Sonntag, 11. März 2012

Deutsch fuer Auslaender


Ich bin hier ja schon so einige kluge und wohl viel mehr weniger kluge Aussagen zu Themen wie Bauland, Finanzierung und Fertighausfirmen losgeworden.
In dem Stil koennte es jetzt durchaus so weitergehen, und am Ende werde ich wohl auch ein umfassendes und bestimmt auch lehrreiches Bautagebuch fabriziert haben. Es wird mit Sicherheit fuer Nachwelt nuetzlich sein, es kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen, fuer den ganz schlimmen Fall der Faelle.

Ein Bautagebuch? So heisst dieses Blog Genre im deutschen Sprachgebrauch wohl. Da habe ich das Internet wochenlang abgesucht nach einem deutschsprachigen Blog von einem Huf Haus Bauherrn, kein Erfolg. Auf den Begriff "Bautagebuch" kommt man als Exil Deutscher nun aber auch wirklich nicht so schnell.

Aber egal, jetzt kenn ich diesen neuen Begriff endlich und schon beginnt die Suche aufs Neue.
Und siehe da.
Immer noch nix. Ich bin also scheinbar wirklich der einzige, der aktuell an einem deutschen Blog ueber einen Huf Haus Bau schreibt. Es gab zwar schonmal einen, der mit viel Elan und ansprechender Seitengestaltung losgelegt hat. Leider liegt auf den Fotos in der Rubrik "Aktuelle Bilder" das Haus noch auf dem Anhaenger - und das Bild ist schon seit 2005 im Internet. Wenn das Haus wirklich seit sieben Jahren auf dem Laster liegen sollte, dann wuerde ich mir jetzt aber doch langsam mal eine andere Kranfirma suchen.
Ach ich seh gerade, das ging dann doch weiter, man kann sehr wohl Fotos vom Aufbau finden. Jetzt muesste ich den Satz oben eigentlich aendern, er gefaellt mir aber zu gut. Und trotzdem, seit sieben Jahren scheint es kein deutsches Bautagebuch oder Blog mit einem Huf Haus zu geben.

Ein Blog ist vielleicht nicht wirklich jedermans Sache. Vielleicht geht der Aufbau bei Huf auch zu schnell, so dass man gar nicht so schnell schreiben kann, schon steht das Haus. Oder sind Huf Kunden vielleicht auch nicht mehr Teil der Internet Generation? Wer weiss.

Denn durchaus haben andere Baufirmen sehr fleissige Blogger. Wie ich bei meiner intensiven Internet - Recherche ( was heissen soll 3 Minuten Googeln) gefunden habe: Es gibt hunderte Bauherren, die neben dem Stress rund ums Bauen auch noch die Zeit gefunden haben, solche Tagebuecher zu fuehren. Inklusive Einzug und Berichten ueber die Erfahrungen der ersten paar Monate im neuen Haus.

Einige dieser Berichte sind wirklich sehr witzig geschrieben. Mein absoluter Favorit ist dieser hier:
Abenteuer Bauen

Ich habe auch noch viele andere dieser Tagebuecher von Anfang bis Ende gelesen, nirgendwo aber so geschmunzelt, wie bei dem Kollegen oben. Als ich allerdings drei oder vier dieser Geschichten durch hatte, wurde es doch etwas offensichtlich, dass fast alle ja doch nur das Bauen von irgendwelchen mehr oder weniger schoenen Haeusern zum Thema haben.
Keine Ueberraschung, so sollte man meinen, das ist bei einem Bautagebuch ja bestimmt auch gar nicht so abwegig. Aber zuviele Bauherren verfielen nach noch recht vielversprechender Einfuehrung schnell in einen Stil wie ungefaehr diesen hier:

Einfahrt und “Hof” vor dem Anbau Garage wurde vom Tiefbauer heute mit Mineralgemisch ausgekoffert und danach das Kiesbett bzw. Mineralgemisch rund um den Aufstellungsort der Wärmepumpe fertig gestellt.
Jetzt muss nur noch der Mangel an einem Abwasserrohr auf der Bodenplatte beseitigt werden, welches bei der Abnahme der Bodenplatte bemängelt wurde.
dann ein Monate spaeter....

Heute kam der Teppich fuers Buero, den haben wir in stundenlanger Schweissarbeit selbst verlegt. Meine Frau hat derweil im Obergeschoss den ganzen Tag gestrichen und wenn es so weiter geht, dann haben wir bald das erste Zimmer einzugsfertig. Dafuer gab es dann auch einen Extra Kloss zum Mittagessen.

Will ich mich da jetzt wirklich einreihen?
Mein derzeitiger Plan sieht so aus, dass ich einer der Bauherren werde, die die Unterseite der Bodenplatte am liebsten nie zu Gesicht bekommen und desweiteren habe ich vor, beim Thema Eigenleistung mehr oder weniger mit Abwesenheit zu glaenzen. Wer jetzt glaubt, das liegt an meinem fehlenden Interesse an Allem, was die Haende schmutzig macht, der hat damit nur teilweise recht. Die Haende mache ich mir sogar sehr gerne schmutzig, allerdings am liebsten nur beim Anfassen von Gegenstaenden die nach Oel oder Benzin riechen. Zement, Farbe oder gar Erde, damit kann man mich wirklich jagen.

Auch habe ich eine viel bessere Ausrede, warum man in meinem Blog wohl nicht wirklich viel ueber Probleme mit der Bodenplattenentwaesserung oder Innenausbau-Klossmahlzeiten lesen wird.
Denn ich werde mir den Bau wohl die meiste Zeit aus ueber 1000 km Entfernung anschauen. Wer es eventuell noch nicht weiss, weil er entgegen meiner Empfehlung den Blog nicht von Anfang an gelesen hat, wir wohnen im Vereinigten Koenigreich, auch als Grossbritannien bekannt. Wobei das nicht das gleiche ist, aber diese Art von Klugsch... lasse ich nun doch weg.

Fuer mich ist dieser Blog also kein wirklich reines Bautagebuch. Ich erfinde somit heute und hier ein ganz neues Genre im Thema Blog.
Das erste kombinierte Bau- und Rueckwanderer Tagebuch.
Blos gut, dass ich mich gerade erst auf der Bautagebuchsammlung Hausbau Report 24 angemeldet habe.

Ein toller Begriff ist das aber schon: "Rueckwanderer". Hier haben wir es also, das offizielle Umkehrwort zum "Auswanderer".
Kannte ich bisher nicht und ist auch nicht meine Erfindung, ganz so kreativ bin ich nun nicht. Die Ehre wird dem Fernsehsender Vox zuteil, der wohl eine Sendung gleichen Namens im Program und damit auch das Gegenprogramm zur Sendung "Good Bye - Deutschland" geschaffen hat. Bei dem Sender kann man also im wahrsten Sinne des Wortes Ein und Ausgehen, oder wandern. Besser als in der ersten Reihe sitzen, oder?

Ich kenne leider beide Sendungen nicht, allerdings sagt mir das Internet, dass es sich speziell bei den Rueckwandern in den meisten dargestellten Faellen um gescheiterte Auswanderungsversuche handelt. Und hier spielten Dinge wie Pleiten, Betrug oder schwerwiegende kulturelle Probleme eine Rolle.Und das Internet luegt nicht, nein, niemals.

OK, ich bin also ein potentieller Rueckwanderer.
Pleite bin ich allerdings noch nicht. Fragt mich in einem Jahr nochmal, wenn das Haus steht.
Auch ich bin hier in England bisher noch nicht betrogen worden, wobei viele Preise fuer Waren und Dienstleistungen des taeglichen Bedarfs diesen Straftatbestand durchaus rechtfertigen wuerden.
Kulturelle Probleme dann?

Mmmhh... das vielleicht schon eher. Wobei Probleme sind das nun auch wieder nicht. Wer Cricket, Rugby, Pferde- oder Hunderennen mag, sich gerne und fast ausschliesslich ueber die Hauspreisentwicklung der letzten 20 Jahre unterhalten will oder wessen groesste Sorge ist, welche Grundschule fuer den Nachwuchs die hoechste Anerkennung der Nachbarn findet, der ist kulturell hier bestens aufgehoben. Auch sollte man mit der taeglichen Chance auf Regen leben koennen und bei der kulinarischen Grundversorgung keine allzu grossen Ansprueche stellen.

Nun versteht das hier bitte nicht falsch. Ich will auf keinen Fall herablassend und hoechnaesig auf eine Kultur gucken, in der ich es ja immerhin sieben Jahre ausgehalten habe. Und so wie die Dinge derzeit stehen, wohl auch noch mindestens ein weiteres Jahr lang aushalten werde. Es gibt hier viele englische Besonderheiten, die ich dann wohl sehr vermissen werde.

Da ist zum einen die Pub Kultur. Laut Klischee gehen nach Feierabend alle Kollegen geschlossen in den Pub um die Live Uebertragung eines Premier League Spiels zu geniessen. Der Pub als erweitertes Buero sozusagen und laut dem englischen Selbstverstaendnis der liebste Ersatz fuer das heimische Wohnzimmer. Nun ist das leider wirklich nur ein Klischee und trifft auf unsere Firma in keinster Weise zu. Aber das ist hier jetzt mal egal, diese Pubs sind klasse und wenn es das Geld und der Platz im neuen Haus zulassen sollten, dann wird in den Keller spaeter einer eingebaut. Allerdings wird es das Bier bei mir dann mit Schaumkrone geben. An manche Dinge gewoehnt man sich eben auch nach sieben Jahren nicht.

Dann ist da der weltweit bekannte englische Humor. Wie beschreibt man den am besten? Besonders auffaellig ist wohl, dass die Englaender rein gar nichts, und als allerletztes ihr eigenes Land wirklich ernst nehmen.
Niemand wird verschont, erst recht nicht die koenigliche Familie, die in dem Werbevideo von T-Mobile ja noch recht glimpflich davonkommt. Wer es gerne etwas haerter mag, dem sei Alison Jackson empfohlen mit seiner Sendung: "Private Lies". Diese gibt es leider nicht in Youtube, man kann sie aber auf Sky Anytime finden. Ob dieser Link aber ausserhalb der Insel funktioniert, kann ich nicht sagen.
Falls nein, dann ist das vielleicht auch besser so.
Inzwischen hat es ja wohl auch einer meiner absoluten BBC Favoriten in das deutsche Fernsehen geschafft.
Top Gear. Noch nie war eine Show, die eigentlich Testberichte von Autos als Thema hat, so witzig.
Jeder, auch ein Auto Ignorant, kann sich diese Sendung ansehen und wird sie hoffentlich klasse finden.
Die einzige Aussnahme ist meine Frau. Aber die hasst diese Sendung auch erst, seitdem dort ihr Heimatland Mexico mal so richtig durch den Kakao gezogen wurde. Da sind Mexikaner sehr sensibel. Ich musste mir das Lachen in dem Moment schon recht start verkneifen, sonst haette ich fuer eine Woche in der Garage schlafen duerfen. Wenn man als Deutscher in England genauso empfindlich waere, dann haette man hier aber eh nichts zu lachen. Deutschland ist bei Top Gear in fast jeder zweiten Folge fuer eine Verarschung gut. Ob es diese Folgen auch auf das deutsche DMAX schaffen? Auf jeden Fall schaffen sie es in Youtube.

Das waren jetzt nur zwei der Beispiele, die uns von England gut in Erinnerung bleiben werden. Ich werde sicher weitere folgen lassen.

Spaetestens jetzt wird bestimmt klar, dieser Blog hat am Ende vielleicht nicht viel mit einem klassischen Bautagebuch zu tun. Fuer uns ist dieser Bau auch nur ein Teil einer doch recht grossen Lebensumstellung, wenn auch kein unbedeutender.

Aus dem Westen Londons in die Oberlausitz ist nun vielleicht wirklich kein logischer Schritt. Wer sich jetzt fragt, warum wir den Schritt denn ueberhaupt machen, dem sei gesagt.. ganz einfach.. es ist an der Zeit.
Unsere, nennen wir es mal "Auswanderung", ist nun schon fast zehn Jahre her.
Mental wird mir der Schritt zurueck hoffentlich leicht fallen. Nach zwei Jahren Frankreich und danach ueber sieben Jahren England empfinde ich mich als genug auslandserfahren. Beruflich im Ausland mal etwas zu schnuppern war fuer mich OK, aber nie als Dauerloesung geplant. Ich fuehlte mich nie als echter Auswanderer sondern eher als einer, den es beruflich nunmal eben hierhin verschlagen hat. Das mir das jetzt so vorkommt ist doch mal einer schoener Effekt des vereinigten Europas. Wobei ich selbst gespannt darauf bin, wie sich diese Jahre mal in meiner Rentenberechnung wiederspiegeln werden. Aber das sind ja noch ein paar Jahre. Das ganze ist zwar ein Schritt zurueck, aber ich sehe es nicht als Rueckschritt, wenn man verstehen kann, was ich hier meine.

Wie schliesse ich jetzt am besten den Bogen zum Schlusswort meines letzten Blog Beitrages. Dort hatte ich von meinen zwei noch ausstehenden Problemen Baufinanzierung und Baugenehmigung gesprochen.
Da der Blog nun aber auch das Thema Rueckwanderung aufgreifen soll, kommen ganz neue Herausforderungen hinzu. Denn waehrend ich das hier schreibe uebt meine Tochter gerade in ihrer allerersten privaten Deutschstunde Woerter, die mit A anfangen. 

Dieser Buchstabe zeigt mir gerade sehr deutlich, wie sehr wir auf dem Weg zurueck nach Deutschland noch am Anfang stehen. Und ich hatte gedacht, dass wir schon richtig mittendrin stecken, nur weil wir einen Planungsvertrag bei Huf Haus unterschrieben haben. So kann man sich taeuschen.

1 Kommentar:

  1. Für eine Woche in der Garage schlafen ist aber für Männerimmer noch besser, als Sexentzug oder versagte Blowjobs 🤭

    AntwortenLöschen