete sich der schönste Nacht-Sternenhimmel aus, mit Blick ins Tal hinüber nach Varnsdorf, das mit den Lichtern einer Stadt uns leise in den Schlaf funkelte. Vor einem großen Fenster zu schlafen, ist bestimmt schon toll, aber vor einer Glaswand, das spielt in einer anderen Liga. Möge der Tag, an denen die Vorhänge geliefert werden, noch weit in der Zukunft liegen. Diese würden das Erlebnis Haus zumindestens im Schlafzimmer nur schlechter machen.

So dachte ich jedenfalls in dieser Nacht, musste aber meine Meinung schon am nächsten Morgen ändern, als ich endlich aufwachte und einer dämlich gaffenden Wandergruppe in die rosa Gesichter schaute, die vom wenige Meter entfernten Schiffnerweg einen tollen Blick auf eine schlafende Familie hatte. Schnell war die Decke über dem Kopf und nach ein paar Sekunden der prüfende Blick, ob die endlich weg sind.

Frühstück gab es dann aber doch in der Pension, so ganz ohne Küche Frühstück machen, das ist dann auch nichts. Und trotz der Widrigkeiten aufgrund der Unvollkommenheit unserer Einrichtung, haben wir seit dieser Nacht nie wieder in unserer Zwischenunterkunft geschlafen. So nach und nach füllte sich das Haus, aufgrund der Tatsache, daß vieles neu angeschafft werden musste, wird es den klassischen Einzug so richtig mit Möbelwagen und so, bei uns also niemals geben. Ein paar Kisten und Möbel wurden zwar aus der Scheune angefahren und ertsmal im Keller geparkt. Aber das hätten wir aber mal lieber lassen sollen, denn den Gestank von altem Wasser habe ich da jetzt stellenweise immer noch.

Eine kleine Berichtigung noch zum Schluß. Man kann sehr wohl in einem Haus ohne Möbel eine tolle Party feiern. Nur wenige Tage nach unserem „Einzug“ gab es dafür schon wieder einen Grund, diesmal ein Kindergeburtstag. Den geladenen Prinzessinnen waren einfach die gesammelten Pappkartons angeboten worden, daraus ein echtes Schloß zu bauen. Und so sah das dann aus.