Donnerstag, 29. März 2012

Eine Flugreise


Ich sitze hier gerade am Flughafen, mal wieder. Noch 20 Minuten bis ich das Gate erfahre, und da ich seit gestern eine neue Laptop Batterie habe, die mir gerade unglaubliche 7h30min Restlaufzeit meldet, eroeffnet sich nun die Moeglichkeit, auch von unterwegs ein wenig am Blog zu schreiben.

Leider bin ich gerade nicht online, weiss also nicht so genau, an welcher Stelle ich im letzen Beitrag aufgehoert hatte. Aber ich glaube mich zu erinnern, dass ich gerade vom Planungsgespaech und dem Besuch beim Bauamt aus der Pampa (Oberlausitz) zurueckgekehrt bin. Dieser Besuch liegt nun schon ueber drei Monate zurueck, mein Blog hat also immer noch nicht die Gegenwart erreicht. 

Das dauert aber auch alles lange. Den Aufruf zum Gate meine ich. 20 Minuten sind rum und immer noch steht da warten. Ah jetzt.. Gate 74. Das ist ja fast um die Ecke. Geht also gleich weiter hier, nicht weglaufen.....

Gate 74 am Terminal 1 von London Heathrow um 6:20 morgens. Das fuehlt sich aber wie kurz nach 5 Uhr an, vielen Dank liebe Sommerzeit. Ich bin mal wieder auf dem Weg nach Duesseldorf, rein beruflich, dieser Trip hat also leider nichts mit dem Hausbau zu tun. Allerdings ist eine hausbezogene Reise in nicht allzu ferner Zukunft schon geplant. Ich will aber jetzt noch nicht zuviel verraten. Vielleicht schaffe ich es ja, im heutigen Beitrag alle besonderen Vorkommnisse der letzten drei Monate so zusammenzuraffen, so dass ich den Grund der geplanten Reise noch unterbringen kann. Also schnell zum Thema kommen und los... nein... noch nicht... erst muessen wir einsteigen. Reisen ist Stress. 

Jetzt also zurueck in den Dezember des letzten Jahres. Das Planungsgespraech hatten wir bereits hinter uns. Das waere dann schon der erste Bestandteil des Planungsvertrages. Derzeit waehlen fast alle zukuenftigen Huf Haus Bauherren den Weg ueber den Planungsvertrag. Hat mir Herr Hufhausverkaeufer so erzaehlt.
Warum erzaehle ich das? Nun, in einem englischsprachigen Huf Hausbau Blog habe ich einmal gelesen, dass von circa 200 ernstzunehmenden Kunden, also Kunden mit wirklich echten Kaufabsichten die eventuell sogar das Grundstueck schon haben, dass von diesen 200 Kunden am Ende nur 20 ein Huf Haus kaufen werden. Ich erinnere mich leider nicht mehr, was der Blogger Kollege zu den Gruenden, warum so viele abspringen, gesagt hatte. Vielleicht erlag die Mehrheit einem alternativen Angebot von DaVinco, KD und Co.? Oder sind es etwa Probleme bei der Finanzierung oder gar der Baugenehmigung? 

Der Blogger aus England macht aber keine Aussage zu dem Thema, wieviele der 200 Kunden wenigstens einen Planungsvertrag geschlossen haben. Und, jetzt wird es richtig interessant, wieviele dieser Kunden mit Planungsvertrag schliessen dann auch noch den Hausbauvertrag ab und lassen das Haus dann auch wirklich bauen. Ich nehme ganz stark an, dass die Prozentsaetze mit jedem dieser Fortschritte signifikant steigen. Ich bin jetzt also bereits in Level 2, meine Chancen jemals ein Huf Haus zu besitzen liegen damit  wohl bereits weit ueber 10%. Gerne wuesste ich aber noch, wie weit liegen sie noch unter der magischen 100. 

Also zurueck zum Thema Baugenehmigung. Das Gespraech auf dem Bauamt verlief ja wie bereits erwaehnt sehr erfreulich. Dort haben wir uns geeinigt, dass, wenn gewisse Grundsaetze und Oberlausitzer Stilelemente in das Design uebernommen werden, eine Baugenehmigung durchaus im Bereich des Moeglichen liegt. Eine gute Idee, dieses Gespraech persoenlich vor Ort durchzufuehren. Andere Baufirmen wuerden das komplett nur am Telefon machen. So allerdings hinterlaesst man auch gleich noch einen persoenlichen Eindruck, wer weiss wofuer es gut ist.  

Was genau sind nun diese Oberlausitzer Details, die wir unbedingt beachten und deshalb auch besser in die Planung aufnehmen sollten?

  • Das Haus sollte ein 45 Grad Dachneigung mit Satteldach haben und mit dem Dachfirst parallel zur Strasse ausgerichtet sein. Jetzt habe ich noch nie ein Huf Haus mit 45 Grad Dachneigung gesehen, aber der Herr Architekt versichert mir, dass das kein Problem sein wird. Nun wird man aufgrund eines rechten Winkels auf dem Dach ja keine Rueckschluesse auf die politische Gesinnung des Bewohners ziehen. Also lassen wir uns mal darauf ein.

  • Das Haus sollte einen rechtwinkligen Grundriss mit einem Verhaeltnis von 1:1,5 aufweisen. Also ein eher laengliches Haus. Sofort flog mein erster eher quadratischer Grundrissentwurf in den Muelleimer. Um nun zu wissen, wie lang so ein Haus wird, muss man sich in so einem Fall dann erstmal fuer eine Breite entscheiden. Huf Haus ist da recht flexibel und koennte durchaus unterschiedliche Hausbreiten anbieten. Wochenlang haben wir mit Lineal und Bleistift ueber den besten Grundriss gegruebelt, dabei ist nie ein Haus mit einer Breite unter 9m herausgekommen. Und das scheint auch ganz gut mit den Standardabmessungen eines Huf Art 3 Hauses zu passen. Neun Meter Breite sehen da einfach sehr harmonisch aus. Die Schiebetuer in der Mitte mit zwei exakt gleich grossen Fensterflaechen rechts und links davon, das stimmt vom Design. Neun Meter breit also, das mal 1,5 genommen. Schon muesste so ein Haus mindestens 13,50m lang werden. Ganz schoen grosser Kasten. Was werden das wohl fuer Quadratmeterzahlen werden, noch dazu mit Keller. Aber was soll’s, kann man wirklich zuviel Platz haben? Ich hoere schon meine Mutter reden, wer soll das alles putzen. Zum Glueck gibt es Roboterstaubsauger. Also rein in die Planung damit. 
 
  • Der typische Haustyp in der Oberlausitz ist das Umgebindehaus. Da es sich dabei ja auch im weiteren Sinne um ein Fachwerkhaus handelt, ist ein Huf Haus erstmal gar nicht so weit von diesem Design entfernt. Ein ganz besonderes Detail des Umgebindehauses sind aber diese Rundboegen des Fachwerks, ich nehme mal an, dass es vor 200 Jahren gute statische Gruende fuer diese Verstaerkungen gab. Bei einem Huf Haus braucht man das allerdings heute eher nicht. Wir werden sie aber in die Planung mit aufnehmen. Wenn sich damit das Haus gestalterisch besser in die Umgebung einfuegen sollte und eine Genehmigung dann wahrscheinlicher wird, warum nicht.
Oberlausitzer Rundbogen
  • Das Dach sollte entweder mit roten Biberschwanz Dachziegeln eingedeckt werden oder mit schwarzem Naturschiefer. Huf Haeuser mit rotem Dach sieht man eher selten. Meistens sind die Daecher in einem edlen dunklen Grau gehalten und dieses Bild eines Huf Hauses hat sich mir auch schon recht eingepraegt. Jetzt sieht schwarzer Schiefer auch recht gut aus und kommt dem Grau auch recht nahe. Was wird das aber fuer die Kosten bedeuten? Wie oft guckt man sich bei seinem eigenen Haus eigentlich das Dach an? Waehrend ich das hier schreibe, merke ich schon, dass ich mich noch nicht so recht an den Anblick eines roten Daches bei einem Huf Haus gewoehnt habe. Ich wuerde mir ja auch keinen gelben Ferrari kaufen. So eine Dachfarbe hat schon einen recht grossen Einfluss auf den Geamteindruck eines Hauses. Bestaetigt hat mich ein grosses Huf Haus Werbeplakat am Frankfurter Flughafen, dort ist ein Haus mit grauem Fachwerk und rotem Dach zu sehen. Auf keinen Fall haesslich, aber auch nicht mehr so cool. Fast schon ein wenig bunt. Zumal die Eingangstuer zwar auch in rot aber in einem anderen Ton daherkommt. Also eher nein, derzeit ist auf jeden Fall das Schieferdach mein Favorit. Ich meine, das entspricht eher dem echten Stil eines Huf Hauses.  

 Das Huf Haus mit rotem Dach, auf der Huf Haus Facebook Seite gefunden. 

 So sieht ein Schieferdach aus. Ich geh aber mal davon aus, dass Ihr sowas eh schon gesehen habt.

Es gibt noch unendlich viele weitere Vorschriften in der Gestaltungssatzung, die ich hier nicht weiter auflisten will. Die Punkte oben sind jedenfalls die, welche die Gestaltung unseres Hauses in dieser Planungsphase am meisten beinflusst haben. Andere Details sind zum Teil schon Bestandteil des Standarddesigns und stellen dann eh keine groesseren Herausforderungen an die Genehmigung stellen. 

Bei manchen dieser Vorschriften hoffen wir aber auf Nachsicht beim Bauamt. Und das hat nicht nur seine Gruende in unseren Geschmack bei der Gestaltung des Hauses. Es gibt auch richtig handfeste Argumente fuer eine Ausnahmeregelung. Zum Beispiel bewirkt ein etwas groesserer Dachueberhang einen recht wirksamen Holzschutz und sorgt fuer Schatten speziell bei hochstehender Sonne im Sommer. Ein Huf Haus mit solch grossen Fenstern und dann keinen Schatten vom Dach, auf die Innentemperaturen waere ich mal gespannt. Ein wenig Zuversicht ist aber eventuell angebracht, haben doch Haeuser in unmittelbarer Nachbarschaft auch schon solche Ausnahmen erwirken koennen. 

OK, und hier ist sie nun, die allererste Zeichnung vom Haus. Noch von Hand da es schnell gehen musste. Denn schon 3 Wochen nach dem Termin gab es eine Sitzung des sogenannten technischen Ausschusses in Grosschoenau, und da wollten wir gerne zum Tagungspunkt werden. Also keine Zeit verlieren.




Ab wann gilt man eigentlich als ungeduldig? Wir hatten ja schon ein positives Signal Ende Dezember bekommen, als die unmittelbaren Nachbarn in Waltersdorf im dortigen Ortschaftsrat schon ihre Zustimmung zum Haus signalisiert hatten. Und die kannten diese Zeichnungen noch nicht einmal. Mir ist auch bekannt, dass dieser Ortschaftsrat Vertreter in diesen technischen Ausschuss entsendet, dort also eine Stimme hat. Aber wird das reichen? Hoffentlich meldet sich Herr Amtsleiter schnell, der Termin muss ja jetzt schon stattgefunden haben. 

Vier Tage, immer noch keine Nachricht. Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Traut sich der Herr Amtsleiter nicht, mir schlechte Neuigkeiten mitzuteilen? Oder feilt er noch am genauen Wortlaut der frohen Botschaft?

Fast eine Woche. Immer noch nichts. Der Champagner ist inzwischen laengst im Gefrierfach festgefroren. So ein Amtsweg ist lang, aber wir warten ja hier noch auf kein offizielles Ergebnis. Nur einen klitzekleinen Hinweis, wie diese Sitzung denn nun gelaufen ist. Soll ich jetzt nachfragen? Oder noch warten? Das ist ja spannender als das Deutschland – England WM Spiel. Wie wurde unser Hausentwurf bewertet? Ist er vor oder hinter der Linie?

Ich schrieb dann endlich die Mail. Habe es nicht mehr ausgehalten. Nach einer Woche ist man nicht mehr ungeduldig.  Dann ist man auskunftsberechtigt. Jawohl. So dachte ich und der Herr Amtsleiter wohl auch, zum Glueck. Denn die Antwort kam bereits nach wenigen Stunden.
Und so liest sich das:

  • Der Ausschuss hat sich grundsaetzlich positiv zu Ihrem Bauvorhaben ausgesprochen

Ist gut, oder? Noch schoener waere der Satz ohne dem Wort: „grundsaetzlich“ . Aber das ist wohl zuviel verlangt. Genaueres erfaehrt man im weiteren Text des  emails. Unsere Bemuehungen, mittels z.B. der Kopfbaender (so heissen diese Dachboegen also) oder der Verwendung von Biberschwanzziegel auf Oberlausitzer Stilelemente einzugehen, wurde dort sehr positiv erwaehnt. Bloss gut, dass ich mir gerade eben den schwarzen Schiefer in den Kopf gesetzt habe. 

Und dann kam im email aber doch die Frage mit den Dachueberhang. Ich hatte es fast erwartet. Zum Glueck gibt es in meiner Firma einen Mitarbeitershop in dem ich ganz guenstig Sonnenschutzcreme kaufen kann. Ich werde sie in Zukunft wohl brauchen. Kann man hinter Glasfenstern ueberhaupt Sonnenbrand kriegen? Soviele offene Fragen. 

Aber warten wir mal ab, das Mail hat doch sehr positiv geklungen. Vielleicht bin ich der Baugenehmigung damit wirklich ein kleines nicht unbedeutendes Stueck naeher gekommen. Bleiben wir also optimistisch.
Jetzt muss ich ganz schnell Schluss machen, ich kriege schon boese Blicke, weil ich aufgrund meiner Ignoranz trotz eindringlicher Aufforderung mein elektronisches Geraet nicht ausschalte. Ich will hier ja nicht fuer den Absturz des Flugzeugs verantwortlich sein. Sonst findet diese Geschicht ja nie ein Ende. Denn auch heute bin ich nur einen weiteren Monat vorangekommen. Meine Hausbau- und Genehmigungsgeschichte spielt dann wohl auch im naechsten Beitrag wieder in der Vergangenheit.


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