Dienstag, 21. Mai 2013

Don't mess with the King

Das waren sie also, die Aufbauwochen. Mit ihnen endete der wohl aufregendste Abschnitt eines Huf Haus Bauprojektes. Ab jetzt stand ja "nur" noch der Innenausbau an. Nicht, daß ich die harte und wichtige Arbeit dieser Gewerke in irgendeiner Art und Weise herabwürdigen will, doch so spannend wie die Aufstellung eines Hauses mit schweren Geräten wie einem 50 Tonnen Kran und immerhin 9 Tiefladern können die nun folgenden Bauphasen doch eigentlich nicht mehr sein.

So dachte ich jedenfalls am Beginn der Woche 3. Ich sollte falsch liegen.

Diese Woche sah auf dem Huf-Bauplan den Beginn der Schreiner-, Elektro- und Sanitärarbeiten vor. Wir erwarteten also nur innerhalb des Hauses eine emsige Betriebsamkeit . Aber noch gab es eine weitere wichtige Aufgabe im Aussenbereich, die auf dem Ablaufplan der Firma Huf nur in einem Nebensatz erwähnt wurde. Um die Inbetriebnahme der Heizung in der nahen Zukunft zu ermöglichen, sollte innerhalb von 2 Wochen nach Aufstellung des Hauses die Erdwärmebohrung und das Einbringung der Sonden durchgeführt werden. Und genau das stand für die Woche 3 nun also an.

In einem früheren Beitrag hatte ich ja schon erwähnt, daß wir uns gegen die im Standard erhältliche Luft-Wärmepumpe entschieden hatten und an deren Stelle die Variante der Tiefenerdwärme bevorzugten. Unten in 100 Metern Tiefe ist es auch im tiefsten Waltersdorfer Winter immer wohlig warm, dasselbe kann man von der Luft an der Erdoberfläche in diesen Monaten nicht behaupten. Zum Glück bietet aber Huf die Variante der Erdwärmepumpe ohne Aufpreis an, man muß sich nur selbst um die besagte Bohrung kümmern.

Gekümmert hatte ich mich sogar schon im letzten Jahr, die von mir gewählte Firma machte einen soliden und seriösen Eindruck, der Preis lag in der erwarteten Region und auch der nachfolgende Prozess der Beantragung einer solchen Bohrung beim zuständigen Amt erweckte den Eindruck, daß die Kollegen nicht erst seit gestern in dieser Branche tätig sind. Bei einer geplanten Heizleistung unserer Wärmepumpe von 12,4kW waren also zwei Löcher mit jeweils 100 Metern vorgesehen, da war aber noch nicht sicher, ob auch das Warmwasser über die Wärmepumpe beheizt werden sollte. Wenige Wochen vor der Bohrung erreichte uns dann endlich ein Brief der Firma RedBlue Energy, der Elektro- und Sanitärfirma im Huf Verbund, mit genaueren Angaben. Und selbstverständlich heizen wir auch unser Dusch- und Badewasser mit Erdwärme, und schon waren unsere beiden geplanten Bohrlöcher 120 Meter tief. Na ja, wir wollen ja nicht riskieren, daß uns mitten im Duschvorgang das warme Wasser ausgeht. Hätte ich vielleicht doch noch erwähnen sollen, wie lange so eine durchschnittliche Dusche meiner Frau dauert und was für heiße Temperaturen dabei zum Einsatz kommen, der Bohrmeister hätte bestimmt noch 2 x 30 Meter draufgelegt. Sicher ist sicher. Ich werde hier im Blog von unseren Erfahrungen berichten, aber vielleicht habt ihr ja dann schon vorher das Kreischen meiner Gattin gehört und könnt euch euren Reim machen. 


In den wenigen Wochen, die wir jetzt schon an unserem neuen Standort leben, haben wir bereits eine Menge Leute kennengelernt. Und mit dem Einprägen von neuen Namen ist es bei uns leider nicht weit her, darin ist meine Frau genauso schlecht, wie ich. Irgendwann werden wir bestimmt die wichtigsten Nachbarn beim Namen kennen, bis dahin behelfen wir uns mit Bezeichnungen, die als Codes in Ermangelung der echten Namenskenntnis verwendet werden. In unserer unmittelbaren Nachbarschaft leben zum Beispiel Grumpy, Spice Girl, Fatty, Funny Face und Skeleton - um nur einige zu nennen. Und auch der Chef der Bohrfirma bekam sofort einen solchen Code verpasst, obwohl wir hier den Namen eigentlich kannten. Einfach zu groß war die Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Kevin James, der Chef unserer Bohrfirma hieß hier also nur noch "King of Queens".


Wie es sich für einen richtigen King gehört, übernahm er kurz danach die Herrschaft über den Teil des Baulandes, den wir für die Bohrungen vorgesehen hatten. Dabei ließ er sich auch nicht von der Tatsache abschrecken, daß der Weg zu den Bohrpunkten durch ein neues Haus versperrt und auch der Weg über unsere schützenswerte Wiese für seine Armee eigentlich tabu war. Wo ein Wille ist, da ist ein Weg, und der führte über eine unbefestigte Fahrstrasse, die unser Grundstück im Norden begrenzt. Danach ging es quer über das Grundstück meines Vermieters, dessen Wiese anscheinend nicht so schützenswert ist und mit Fahrzeugen befahren werden darf, um dann mit der gesamten Kavallerie kurz vor der Baugrenze in unser Land einzufallen.

Ja, diese Bilder sind von der Firmenhomepage - ich hatte leider das Fotografieren vergessen

Nachdem der Einmarsch geglückt war, wurde sofort Stellung bezogen und das Land an seinen Grenzpunkten mit schwerem Gerät abgesteckt. An der einen Seite stand nach kurzer Zeit ein Schüttgutcontainer, an der nächsten der Riesenkompressor und vor dem Haus wurde der Stolz der Truppe aufgebaut, der knallrote Bohrhammer.


Und damit ging der Kampf gegen die seit Jahrmillionen unberührte Natur unterhalb unseres Grundstückes los. Innerhalb weniger Stunden waren auch schon die ersten Opfer zu beklagen, zuerst traf es die Regenwasserzisterne meines Vermieters, dessen Inhalt dem Riesendurst des Bohrers einfach nicht genug zu bieten hatte. Es würde Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis diese den alten Füllstand wieder erreichen würde.

Ein nicht minder trauriges Schicksal traf kurze Zeit später eine Gartenwasserleitung, die dem Druck der Wasserpumpe nicht standhielt und die Sitzecke meiner Nachbarn mit einem Regenguss tropischen Ausmaßes bedachte. Erst der historische Hausbrunnen, der auf den schönen Namen "Heideborn" hört, war den Wasseransprüchen der Tiefenbohrung gewachsen.

Das ganze Wasser wird eigentlich nur zur Spülung der Bohrung benötigt, es wird sauber in das Bohrloch hinein gepumpt und kommt dreckig wieder raus. Danach muß es irgendwo hin, und weil wir nicht mutig genug waren, das Wasser einfach in den gemeindlichen Abwasserkanal einzuleiten, ließen wir es eben auf dem Grundstück versickern. Wie das Bauherren mit viel kleineren Grundstücken organisieren, ist mir ein Rätsel. Zum Glück hatte es in den Wochen vor der Bohrung recht wenig geregnet, der Boden war also sehr aufnahmebereit für das graue Nass. Die nächsten Opfer unseres Tiefendranges waren dann wohl eine nicht näher bestimmbare Anzahl Wühlmäuse, die sich vor der Sintflut nicht mehr rechtzeitig retten konnten. Es mußte Verluste geben bei einem solchen Eingriff in die Natur.

Derweilen stand der King siegessicher auf dem Land und beobachtete das Inferno. Brummend und hämmernd war der Bohrer im ersten Loch bereits gut und gerne 80 Meter verschwunden, alles deutete auf einen schnellen Sieg hin. Für die ganze Aktion hatte der King ja auch nur zwei Tage angesetzt, da war nicht viel Zeit für Sentimalitäten. Mit welchem Widerstand hätte er auch rechnen sollen? So ein Bergfels machte ihm keine Sorgen, je fester, desto besser. Und es war doch nur die Ruhe vor dem Sturm, denn es formierte sich eine gewisse Abwehr. Diese agierte zunächst nur im Verborgenen, im Schutze der Dunkelheit.

Am nächsten Morgen war das Ergebnis des ersten Gegenangriffes für alle in der Form eines aufgebrochenen Tankdeckels sichtbar. Dem Mercedes Actros LKW fehlten 500 Liter Diesel. Der erste Diebstahl seit Beginn der Baumaßnahmen.

Doch mit dem LKW hatten sich die Gegner das falsche Ziel ausgesucht. Dieses Fahrzeug war ja für den Erfolg der Mission strategisch eher unbedeutend, es stand ja nur für den späteren Abtransport der schweren Geräte bereit und bis dahin eigentlich nur rum. Die Bohrungen konnten also weitergehen und der Fortschritt war sogar schneller als geplant. Bereits am Mittag des zweiten Tages war das zweite Loch in der Tiefe von 120 Metern angekommen, das Ziel war erreicht, jetzt nur noch schnell die Sonde hineinstecken und den geordneten Rückzug antreten. Der King hatte es wieder einmal geschafft, er hatte ein weiteres Stück Erde unterworfen und für die Ausbeutung durch eine Wärmepumpe gefügig gemacht.

Doch noch gab sich der Gegner nicht geschlagen. Hatte schon die Nacht und Nebelaktion am Tank des Actros nichts gebracht, erfolgte der nächste Anschlag aus dem Untergrund. Oder besser gesagt, im Untergrund. Denn irgendwo in 70 Metern Tiefe wurde ein Felsbrocken organisiert, der sich nun dem Einbringen der Sonde widersetzte. Da konnte die gesamte Mannschaft mit vereinten Kräften an der Sonde schieben, es gab kein Vorankommen. Es half alles nichts, die Sonde wurde wieder aus dem Boden entfernt und der Bohrer musste zum dritten Mal ran. Dies bedeutete leider mehr als einen ganzen Tag Verzögerung, bedingt durch den Umstand, daß am nächsten Morgen der Tag der Arbeit begann, ein Tag, der ironischerweise arbeitsfrei bleiben mußte.

Einen ganzen Tag lang herrschte also Ruhe auf dem Feld, der King hatte sich in sein Heimatland zurückgezogen, in der Erwartung eines sicheren Sieges einen Tag später. Dass dieser Tag der Höhepunkt der Drei-Tage Offensive werden sollte, war nicht wirklich vorherzusehen. Nichts deutete darauf hin, daß der Gegner des Bauvorhabens am dritten Tag doch noch einmal zur Tat schreiten würde. Und diesmal war es sogar eine offen ausgetragene Konfrontation und nicht nur feige Sabotage. Die Aktvitäten auf dem Bohrfeld waren eigentlich schon beendet, die Sonden steckten fest in beiden Löchern. Alles war bereit für den Rückzug, als ersichtlich wurde, daß die einzige Straße, die in die Heimat führte, durch ein parkendes Auto zugestellt war.



Nun, das kann ja mal passieren, daß sich jemand in einen unbefestigten Weg verfährt und damit versehentlich den einzigen Ausweg versperrt. Doch hier herrschte leider pure Absicht, denn der Fahrer des Wagens stand breitbeinig mit verkreuzten Armen neben seinem Auto und ließ verlauten, daß er sein Blech keinen Millimeter bewegen wird, weil er das Recht hätte, hier zu stehen. Die Bohrmannschaft in seiner Meinung hat sich Zugang zum Land über eine nicht öffentliche Straße verschafft, und für diese Straße nimmt er sich nun das Recht heraus, sie zu seinem persönlichen Parkplatz umzufunktionieren. Falls die Frage hochkommen sollte, es handelte sich natürlich wieder um meinen lieben Nachbarn, der ja schon mehrfach mit verschiedenen lächerlichen Aktionen gegen die Bauarbeiten auffällig wurde.

Jetzt gab es für den King zwei Möglichkeiten. Seines Rechtes der freien Bewegung beraubt, hätte er Gewalt anwenden und mit seinem Radlader den kleinen Opel anheben und an die Seite stellen können. Diese Option wurde ernsthaft diskutiert, doch aus Angst vor Kratzern am Radlader wieder verworfen. Die zweite Option war die Anforderung von Verstärkung, und die kam dann auch kurze Zeit später in der Form der örtlichen Polizei. Nach einer Schnellschulung in der Theorie der Straßenverkehrsordnung war uns dann allen schnell klar, was eine öffentliche von einer nicht-öffentlichen Straße unterscheidet. Ganz einfach gesagt, alles was wie eine Strasse aussieht und nicht mittels Schranke oder Verkehrsschilder Fahrzeuge an der Einfahrt behindert, ist öffentlich, egal ob befestigt oder nicht. Daß der Nachbar sein Auto mutwillig und unter Billigung der Behinderung der Bohrfirma in dieser öffentliche Straße geparkt hat, erfüllte den Tatbestand der Nötigung. So sah es nicht nur der King sondern auch der Polizist, und somit kam es zur Anzeige.

Wir standen bei dieser ganzen Aktion eigentlich nur kopfschüttelnd daneben. Mit meinen verbalen Versuchen, auf das Gemüt dieser Person einzuwirken, konnte ich leider nichts erreichen. Ich weiß ja inzwischen, daß dieser Nachbar niemals unser Freund werden würde, doch ein klein wenig mehr Selbstbeherrschung hätte ich einem zirka Vierzigjährigen Erwachsenen durchaus zugetraut. Sogar sein Vater kam während dieser Aktion auf mich zu und schüttelte mir die Hand, verbunden mit der Aussage, daß auch er ratlos ist. Ein einsamer Kampf gegen einen Hausbau, isoliert sogar von seinen eigenen Eltern. Wieviel ihn diese Anzeige jetzt kosten wird, will ich mir lieber gar nicht ausmalen. Denn es war offensichtlich, daß er hier mit dem King an den Falschen geraten ist. Eine Bohrkolonne nebst schweren Geräten für mehrere Stunden auf einem Grundstück einzusperren, ist kein Kavaliersdelikt. Anwalts- und Gerichtskosten, Verdienstausfall für die Firma und andere noch nicht bekannte Kosten werden diese unbedachte Aktion zu einer richtig teuren Angelegenheit machen.

Don't mess with the King. Es wird ihm hoffentlich eine Lehre sein.

Samstag, 11. Mai 2013

Der Haken am Dach

Der heutige Beitrag birgt das Risiko, bereits Bekanntes noch ein weiteres mal zu verwerten und als Neuigkeit darzubieten. Ist doch das Dach auch wirklich schon mehrfach Gegenstand diverser Ausführungen gewesen, dem werten Stammleser sollten die Geschichten mit der Gestaltungssatzung, dem Dach als Eigenleistung, dem Änderungsantrag beim Amt, der Ablehnung, dem Einspruch und der frohen Botschaft der Genehmigung schon bekannt sein.

Ist damit aber zum Thema Dach wirklich bereits die ganze Geschichte geschrieben? Oder fehlt zu dieser Geschichte nicht noch so etwas wie der Schluß? Der letzte Beitrag zum Thema beinhaltete ja nur die gute Nachricht, daß wir jetzt doch das Huf Haus Dach auf das Haus legen dürfen. Doch mit der Genehmigung war das Dach ja noch nicht gedeckt. Es fehlte also noch die Ausführung und diese wird heute also zum Inhalt des voraussichtlich letzten Beitrags zum Thema werden.

Spulen wir aber doch noch einmal kurz zurück. Noch vor wenigen Wochen gingen Huf Haus und auch wir davon aus, daß die Dacheindeckung bauseits ausgeführt wird. Huf Haus hätte zwar auch ein satzungskonformes Naturschieferdach organisieren können, doch warum sollten wir dafür extra einem Westerwälder Dachdecker die schwere Reise nach Ostsachsen zumuten, wenn diese Art der Dacheindeckung durch einen Oberlausitzer Dachdecker wahrscheinlich im Schlafe verrichtet werden könnte. Wenn man die Anzahl der in Schiefer gedeckten Umgebindehäuser betrachtet, wird klar, daß sich hier in der Gegend genügend Expertenwissen finden lassen sollte. Lassen wir den Westerwälder Dachdecker also mal wo er ist und belassen diesen Teil der Wertschöpfung in der lokalen Wirtschaft.

Nun möchte ich gerne zugeben, daß diese Entscheidung nicht aus reiner Nächstenliebe getroffen wurde. Es war zwar durchaus ein schönes Gefühl, mit dem Auftrag einer lokalen Firma zu einem Einkommen zu verhelfen, aber wirklich ausschlaggebend war dann doch der Fakt, daß das lokale Angebot nur ungefähr die Hälfte dessen vom anonymen Westerwälder Dachdecker kosten sollte. Leider habe ich das Westerwälder Angebot nie im Detail zu Gesicht bekommen, kann also nicht sagen, wie sich die 100% Mehrkosten erklären lassen. Pure Reisekosten können das ja aber nicht sein, die Oberlausitz liegt ja nicht in Australien.

Zu dem Schieferdach will ich aber jetzt eigentlich nicht mehr viel schreiben, dieses ist ja inzwischen Geschichte und gar nicht auf unserem Haus gelandet. Nur das hier möchte ich zu dem Thema aber doch noch loswerden. Durch verschiedene Kommentare im Blog und Emails habe ich gelernt, daß der Firma Huf Haus der zweifelhafte Ruf anhaftet, bauseitigen Leistungen sehr skeptisch oder sogar negativ gegenüberzustehen. Zu lesen war unter anderem, daß Anfragen nach einem Ausbauhaus oder anderen Eigenleistungs-Zwischenstufen bei Huf arrogant abgeblockt und durch diese Vorgehensweise einige Bauherren in die Hände der Konkurrenz getrieben wurden. Huf Häuser gäbe es nur schlüsselfertig, nur dadurch läßt sich die hohe Huf Haus Qualität bis zur letzten Bodenfliese garantieren. Denn nichts wäre schlimmer, als wenn man einem potentiellen Kunden ein Huf Haus mit vermurkstem Innenausbau präsentieren würde. Soweit das Vorurteil.

Inzwischen weiß ich, daß es in der Realität auch anders laufen kann. In unserem speziellen Fall wurde das Huf Haus Dach jedenfalls ohne das geringste Wimperzucken aus dem Ausstattungsprotokoll herausgerechnet, inklusive aller Schneefang- oder Schornsteinfegertreppeneinrichtungen. Die wirklich einzige besorgte Frage kam vom Finanzierungsservice, ob denn das Haus mit einem bauseitigen Dach immer noch ein KfW70 Haus ist, aber ansonsten sah alles sehr nach Routine aus. Wir waren also bei weitem kein Einzelfall, eher das Gegenteil schien die Realität zu sein. Nicht nur werden heutzutage Huf Häuser auf bauseitige Keller gestellt, sondern wohl auch tatsächlich als Ausbauhaus in den verschiedensten Stufen angeboten. Sogar von Beispielen, bei denen die Huf Haus Leistung nach dem reinen Aufstellen schon komplett abgeschlossen war, habe ich gehört. Entweder hat Huf Haus hier das Geschäftsprinzip kürzlich geändert oder die Kommentare stammen von Kunden, die an den falschen Berater geraten sind. Zu halten ist dieses Vorurteil aber mit Sicherheit nicht.

Also zurück zu unserer Geschichte mit dem Dach. Und damit gleich zum nächsten Vorurteil, welches besagt, daß sich Huf Haus (aber wahrscheinlich fast alle Hersteller von Fertighäusern) recht unflexibel mit Last Minute Änderungen zeigen. Sobald das Ausstattungsprotokoll mit Blut unterzeichnet vorliegt und durch die letzte Prüfung der internen Inquisition gekommen ist, sind Änderungen nicht einmal dann möglich, wenn man im Gegenzug die Abtretung sämtlicher Persönlichkeitsrechte anbieten würde. Und ist das Haus sogar bereits produziert, dann wäre es wohl wahrscheinlicher, daß die Briten den Euro einführen und kochen lernen, als daß sich jetzt noch irgendwelche Änderungen an der Ausstattung des Huf Hauses durchsetzen lassen. Was ist nun dran an diesem Vorurteil? Gab es etwa auch bei uns einen Mister Grumpy, dessen Rolle darin besteht, jegliche Änderungswünsche nach dem AP-Sign-Off-"D"-Day abzublocken? (Den Namen: "Mr. Grumpy" habe ich in einem anderen Blog gefunden, leider konnte mich die Dame vom Empfang aber nicht zu ihm durchstellen, er hat wohl inzwischen die Firma verlassen)

So also lief es bei uns:
Unser Haus lag wohl schon verpackt auf dem Anhänger, als die Nachricht, daß wir nun doch mit dem Huf Dach bauen, endlich eintraf. Inzwischen war bereits der Rahmen für das liegende Dachfenster für ein Schieferdach vorbereitet und die Dachlattung aufgrund der Annahme, daß diese zur bauseitigen Leistung gehört, bei der Produktion des Hauses weggelassen worden. Huf hätte also auf die bauseitige Ausführung in Schiefer bestehen können, was wirklich ein herber Rückschlag für unser Bauvorhaben gewesen wäre.

Nun ist es ja mit Sicherheit bei bestimmten Änderungen wirklich schwierig, diese so spät im Projekt noch zu ermöglichen. Doch in unserem Fall hatten wir Glück. Der Eindeckrahmen konnte in letzter Minute, auf dem Anhänger liegend wahrscheinlich bei laufendem Motor der Zugmaschine, gerade noch angepasst werden und die fehlende Dachlattung wurde einfach dem Aufstellteam auf die To-Do Liste gesetzt. Wenn es in unserem Projekt bisher überhaupt einen Mister Grumpy gab, dann war das für einen kurzen Moment der Herr Vorarbeiter, der mit einem zwinkerndem Auge sagte, daß er sehr auf das bauseitige Dach gehofft hatte. Der Kelch einer Steildacheindeckung inklusive der Anbringung der Dachlattung hätte durchaus an ihnen vorbeiziehen mögen. Als Erklärung gab er an, daß bei einem Tegalit Dach jede Ungenauigkeit bei der Lattung sofort auffallen würde, genau aus dem Grund sollte diese lieber im Werk vorgenommen werden. Und jetzt dürfen sie das doch auf der Baustelle machen, noch dazu an einem ungewohnt steilen Dach. Der Umstand, daß dem ungeplanten Arbeitsschritt der Dacheindeckung nur noch die Fahrt in den heimischen Westerwald zum wohlverdientem Wochenende folgen sollte, hat zur Erhöhung der Begeisterung für die zusätzliche Aufgabe wahrscheinlich nicht viel beigetragen.

Doch nun genug der vielen Worte. Es ist an der Zeit, für die Geschichte der Dacheindeckung endlich ein Happy End zu finden und Bilder sprechen zu lassen. Dieses Kapitel war neben der Finanzierung mit Sicherheit das nervenaufreibendste im gesamten Projekt. Ich will gar nicht erst versuchen mir auszumalen, wie die Geschichte mit dem lokalen Dachdecker gelaufen wäre. Dieser hätte mit Sicherheit auch eine erstklassige Arbeit geliefert, war aber für das Jahr eigentlich schon ganz gut ausgebucht. Von der Frage, woher ich das Geld für den damit verbundenen Aufpreis genommen hätte, einmal ganz abgesehen.

Das Anbringen der Dachlattung hat fast einen Tag gedauert

Bereits zu sehen ist der beeindruckende Schneefang
Das liegende Dachfenster mit dem neuen Rahmen
Und so findet sie also ihren Abschluß, unsere Dach-Story. Doch so ganz einfach lasse ich diese Geschichte nun doch nicht enden. Denn eine kleine Überraschung gab es ja noch, und der Vollständigkeit halber will ich diese nicht auslassen.

Unerwartet bekam unser Dach auf einmal Pickel. Zuerst dachte ich, dieser Ausschlag wurde aufgrund irgendwelcher  Sicherheitsvorschriften notwendig, die ein Abrutschen der Truppe von besonders steilen Dächern verhindern sollen. Aber irgendwie sahen diese Haken nicht nach einer übergangsweisen Dachsteigehilfe aus, und auf Nachfrage wurde mir das leider bestätigt. Schneefanghaken sind das, und diese sind in dieser Region Deutschlands bei der zu erwartenden Schneelast in Verbindung mit dem steilen glatten Tegalit Dach zwingend vorgeschrieben. Nur gut, daß es für alles Vorschriften gibt, ob diese Haken schön aussehen, ist ja auch zweitrangig. Sicherheit geht vor. Wie aber funktionieren die? Sollen diese Haken den Schnee auf dem Dach halten oder ein geordnetes und ungefährliches Abrutschen fördern, ich weiß es nicht. Wir sind ja auch das einzige Haus im ganzen Dorf mit diesen Haken, ich könnte also noch nicht einmal bei den Nachbarn um Erfahrungsberichte bitten.

Ein Dach mit Akne
Immerhin wurden diese Haken in einem recht ansprechenden Muster verlegt, sie geben dem Dach also durchaus eine individuelle Note. Das Dach sieht damit zwar anders aus als erwartet, aber das nehmen wir jetzt einfach mal hin. Somit hat es der Ort Waltersdorf am Ende doch noch geschafft, die Dachdeckung zu beeinflussen, statt der Gestaltungssatzung war es eben die Schneesicherheit. Gönnen wir ihm den Triumph.

Unser Haus hat ein Dach, das ist jetzt alles was zählt. Und mit einem Dach sieht so ein Haus gleich ganz anders aus und fügt sich auch ganz anders in die Umgebung ein. Ein guter Moment, hier mal zwei Beispiele unserer neuen Panorama-Foto-App vorzuführen.







Freitag, 3. Mai 2013

Unser Haus kriegt ein Gesicht

der Schnee hat sich ja nun schon seit einigen Wochen aus Waltersdorf verzogen. Während der Hausstellphase konnte man auf der Lausche, dem höchsten Berg des Zittauer Gebirges, zwar noch ein paar weiße Fetzen sehen, doch auch die sind mittlerweile verschwunden. Und das ist auch gut so, denn, so sagten mir die Nachbarn, wenn auf der Lausche noch Schnee liegt, dann könnte auch im Tal noch einmal etwas kommen. Diese Gefahr ist jetzt also gebannt.

Die Einzige, die dem Schnee wohl etwas nachtrauert, ist unsere Tochter. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie bequem auf dem Schlitten zur Schule gezogen wurde. Ab jetzt heißt es selber laufen. Und genau das ist an den meisten Tagen mit viel Überzeugungsarbeit verbunden. Als Eltern muß man dann kreativ sein und Wege finden, wie man eine lauffaule Sechsjährige zum Wandern animiert. Ein Erfolgsrezept haben wir leider auch nicht, doch am besten scheint zu funktionieren, sie mit verschiedensten auf der Wegstrecke befindlichen Highlights bei Laune zu halten. Zum Glück gibt es aus kindlicher Sicht ein paar davon, zum Beispiel kommen wir an mehreren Kaninchenställen vorbei und auch die vielen kleinen Bäche, in die sich so herrlich Steine werfen lassen, helfen da schon weiter.

Als neuesten Spaß suchen wir seit ein paar Tagen Häuser mit einem Gesicht. Die Idee dazu hatte sie sogar selber, denn sie war es, die das erste Haus gefunden hatte, in dem man wirklich so etwas wie ein Gesicht erkennen konnte. Man muß da noch nicht einmal sehr viel Phantasie haben. Unten im Bild ist dieses Haus zu sehen, ich habe mir die Freiheit genommen und beim Mund etwas nachgeholfen.


Da sich dieses Haus ganz in der Nähe unseres Zieles, dem Kindergarten befindet, kann man es fast auf der gesamten Wegstrecke als Motivation für das Weiterlaufen verwenden. "Komm, wir gehen zu dem Haus mit dem Gesicht" - und meistens geht es dann weiter. Und wenn sie partout nicht mit uns laufen will, dann hilft noch das Drohen mit dem Haus mit dem bösen Blick. Zum Glück haben in Waltersdorf einige Häuser sogenannte Fledermausgauben in den Dachflächen.

Wenn man auf das Auto verzichten will, sind uns eben viele Mittel recht, sollten wir damit das Kind rechtzeitig in den Kindergarten kriegen. Und noch können wir sie mit der Drohung: "...das Haus schaut dich ganz grimmig an" beeindrucken.  Wer weiß, wie lange das noch geht. Irgendwann wird sie vielleicht diese Häuser mit den drohenden Augen nicht mehr sehen und auch keine Gesichter bestehend aus Fenstern und Türen mehr erkennen. Es ist zwar schade, aber die kindliche Phantasie wird irgendwann bei jedem durch die nüchterne Betrachtungsweise der Erwachsenen ersetzt.


Ich gehe jetzt mal davon aus, daß dieser Blog in der Mehrzahl von Erwachsenen gelesen wird. Und einige werden sich vielleicht schon gefragt haben, was ich mit diesem Ausflug in die kindliche Vorstellungswelt eigentlich erreichen will. Denn auch ich hätte bis vor wenigen Tagen nicht gedacht, daß ich im Blog mal etwas über Gesichter von Häusern schreiben werde.

Die Idee dazu kam von einem der Huf Haus Monteure. Zu diesem Zeitpunkt waren zwar noch nicht einmal alle Dachelemente verlegt, aber trotzdem konnte man die Form des zukünftigen Hauses schon gut erkennen. Just in diesem Moment kam die Frage des Monteurs, wie das Haus denn bisher so gefalle. Ihr könnt Euch meine Antwort bestimmt vorstellen, denn mir ist sie leider entfallen. Die Worte "Wunderbar" und "Phantastisch" kamen aber ganz sicher darin vor. Woran ich mich aber genau erinnere, war seine Antwort. Wörtlich sagte er: "Dann warte mal auf morgen, dann kriegt das Haus sein Gesicht". Und damit war das Thema für den heutigen Beitrag gefunden.

Morgen würde es also das Gesicht geben, im logischen Schluß ergibt sich also der Fakt, daß das Haus im Moment des Gespräches noch kein Gesicht hatte. Und ungefähr so hat das Haus zu dem Zeitpunkt ausgesehen.

  

Auch wenn das Dach schon gedeckt gewesen wäre, das Haus würde trotzdem immer noch recht komisch aussehen. Die Waltersdorfer Gestaltungssatzung hätte mit so einem Haus wahrscheinlich kein Problem, doch ein typisches Huf Haus sieht anders aus. Der Herr Architekt wusste schon, wovon er spricht, als er sagte, wie wichtig der Huf Haus typische Dachüberhang ist. Ohne Dachüberhang hat das Haus eine Glatze. Oder anders ausgedrückt, ohne Dachüberhang hat das Haus kein Gesicht.  

Wie sehr dieser Dachüberstand den Charakter des Hauses veränderte, konnte man am nächsten Morgen auch wirklich sehen. Die typischen Huf Haus Züge wurden sofort erkennbar, und dabei war der Überhang erst auf einer Seite montiert. Hier entsteht ein echtes Huf Haus, Dachwinkel hin oder her. 


Kurze Zeit später war das Huf Haus Gesicht dann fast vollständig, . Unverwechselbar, zeitlos und schön.


Es fehlte eigentlich nur noch die Nase, doch auch die gab es nur kurze Zeit später in der Form eines Balkons.


So sieht es also aus, ein Huf Haus Gesicht mit Steildach. Trotz des ungewöhnlichen Winkels zeigt es stolz seine Verwandschaft mit dem Ursprungsdesign der frühen 70er Jahre. Dieser Anblick ist inzwischen genauso unverwechselbar wie die Silhouette eines Porsche 911. Ich würde einen hohen Geldbetrag darauf wetten, daß wirklich jeder einzelne, der jetzt in unserem Dorf interessiert vor dem Haus steht, dieses zweifelsfrei als Huf Haus erkennen kann. Dafür muß man noch nicht einmal ein Fertighauskenner sein, es reicht, einfach nur das weiß-grüne Werbebanner am Balkon zu lesen.