Samstag, 11. Mai 2013

Der Haken am Dach

Der heutige Beitrag birgt das Risiko, bereits Bekanntes noch ein weiteres mal zu verwerten und als Neuigkeit darzubieten. Ist doch das Dach auch wirklich schon mehrfach Gegenstand diverser Ausführungen gewesen, dem werten Stammleser sollten die Geschichten mit der Gestaltungssatzung, dem Dach als Eigenleistung, dem Änderungsantrag beim Amt, der Ablehnung, dem Einspruch und der frohen Botschaft der Genehmigung schon bekannt sein.

Ist damit aber zum Thema Dach wirklich bereits die ganze Geschichte geschrieben? Oder fehlt zu dieser Geschichte nicht noch so etwas wie der Schluß? Der letzte Beitrag zum Thema beinhaltete ja nur die gute Nachricht, daß wir jetzt doch das Huf Haus Dach auf das Haus legen dürfen. Doch mit der Genehmigung war das Dach ja noch nicht gedeckt. Es fehlte also noch die Ausführung und diese wird heute also zum Inhalt des voraussichtlich letzten Beitrags zum Thema werden.

Spulen wir aber doch noch einmal kurz zurück. Noch vor wenigen Wochen gingen Huf Haus und auch wir davon aus, daß die Dacheindeckung bauseits ausgeführt wird. Huf Haus hätte zwar auch ein satzungskonformes Naturschieferdach organisieren können, doch warum sollten wir dafür extra einem Westerwälder Dachdecker die schwere Reise nach Ostsachsen zumuten, wenn diese Art der Dacheindeckung durch einen Oberlausitzer Dachdecker wahrscheinlich im Schlafe verrichtet werden könnte. Wenn man die Anzahl der in Schiefer gedeckten Umgebindehäuser betrachtet, wird klar, daß sich hier in der Gegend genügend Expertenwissen finden lassen sollte. Lassen wir den Westerwälder Dachdecker also mal wo er ist und belassen diesen Teil der Wertschöpfung in der lokalen Wirtschaft.

Nun möchte ich gerne zugeben, daß diese Entscheidung nicht aus reiner Nächstenliebe getroffen wurde. Es war zwar durchaus ein schönes Gefühl, mit dem Auftrag einer lokalen Firma zu einem Einkommen zu verhelfen, aber wirklich ausschlaggebend war dann doch der Fakt, daß das lokale Angebot nur ungefähr die Hälfte dessen vom anonymen Westerwälder Dachdecker kosten sollte. Leider habe ich das Westerwälder Angebot nie im Detail zu Gesicht bekommen, kann also nicht sagen, wie sich die 100% Mehrkosten erklären lassen. Pure Reisekosten können das ja aber nicht sein, die Oberlausitz liegt ja nicht in Australien.

Zu dem Schieferdach will ich aber jetzt eigentlich nicht mehr viel schreiben, dieses ist ja inzwischen Geschichte und gar nicht auf unserem Haus gelandet. Nur das hier möchte ich zu dem Thema aber doch noch loswerden. Durch verschiedene Kommentare im Blog und Emails habe ich gelernt, daß der Firma Huf Haus der zweifelhafte Ruf anhaftet, bauseitigen Leistungen sehr skeptisch oder sogar negativ gegenüberzustehen. Zu lesen war unter anderem, daß Anfragen nach einem Ausbauhaus oder anderen Eigenleistungs-Zwischenstufen bei Huf arrogant abgeblockt und durch diese Vorgehensweise einige Bauherren in die Hände der Konkurrenz getrieben wurden. Huf Häuser gäbe es nur schlüsselfertig, nur dadurch läßt sich die hohe Huf Haus Qualität bis zur letzten Bodenfliese garantieren. Denn nichts wäre schlimmer, als wenn man einem potentiellen Kunden ein Huf Haus mit vermurkstem Innenausbau präsentieren würde. Soweit das Vorurteil.

Inzwischen weiß ich, daß es in der Realität auch anders laufen kann. In unserem speziellen Fall wurde das Huf Haus Dach jedenfalls ohne das geringste Wimperzucken aus dem Ausstattungsprotokoll herausgerechnet, inklusive aller Schneefang- oder Schornsteinfegertreppeneinrichtungen. Die wirklich einzige besorgte Frage kam vom Finanzierungsservice, ob denn das Haus mit einem bauseitigen Dach immer noch ein KfW70 Haus ist, aber ansonsten sah alles sehr nach Routine aus. Wir waren also bei weitem kein Einzelfall, eher das Gegenteil schien die Realität zu sein. Nicht nur werden heutzutage Huf Häuser auf bauseitige Keller gestellt, sondern wohl auch tatsächlich als Ausbauhaus in den verschiedensten Stufen angeboten. Sogar von Beispielen, bei denen die Huf Haus Leistung nach dem reinen Aufstellen schon komplett abgeschlossen war, habe ich gehört. Entweder hat Huf Haus hier das Geschäftsprinzip kürzlich geändert oder die Kommentare stammen von Kunden, die an den falschen Berater geraten sind. Zu halten ist dieses Vorurteil aber mit Sicherheit nicht.

Also zurück zu unserer Geschichte mit dem Dach. Und damit gleich zum nächsten Vorurteil, welches besagt, daß sich Huf Haus (aber wahrscheinlich fast alle Hersteller von Fertighäusern) recht unflexibel mit Last Minute Änderungen zeigen. Sobald das Ausstattungsprotokoll mit Blut unterzeichnet vorliegt und durch die letzte Prüfung der internen Inquisition gekommen ist, sind Änderungen nicht einmal dann möglich, wenn man im Gegenzug die Abtretung sämtlicher Persönlichkeitsrechte anbieten würde. Und ist das Haus sogar bereits produziert, dann wäre es wohl wahrscheinlicher, daß die Briten den Euro einführen und kochen lernen, als daß sich jetzt noch irgendwelche Änderungen an der Ausstattung des Huf Hauses durchsetzen lassen. Was ist nun dran an diesem Vorurteil? Gab es etwa auch bei uns einen Mister Grumpy, dessen Rolle darin besteht, jegliche Änderungswünsche nach dem AP-Sign-Off-"D"-Day abzublocken? (Den Namen: "Mr. Grumpy" habe ich in einem anderen Blog gefunden, leider konnte mich die Dame vom Empfang aber nicht zu ihm durchstellen, er hat wohl inzwischen die Firma verlassen)

So also lief es bei uns:
Unser Haus lag wohl schon verpackt auf dem Anhänger, als die Nachricht, daß wir nun doch mit dem Huf Dach bauen, endlich eintraf. Inzwischen war bereits der Rahmen für das liegende Dachfenster für ein Schieferdach vorbereitet und die Dachlattung aufgrund der Annahme, daß diese zur bauseitigen Leistung gehört, bei der Produktion des Hauses weggelassen worden. Huf hätte also auf die bauseitige Ausführung in Schiefer bestehen können, was wirklich ein herber Rückschlag für unser Bauvorhaben gewesen wäre.

Nun ist es ja mit Sicherheit bei bestimmten Änderungen wirklich schwierig, diese so spät im Projekt noch zu ermöglichen. Doch in unserem Fall hatten wir Glück. Der Eindeckrahmen konnte in letzter Minute, auf dem Anhänger liegend wahrscheinlich bei laufendem Motor der Zugmaschine, gerade noch angepasst werden und die fehlende Dachlattung wurde einfach dem Aufstellteam auf die To-Do Liste gesetzt. Wenn es in unserem Projekt bisher überhaupt einen Mister Grumpy gab, dann war das für einen kurzen Moment der Herr Vorarbeiter, der mit einem zwinkerndem Auge sagte, daß er sehr auf das bauseitige Dach gehofft hatte. Der Kelch einer Steildacheindeckung inklusive der Anbringung der Dachlattung hätte durchaus an ihnen vorbeiziehen mögen. Als Erklärung gab er an, daß bei einem Tegalit Dach jede Ungenauigkeit bei der Lattung sofort auffallen würde, genau aus dem Grund sollte diese lieber im Werk vorgenommen werden. Und jetzt dürfen sie das doch auf der Baustelle machen, noch dazu an einem ungewohnt steilen Dach. Der Umstand, daß dem ungeplanten Arbeitsschritt der Dacheindeckung nur noch die Fahrt in den heimischen Westerwald zum wohlverdientem Wochenende folgen sollte, hat zur Erhöhung der Begeisterung für die zusätzliche Aufgabe wahrscheinlich nicht viel beigetragen.

Doch nun genug der vielen Worte. Es ist an der Zeit, für die Geschichte der Dacheindeckung endlich ein Happy End zu finden und Bilder sprechen zu lassen. Dieses Kapitel war neben der Finanzierung mit Sicherheit das nervenaufreibendste im gesamten Projekt. Ich will gar nicht erst versuchen mir auszumalen, wie die Geschichte mit dem lokalen Dachdecker gelaufen wäre. Dieser hätte mit Sicherheit auch eine erstklassige Arbeit geliefert, war aber für das Jahr eigentlich schon ganz gut ausgebucht. Von der Frage, woher ich das Geld für den damit verbundenen Aufpreis genommen hätte, einmal ganz abgesehen.

Das Anbringen der Dachlattung hat fast einen Tag gedauert

Bereits zu sehen ist der beeindruckende Schneefang
Das liegende Dachfenster mit dem neuen Rahmen
Und so findet sie also ihren Abschluß, unsere Dach-Story. Doch so ganz einfach lasse ich diese Geschichte nun doch nicht enden. Denn eine kleine Überraschung gab es ja noch, und der Vollständigkeit halber will ich diese nicht auslassen.

Unerwartet bekam unser Dach auf einmal Pickel. Zuerst dachte ich, dieser Ausschlag wurde aufgrund irgendwelcher  Sicherheitsvorschriften notwendig, die ein Abrutschen der Truppe von besonders steilen Dächern verhindern sollen. Aber irgendwie sahen diese Haken nicht nach einer übergangsweisen Dachsteigehilfe aus, und auf Nachfrage wurde mir das leider bestätigt. Schneefanghaken sind das, und diese sind in dieser Region Deutschlands bei der zu erwartenden Schneelast in Verbindung mit dem steilen glatten Tegalit Dach zwingend vorgeschrieben. Nur gut, daß es für alles Vorschriften gibt, ob diese Haken schön aussehen, ist ja auch zweitrangig. Sicherheit geht vor. Wie aber funktionieren die? Sollen diese Haken den Schnee auf dem Dach halten oder ein geordnetes und ungefährliches Abrutschen fördern, ich weiß es nicht. Wir sind ja auch das einzige Haus im ganzen Dorf mit diesen Haken, ich könnte also noch nicht einmal bei den Nachbarn um Erfahrungsberichte bitten.

Ein Dach mit Akne
Immerhin wurden diese Haken in einem recht ansprechenden Muster verlegt, sie geben dem Dach also durchaus eine individuelle Note. Das Dach sieht damit zwar anders aus als erwartet, aber das nehmen wir jetzt einfach mal hin. Somit hat es der Ort Waltersdorf am Ende doch noch geschafft, die Dachdeckung zu beeinflussen, statt der Gestaltungssatzung war es eben die Schneesicherheit. Gönnen wir ihm den Triumph.

Unser Haus hat ein Dach, das ist jetzt alles was zählt. Und mit einem Dach sieht so ein Haus gleich ganz anders aus und fügt sich auch ganz anders in die Umgebung ein. Ein guter Moment, hier mal zwei Beispiele unserer neuen Panorama-Foto-App vorzuführen.







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