Donnerstag, 23. August 2012

Autobahnen

Jetzt haben wir schon Ende August, die Olympischen Spiele sind vorbei und so langsam kehrt die Normalitaet zurueck. Alle Medaillen sind vergeben, die Stadien waren am Ende doch noch voll, die Eroeffnungs- und Schlussveranstaltung hat meinen Bedarf an Rockkonzerten fuer die naechsten Jahre gedeckt und sogar das befuerchtete Verkehrschaos ist ausgeblieben.

Zumindest letzteres ist mit Sicherheit nicht der vorausschauenden Planung der Londoner Verkehrsbehoerden zu verdanken. Ganz in Gegenteil, diese haben ja durch eine kuenstliche Verengung der Innenstadtstrassen, mittels Einrichtung der neuen Olympiafahrstreifen, auf denen nur mit den offiziellen Olympia BMW oder Bussen gefahren werden durfte, sogar in Kauf genommen, damit ein Chaos zu provozieren. Geklappt hat das nicht.

Vielleicht hat ja die massive Werbung, es fuer den Arbeitsweg doch zu Fuss oder mit dem Fahrrad zu versuchen, etwas geholfen. Oder es haben auf einmal alle von zu Hause gearbeitet. All das hat sicher zu einer Entspannung beigetragen, aber den mit Sicherheit groessten Einfluss hatte wohl die Tatsache, dass sich viele Englaender in diesen zwei Wochen mit ihrem Jahresurlaub arrangiert haben und nicht nur der Arbeit und dem Pendelstress fernblieben, sondern auch gleich den Grossraum London vermieden und sich in den Urlaub verduennisiert haben.

So auch ich. Deshalb war es in den letzten Wochen etwas ruhig hier im Blog. Meine Motivation fuer diesen Urlaub hatte aber wirklich nichts mit einem Plan zur Vermeidung von Verkehrsproblemen zu tun. Wie sollten denn Olympische Spiele auch einen 15 Minuten Fussmarsch in irgendeiner Weise beeintraechtigen? Denn weiter habe ich es ja nicht ins Buero und dieser Fussweg kreuzt auch keine Marathon oder Strassenradrennstrecken.

Der Grund, den Urlaub trotzdem mitten in den Spielen zu starten und dabei sogar das Land zu verlassen, wurde mir ganz einfach durch die Familie vorgegeben, bei der Planung der Hochzeit wurde wohl nicht an dieses Sportfest gedacht. Man kann ja nicht an alles denken, es sei ihnen verziehen. Somit stellte sich uns also die Frage, wie man mitten in der groessten Party der Welt kostenguenstig das Land verlassen kann. Bekanntlich ist England ja Teil einer Insel und deshalb ist man bei der Landflucht immer auf fremde Hilfe angewiesen, es sei denn, man traut sich zu, den Aermelkanal schwimmend zu durchqueren.

Fliegen wurde als Option recht schnell verworfen, zu Dritt geht das ganz schoen ins Geld und wir wollten in Sachsen ja auch mobil sein ohne zusaetzlich in einen Mietwagen zu investieren. Also blieb nur selber fahren, der alte Audi wurde reanimiert und wir folgten dem Ruf der europaeischen Autobahnen.

Sehr viele Gelegenheiten, diese Strecke quer durch Europa zu fahren, wird es vielleicht bald nicht mehr geben. Wir nehmen ja stark an, dass wir in weniger als einem Jahr nicht mehr in England wohnen. Und dabei fahre ich wirklich gerne Auto, am liebsten so richtig weite Strecken. Kurzstrecken sind mir verhasst, der Spass faengt ab 500 Kilometern an. Und so richtig schoen wird es, wenn man dabeit auch noch andere Laender sieht.

Faehrt man nun von England bis in die Oberlausitz, dann hat man dazu schon reichlich Gelegenheit und man kann neben der englischen auch die franzoesische, die belgische, die niederlaendische und natuerlich die deutsche Autobahn testen. Fuenf Laender auf dem kuerzesten Weg nach Sachsen, wenn man bei dieser Entferung ueberhaupt von einem kuerzesten Weg reden kann. Zusaetzlich muss man dann auch noch ueber das Wasser kommen, das gehoert nunmal zu einer England Autoreise.

Der heutige Bericht wird also von dieser Autoreise handeln. Der erste Teil des grossen Europa Autobahn Test. 

Fangen wir also in England an. Fahren auf dieser Autobahn macht trotz des niedrigsten Tempolimits (70 Meilen pro Stunde oder 112km/h) recht viel Spass. Da noch dazu auf diesen Strassen so gut wie nie die Geschwindigkeit gemessen wird, kann man durchaus ein klein wenig schneller fahren, mindestens die Haelfte der Fahrer macht davon eifrig Gebrauch. Das bedeutet dann aber auch, dass sich die andere Haelfte ganz genau an dieses Schneckentempo haelt oder sogar um einiges darunter bleibt. Somit fuehlt man sich schon mit nur 130 km/h richtig schnell. Fuer das gleiche Ueberlegenheitsgefuehl muesste man in Deutschland schon an die 200 fahren.

Den Fahrspass erhoeht auch noch, dass man in England herrlich rechts ueberholen kann. Zugegeben, das ist  hier die einzige legale Methode, und trotzdem bleibt die Freude daran doch recht lange erhalten. Links ueberholen geht aber auch und ist manchmal kaum zu vermeiden. Denn sogar diejenigen unter den Schleichern, die mit weniger als 90 (Kilometer, nicht Meilen) auf der Autobahn fahren wollen, nehmen deshalb die langsame Spur (links) hier noch lange nicht. Nie wuerde es so einem einfallen, jemals wieder nach links zu wechseln nach einem 20 minuetigen historischem Ueberholvorgang. Manchmal wirkt die englische Autobahn wie im Rest Europas, alle fahren rechts und ueberholt wird links. Sollte Britannien jemals auf den Rechtsverkehr wechseln, auf der Autobahn braeuchten sich die meisten kaum umgewoehnen.

Baustellen gibt es in England recht wenig. Die wenigen, die ich kenne, sind dafuer aber gleich richtig gross und mindestens 10km lang. So eine Baustelle existiert dann meist fuer Jahre und wenn die doch mal fertig sind, dann gibt es danach auch mindestens ein neues Autobahnkreuz vom Feinsten. In so einer Baustelle ist dann natuerlich Schluss mit dem Rasen, die Geschwindigkeit wird heruntergeregelt und mit einer recht kreativen Methode wird erreicht, dass sich die Fahrer auch daran halten. Am Anfang und am Ende der Baustelle stehen Kameras, die das Nummernschild nebst Uhrzeit festhalten und irgendwann spaeter ermittelt ein Computer damit ganz einfach die Durchschnittsgeschwindigkeit. Ganz schoen clever. Bei einer 10km Baustelle koennte man also 9km richtig Gas geben und dann 1km schleichen. Und trotzdem wird es keine Probleme geben, alles nur eine Frage der Mathematik.

Fuer die Gluecklichen unter Euch, die England auf einem Motorrad bereisen, wird es aber auch so keine Probleme geben, denn die Kameras filmen nur von vorne. Ganz im Gegensatz zu den stationaeren Blitzern in den Staedten, denn die knipsen Dich von hinten und da haben sogar die meisten Motorraeder Nummernschilder. Es sei denn, man klappt die weg, alles schon gesehen im doch so ordentlichen und zivilisierten England.

Fahrer eines PKW mit deutschen Nummernschildern sollten mit etwas Mut mal ein kleines Experiment versuchen. Denn laut meiner Erfahrung koennen die englischen Computer den Schriftsatz der deutschen Nummernschilder nicht lesen. Ein I wird da zur 1 - ein B zur 8 - eine 7 zum Z. Das weiss ich, weil es in den Parkhaeusern ähnliche Kameras zur Nummernschilderkennung gibt. Und die versagen bei meinem Auto, welches trotz sieben Jahren England immer noch mit deutschen Nummernschildern rumfaehrt, total. Was im Umkehrschluss dann leider bedeutet, dass der Parkhauscomputer nie weiss, dass ich schon im Voraus bezahlt habe. Auf der Autobahn getestet habe ich das aber noch nicht. Meistens sind in diesen Baustellenabschnitten aber eh genug Autos unterwegs, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit nur ein theoretischer Wert bleibt. Und auf dem Weg von Berkshire nach Dover gibt es so eine Baustelle ja derzeit eh nicht. 200km ohne Baustelle, wunderbar.



Fahren auf englischen Autobahnen ist also durchaus recht angenehm, die Reisegeschwindigkeit ist schnell genug, fast alles ist dreispurig, es wird so gut wie nie gedraengelt, es gibt wenig Baustellen und somit ausserhalb von Stosszeiten auch so gut wie keine Staus. Der Autobahnring M25 rund um London wird hier zwar spassig als der groesste Parkplatz Europas bezeichnet, aber nach meiner Erfahrung kommt man meistens auch dort recht gut durch. Schade, dass keine der britischen Autobahnen ins Ausland fuehrt, ich haette gerne mal gesehen, wie so ein Spurwechsel dann organisiert werden muesste. Aber fuer so eine Erfahrung muss ich wohl irgendwann mal bis nach Afrika fahren.

In Dover angelangt stellt sich eine der wichtigsten Frage der Reise: Tunnel oder Faehre. Genaugenommen hat man sich diese Frage natuerlich schon Wochen vorher gestellt, denn die meisten werden das ja im Voraus gebucht haben.

In englischen Reisemagazinen ist diese Frage sehr beliebt in Interviews mit Fernreisenden, die meisten nennen hier die Faehre als Favorit. Ich dagegen mag den Tunnel aber lieber. Wobei man vielleicht erstmal kurz diesen Tunnel beschreiben muss. Denn wer sich hier sowas wie den Mont Blanc Tunnel vorstellt, der liegt richtig daneben, hier kann man nicht so einfach selbst durchfahren, sondern man faehrt mit seinem Auto seitlich in einen Gueterzug ein, stellt sein Fahrzeug irgendwann ab und zieht die Handbremse. Und bleibt im Auto sitzen! Wer will, kann auch aussteigen und rumlaufen, alles komplett ungefaehrlich. Denn anders als bei den eventuell bekannten Autoreisezuegen sind das hier geschlossene Container. Viel mit Rumlaufen ist aber eh nicht, die Reise dauert ja nur 30 Minuten und zu sehen gibt es eh nichts. Es gibt zwar ein paar verrusste Fenster, aber im Tunnel wurde die Beleuchtung komplett gespart, zappenduster ist es da, die Ueber- (Unter-) Fahrt verlaeuft also recht ereignislos.



Im Vergleich dazu ist eine Faehre natuerlich ein richtiges Erlebnis. Wer die zusaetzlichen 60 Minuten vertragen kann und dabei gerne durch Duty Free Shops laeuft, oder sich daran erfreut, mit anderen Fahrgaesten um die besten Plaetze in der Kantine zu kaempfen, dem sei die Faehre auch durchaus empfohlen. Auf diese Weise kann man sich auch schoen von den englischen Kreidefelsen verabschieden und einen letzten Blick auf die Festung von Dover werfen. Billiger als der Tunnel ist so eine Faehre auch meistens, wenn man guetig darueber hinwegsieht, dass man gerade 50 Euro in irgendwelches Perfuem oder Kinderspielzeug gesteckt hat. Weiterhin bietet die Faehre auch die letzte Chance zu einem richtigen englischen Fruehstueck oder den besonders nahrhaften Fish und Chips, bevor man in Frankreich anlegt und dort dann fuer Wochen wohl nichts richtiges zum Essen bekommt.

Wo wir auch schon bei zweiten Land des grossen Autobahntestes waeren. Frankreich ist Autobahn-Paradies. Die Strecken sind gaehnend leer, es sei denn man verirrt sich in die Naehe von Paris oder in den Sueden des Landes mitten im August. Die Reisegeschwindigkeit von legalen 130 km/h ist mehr als ausreichend und richtig angenehm, kaum zu glauben, wenn man in Deutschland wohnt. Gedraengelt wird so gut wie gar nicht, und wenn, dann sind das meistens Autos mit fremden Nummernschildern. Alles koennte so schoen sein und Frankreich wuerde meinen Test mit Abstand gewinnen, wenn nicht diese verdammte Autobahngebuehr waere. Auf einmal wird klar, warum die Strassen so leer sind, denn so grosszuegig, wie sich der Staat hier bei den Autofahrern bedient, das schmerzt schon ordentlich. Ich habe es zwar nie genau nachgerechnet, glaube aber, dass hier fast noch einmal die Kosten des Benzins fuer die sogenannte Peage hinzugerechnet werden muessen.

Ignoriert man aber diese Kosten, dann ist Autobahnfahren in Frankreich einfach nur entspannend. Man kommt sehr gut und stressfrei voran. Sollte es doch einmal ein anderes Auto geben, welches ueberholt werden moechte, dann kann man sich dafuer auch gerne 5 Kilometer Zeit lassen, den nachfolgenden Verkehr stoert das meistens wenig. Noch nie hat mich einer mittels Blinker, Lichthupe oder dichtem Auffahren von seinen Ueberholabsichten ueberzeugen wollen. Und sogar gegen die Gefahr, dass das Ganze irgendwann etwas lanweilig werden koennte, hat sich das Verkehrsministerium etwas einfallen lassen. Wohl wissend, dass es zumindest im Norden des Landes keine aussergewoehnlichen landschaftlichen Highlights gibt, wurden hier bunte Skulpturen an den Seiten der Fahrbahnen angebracht, das erfreut das Auge und haelt wach. In schoenen halluzinoesen Farben liegen oder stehen da Kegel, Zylinder, Kugeln oder Wuerfel und auch noch andere geometrische Koerper, deren Namen ich leider nicht mehr kenne. Meine Schulzeit ist ja auch schon ein paar Jahre her.


Auf unserem Weg nach Sachsen kommt Frankreich leider nur recht kurz vor. Auf dem Stueck von Calais nach Belgien kommt dabei auch ohne Skulpturen nicht viel Langeweile auf, zu schnell ist dieses Teilstueck schon wieder vorbei. Zumindestens auf den ersten Kilometern sind die meisten anderen Autos fast alles alte Bekannte, Autos, LKW oder Busse, die man schon auf der Faehre gesehen hat. Und als besonderen Service gibt es diese 50km sogar ganz umsonst, Frankreich verzichtet hier auf eine Gebuehr - na wenn das nichts ist.

Umsonst ist die Autobahn in England uebrigens auch, wenn man von ein paar Bruecken und einem Teilstueck der M6 in der Naehe von Birmingham absieht. Und so geht es auch in Belgien weiter. Leider mit 120km/h wieder etwas langsamer. Und diese 120 sollte man auch wirklich einhalten, denn im Gegensatz zu Frankreich, wo zwar auch auch gemessen wird, aber Radaranlagen rechtzeitig angekuendigt und dann auch in wenig getarnten grossen Kaesten untergebracht sind, wird hier ohne Warnung aus kleinen Kisten von hinten fotografiert. Und das nicht zu wenig. Am besten also, man haelt sich an die Fahrweise der Einheimischen. Diese sollten ja wissen, wo diese Anlagen stehen.

Wobei es keine einfache Aufgabe ist, an so einem Belgier dranzubleiben, denn gelinde gesagt herrscht dort ein recht sportlicher Fahrstil. Die 120 km/h werden wirklich nur als freundliche Empfehlung empfunden, die meisten Belgier legen da ordentlich was drauf. Und dabei wird auch noch so dicht aufgefahren, als gebe es kein Morgen. Dass man im Rueckspiegel das Nummernschild des Hintermannes nicht sehen kann, das kann schonmal vorkommen. In Belgien sieht man meistens nicht einmal die Scheinwerfer, so dicht haengen die sich in den Windschatten.

Als Ersatz gibt es Scheinwerfer anderer Art zu sehen. diese haengen hier zu tausenden ueber der Strasse. Ist Belgien wirklich das einzige Land der Welt, dass seine Autonbahnen komplett beleuchtet? Ich habe das einmal irgendwo so gelesen, das soll am grossen Nachtstromueberschuss der belgischen Atomkraftwerke liegen. Statt diese unwirtschaftlich nachts herunterzuregeln wurde viel lieber nach einer Moeglichkeit gesucht, wie man den ungeliebten Strom irgendwie entsorgt, und da werden die Autobahnen eben taghell angestrahlt. Was haette man auch sonst damit machen sollen, so viele Elektroautos haengen ja nachts nun auch noch nicht am Netz.



Ansonsten kann ich ueber Belgien wirklich nicht viel schreiben. Staedte wie Bruegge oder Bruessel sollen ja sehr schoen sein und irgendwann gucke ich mir die auch bestimmt mal an. Vielleicht schaffen wir das ja noch, bevor uns die Anreise aus Sachsen dafuer zu weit wird. Derzeit ist Belgien fuer uns ein reines Transitland. Nur ein einziges Mal mussten wir aufgrund einer Notdurft an einer Raststelle anhalten, zum Glueck brauchten wir nur eine Toilette, denn beim Betreten des Restaurants waere uns eh jeder Appetit vergangen. Und auch die Toiletten waren eine Zumutung. Wenigstens haben die nichts gekostet. Ob wir hier nur ein schlechtes Beispiel gefunden und einfach Pech gehabt haben, kann ich aufgrund fehlender weiterer Erfahrungen nicht sagen.

Mit den kostenlosen Toiletten ist es im naechsten Land dann auch vorbei. Wir naehern uns eben Deutschland. In Holland wird aber noch auf die schoene altmodische Art und Weise abkassiert, mittels Untertasse und streng guckendem Personal. Diese vollautomatischen SaniFair Pinkelautomaten gibt es hier noch nicht. Bezahlen fuer saubere Toiletten ist eigentlich auch kein Problem, es sei denn, man hat keine Euromuenzen. Weil man ja gerade erst aus England gekommen ist, in den 50 Kilometern Frankreich keine Pause brauchte, die Raststaetten Belgiens unbedingt vermeiden wollte, dann kann das schonmal vorkommen.

Ansonsten ist das Thema Autobahnen in den Niederlanden wenig aufregend. Es gibt einfach nichts besonderes darueber zu berichten. Noch nichtmal ueber einen nennenswert hoeheren Anteil an Wohnwagen koennte ich hier schreiben. Auch die Fahrweise der Niederlaender unterscheidet sich wenig von denen der Belgier, beide moegen es nicht, wenn man sie auf ihrer freien Fahrt irgendwie behindert.

Etwas fiel uns dann aber doch auf, denn bei der letzten Tour durften wir aus familiaeren Gruenden etwas weiter ins Land fahren. Kurz vor Den Haag gibt es diese wunderschoene vierspurige Autobahn, da wir aber am spaeteren Abend ausserhalb der Hauptverkehrszeiten dort entlangfuhren, blieb uns die aeussere linke Spur versperrt. Unmissverstaendlich wurde uns mittels Lichtzeichen zu Verstehen gegeben, dass es sich derzeit nur um eine dreispurige Autobahn handelt. Wahrscheinlich will man den Asphalt der vierten Spur in den Nebenzeiten schonen, eine andere Erklaerung habe ich nicht. Ob es kostenguenstiger gewesen waere, auch nachts diese vierte Spur befahren zu lassen und dafuer diese teuren Fahrspur-Regelungs-Licht-Signal-Anlage zu sparen, das muesste man mal durchrechnen. Solche Signalbruecken kosten ja auch ordentlich, es gibt ja fast alle 200 Meter eine davon.

Oder aber ich unterschaetze die Hollaender hier ein wenig und rechne nicht mit der vorausschauenden Planung in diesem Land. Denn vielleicht kommen die Olympischen Spiele ja mal nach Holland und dann kann man mittels dieser Anlage ganz einfach dem Vorbild Englands folgend auch eine olympische Fahrspur einrichten und zwar ohne dafuer unzaehlige olympische Ringe auf die Strassen zu malen. Das waere dann aber ganz schoen clever.

So denken wir und ueberqueren die Grenze nach Deutschland. Fast am Ziel, koennte man denken. Leider befinden wir uns aber erst an der aeussersten westlichen Grenze des Landes und muessen noch weiter bis an die aeusserste oestliche Grenze. Das sind immerhin 700km und damit mehr als die gesamte Strecke von hier bis nach Hause im Westen Londons. Wer haette gedacht, dass wir, obwohl wir schon in Deutschland und damit im Zielland der Reise sind, immer noch nicht einmal die Haelfte der Fahrt geschafft haben. Ist Deutschland zu breit oder ist England zu nah?

Aber das soll uns ja egal sein, schliesslich sind wir jetzt im Land der unbegrenzten Geschwindigkeit, den Erfindern der Autobahn. Ab hier sollte es doch einfach sein. Fuss aufs Gas und in die neue alte Heimat fliegen. Ueber den Benzinverbrauch regen wir uns schon lange nicht mehr auf, wir haben ja auf der bisherigen Strecke schoen oekonomisch das Gaspedal gestreichelt.

Wir Deutschen lieben unsere Autobahnen, stimmts? Wir lieben sie so sehr, dass wir sie pflegen und hegen und das auch, wenn eigentlich gar nichts daran verbessert werden muesste. Und zum Zweck dieser Dauerpflege richten wir auf unseren Autobahnen trotz Sommerferienreisezeit eine unendlich lange Reihe von Baustellen ein. Wer kennt nicht dieses schoene Gefuehl, nach dem Ende einer Baustelle wieder entspannt zu beschleunigen, schoen, dass die Strassenaemter uns dieses Gefuehl gerne mehrfach zukommen lassen moechten und dann auch gleich 4 bis 5 Baustellen a 3 km Laenge auf nur 50 Kilometer reihen. Wir haben mitgezaehlt. Das Schild "Baustelle" wird wohl das erste sein, was meine Tochter frei nachzeichnen kann. Ganz besonders schoen sind dann solche Baustellen, auf denen sich auf der gesamten Laenge nur eine Schaufel und eine Schubkarre befindet. Da haengt man doch gerne 30 Minuten an unsere kurze Ausfahrt dran.



Ich bin Staus wirklich nicht mehr gewohnt. Der taegliche Arbeitsweg ist, wie schon oben beschrieben, leicht zu Fuss und damit staufrei zurueckzulegen. Laengere Fahrten innerhalb des Landes werden fast nur ausserhalb der Hauptverkehrszeiten erledigt. Wenn ich morgens meine Kollegen ueber den Verkehr in London oder im Grossraum Duesseldorf jammern hoere, dann klingt das fuer mich, als reden die ueber Probleme aus laengst vergangenen Zeiten. Denn auch ich bin vor vielen Jahren mal ein Wochenendpendler gewesen und auch fuer mich waren die Staunachrichten im Radio interessanter als der Wetterbericht.

Zumindest letzte Woche konnte mich so ein Stau nicht wirklich aufregen, wir hatten genug Zeit fuer die Fahrt zur Familienfeier eingeplant und irgendwann ist der Stau ja auch mal vorbei. Was aber, wenn man so eine Erfahrung in Zukunft gleich mehrfach im Monat hat? Vielleicht auch noch im Anschluss an einen anstrengenden Arbeitstag auf dem Weg nach Hause?

Genauso koennte es kommen in einem Jahr. Auch wenn ich mir das jetzt so schoen ausmale mit meiner Heimarbeit. Mindestens einmal im Monat, wenn nicht doch oefter, werde ich mich doch auf den Weg ins Buero in die Naehe von Duesseldorf machen muessen. Und das sind immerhin 680 Kilometer - einfach, also nicht viel weniger als die innerdeutsche Entfernung, die wir in der letzten Woche gefahren sind.

Ich glaube, ich gucke mal, wie das Angebot der Bahn da so ist. 

1 Kommentar:

  1. Naja die Winterreifen werden´s ja auch hier tun, ich muss meine noch bestellen, wird langsam mal Zeit.

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