Freitag, 3. Mai 2013

Unser Haus kriegt ein Gesicht

der Schnee hat sich ja nun schon seit einigen Wochen aus Waltersdorf verzogen. Während der Hausstellphase konnte man auf der Lausche, dem höchsten Berg des Zittauer Gebirges, zwar noch ein paar weiße Fetzen sehen, doch auch die sind mittlerweile verschwunden. Und das ist auch gut so, denn, so sagten mir die Nachbarn, wenn auf der Lausche noch Schnee liegt, dann könnte auch im Tal noch einmal etwas kommen. Diese Gefahr ist jetzt also gebannt.

Die Einzige, die dem Schnee wohl etwas nachtrauert, ist unsere Tochter. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie bequem auf dem Schlitten zur Schule gezogen wurde. Ab jetzt heißt es selber laufen. Und genau das ist an den meisten Tagen mit viel Überzeugungsarbeit verbunden. Als Eltern muß man dann kreativ sein und Wege finden, wie man eine lauffaule Sechsjährige zum Wandern animiert. Ein Erfolgsrezept haben wir leider auch nicht, doch am besten scheint zu funktionieren, sie mit verschiedensten auf der Wegstrecke befindlichen Highlights bei Laune zu halten. Zum Glück gibt es aus kindlicher Sicht ein paar davon, zum Beispiel kommen wir an mehreren Kaninchenställen vorbei und auch die vielen kleinen Bäche, in die sich so herrlich Steine werfen lassen, helfen da schon weiter.

Als neuesten Spaß suchen wir seit ein paar Tagen Häuser mit einem Gesicht. Die Idee dazu hatte sie sogar selber, denn sie war es, die das erste Haus gefunden hatte, in dem man wirklich so etwas wie ein Gesicht erkennen konnte. Man muß da noch nicht einmal sehr viel Phantasie haben. Unten im Bild ist dieses Haus zu sehen, ich habe mir die Freiheit genommen und beim Mund etwas nachgeholfen.


Da sich dieses Haus ganz in der Nähe unseres Zieles, dem Kindergarten befindet, kann man es fast auf der gesamten Wegstrecke als Motivation für das Weiterlaufen verwenden. "Komm, wir gehen zu dem Haus mit dem Gesicht" - und meistens geht es dann weiter. Und wenn sie partout nicht mit uns laufen will, dann hilft noch das Drohen mit dem Haus mit dem bösen Blick. Zum Glück haben in Waltersdorf einige Häuser sogenannte Fledermausgauben in den Dachflächen.

Wenn man auf das Auto verzichten will, sind uns eben viele Mittel recht, sollten wir damit das Kind rechtzeitig in den Kindergarten kriegen. Und noch können wir sie mit der Drohung: "...das Haus schaut dich ganz grimmig an" beeindrucken.  Wer weiß, wie lange das noch geht. Irgendwann wird sie vielleicht diese Häuser mit den drohenden Augen nicht mehr sehen und auch keine Gesichter bestehend aus Fenstern und Türen mehr erkennen. Es ist zwar schade, aber die kindliche Phantasie wird irgendwann bei jedem durch die nüchterne Betrachtungsweise der Erwachsenen ersetzt.


Ich gehe jetzt mal davon aus, daß dieser Blog in der Mehrzahl von Erwachsenen gelesen wird. Und einige werden sich vielleicht schon gefragt haben, was ich mit diesem Ausflug in die kindliche Vorstellungswelt eigentlich erreichen will. Denn auch ich hätte bis vor wenigen Tagen nicht gedacht, daß ich im Blog mal etwas über Gesichter von Häusern schreiben werde.

Die Idee dazu kam von einem der Huf Haus Monteure. Zu diesem Zeitpunkt waren zwar noch nicht einmal alle Dachelemente verlegt, aber trotzdem konnte man die Form des zukünftigen Hauses schon gut erkennen. Just in diesem Moment kam die Frage des Monteurs, wie das Haus denn bisher so gefalle. Ihr könnt Euch meine Antwort bestimmt vorstellen, denn mir ist sie leider entfallen. Die Worte "Wunderbar" und "Phantastisch" kamen aber ganz sicher darin vor. Woran ich mich aber genau erinnere, war seine Antwort. Wörtlich sagte er: "Dann warte mal auf morgen, dann kriegt das Haus sein Gesicht". Und damit war das Thema für den heutigen Beitrag gefunden.

Morgen würde es also das Gesicht geben, im logischen Schluß ergibt sich also der Fakt, daß das Haus im Moment des Gespräches noch kein Gesicht hatte. Und ungefähr so hat das Haus zu dem Zeitpunkt ausgesehen.

  

Auch wenn das Dach schon gedeckt gewesen wäre, das Haus würde trotzdem immer noch recht komisch aussehen. Die Waltersdorfer Gestaltungssatzung hätte mit so einem Haus wahrscheinlich kein Problem, doch ein typisches Huf Haus sieht anders aus. Der Herr Architekt wusste schon, wovon er spricht, als er sagte, wie wichtig der Huf Haus typische Dachüberhang ist. Ohne Dachüberhang hat das Haus eine Glatze. Oder anders ausgedrückt, ohne Dachüberhang hat das Haus kein Gesicht.  

Wie sehr dieser Dachüberstand den Charakter des Hauses veränderte, konnte man am nächsten Morgen auch wirklich sehen. Die typischen Huf Haus Züge wurden sofort erkennbar, und dabei war der Überhang erst auf einer Seite montiert. Hier entsteht ein echtes Huf Haus, Dachwinkel hin oder her. 


Kurze Zeit später war das Huf Haus Gesicht dann fast vollständig, . Unverwechselbar, zeitlos und schön.


Es fehlte eigentlich nur noch die Nase, doch auch die gab es nur kurze Zeit später in der Form eines Balkons.


So sieht es also aus, ein Huf Haus Gesicht mit Steildach. Trotz des ungewöhnlichen Winkels zeigt es stolz seine Verwandschaft mit dem Ursprungsdesign der frühen 70er Jahre. Dieser Anblick ist inzwischen genauso unverwechselbar wie die Silhouette eines Porsche 911. Ich würde einen hohen Geldbetrag darauf wetten, daß wirklich jeder einzelne, der jetzt in unserem Dorf interessiert vor dem Haus steht, dieses zweifelsfrei als Huf Haus erkennen kann. Dafür muß man noch nicht einmal ein Fertighauskenner sein, es reicht, einfach nur das weiß-grüne Werbebanner am Balkon zu lesen.





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