Freitag, 20. Juli 2012

Biotop

Ich stelle jetzt mal fest, dass ich bisher noch gar nicht so viel ueber unser Bauland geschrieben habe. Und das hat auch seinen Grund, ich scheine es selbst gar nicht so genau zu kennen. Jedenfalls wurde mir das vorige Woche amtlich bestaetigt. Und dazu schreibe ich gleich etwas mehr. Heute geht es also noch einmal um unser Grundstueck.

Ich hatte ja schon den einen oder anderen Beitrag zum Thema verfasst, weiss also sehr wohl so einiges ueber unser Land. Ich bin mir zum Beispiel recht sicher, in welchem Ort es liegt (Waltersdorf) und wo in Europa sich dieser Ort befindet (Genau in der Mitte, legt man meine Berechnungsmethode zugrunde). Wer das alles nochmal nachlesen will, das war alles im Beitrag mit dem schoenen Namen "Pampa".

Auch sehr wichtig und mir deshalb durchaus schon bekannt ist die Aussicht, die man vom Land in alle moeglichen Richtungen hat. Schliesslich wird das ja mal der Blick aus den Fenstern werden. Und davon hat so ein Huf Haus ja einige. Wen also die Aussicht von unserem Land interessiert, auch da gab es schon einen Beitrag: "Die ersten Schritte - Das Bauland"

Und mein Wissen ueber das Land geht sogar noch viel weiter. Ich weiss zum Beispiel, dass es sich bei unserem Land um ein Hang-Grundstueck handelt. Fuer jeden Zipfel koennte ich genau angeben, wieviele Meter ich bis zum Meeresspiegel graben muesste. Und aufgrund eines vorhandenen Bodengutachtens koennte ich Euch sogar fuer die ersten 10 Meter mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit die zu erwartende Farbe der Erde vorhersagen. Was fehlt also noch um behaupten zu koennen, ich kenne unser Land?

Koennt Ihr es raten?

Nein? Dann will ich mal helfen. Ich hatte bis Anfang letzter Woche nur eine sehr unklare Idee, was derzeit auf dem Land denn so waechst. Warum sollte mich das auch interessieren? Eine tausend Jahre alte Eiche waere mir ganz sicher aufgefallen, eventuell sogar auch ein viel kleinerer Baum. So ein Baum mitten auf dem Land ist ja ganz sicher irgendwann mit Kosten und anderen unangenehmen Ereignissen verbunden. Vielleicht haette ich aufgrund eines solchen Baumes dann sogar Bekanntschaft mit dem zustaendigen Naturschutzbund machen muessen und dabei versprechen, als Ausgleich fuer das Entfernen beim spaeteren Bau des Hauses auf jegliches Holz zu verzichten. Keine gute Idee fuer ein Huf Haus, aber ein Baum steht da ja nicht, also Entwarnung.

Wenn man sich die Fotos in dem Bauland Beitrag nochmal anguckt, dann kann man auf dem Land eigentlich nur eine Art Gewaechs erkennen. In meiner botanischen Naivitaet wuerde ich das Gras nennen. Gras in einer groesseren Menge wird zur Wiese, und das beschreibt den derzeitigen Zustand des Landes schon recht genau. Eine Wiese ist auf dem Land, sonst nichts.

Aber Wiese ist ja nicht gleich Wiese. Und genau hier wird unser Grundstueck jetzt ganz speziell. Denn mitten im Land gibt es eine unsichtbare Grenze. Um die Wiese suedlich dieser Grenze kuemmert sich anscheinend keine Sau, auf der darf man baggern, graben, wuehlen und sich so richtig mit schwerem Geraet austoben. Aber noerdlich der Grenze faengt das Paradies an. Hier sollte eigentlich ein "Betreten Verboten" Schild stehen. Denn, so durfte ich es im amtlichen Schreiben letzte Woche erfahren, hier befindet sich das Biotop einer mageren Feuchtwiese.

Keine Wiese - Ein Biotop!
 
Ich kenne mich in den verschiedenen Klassifizierungen von Wiesen nun wirklich nicht so aus. Ich kann einen Fussballplatz von einem Campingplatz unterscheiden, mit einer anderen Sorte Wiese hatte ich bisher noch nicht so viel zu tun. Aber es ist schon sehr beeindruckend fuer mich, wie genau die Botanik als Wissenschaft bestimmen kann, ob es sich bei einer Wiese um verachtenswertes Bauland oder um ein besonders schuetzenswertes Biotop handelt. Und dass diese Wissenschaft es sogar fertigbringt, mitten auf ein und derselben Wiese solch erhebliche Unterschiede im Gras festzustellen, das gleich beide dieser doch so gegensaetzlichen Kategorien fuer diese zutreffen, das ist doch einfach unglaublich.

OK, dass wir eine Baugrenze mitten im Grundstueck haben, das war uns schon bekannt. Bisher dachte ich aber, das hat seine Gruende, damit wir mit dem neuen Haus nicht aus der Reihe tanzen und dem Butterberg (so heisst der wirklich, oben im Bild zu sehen) zu nahe auf die Pelle ruecken. Nun ist das also ein Biotop, auch nicht schlecht. Gartengestaltung abgeschlossen.

Wo ist nun aber das Problem? Schliesslich stand das Haus laut Plan ja auch schon vor Bekanntwerden des Biotops vor der Baugrenze. Jetzt ist hinter der Baugrenze eben ein Biotop, was soll das Ganze?

Und was ist so ein Biotop eigentlich? Kurz mal Wikipedia fragen, und da steht: "Der Begriff Biotop ist wertfrei".
Das hilft mir ja nun wirklich weiter. Laut Wiki duerften sogar Betonwuesten Biotop genannt werden. Die Idee, dass ein Biotop besonders schuetzenswert sein muss, kommt aus dem umgangssprachlichen. Und aus der Umgangssprache schafft es so ein Biotop dann auch in die Amtssprache, und dort klingt dass dann so:

...aufgrund des Biotopschutzes (magere Frischwiese) und der.. bla bla bla ... gilt die Baugrenze fuer jegliche Veraenderungen der Gestalt und der Nutzung. Das bedeutet, dass die Ueberbauung, Abgrabungen, Abstuetzungen ebenso unzulaessig sind, wie das Verlegen von Rohren und die Anlage eines Versickerungsbereiches. Auch das Ablagern von Baumaterial oder der Erdaushub sowie das Befahren mit schweren Baugeraeten waehrend der Bauzeit sind dort nicht moeglich. Darueber hinaus sind keine baulichen Nebenanlagen (z.B. Zaeune, Gartenhaeuschen) oder ortsfremde Bepflanzungen unzulaessig. Die Wiese noerdlich der Baugrenze ist in ihrer extensiven Nutzungsform zu erhalten....

So jedenfalls stand das im Brief. Der Brief hatte die nette Ueberschrift: "Anhoerung vor Ablehnung"

Immerhin enthielt der Brief auch den Schluessel fuer den Ausweg aus dem Dilemma. Am Ende wurde im Nebensatz gefragt, ob wir eine Aenderung der Bauvorlagen vornehmen wollen oder lieber einen rechtskraeftigen Bescheid. Mit letzterem meinen die bestimmt die Ablehnung, oder?

Was haben wir also falsch gemacht? Kurz mal auf den alten Plan geguckt, und siehe da.. hier hatte sich tatsaechlich ein Standbein des Carports hinter die Baugrenze verirrt. Laut Architekt ist das bei einer normalen Baugrenze eigentlich kein Problem, aber hier zerstoeren wir ja immerhin 0,09 Quadratmeter der mageren Frischwiese. Sollte das das Bein des Anstosses sein?



Einfachste Idee, schieben wir den Carport halt einen halben Meter nach vorne. Problem aus der Welt. Und den Versickerungsbereich verlegen wir dann auch nach Sueden, muss das Regenwasser in Zukunft eben ein paar Meter weiter wandern auf dem Weg zum Meer.

Nach einem Gespraech mit dem Architekt war ich dann aber doch etwas schlauer. Zum einen wird die Baugrube ja etwas groesser als die geplante Grundflaeche ausfallen muessen, wir wuerden also beim Buddeln unweigerlich im Biotop landen. Und auch wenn wir das in einer Nacht und Nebelaktion schnell ausgefuehrt, Keller reingestellt und fix zugeschuettet haetten, dann haette der schoene Huf Dachueberhang genau ueber dem Biotop weiterhin das gemacht, was er am besten kann, naemlich ueberhaengen. Geht auch nicht, obwohl ich das so im Brief nicht gelesen habe. Aber unser Architekt hatte ja schon mit dem Landratsamt telefoniert und somit einen gewissen Informationsvorsprung. Oder ist ein Dachueberhang etwa eine Ueberbauung?

Zum Glueck hat das Grundstueck vor dem Haus immer noch einiges an Platz. Man koennte also das ganze Haus nach vorne schieben, und genau darauf haben wir uns sehr schnell geeinigt. Ich will ja keinen rechtskraeftigen Bescheid und will auch gar nicht wissen, was das ist. Um immerhin zwei Meter musste das Haus versetzt werden, bis auch der letzte Zipfel der Dachrinne nicht mehr in das Biotop hineinragt. Da sich das Biotop ja im Norden des Hauses befindet, kann jetzt eigentlich nur noch der Schatten des Hauses auf die Feuchtwiese fallen, aber wir haben den Lageplan ja zum Glueck in der Nacht gezeichnet und konnten somit die Schattengrenzen nicht feststellen. 

Was bedeutet das Ganze nun fuer das spaetere Wohlbefinden im Haus. Auf dem ersten Blick gibt es eigentlich aufgrund dieser Verschiebung keine wirklichen Einschraenkungen. Das Haus wird auf der gleichen Hoehe bleiben, dadurch wird wohl die Auffahrt zum Carport etwas steiler. Und die war vorher schon nicht ganz flach, wie man im Bild unten erkennen kann.



Damit habe ich doch nun wirklich einen schoenen Grund fuer einen Gelaendewagen, oder? Dem kann sogar meine Frau nicht widersprechen. Aber die wollte immer schon einen Range Rover haben, und jetzt geht das ja gar nicht mehr anders.

Ich finde wirklich, das sind richtig gute Nachrichten. Nicht wegen dem Gelaendewagen natuerlich, so ein Chelsea Traktor kommt mir nicht ins Haus. Die guten Nachrichten sind eher, dass es sich hier mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit um den wohl einzigen Einwand der Bauaufsichtsbehoerde handeln duerfte. Schliesslich laeuft in nur 20 Tagen die Frist bis zur Genehmigung aus. Und auch hat der Antrag schon ueber zwei Monate beim Amt gelegen, ist in der Zeit bestimmt schon von Hand zu Hand und Amt zu Amt gewandert. Haette man bei Einwaenden nicht schon eher etwas hoeren muessen? Jetzt eben diese Nachforderung und mit der koennen wir noch ganz gut leben.
Sollte da wirklich noch etwas passieren? Koennte es eventuell doch noch passieren, dass wir trotz Ueberarbeitung der Unterlagen mit weiteren nicht genehmigungsfaehigen Problemen rechnen muessen? Oder haette das die Frau vom Amt dann nicht schon im Brief der letzten Woche erwaehnen muessen?

Man weiss es nicht. Aber ich muss zugeben, es gibt einen kleinen Hauch von vorsichtigem Optimismus im Haus. Noch ist aber der Champagner nicht kalt gestellt, geschweige denn gekauft. Aber so langsam wird es spannend.


1 Kommentar:

  1. Euer Grundstück sieht echt toll aus, da passt das Haus ja perfekt hin.

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