Sonntag, 9. Juni 2013

Wasser im Keller

Ich gebe es ja zu, der Titel dieses Beitrages ist etwas reißerisch und irreführend. Es stimmt wohl, in der Oberlausitz hat es in den letzten Tagen und Wochen extrem viel geregnet. Nun ist das ja erst mal nichts Besonderes, doch wer die Nachrichten in diesen Tagen gesehen hat, der weiß, über welchen Regen ich hier spreche.

Wir sind nochmal mit dem blauen Auge davongekommen, soviel vorweg. Unser neues Haus steht ja zum Glück im oberen Teil des Dorfes, das vom Himmel fallende Wasser verwandelte dort zwar alle ins Tal führenden Straßen in Bäche, ließ die angrenzenden Häuser aber weitestgehend in Ruhe. Ich war aber schon etwas besorgt, denn derzeit haben meine schönen neuen Regenfallrohre noch keinerlei Verbindung zu so etwas wie einer Regenwasser-Drainage, und auch das Konzept einer Regenwasserversickerung existiert derzeit nur im Kopf unseres Tiefbauers. Ich hatte noch gut das Gerede des Huf Haus Elektrikers im Ohr, der mir von einem Bauherren in Bayern erzählte, dem aufgrund der noch nicht vorhandenen Regenwasserableitung der nagelneue Keller durch die Fensterschächte vollgelaufen ist. Springt für soetwas dann eigentlich die Gebäudeversicherung ein, die von Huf zwingend auf das Ausstattungsprotokoll geschrieben wird?

Doch wie schon gesagt, es ist alles nochmal gut gegangen. Das Haus stand zwar eine Weile in einem braunen See, doch dieser war zu keiner Zeit tief genug, um das Holz meiner Huf-Haus-Keller-Fassade zu beeindrucken. Ist „tief“ hier nun eigentlich das richtige Wort? Der See rings um unser Haus war nicht „hoch“ genug, sollte es wohl heißen.

Und doch haben auch wir jetzt Wasser im Keller. Allerdings war diese Art des Wassereinbruchs bis ins Detail geplant und teuer bezahlt, kam also nicht als Überraschung. Er ist vielmehr ein Verdienst der Kooperation der örtlichen Wasserwerke und meines Tiefbauers, und war lange erwartet und herbeigesehnt worden. Ich hoffe nur, daß es mir die wirklich bemitleidenswerten Flutopfer nicht übelnehmen, daß ich gerade in dieser Woche das Wasser in unserem Keller zum Thema meines Blogs mache. Ich will mir gar nicht erst vorstellen, was die derzeit durchmachen müssen. Schon aufgrund der räumlichen Nähe kenne ich natürlich die Städte Dresden, Bad Schandau und Pirna sehr gut, doch auch in Deggendorf bin ich zu Bundeswehrzeiten sehr oft gewesen. Jetzt zu sehen, wie diese wunderbaren Städte derzeit im Schlamm versinken, ist unendlich traurig, dabei ist es auch egal, daß es Dresden vor elf Jahren sogar noch schlimmer erwischt hat.

Hoffen wir also, daß das Wasser recht bald aus diesen Städten wieder verschwindet, beziehungsweise dahin zurückkehrt, wo es hingehört. Denn Wasser gehört entweder in einen Fluss, Bach, See, Teich oder Ozean – oder eben, dann aber auf eine geordnete Art und Weise, in den Keller. Und wie so eine Ordnung aussehen kann, ist auf dem unteren Bild abgebildet.




Der erste Schritt auf dem Weg bis zu diesem bedeutendem Hausanschluss war noch recht einfach. Wie in einem früheren Beitrag bereits geschrieben, hatte ich ja das nette Angebot von Huf Haus ausgeschlagen, sich für mich um sämtliche Erd- und Anschlussarbeiten zu kümmern. Das „Wertvolle Basis“ genannte Paket war in meinem Budget einfach nicht drin, somit hatte mich schon erkundigt, wie und wo man sich denn in Waltersdorf um einen Wasseranschluss bewirbt.

Zu meiner Überraschung kamen kurze Zeit später doch mehrere große Umschläge mit ausgefüllten Antragsformularen sowie idiotensicheren kleinen Pfeilen, von Hand auf Post-it’s gemalt, die mir zeigen sollten, wo genau ich noch zu unterschreiben hatte. Was nur noch fehlte, war der frankierte Freiumschlag mit der Adresse der SOWAG, doch deren Anschrift stand ja im Begleitschreiben – und im Vergleich zu den Kosten der „wertvollen Basis“ waren die Kosten einer Briefmarke durchaus noch vertretbar. Ein wirklicher Super Service, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet.


Die Anträge gingen kurze Zeit später in die Post, um dann haben für Monate nichts mehr davon zu hören. Doch zum Glück zogen sich ja die Baugenehmigung und die Finanzierungsbestätigung noch lange genug hin, so daß diese Wartephase keinen Stress verursachte. Doch irgendwann wurde sogar ich unruhig. Die Aufbauphase des Kellers ließ sich ja noch mit einem Wasserschlauch vom Nachbarn überbrücken, und auch der Tiefbauer brauchte kein Wasser. Doch im Anschreiben der Firma Huf war klar beschrieben, daß spätestens zwei Wochen nach Aufstellung Wasser im Haus liegen muß, also innerhalb einer Leitung selbstverständlich.


Zum damaligen Zeitpunkt war die Aufstellung immer noch für den Februar terminiert, es wurde langsam Herbst, und noch immer hatten wir nichts vom Wasserwerk gehört. Ist mein Antrag überhaupt bei denen angekommen oder hätte ich den lieber mit der Flaschenpost senden sollen? Vorgewarnt durch sorgenvolle Berichte in anderen Bautagebüchern war es langsam an der Zeit für den ersten Anruf. Sofort hatte ich eine wirklich nette Dame am Telefon, die leider nur eine einzige Neuigkeit für mich hatte, nämlich die, daß die zuständige Kollegin gerade im Urlaub ist. Klar, denn auch das hatte ich schon in anderen Bautagebüchern gelesen, keine Überraschung bis hier. Immerhin wurde ich an den obersten Wassermann der Behörde verwiesen, allerdings mit der Warnung, daß dieser eigentlich nie unter der angegebenen Telefonnummer erreichbar ist. Sei es drum, ich habe es trotzdem versucht, und hatte ihn prompt am Apparat. Heute war  mein Glückstag.


Das Glück hielt aber nicht lange, denn leider konnte er nur vermelden, daß er von einem Antrag zu einem Neubau in Waltersdorf noch nie etwas gehört oder gesehen hatte. Noch nicht einmal Gerüchte schien es im Hause zu meinem Antrag zu geben, und außerdem war dafür ja auch die Frau Urlaub zuständig. Also Geduld haben und nur noch den Urlaub abwarten, danach wird sich der Antrag bestimmt finden lassen.  



Wenige Tage später, oder waren es Wochen, ich erinnere mich nicht mehr, konnte ich mit der frisch erholten Bearbeiterin dann tatsächlich sprechen. Den Grundsatz, daß man direkt nach einem längeren Urlaub nicht mit dringenden Wünschen und Anfragen an Amts- und Würdenträger herantreten sollte, vernachlässigend, erlaubte ich mir, sie auf meinen Antrag anzusprechen. „Oh ja, der ist hier“ - Großes Aufatmen, die Post wurde also zugestellt – das Minimalergebnis des Anrufes war somit schon erreicht. Der Rest des Gesprächs war dann eher unbefriedigend. „Bis wann brauchen Sie den Anschluss?“ „Wissen Sie eigentlich, welchen Monat wir haben?“ „Sie können sich sicher vorstellen, daß Wasseranschlussarbeiten im Winterhalbjahr schon recht schwierig sind“ (Sie meinte: „Unmöglich“) „Wir wissen ja noch nicht einmal, von welcher Hauptleitung wir Ihr Grundstück anschließen sollen“ – Immerhin wollte sie sich jetzt mit höchster Priorität um unser Anliegen kümmern. Solche Aussagen lernt man im Kurs „Vertrieb 1.0“ – ein Kurs, in dem man, wie der Name schon sagt, lernt, wie man Kunden vertreibt. In ein paar Tagen sollte ich wieder anrufen – wahrscheinlich eine Abwimmel-Methode aus dem gleichen Kurs. 

Ein paar Tage später war sie wie ausgewechselt, was meine Theorie zu den Anfragen direkt nach einem Urlaub bestätigte. Inzwischen hatte sie sogar zwei Optionen gefunden, wie das Wasser am besten zum neuen Haus geleitet werden könnte, und siehe da, es gab bereits einen Anschluss nur wenige Meter rechts vom vorgesehenen Übergabepunkt. Man müsste nur über das Grundstück meines Nachbarn einen Graben legen, und dann sollte der Anschluss schnell herstellbar sein, vielleicht sogar bis Februar, aber das wollte sie mir dann doch nicht versprechen. Am liebsten hätte ich ihr diese Option des Anschlusses schon am Telefon zugesagt, doch eine innere Stimme sagte mir, daß ich dazu vielleicht doch den Nachbarn wenigstens befragen wollte. Wohl nur eine Formalität, schließlich war er mir ja wohlgesonnen, von ihm hatte ich ja unser Grundstück abgekauft, da wird er mir doch bei so einer Lappalie jetzt nicht im Wege stehen.


Ihr merkt es bestimmt schon an der Wortwahl, natürlich wollte er keine Wasserleitung auf (oder besser: „unter“) seinem Grundstück haben. Dieses Grundstück, welches sich genau zwischen uns und seinem Wohnhaus befindet, will er irgendwann auch einmal verkaufen. Aus Gründen, die ich nicht genau verstand, irgendetwas mit Wegerecht und Wertminderung, erteilte er mir also eine Absage. Somit blieb mir nur die andere Option, doch die hatte es in sich. Bei dieser zweiten Option musste nicht nur die Dorfhauptwasserader unter der so schön asphaltierten Durchgangsstraße gefunden und angezapft werden, danach musste die Leitung genau an der Grundstücksgrenze meines mir nicht ganz so wohlgesonnenen Nachbarn entlang zu unserem Grundstück geführt werden, um dann dort an der dem Übergabepunkt genau gegenüberliegenden Seite auf das Haus zu treffen. Wir mußten also mit der Leitung nochmal eine halbe Runde ums Haus, noch blöder kann man einen Wasseranschluss fast nicht planen. Kurz mal überschlagen, die Leitung würde fast 100 Meter lang werden und das Wasser muß sich in Zukunft fast auf dem gesamten Weg eine recht starke Steigung hinaufquälen. Auf den Wasserdruck in der Dusche bin ich gespannt, wenn das Wasser überhaupt bis da hoch kommt. Aber wenigstens mindern wir den Wert des Grundstücks unseres Nachbarn nicht, man muss versuchen, in jedem Kompromiss das Positive zu sehen.

Somit stand schon mal der Verlauf der Trasse fest, verblieb nur noch die Frage des Termins. Februar war zu dem Zeitpunkt bereits sehr ambitioniert, doch zum Glück hatten die Verzögerungen bei der Finanzierungszusage hier bereits für Entspannung gesorgt. Man konnte mit der Erstellung des Anschlusses also getrost bis zum nächsten Frühling warten. Aus naheliegenden Gründen würde mein Tiefbauer gleich den Graben übernehmen, es gab eigentlich nur noch das eine Problem, daß wir irgendwie einen 3 Tage-Termin finden müssen, der noch vor der Aufstellung oder kurz dahinter liegt. Und in diesen drei Tagen sollte auch kein größerer Transportes für das Huf Haus geplant sein. Denn wenn wir die Wasserleitung bauen, dann ist die Straße dicht. Ist die Straße in ihrer kompletten Breite schon zu schmal für große Fahrzeuge, mit unserem Graben wird sie vollends zum Wanderweg. 

So einen Termin gab es allerdings nicht, also wurde die Verlegung der Leitung Ende April dann einfach erzwungen. Innerhalb von wenigen Stunden hatte mein Tiefbauer mit nur einem weiteren Mitarbeiter den gesamten Graben gezogen, die Asphaltdecke der Hauptstraße zerschnitten und ein Kopfloch rund um die Hauptwasserleitung gegraben. Daneben stand ein sorgenvoller Huf Mitarbeiter, der nicht aufhören konnte, zu betonen, daß er Montag eine große Lieferung erwartet und deshalb freien Zugang zum Grundstück bräuchte.



Alles war somit vorbereitet für das Eintreffen der Wasserwerke am nächsten Morgen, die dann nur noch einen blauen, flexiblen Plastikschlauch mit einem schnellen Schnitt an die Länge des Grabens anpassen, diesen dann an die Leitung anschließen und in den vorbereiteten Graben schmeißen mussten. Warum dafür ein Team von fünf Leuten anreisen musste, war mir nicht ganz klar, doch irgendwo muß der Preis ja herkommen, den so ein Wasseranschluss kostet. Beim gemeinsamen Blick auf die Kellerwanddurchführung durfte ich dann noch die beiden Standardsprüche hören, mit deren Kenntnis man sich für fast jede Stelle bei einem Amt qualifiziert. Diese Sprüche sind: „Das geht so nicht“ und „Das haben wir noch nie so gemacht“, sogar ein Hausmeister braucht mehr Standardsätze für seinen Job, mindestens aber den einen: „Hier können Sie nicht parken“. Hätten wir doch einen Hausmeister zur Verfügung gehabt in der Woche mit der Tiefenbohrung (für Insider).


Danach ging es auch schon wieder ans Verfüllen des Grabens, schließlich hing uns der Liefertermin vom folgenden Montag im Nacken. Für meinen Tiefbauer hieß das Wochenendarbeit, doch nur das Ergebnis zählt. Wir hatten jetzt endlich eine Wasserleitung und dazu einen schönen sandigen Seitenstreifen an unserer Straße. Dieser schöne Sandstreifen sollte doch in der Lage sein, den von den Huf Tiefladern zerfahrenen Rand-Grünstreifen zu kompensieren und damit meinem Nachbarn eines seiner Argumente gegen unsere Baumaßnahme zu nehmen.


Doch dann kam der große Regen. Ich hatte ja schon zu Beginn des Beitrags erwähnt, daß wir zwar von der Flut der letzten Tage nicht wirklich betroffen sind, aber daß der Regen die Straßen zu Bächen oder kleineren Flüssen verwandelte, das traf auch für die im Bild oben sichtbare kleine Gasse zu. An dem Sand haben wir uns jedenfalls nur wenige Tage erfreut, denn inzwischen liegt der vollständig unten vor der Garageneinfahrt meines mir wohl immer weniger wohlgesonnenen Nachbarn. Ich nehme an, daß dieser Zustand einer noch immer nicht komplett ausgeschlossenen guten Nachbarschaft wieder nicht sehr zuträglich war.

Ich hätte die Stoppuhr stellen können, denn so sicher wie das Amen in der Kirche kam bereits kurze Zeit später der Anruf von der Gemeinde. Waren wir schon wieder angezeigt worden? Ich hatte es ja kommen sehen und den Sand mittels einer eiligst geborgten Schaufel nebst Schubkarre von der Straße bereits geborgen. Doch es regnete ja immer weiter, und mit dem Wasser kam immer mehr Sand unten beim Nachbarn an. Es muß doch aufgrund des Wetters von der Gemeinde auch so etwas wie eine gewisse Gnade geben!

Und es es gab sie wirklich, denn der Anruf hatte gar nicht die Intention eines Anschisses, sondern es wurde nur höflich gefragt, wann wir mit den Baumaßnahmen fertig sind. Die Gemeinde würde gerne den Seitenstreifen mit Pflaster befestigen, damit diese dauernden Verunreinigungen bei jedem Regenguss endlich aufhören und der arme Herr Nachbar nicht bei jeder Ausfahrt den Allrad bei seinem Mercedes hinzuschalten muß. Kein Wort fiel über meinen Sand-Erdrutsch. Ein Wunder war geschehen. Sofort zog ich los, um ein Lottoticket zu kaufen. Doch damit hatte ich mein Glück dann doch wohl etwas überfordert, gewonnen haben wir natürlich nichts. Und dabei hätte ich das Geld für die fast 8.000 Euro Rechnung für den Wasseranschluss richtig gut gebrauchen können. Für das Geld hätten wir uns auf Jahre mit „Evian“ duschen können. Immerhin gelang mir der inzwischen bereits historische Schnappschuss von unserer Wasseruhr. Daß ich diesen Zählerstand nie wieder sehen werde, dafür wird das Duschvergnügen meiner Frau schon recht schnell sorgen.



2 Kommentare:

  1. Mein Beileid zu den Kosten für den Wasseranschluss... Solche Kosten hatte ich nicht auf meiner Vorab-Kalkulation, bin aber auch ohne garstigen Nachbarn mit 1/10 der Kosten davon gekommen. Ich hoffe mal dass dein Nachbar nicht zur Lebenslangen Baustelle wird.

    Grüße aus dem Ländle,
    Bastian

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  2. hi rene, kurze info: vor einer woche probleme mit meiner schiebetür ( schlos defekt , kann passieren bei täglichem gebrauch ) , kurzer anruf bei hufhaus ( tür ist schon knapp 4 jahre drin ) heute 2 supernette service - jungs von hufhaus angereist --> tür ganz! kunde glücklich! --> dikussionslose problembehandlung --> super - firma kann ich nur sagen, ist keine werbung ! ist tatsachenbeschreibung ! viele grüße aus ullersdorf und alles gute weiterhin bei eurem projekt markus

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