Samstag, 15. September 2012

Woran man merkt, dass man aelter wird

Heute werde ich also etwas philosphisch. Befinde ich mich ja gerade in einem Alter, was man durchaus so langsam als die Mitte des Lebens bezeichnen sollte. Aber ist das gleichzusetzen mit Alt? Deswegen hier heute mal die Frage verbunden mit ein paar moeglichen Antworten.

Um auf diese Frage eine Antwort zu finden moechte ich aber jegliche Ueberlegungen die in die Richtung der vielen koerperlichen Gebrechen gehen, gleich mal ausschliessen. Wenn die Arme nicht mehr lang genug sind, um die Zeitung zu lesen oder wenn man sich beim Schuhe zubinden fragt, was mich nicht gleich noch so erledigen koennte, wenn man schonmal unten ist, dann ist man ueber den ersten Zeitpunkt, in dem man sich bewusst wurde, dass man nicht ewig jung bleiben wird, ja eh schon lange hinaus. Es geht mir also um diesen allerersten Zeitpunkt, den ich hier suche.

Es gab da mal so ein Ketten-Email in dem viele Punkte aufgefuehrt wurden, die einem zeigen sollen, dass man alt ist. Und auch das hat mir nicht geholfen, beschreibt das Alt sein ja einen Zustand und ich suche nach einem Zeitpunkt. Ausserdem haette der Text mal dringend eine Ueberarbeitung noetig, denn jemand der sich noch an den Kanzler vor Helmut Kohl erinnern kann, der ist sogar schon im Lebensabschnitt nach alt, wuerde ich sagen. Und als bekennender Ossi, der die sich in den Siebzigern fuer alles moegliche inklusive Schnuller und Tooth-Fairy interessiert hat, kann ich diesen Indiz fuer das Alt sein also ausschliessen. Das mit der Tooth Fairy kommt im Alter ja noch einmal, oder? Vielleicht kenn ich dann den jeweiligen Kanzler, kann mich aber wohl nicht mehr an seinen Namen erinnern.

Folge ich dem Text weiter, ich weiss zum Beispiel, dass Twix mal Raider hiessen, das ist doch noch nicht lange her, bin ich aber vielleicht doch schon alt. Aber wie schon gesagt, das wollte ich ja eigentlich nicht wissen. Ich will lieber versuchen, den Zeitpunkt in der Vergangenheit auszumachen, an dem mir bewusst wurde, dass das Alt sein jetzt begonnen hat. Das kann doch nicht so schwer sein.

Wie auf die meisten Fragen, hat auch hier das Internet die meisten Antworten. Wobei man hier oft auf Listen stoesst, die die Frage nach dem Aelter- mit der Frage des Erwachsenwerdens vertauschen. Die erste eigene Wohnung oder der erste richtige Job sind zweifellos Teil des Erwachsenwerdens, aber alt ist man zu so einem Zeitpunkt ja noch nicht. Und Indizien ob man auf einem Rockfestival auffallen wuerde sind mir auch egal.

Vielleicht ist es ja wirklich gar nicht moeglich, einen solchen Moment genau zu bestimmen und das Ganze ist eher so ein schleichender Uebergang. Aber bevor ich das akzeptieren wuerde, suche ich noch etwas weiter.

Stelle ich doch einfach mal eine Behauptung auf. Man wird alt ab dem Tag, an dem Eltern in einem Restaurant nicht mehr automatisch fuer uns bezahlen. Das ist wohl auch doch eher ein Indiz fuers Erwachsenwerden, ich mache also den gleichen Fehler wie diese Internetlisten. Ok neuer Versuch.

Alt ist man ab dem Tag, an dem einen Fussballspieler oder Popstars wie kleine Kinder vorkommen. Das passt doch gut. Schliesslich sind die meisten dieser Stars ja auch erwachsen, also mehr oder weniger. Und wenn man die trotzdem als Kinder empfindet, dann ist man doch ganz sicher alt. Dumm nur, dass sich eine Fussballerkarriere ueber so viele Jahre erstrecken kann, es also Fussballer in allen moeglichen Altersklassen gibt. Bis vor kurzem hat in der englischen Nationalmannschaft noch ein gewisser Ryan Giggs gespielt, und der ist in meinem Alter. Bei Olympia 2012 in London ging er gerade erst zum aelteste Torschuetze in die Turniergeschichte ein.

Popstars, die sich weit in der zweiten Lebenshaelfte befinden, gibt es auch genug. Wenn es also mit dem Alt sein warte, bis ich diesen Personenkreis als kleine Kinder empfinde, dann koennte ich das Alt sein am Ende vielleicht sogar noch verpassen. Klar gibt es schon den einen oder anderen Vertreter dieser beiden Berufsgruppen, die mir wie kleine Kinder vorkommen, aber zum Alt fuehlen hat es da bisher bei mir nicht gereicht.

Die Musiker von heute tangieren mich einfach zuwenig. Der Tag, an dem ich realisieren musste, dass ich keinen einzigen Titel der Top 10 mit Sicherheit benennen koennte, ist schon eine Weile her. In einem Londoner Kaufhaus wurde ich einmal weggeschoben, wegen irgendeinem Star, der hier gerade einkauft. Auf meine Frage, wer das denn ist, wurde ich fast ausgelacht. Ein gewisser Neyo, ganz sicher habe ich den Namen jetzt auch noch falsch geschrieben. Aber das ist mir sowas von egal. Den Namen hatte ich bis dahin wirklich nie gehoert. Musikgeschmaecker sind ja auch verschieden und wer mit Mitte 20 noch die Charts kennt, der sollte sich vielleicht doch langsam mal darueber Gedanken machen, ob er sich altersgerecht verhaelt.

Der letzte Satz klang jetzt aber schon ganz schoen alt, oder? Habe ich den gesuchten Zeitpunkt also doch schon ueberschritten und ich sollte mich zu den Alten zaehlen?

OK, ich gebe auf, ich scheine mich wirklich jenseits diesen Zeitpunkts zu befinden. Es ist dann wohl doch nicht so, dass es einen einzelnen Zeitpunkt gibt, an dem das Alt sein anfaengt. Alle oben genannten Punkte sind solche Zeitpunkte - und alle liegen bei mir in der Vergangenheit. Und letzten Monat kam noch einer dazu.

Ich war mit meiner Tochter im Kino und auf dem Weg in den Saal mit der "Sonntag Morgen Kind mit Eltern" Vorstellung lief ich an einem Poster eines bald erscheinenden Filmes mit dem Titel "Total Recall" vorbei. Die totale Erinnerung, das Komische daran war nur, dass es auf dem Poster keinerlei Anzeichen gab, dass hier ein Herrn Schwarzenegger mitspielt. Es musste sich hier also um eine neuere Version dieses Klassikers aus dem Jahre 1990 sein.

Nun weiss man ja schon, dass Hollywood ab und zu uralte Filme neu verfilmt und damit modernisiert. Soviel zum Thema Kreativitaet. Aber hier wuerde man doch erwarten, dass das Original irgendein Schwarz-Weiss Schinken aus den 50er oder 60er Jahren ist, bei dem man heute aufgrund der damaligen Art der Kamerafuehrung und des Schnittes nach maximal 15 Minuten im Kino einschlafen wuerde. Als Beispiel denke ich hier mal an den Film von 1950 "Vater der Braut" mit Spencer Tracy und Elisabeth Taylor - fuer den ich mich immer zu jung fand. Ich mag nur die Version mit Steve Martin von 1991.

Aber hier reden wir ueber einen Film von 1990, fuer den ich mir durchaus noch ein heutiges Publikum vorstellen koennte. Die Special Effects der Original-Variante werden vielleicht nicht mehr beeindrucken aber uns doch wenigstens auch nicht zum gaehnen bringen. Wieso wird denn von so einem Film jetzt schon ein Remake gemacht? Sind nicht erstmal die 70er Jahre dran? Wo ist denn das Remake von "Saturday Night Fever" - habe ich das verpasst?

Das Ganze hat mich, muss ich zugeben, ganz schoen frustriert. War ich doch bisher der Meinung, man ist nur so alt, wie man sich. Dieser Moment hat mir dann aber doch zu verstehen gegeben, dass man gewissen Anzeichen des Alterns nicht entweichen kann und diese ohne Nachfrage einfach so serviert bekommt. Und das Jahre bevor der Koerper dann schlussendlich auseinanderfaellt und man sein eigenes Spiegelbild nicht mehr sehen will.

Ich koennte jetzt diese Begebenheit einfach vergessen und einfach nicht mehr ins Kino gehen. Auf diese Art koennte ich den Termin des Altseins noch mindestens vier Jahre nach hinten schieben, denn so lange sollte es ja schon dauern, bis dieser Film mal im Fernsehen kommt. Bleibt nur die Frage, was machen wir bis dahin? Denn wir sind eigentlich richtige Kinofans, lieben Filme ohne Werbeunterbrechung und im Grossformat verbunden mit dem richtigen Sound.

Endlich kann ich diesen Post wieder auf das Thema Haus umlenken. Zum Glueck haben wir in unserem neuen Haus ja einen Wohnkeller. Die dort befindlichen Raeume habe ich auch schon fast alle hier beschrieben. Und bisher hatten alle Raeume, die zum Wohnkeller zaehlen, also nicht der Heizungsraum und nicht der eigentliche Keller, eines gemeinsam, es gab da ausreichend Tageslicht. Der naechste Wohnkeller-Raum aber, wird der einzige unterirdische Raum sein. Ein Fenster wird es zwar aus Belueftungsgruenden geben, aber das wird nur zu einem Lichtschacht fuehren. Viel Licht wird es in dem Raum also nicht geben.

Was fuer eine Nutzung koennte so ein Raum denn nun bekommen? Bitte nur um ernstgemeinte Vorschlaege und auch nur solche, die keinen Bezug zu meiner Schwiegermutter haben. Ich suche hier nach einer Anwendung, fuer die es nicht viel Licht braucht. Und wer den oberen Teil des Beitrages gelesen hat, der weiss natuerlich, dass ich hier ueber ein Heimkino nachdenke.

Was, ausser wenig Licht, braucht so ein Raum denn noch, um sich fuer ein Heimkino zu eignen. Gucken wir erst einmal auf den Grundriss. Unten rechts befindet sich also dieser Raum. Das ist weit weg von allen moeglichen Schlafzimmern, gut fuer den Surround Sound und somit schonmal gut.
Weiterhin braucht so ein Raum eine gewisse Laenge. Man will ja nicht mit der Nase vor der Leinwand sitzen. Aus diesem Grund wurde das Fenster dann eben an die westliche Wand verschoben und nicht an die kuerzere Wand im Norden, wo es vielleich besser passen wuerde. Damit haben wir diese Wand dann frei fuer einen grossflaechigen Fernseher oder eine Leinwand und koennen einen Sitzabstand von 4 Metern erreichen. Mehr waere noch besser gewesen, aber laenger ist das Haus nun leider nicht.  


Ich bin mir aber sicher, dass der Platz reichen wird und wer mir das nicht glaubt, der kann gerne mal in die E Kinos auf der Frankfurter Zeil besuchen. Da sind einige Saele sogar noch kleiner. Der Name Saal verbietet sich da eigentlich und dafuer wird sogar richtig heftig Eintritt verlangt. Noch schlimmer ist nur noch das Frankfurter Kino am Turm, da stehen sogar Saeulen mitten im Raum. Wer Pech hat, kann sich also das  Breitwandbild auf zwei getrennten Abschnitten angucken. Es bleibt dabei, gegen solche Art von Kinos wird es unser Heimkino allemal aufnehmen koennen. Wir konkurrieren ja nicht mit dem Kinopolis im MTZ.

Bleibt die Frage nach der Einrichtung. Auch da hat man schon so einiges in echten Kinos gesehen. Es gibt sie immer noch, die Kinos, die eher Restaurants gleichen. Man sitzt also richtig an einem Tisch und guckt nebenbei einen Film. Das endet dann fuer die meisten mit einer Nackenstarre, so richtig Kinostimmung kommt da jedenfalls nicht auf. Besser gefallen hat mir da ein Kino in Frankfurt Bockenheim in denen ausrangierte Flugzeugsessel der ersten Klasse zum Platznehmen einluden. Toll. So richtig mit ausfahrender Beinstuetze und Ausklapptisch. Einziges Problem hier, die Sitze waren aus Leder und somit etwas kuehl. Dann doch lieber die klassische Variante mit viel Pluesch, so wie hier im Bild. Wo sollte ich denn auch alte Flugzeugstuehle herbekommen?



Damit koennte mein heutiger Beitrag eigentlich enden. Wir bauen also ein Heimkino ein und fuegen dem Haus einen weiteren Freizeit-Spass-Faktor hinzu. Das galt als abgemacht und fertig geplant, bis mir im englischen Fernsehen auf einmal die Werbung einer Versicherung in die Quere kam. In dieser Serie von Werbespots zeigen Menschen, was sie alles so fuer verrueckte Dinge in ihre ueberschuessigen Raeume untergebracht haben. Und am besten gefiel mir der Typ, der sich einen absolut echt wirkenden Flugsimulator installiert hat und jetzt von seinem Spare-Bedroom aus die ganze Welt bereist. Ich finde das Bild unten einfach genial. Wer den ganzen Spot sehen moechte, hier ist der Link.


Ist es nicht wunderbar, wenn man in seinem Haus einen Raum haben wird, der sich nicht zum Wohnen eignet? Einen Raum, der foermlich nach einer Zweckentfremdung schreit, der nur zum Spass genutzt werden sollte. Dort koennten Aquarien aufgebaut werden, gross genug, um mit seinen Fischen zu schwimmen. Auch das gibt es in diesen Werbespots zu sehen. Oder komplette Diskotheken im Stil der Siebziger, Bowlingbahnen - wer den Platz hat, warum auch nicht. Oder ein komplettes Formel 1 Auto als Sitzgelegenheit fuer die authentische Rennsimulation.

Natuerlich sind das alles hier nur Hirngespinste, aber der Kreativitaet steht nichts im Weg, Der Kollege oben hat 8 Jahre fuer den Aufbau seines Cockpits gebraucht, die richtig guten Dinge dauern halt etwas laenger. Eine Inspiration ist er auf jeden Fall.  Sollen doch die anderen glauben, wir sind alt, solange wir unserem Spieltrieb freien Lauf lassen koennen, sind wir im Herzen jung. Und nur darauf kommt es schliesslich an.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen