Nicht sehr oft ist es eine gute Idee, ein Projekt unvollendet zu lassen. Es mag ja durchaus manchmal gute Gruende geben, ein Projekt schon vor dem erfolgreichen Abschluss aufzugeben, aber in den meisten Faellen ist eine solche vorzeitige Aufgabe einem Misserfolg gleichzusetzen. Es wurde vermutlich bereits einiges an Geld und Zeit investiert, aber ausser Erfahrung nichts gewonnen. Auch wenn die Entscheidung fuer den Stopp vielleicht richtig war und eine Fortfuehrung des Projektes nur zu noch groesseren Verlusten und einem am Ende noch viel groesserem Misserfolg gefuehrt haette, die meisten von uns wuerden bestimmt doch viel lieber nach der wirklich letzten Option suchen, das Ganze noch zu retten und zu einem wuerdigen Abschluss zu bringen.
Einfach aufgeben und sich wegen der ungerechten Welt selbst bemitleiden? Soweit ist es bei uns ja noch nicht. Es stimmt zwar schon, dass man sich nicht hartnaeckig in unsinnige Traeume verbeissen und ab und zu auch mal der Realitaet stellen sollte. Aber ich sehe uns nun mal in maximal einem Jahr in unserem neuen Huf Haus wohnen. Dieses Bild alleine gibt mir schon genug Energie, das Haus Bau Projekt weiter zu verfolgen. Ich bringe angefangene Projekte einfach gerne zu Ende, wenn sich nur die Chance dazu ergibt und die Vorteile ueberwiegen. Wir koennen doch unsere Baugenehmigung nicht unvollendet lassen, das waere ja eine Schande.
Fangen wir also damit an und bringen endlich mal etwas zu Ende, was ich schon vor Monaten begonnen habe. Viel fehlte ja nicht mehr, eigentlich ist nur noch eine kleine Luecke zu schliessen. Danach ist zwar das Projekt nicht fertig, aber ein sogenannter Meilenstein wurde erreicht. Meilensteine eignen sich hervorrragend, um bei lange laufenden und komplexen Projekten die Belegschaft bei Laune zu halten. Und mit dem heutigen Beitrag schliesse ich die letzte Luecke vor dem Erreichen unseres naechsten Meilensteins - das letzte Kapitel der Beschreibung des Grundrisses unseres Wohnkellers. Kein wirklich grosser Meilenstein, werden bestimmt einige sagen. Aber immerhin 5 Monate hat es doch gedauert, um heute an diesen Punkt zu kommen.
Schauen wir uns also nochmal kurz an, wo wir vor ueber einem Monat aufgehoert haben. Deutlich ist sie zu erkennen auf der rechten Seite, die zu schliessende Luecke.
Viel fehlte also wirklich nicht, nur noch eine Wand und das erste Geschoss waere vollstaendig umschlossen und beschrieben gewesen. Fehlender Elan und Frust bei der Finanzierung wurde als Grund fuer den Verzug geltend gemacht, aber wenn man sich den Grundriss oben betrachtet, so kurz vor Schluss haette es eine so lange Pause nun auch nicht geben muessen. Heute beseitigen wir diesem Makel, wir schliessen die Luecke.
Ich will jetzt ja hier nicht aberglaeubisch werden, aber vielleicht wird das Erreichen dieses Meilensteines dann auch neuen Schwung in das echte Projekt bringen. Vielleicht ist diese fehlende Wand ja das Symbol fuer die einzige noch fehlende Grundvorausetzung zum Gelingen des Projektes, der Baufinanzierung. Ist diese Luecke erst einmal geschlossen, dann haben wir einen Keller und damit auch das Fundament fuer die weiteren Etagen. Darauf laesst sich dann weiter aufbauen, genug zu tun gibt es ja wirklich, schliesslich fehlen ja dann immer noch zwei Stockwerke. Bevor ich hier aber ins philosophieren abdrifte, ziehen wir lieber doch schnell den letzten Strich in den Grundriss.
Und schon ist es passiert. Der Keller ist endlich vollstaendig und das letzte Wandelement und somit das letzte verbliebene Zimmer sichtbar. Und was fuer ein Zimmer das ist! Ein Zimmer, in dem ich mich, so jedenfalls der Plan, taeglich mehrere Stunden aufhalten werden muss. Wie der Name in der Zeichnung ja bereits verraet, in diesem Zimmer soll einmal gearbeitet werden.
Es ist ja ein Teil des Plans, bei meinem Rueckzug nach Deutschland nehme ich meinen derzeitigen Job mit - und das, obwohl sich das neue Haus in bedeutender Entfernung vom Standort meines Arbeitgebers befindet. Das Konzept heisst "Heimarbeit" - etwas, was ich hier in England viel zu selten machen konnte, weil es sich mit dem Laptop am Esstisch neben einer laermenden Fuenfjaehrigen auch nicht wirklich gut arbeiten laesst. Besonders nervig wird es, wenn diese Person mich dann noch nachdruecklich auffordert, endlich auf Youtube umzuschalten und "Peppa Pig" zu starten.
Ich hatte in meinem Leben schon so einige Arbeitsplaetze. Die erste Phase meines Berufslebens fand als Auszubildender in einer Audiwerkstatt statt, sehr schnell wurde mir aber klar, dass ich mir Autos viel lieber angucke und damit fahre, als mir abtauenden Schnee in den Kragen tropfen zu lassen. Darueber hatte ich aber schon einmal geschrieben, wenn ich mich recht erinnere. Ueberspringen wir diese Phase also und gucken auf den ersten richtigen Job, und zu dem gehoerte mein erstes Buero.
Und das war wirklich kein Schlechtes. Genau gegenueber der Frankfurter Messe mit bester Aussicht auf die Werbetafel, auf denen ich als einer der ersten die Ankuendigungen der zu erwartenden Pop- und Rockkonzerte lesen durfte. Mit Spannung konnte ich immer verfolgen, wenn der Mann mit der Leiter einen neuen Termin nebst Namen eines Superstars montierte, um dann bei Interesse eben mal kurz in der Mittagspause ein Ticket zu besorgen. Nie wieder in meinem Leben war ich bei so vielen Konzerten, wie in diesen Jahren. Es war aber auch herrlich bequem, denn auch die Anfahrt und das Parken, normalerweise die Hoelle bei einer ausverkauften Festhalle, war unglaublich einfach. Ein persoenlicher Tiefgaragenplatz direkt vor dem Halleneingang, besser geht es ja eigentlich gar nicht.
Leider fiel nach ein paar Jahren auch unserer Firma auf, dass es uns hier viel zu gut geht und somit stand der erste Umzug an. Es ging in den Industriepark Hoechst, der Blick auf die Frankfurter Skyline wurde mit rauchenden Schornsteinen und Gasleitungsspaghetti ausgetauscht. Vorbei die schoene Zeit mit dem freien Parken in Frankfurt Stadtmitte. Eigentlich gab es hier fuer uns nur noch ein Privileg, und das war die sogenannte Einfahrtgenehmigung. Das konnte der Betriebsrat immerhin noch durchsetzen, damit wir, die aus der schoenen Stadtmitte in den grauen Industriepark umziehen mussten, wenigstens etwas hatten, was uns ueber die armen Kollegen erhob, die immer schon im Park gearbeitet hatten.
Nun war unser Buerohaus ja leider gleich am Tor Sued, ein echter Vorteil war so eine Einfahrtgenehmigung dann eigentlich nicht. Haette man sein Buero irgenwo in der Mitte des Parkes gehabt, ja das waere toll gewesen. Im beheizten Auto an den ganzen Nasen vorbeifahren, die an der Bushaltestelle der blauen oder roten Linie warten, irgendwann in der Zukunft 20 Minuten zick zack durch den Park auf dem undirektesten aller Wege zum Arbeitsplatz gekarrt zu werden.
Erwaehnenswert an den Bueros im Industriepark war eigentlich nur der Platzueberfluss. Nicht einmal meine erste Wohnung war so gross, wie unser Doppel-Buero dort. Ganze 5 Fenster an nur einer Seite. Fuer diese Menge Fenster haette sich man im Frankfurter Bueroturm mindestens in den Vorstand dienen muessen. Denn dort zaehlte die Devise, wer mehr Fenster im Buero hat, steht hoeher in der Hierarchie. Das Berufsleben ist manchmal ganz schoen simpel.
Der Aufenthalt im Indutsriepark war nur von kurzer Dauer, kurz darauf folgte auch schon der naechste Umzug. Diesmal betraf es aber nicht die ganze Firma sondern nur die Jungen und Wilden, die sich ein Arbeitsleben ausserhalb Deutschlands vorstellen konnten. Es wurden Freiwillige fuer den neuen Standort in Strassburg gesucht und unter anderem in mir gefunden. Ein Luxusumzug allererster Guete stand hier an, nicht einen Finger haetten wir krumm machen muessen. Die haetten uns auch die Kisten eingepackt, alles war inklusive. Nur, wer laesst sich schon gerne in seiner Waesche rumwuehlen?
Auch bei der Ankunft konnten wir gemuetlich dabei zusehen, wie sich langsam unser gemietetes kleines Haeuschen in einen schoenen Lebensraum verwandelte. Sogar ein Elektriker wurde engagiert, der auf gut Glueck unsere Deckenlampen angebracht hat. Dass wir danach leider unseren Wohnzimmertisch an eine ganz andere Stelle gestellt haben, ist ja auch wirklich unsere Schuld.
Nie haette ich gedacht, dass dieser Wegzug aus Deutschland erst 10 Jahre spaeter rueckgaengig genmacht werden wuerde. Wobei man sich in Strassburg ja nicht wirklich weg von Deutschland fuehlt. Wir konnten noch deutsche Radiosender empfangen, sind regelmaessig in Deutschland einkaufen gewesen und in unserem kleinen Dorf im Elsass sprachen auch alle deutsch. Wenn auch eine altertuemliche Art Deutsch. Das Buero in Strassburg war aber das ganze Gegenteil von altertuemlich sondern wirklich erste Klasse. Nicht zu gross oder zu klein, ein top-moderner Schreib- und dazu ein kleiner Besprechungstisch, mein erstes Einzelbuero. Und das Allerbeste - bodentiefe Fenster mit Aussicht in die freie Natur. Ein wunderbares Raumgefuehl, da sich mein Buero auch noch ebenerdig im Erdgeschoss befand, hatte man eher das Gefuehl, man arbeitet auf einer Terrasse.
Auf jeden Fall war es genau dieses Buero, welches ich in unserem Huf Haus Grundriss nachempfinden wollte. Ebenerdig mit Tuer nach Aussen, viel Licht und dazu eine schoene Aussicht. Wenn ich so auf den Grundriss gucke, dann ist das wirklich ganz gut gelungen. Fenster gibt es in alle Richtungen ausser Norden Fenster, denn auch die Tuer im Osten wird wie ein Fenster ganz aus Glas sein. Licht , Licht , Licht.
Richtig schoene Aussicht wird es in Richtung Westen und Sueden geben. Im Westen der Blick auf die Berge, und beim Blick in den Sueden (im Bild Oben) wird das Auge an den 330kg amerikanischen Chrom und Stahlross haengen bleiben. Noch nie war eine Aussicht aus einem meiner Bueros schoener.
Mit so einer Umgebung wird das, was sich im Buero selber abspielt, eigentlich zur Nebensache. Arbeit, die schoenste Nebensache der Welt. Ich kann nur froh sein, dass mein Chef diesen Blog nicht liest. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, bis ich dieses Buero zu meiner regulaeren Arbeitstelle machen kann. Die Vorfreude ist jedenfalls riesig.
Ist euch aufgefallen, dass ich noch kein einziges Wort ueber das Buero hier in England verloren habe? Sollte ich eigentlich noch nachholen, denn schliesslich ist es ja dieses Buero, welches ich fuer mein Huf Haus Buero in der Zukunft hinter mich lassen werde. Immerhin, an einem grossen Fenster sitze ich hier auch, das ist bereits ein Privileg. Aber ansonsten hat das hiesige Buero wenig mit meiner Idealvorstellung zu tun. Der Rest des recht grossen Raumes besteht aus sogenannten 4er Cubicles - Leo uebersetzt das Wort interessanterweise unter anderem auch mit Schlafzelle. Die Waende dieser Arbeitskabinen sind in einem wunderbarem Unterhosenblaugrau und genau in so einer Hoehe, dass wir alle wie die Erdhoernchen ein klein wenig darueber herausgucken koennen. Inzwischen habe ich mich an diese Art Grossraumbuero gewoehnt, mich stoeren auch die Kollegen nicht mehr, die aufgrund ihrer Stimmgewalt sogar fuer Ferngespraeche eigentlich kein Telefon braeuchten. Immerhin gibt es den Kaffee umsonst, wobei ich aber bei den Maschinen hier dringend von Kaffee mit Milch abraten wuerde.
Damit waere sie also geschlossen, die letzte Luecke im Grundriss unseres Wohnkellers. Lange genug hat es gedauert. Dieser Post wurde aber bewusst "Luecken schliessen" genannt, bewusst wurde also der Plural gewaehlt. Es muss also noch mindestens eine andere Luecke geben, um den Plural zu rechtfertigen.
Derzeit stellt unser Haus ja noch eine Bauluecke dar, aber das meine ich nicht. Ich rede hier auch nicht ueber die recht haeufig auftretenden Zahnluecken unserer Tochter, die in Summe ganz schoen ins Geld gehen, weil es ohne Zahnfee leider nicht mehr geht. Aber mit dem Thema Geld sind wir schon genau auf der richtigen Faehrte. Denn die Luecke, die ich hier doch noch ansprechen will, hat wieder mit unserer Finanzierung zu tun.
Schon wieder also das leidige Thema, als haette ich mich da nicht in den letzten Beitraegen schon genuegend drueber ausgelassen. Aber dennoch will ich die neuesten Entwicklungen auf dieser Seite kurz erwaehnen. Denn es gibt tatsaechlich welche, und die sind trotz aller Schwierigkeiten, die weiterhin bestehen, erstmal gar nicht schlecht. Nach Monaten des Wartens haben wir nun tatsaechlich doch eine Bank gefunden, die uns finanzieren wuerde. Die Konditionen sind den Umstaenden entsprechend ausreichend gut, alles bestens also, gaebe es da nicht diese schmerzhafte Luecke. Denn auch bei dieser Bank wird es eines leider nicht geben, die Auszahlung in voller Hoehe der angefragten Finanzierungssumme.
Jetzt hatten wir zugegebenermassen in Erwartung eines Superzinssatzes ja durchaus eine Finanzierungssumme angefragt, die grosszuegig geplant war. Lieber zuviel als zu wenig, dann braucht man ja am Ende vielleicht nicht alles abrufen und muss auch ganz sicher nicht noch einmal teuer nachfinanzieren. Dann waeren in der Finanzierung auch so Nettigkeiten wie Aussenanlagen, neue Moebel oder eine schicke Einbaukueche drin gewesen. Und immer noch haette es am Ende ein klein wenig uebriges Eigenkapital gegeben, man will ja nicht komplett auf Null absinken.
Daraus wird jetzt leider nichts, im Gegenteil. Die vorgeschlagene Finanzierung reisst eine richtige Luecke in die Kalkulation, ganz einfach zu berechnen mit der folgenden Rechnung:
Baukosten
- minus bereits bezahlt
- minus das jetzt vorgeschlagene Bankdarlehen
- minus das maximal einbringbare Eigenkapital
= Luecke
Trotzdem bleibe ich dabei, das sind gute Neuigkeiten. Denn im Vergleich zu dieser Luecke hatten vorher ja aufgrund des komplett fehlenden Bankdarlehens eine richtiges Vakuum, eine gaehnende Leere. Je laenger ich mir diese Luecke angucke, ums so kleiner kommt sie mir vor, wird zum Spalt, der sich doch irgendwie verspachteln lassen sollte.Woher nehmen, die Beantwortung dieser Frage steht zwar noch aus - aber dieses Problem ist in die Region der loesbaren Herausforderungen heruntergestuft worden. Das Projekt lebt wieder.