Dienstag, 29. Mai 2012

Meine Ecke

es ist immer wieder interessant, zu lesen, mit welchen Suchbegriffen man irgendwie in meinem Blog gelandet ist. Wonach manche im Internet so suchen, schon witzig. Und inzwischen kann ich mit einigem Stolz behaupten, dass recht viele dieser Suchanfragen bei mir auch wirklich die eine oder andere Antwort finden, ob diese am Ende allerdings nuetzlich war, das sagt meine Statistik leider nicht.
Es gibt aber doch einen sehr prominenten Suchbegriff, den ich bisher ganz bewusst ausgelassen habe.
Denn ich habe auch wirklich noch nicht viele Worte ueber unseren "Huf Haus Grundriss" verloren.

Die meisten Bautagebuecher, bei denen ich mitlese, haengen schon meist recht am Anfang den gesamten Grundriss aller Etagen der geplanten Haeuser in den Blog. Da guckt man dann mal kurz drauf und findet das schoen oder auch nicht, aber so richtig erschliesst sich mir nie, warum der Grundriss denn genau so wie gezeigt einmal geplant wurde. Nehmen wir doch an, dass die meisten ihre Haeuser in der Idee bauen, so lange wie moeglich darin wohnen zu bleiben. Dann muessen doch auch unendlich viele Stunden Entwickeln und Verwerfen in die Gestaltung des Grundrisses geflossen sein. Und fast nichts wird ja spaeter einmal das Wohlbefinden im eigenen Haus mehr beeinflussen, als die optimale Anordnung der Zimmer, Fenster und Tueren. Trotzdem verschwenden die meisten Baublogs nicht wirklich viele Worte zu dem Thema, sondern heften einfach eine Serie von Bildern in den Text und ueberlassen es dem Leser, sich selber einen Reim auf die Zeichnung zu machen.

OK, will ich mal versuchen, hier anders zu sein. Zeit habe ich ja genug. Zugegeben, die meisten der anderen Blogs haben auch schon genuegend ueber den jeweiligen Baufortschritt zu berichten. Doch genau da kann ich leider noch nicht viel beisteuern. Nennenswerte Fortschritte auf unserem Bauland gab es seit Monaten nicht, dort wurde noch kein einziger Grashalm umgeknickt. Betrachte ich meinen derzeitigen Fortschritt bei Baugenehmigung und Finanzierung, dann wird das wohl auch noch eine Weile so bleiben.
Weil ich aber trotzdem den Ehrgeiz habe, hier jede Woche etwas schreiben, muss ich eben das Thema der Grundrisse so richtig breit angehen. Man moege es mir nachsehen. 

Wenn ich oben behauptet habe, bisher noch nichts ueber unseren Grundriss verraten zu haben, dann stimmt das nicht ganz. Denn in einem noch nicht lange zurueckliegenden Beitrag liess ich zu dem Thema ja schon ein ganz klein wenig was blicken. Besonders die geplante Nutzung eines ganz speziellen Platzes im zukuenftigen Wohnkeller wurde dort schon einmal umrissen. Und an genau diese Stelle komme ich jetzt also nochmal zurueck und starte von hier die lange Reise durch das Haus.
Diese erste zu beschreibende Stelle ist in Wirklichkeit sogar nur eine Ecke eines recht grossen Zimmers an der Suedseite unseres Wohnkellers. Genauer handelt es sich hier um die Sued-West-Ecke des sogenannten Hobbyraumes. Das ist also genau die Ecke des Kellers, die spaeter einmal aus unserem Hanggrundstueck herausgucken wird und somit vollen Zugriff auf natuerliches Licht hat.
So sieht die laut der letzten Architekten Zeichnung in dieser Ecke aus.Nichts besonderes, oder?


Das ist ja noch nicht wirklich ein kompletter Grundriss, oder?
Aber wir sind ja auch erst am Anfang. Und trotzdem geht schon alles durcheinander. Die obige Zeichnung is inzwischen schon laengst nicht mehr aktuell. Denn in der Zwischenzeit gab alleine an dieser einen Stelle schon zwei nicht unwesentliche Aenderungen. Zum einen ist die Wand rechts, also die im Westen, jetzt eine echte Betonwand und nicht mehr komplett aus Glas. Und zum anderen gibt es an der Suedwestlichen Ecke  jetzt auch keine geschlossene Glaswand mehr, sondern neuerdings eine Glas-Fluegel-Kipp-Tuer. Gegen Aufpreis laesst sich die sogar von aussen aufschliessen und auch eine Mindest-Lichte-Breite von einem Meter und eine so niedrig wie moegliche Schwelle war mir dort sehr wichtig.

Was hat es denn nun mit dieser Tuer so auf sich, warum reite ich auf der herum? Wer den frueheren Beitrag jetzt schon gelesen hat und sich noch erinnert, der wird vielleicht noch wissen, dass durch genau diese Tuer einmal ein dickes, schweres Motorrad geschoben werden muss. Eine 330kg schwere Harley traegt man auch nicht so einfach ueber eine 10cm Tuerschwelle. Und eine lichte Breite unter einem Meter haette bedeutet, dass ich die Maschine nur nach vorheriger Demontage der Rueckspiegel ins Haus bekommen haette. Wie man sieht, alles durchdacht hier.
Wer beim Betrachten des obigen Bildes wirklich gedacht hat, "Hobby" heisst bei uns "Gewichte stemmen" der hat nur zum Teil recht. Das schwerste Stueck Eisen im Haus wird allerdings nicht auf einer Hantelbank liegen, sondern auf zwei dicken Raedern im Wohnkeller stehen. Damit bin ich dem Traum eines gewissen Wolfgang Fierek, der seine Harley am liebsten im Wohnzimmer hat, so nahe wie gekommen, wie es Ehefrauengenehmigungsfaehig war.

Wir haben also noch gar nicht richtig begonnen, die ganzen Grundrisse hier zu beschreiben, und trotzden gibt es schon die erste grundlegende Berichtigung. Unten die verbesserte Variante, diesmal mit Tuer und Motorrad. Man verzeihe mir bitte das schlechte Foto. Meine bescheidenen Kenntnisse der digitalen Bildbearbeitung liessen zu dieser spaeten Nachtstunde leider kein besseres Ergebnis zu.
Haette ich einfach so, ohne jeglichen Kommentar, den Grundriss des Architekten in den Blog kopiert, ein so wichtiges Detail wie meine zukuenftige "Motorradgarage" ware da doch glatt untergegangen. Und dabei war es dem Herrn Architekten sehr wohl bekannt, dass sich bei diese, meine Ecke nicht in ein Moechtegern-Fitness-Studio entwickeln wird. Welche Firma auch immer diese Architektursoftware entwickelt hat, ein dringender Verbesserungsvorschlag waere, unbedingt ein Motorrad als Standardmoebelstueck aufzunehmen.

Denn, ich muss ja auch ehrlich sein und zugeben, das gute Teil ist die meisten Monate des Jahres nur ein teures Moebelstueck. Immerhin eine Woche Ausfahrt konnte ich bisher pro Jahr heraushandeln, verbunden mit dem obligatorischen Vor- und Nachgezaenk. In den vielen unendlich langen Wochen zwischen diesen Ausfahrten war dann nur Staub wischen und Chrom polieren das groesste der Motorradevergnuegen. Und beide Aktivitaeten finden in Zukunft eben innerhalb des Hauses statt und nicht mehr in der zugigen Garage unter der flackernden Neonroehre inmitten von Tonnen ehemals dringend anzuschaffender und jetzt komplett vergessener Kinderspielgeraete.

Ueber die weitere Gestaltung dieses Raumes bin ich mir aber noch nicht im Klaren. Sicher ist aber, dass ich darueber wohl ganz alleine entscheiden kann, meine liebe Frau naehert sich freiwillig der Maschine nicht auf zwei Meter. Und so habe ich jetzt, noch bevor das Haus ueberhaupt gebaut wurde, schon meine persoenliche Ecke gefunden. Und mit der kann ich machen was ich will. Deshalb kommen hier jetzt auch nur meine Ideen vor, in der Reihenfolge, wie sie mir in den vergangenen Wochen so in den Sinn gekommen sind.

Was fuer Ideen gab es also schon?
Zum Glueck haben wir uns vor Wochen aus Kostengruenden bei der Westwand gegen die komplette Glasvariante entschieden. Denn die nun verfuegbare Betonwand hat so viel mehr Verwendungsmoeglichkeiten. Eine der Ideen fuer diese Ecke war zum Beispiel eine kleine Werkstatt. Die neue Wand koennte herrlich zum Befestigen von Werkzeug dienen. Probiert das mal an einer Glaswand. Und eine kleine Werkbank wuerde auch davor passen.
Warum eigentlich nicht? Zwei linke Haende sollte ich ja nicht haben, denn, ich kann es selber kaum noch glauben, in meinen wilden Jugendjahren habe ich einmal den Beruf eines Automechanikers erlernt. Das ist aber schon viele Jahre her, ich habe bei dem kurzlebigen Versuch der Ausuebung dieses Berufes dann doch recht schnell gelernt, dass ich mir Autos sehr viel lieber nur angucke, als mich im Blaumann darunterzuklemmen und mir das Tauwasser in den Nacken rieseln zu lassen. So sehr ich auch die Idee einer eigenen kleinen Werkstatt romantisch verklaere, wenn ich ganz ehrlich zu mir selber bin, das ist vielleicht doch nicht so mein Ding. Also weg damit.

Eine andere Idee waere das komplette Klischee einer Wand voll mit Postern und Regalen mit allerlei Harley Memoralien. Vielleicht noch die eine oder andere "Born to be wild" oder "Live to ride" Fahne, alles schoen in Schwarz und Orange gehalten, die perfekte Kopie der Stammkundenecke jedes x-beliebigen Harley Haendlers. Fehlt eigentlich nur noch, dass ich mir ein Tattoo wachsen und einen Bart stechen lasse. Diese Idee hielt sich doch recht lange, aber ich hasse Baerte und deswegen wurde auch das Bild recht schnell verworfen.

Mein derzeitiger Favorit fuer das Design dieser Motorradecke kommt eher aus der Kategorie Motorradreisen. Das kleine Motorrad mag vielleicht nicht wirklich viele Ausfahrten pro Jahr bekommen, aber wenn es rausgeht, dann auch richtig. Wales, Norwegen, 50 Alpenpaesse in einer Woche, fast alle deutschen Mittelgebirge, all das hat die dicke Berta schon gesehen. Und noch viele andere Ziele stehen auf der Wunschliste. Was koennte also an diese neue Betonwand besser passen, als eine taeuschend echt aussehende Fototapete mit einer Szene aus der Kategorie Motorrad-Reise-Traumziele. Stellt man es geschickt an, dann herrscht in unserem Wohnkeller in Zukunft alsbald die perfekte Illusion einer Hochalpenstrasse, oder haettet Ihr etwa gedacht, dass es sich im Bild unten um etwas anderes als eine Fototapete handelt?


Nein?
Ich schon, ist ja auch keine. Aber ganz sicher kann man sich da nie sein. Man muss halt auch ein kleines bisschen Phantasie haben. Solche Fototapeten kann man heutzutage in sehr beeindruckender Qualitaet und unglaublicher Detailtiefe im Internet bestellen. Das hat mit den Vertretern aus den Sechziger Jahren einfach gar nichts mehr zu tun. Einfach das richtige Motiv und die Groesse auswaehlen, und schon parkt man seine Maschine auf absoluten Traumstrassen, wie zum Beispiel dieser hier vom "Tal des Feuers" in der Wueste Nevadas, gefunden bei bilder-welten.net.


Ein Motorrad und eine Tapete, damit waere diese Ecke des Hauses schon so gut wie eingerichtet.
Weitere Moebel braucht es da auch nicht, eventuell nur noch ein bequemer Stuhl fuer die vielen Stunden, in denen "Mann" das Motorrad und die Tapete huldigen wird. Um dabei dann ganz langsam den Bezug zur Realitaet zu verlieren und sich dabei zu erwischen, die Chancen fuer eine echte Ausfahrt nach Nevada auszuloten.
Doch das ist wohl erstmal nur eine Traeumerei. Bis dahin bleibt das Sitzen in eben diesem Schaukelstuhl das wohl ungefaehrlichste und einzige Motorradvergnuegen. Welche Art von Bestechung ich an meine liebe Frau fuer so eine Ausfahrt aufbringen muesste, ich will es mir lieber gar nicht erst vorstellen. Eine schicke Kueche jedenfalls interessiert sie kein bisschen. Waere ja auch zu einfach gewesen, wenn meine liebe Gattin hier auch mal ueber ein paar geschlechtstypische Stereotypes verfuegen koennte.

So ich muss jetzt aufhoeren zu schreiben, die Waschmaschine ist fertig.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Olympische Fackeln und andere Leuchten


Sehr oft in den letzten sieben Jahren habe ich mir die Frage gestellt: Wie populaer ist man als Deutscher in England eigentlich?

Es ist ja nun nicht so, dass es zwischen den beiden Nationen keine Geschichte geben wuerde. Fast taeglich laeuft auf irgendeinem Kabelsender eine Dokumentation ueber den zweiten Weltkrieg, mitten in Vergnuegungsparks befinden sich Museen mit Nachbauten von Ruinen aus dem London in den 40er Jahren, inklusive einer Simulation eines Bombenangriffs. Zur Feier des Queenjubilaeums wird am Himmel die Battle of Britain nachgestellt. In der England / Deutschland Wettkampf - Episode der beliebten Fernsehserie "Top Gear" wird das englische Moderatoren Team mit original Spitfires eingeflogen und sogar auf dem kleinen Sportflugplatz neben unserem Haus parken deutsche Weltkriegs - Oldtimerflugzeuge in original Kriegsbemalung. Komplett mit dem bekannten Kreuz.
Sogar in Kinderfilmen duerfen Fensterkit fressende Kraehen deutsche Bomben entschaerfen, einfach mal Nanny McPhee gucken und schon weiss man, dass so eine Bombe aufgrund eines akuten Niesanfalls des Piloten auch mal mitten auf einem Weizenfeld fernab jeder Zivilisation abgeworfen werden kann.
Das Bild vom boesen Deutschen. Zumindest im Fernsehen wird es noch eifrig aufrechterhalten.

Auch wenn ich wohl weiss, dass nicht alles so ernst gemeint ist, als Deutscher in England ist man wohl trotzdem gut beraten, ein "Low Profile" zu fahren. Pubs, in denen die Fussballuebertragung zwischen Chelsea und Muenchen laeuft, werden dann doch eher gemieden. Besonders beim Fussball scheint es noch eine besondere Wuerze in den Deutsch - Britischen Beziehungen zu geben, immerhin wurden bis vor kurzen noch in den Musikgeschaeften die DVD's mit der Auzeichnung eines England - Deutschland 5:1 Sieges verkauft.

Man nimmt es zur Kenntnis und das Leben geht weiter. Meine Nachbarn haben sich inzwischen an deutsche Nachbarn gewoehnt, was sollen sie auch anderes machen. Kurzzeitig wohnten alleine auf unserer Strasse insgesamt drei deutsche Familien. Das macht Mut und so haengt man zum WM 2010 England - Deutschland Spiel sogar mal die deutsche Fahne raus. Die wurde zwar prompt von besonders lustigen Nachbarn um ein paar englische Papierfaehnchen erweitert, aber das war nur eine nett gemeinte kleine Provokation.
Nach dem Spiel waren jedenfalls immer noch alle Scheiben in unseren Fenstern und nicht ein Reifen unseres Autos platt. Und das trotz deutscher Nummernschilder. Ach, und die 5:1 Sieg - DVD's wurden aus den Laeden genommen, aber das kann auch nur Zufall gewesen sein. 

Im Vergleich zum Geschehen rund um Fussballspiele ist es im Buero dann eher egal, welcher Nationalitaet man angehoert. Die deutsche Arbeitseinstellung wird hier aber sehr geschaetzt und nebenbei darf man als Deutscher auch oefter mal die Hausaufgaben der Toechter der englischen Kollegen korrigieren oder ein paar Stellen der Bedienungsanleitung unserer deutschen Firmensoftware uebersetzen.
Deutsch als Fremdsprache ist in Englands Schulen durchaus recht populaer, viel davon ins Erwachsenenleben wird aber nicht heruebergerettet. Es kommt schon oft vor, dass man den Kollegen Begriffe wie "Vorsprung durch Technik" oder "Freude am Fahren" erklaeren muss. Denn bei aller Skepsis lieben sie deutsche Autos doch wirklich sehr.

Zusammenfassend kann ich sagen, trotz der nicht enden wollenden "wir haben den Krieg gewonnen" Attituede kann man es hier doch ganz gut aushalten. Und vor wenigen Wochen stieg meine Popularitaet sogar noch um ein paar Punkte. Denn ich hatte mitbekommen, dass viele Englaender, zumindest viele meiner Kollegen bei der Verlosung der Olympiatickets leer ausgegangen waren. Denn diese Tickets wurden hier nicht einfach so verkauft, stattdessen durfte man sich auf einer Internetseite um diese bewerben. Man hat dort ein paar Sportarten ausgewaehlen muessen und musste einfach nur hoffen. Durch die Auswahl ganzer Ticketpakete konnte man seine Chancen zwar etwas erhoehen, und haette dann eventuell solche Highlights wie Unterwasser-Rugby auf seinen Olympiaprogramm, wenn das denn olympisch waere. Aber es bleib trotzdem ein Gluecksspiel, bei dem am Ende die meisten komplett ohne Karten dastanden.

Aber was ein richtiger Brite ist, der regt sich ueber sowas nicht auf. Im Gegenteil, man ist stolz darauf, dass diese Spiele im Gegensatz zu denen vor vier Jahren zur Abwechslung mit Zuschauern stattfinden und wohl ausverkauft sein werden. So ein Gezeter wie in Deutschland 2006 bei dem WM Ticketdisaster gab es hier nicht.
Aber ich wollte ja eigentlich erzaehlen, was das Ganze mit meiner ploetzlichen Popularitaet hier im Buero zu tun hat. Ganz einfach, ich war der Schluessel fuer einige meiner Kollegen zu einem Olympiaticket, wusste ich doch, dass man diese ueber das deutsche Internet ganz regulaer und ohne aufregende Verlosung kaufen kann. Man muesste halt nur ein wenig deutsch koennen. Und genau da konnte ich helfen. Haette ich mich zu einer Vermittlungsprovision durchringen koennen, es waere schon einiges dabei herumgekommen.

Aber so schamlos nutzt man die allgemeine Fremdsprachenschwaeche des Inselvolkes ja nun auch nicht aus. Vielmehr freut man sich, dass sie sich freuen und nimmt teil an der allgemeinen Aufregung, die sich so langsam aber sicher hier aufbaut. Jeden Tag berichten die Zeitungen oder das Fernsehen etwas mehr ueber die bevorstehenden Spiele, man ist froher Zuversicht, dass in London das Nahverkehrssystem zusammenbrechen wird und gibt schon Empfehlungen aus, es doch mal mit dem laufen auf dem Weg zur Arbeit zu versuchen.

Das Laufen ueberlassen die meisten Englaender aber doch eher den Anderen. Denn vor wenigen Tagen ist endlich die olympische Fackel auf der Insel angekommen und diese wird nun im Eileschritt kreuz und quer durchs Land getragen. Die Tatsache, dass die Fackel dabei ab und zu auch mal ausging, schaffte es sogar in die BBC Hauptnachrichten, man nimmt eben nichts richtig ernst hier, aber das sagte ich ja schon.

Alles koennte also bestens sein als Deutscher in England im Jahr des groessten internationalen Sportfestes mit den zu erwartenden Tausenden an Besuchern aus aller Welt. Man ist jetzt einfach ein Teil des ganzen wilden Mixes aus Nationalitaeten, die Welt zu Gast in Britannien und der eigene Pass spielt keine Rolle.

Ach ja... Ausser natuerlich, man kommt aus Deutschland. Mit Erstaunen habe ich hier eine Diskussion miterlebt, in der ernsthaft debattiert wurde, ob man diese Tradition mit der Fackel nicht einfach abschaffen und vergessen sollte, und das nur aus dem Grund, weil das ja von den boesen Deutschen zu Olympia 1936 eingefuehrt wurde. Und es sind keine betrunkenen Pubbesucher, die so reden. Denn diese wuessten wahrscheinlich schonmal gar nicht, wo eigentlich 1936 die Olympiade stattgefunden hat.

Da stehen wir also wieder und gucken betreten. Was soll man zu solchen Diskussionen auch sagen? Sollen die doch die Fackel auspusten und bei ihrer britischen Olympiade einfach drauf verzichten. Und wennman schonmal dabei ist, warum nicht auch gleich in einem Schwung alles mitverbieten, was in den dunklen dreissiger Jahren noch so in Deutschland erfunden wurde. Wer braucht schon Fernseh-Liveuebertragungen oder Volkswagen?

Ist diese Herrschaftsrassenfackel erst mal aus, wird es ein kleines Stueckchen dunkler in England. Das nehmen wir aber in Kauf, viel Licht macht so eine Fackel ja eh nicht. Das kann man also im Hinblick auf die Ausleuchtung der Insel durchaus verschmerzen. Viel mehr schmerzt vielleicht jetzt, wie ich hier gerade unter groessten Anstrengungen versuche, von olympischen Fackeln irgendwie auf das Thema Licht und Lampen in einem Huf Haus umzuschwenken. So ein Schnitt tut weh, ich kann es nachvollziehen. Aber irgendwie wollte ich schon wenigstens noch kurz erzaehlen, was es bei uns in den letzten Tagen so neues am Haus gab. Sonsten denken noch alle, die mittes des Links aus der Bautagebuchliste hier gelandet sind, sie haetten sich verklickt.

Also legen wir los. Lampen sind bei einem Huf Haus Teil des Konzeptes. So schoen eine grossflaechige Verglasung am Tag auch sein mag, nachts ist der Effekt weg und die lebenden Tapeten werden durch tiefstes Schwarz ersetzt. Und um dieser Bedrueckung zu entgehen, trifft man sich am besten mit dem Lichtberater der Firma StilArt und laesst sich durch die verschiedenen Beleuchtunsszenarien fuehren.

Wieviele Lampen braucht man denn nun? Fuer den Anfang vergleicht man diese Frage vielleicht erstmal mit einem, sagen wir mal, normalen Haus. Vielleicht sogar mit unserem Haus hier in England. Mal kurz die Raeume zaehlen, Korridor und Gaeste WC, Kueche, Ess- und Wohnbereich. Das war das Erdgeschoss. Dazu noch eine Garage und dann geht es schon oben weiter. Unser Haus ist ein sogenanntes 4 Bedroom Haus, also oben nochmal 4 Zimmer, in drei von denen passt sogar ein Bett, geradeso. Dazu kommt noch das Hauptbadezimmer. Das war es auch schon und wer haette es gedacht, unser derzeitiges Haus hat, wenn wir den Keller weglassen, genausoviele Raeume wie unser zukuenftiges Huf Haus. War mir bisher noch gar nicht aufgefallen.

OK, also unser Haus hier ist hinsichtlich der Anzahl der Zimmer gleich gross, dann sollte es doch bei der Anzahl Lampen einen guten Referenzwert abgeben.

Na dann zaehlen wir mal:

Deckenlampen: Genau eine pro Zimmer, warum sollte man auch mehr brauchen. Aussnahmen sind das obere Bad (2) und der Korridor (auch zwei). Insgesamt zaehle ich also 12 Deckenlampen. Und weil wir ja keinen Keller haben, zaehlen wir einfach mal die Garage dazu, nochmal zwei , also 14 im Total.

Wandlampen... Das sind Lampen, die an der Wand haengen. Wandlampen eben. Und dabei ist es hier jetzt mal egal, ob die nach unten oder zur Decke strahlen. Wir haben eh nur eine davon, und die ist im oberen Bad ueber dem Spiegel.

Stehlampen: zaehle ich einfach mal dazu,wir wollen ja keine Lampen unterschlagen. Wir haben zwei davon. Wobei, eine steht gar nicht mehr, die liegt schon, und zwar im Kofferraum, vorbereitet zum wegschmeissen.

Aussenlampen: Ich lasse mal die superteuren selbstaufladenden Solarlampen aus dem 99Cent Laden weg, die sind ja auch nicht wirklich am Haus sondern stecken so in der Wiese, dass man mit dem Rasenmaeher einfach drueber muss. Und ohne diese Lampen haben wir hier nur zwei echte Aussenlampen. Wobei, die vorne geht gerade nicht. Zaehlt die dann trotzdem?

Das war es auch schon, immerhin 19 Lampen inklusive der Liegelampe in meinem Kofferraum.

Klingt doch schon viel, oder? Auf jeden Fall mehr als genug, so dachte ich bisher. Nicht aber mit einem Huf-Haus.

Fangen wir hier mal mit den bereits oben beschrieben Glaswaenden an. Diese habe nicht nur das Problem, dass sie nachts schwarz sind. Sie reflektieren eigentlich auch kein Licht zurueck in den Raum sondern lassen das frecherweise einfach in die Umwelt hinaus. Will man also Licht im Raum und das Ganze auch noch mit einen schoenen Lichteffekt verbinden, sollte das Licht indirekt in die Raeume gestrahlt werden. Im Bereich der Fensterflaechen also am besten an die weisse Decke. Von dort verteilt sich das das Licht dann schoen im Raum und man bekommt den gewuenschten Effekt. Die Firma StilArt bietet unter anderem diese Lampe fuer diesen Platz an:


MINI SURF



Wieviele solcher Fensterwandelemente hat unser Haus nun? Stolze 23. Ueberbiete ich hier schon alleine mit diesen Deckenflutern die Anzahl der Lampen in unserem bisherigen Haus? Das faengt ja gut an, oder?
Und das geht auch gleich lustig weiter, denn nicht jede Zimmerseite wird ja komplett Glas. Wir werden auch normale Wandelemente haben, und dann stellt sich auch die Frage, ob man auch an den Wandflaechen die gleichen Lampen vorsehen sollte. Ob man sie als Lichtquelle wirklich braucht, sei dahingestellt, hier geht Design vor Funktion. Mit den gleichen Lampen an diesen Waenden sieht das Zimmer einfach harmonischer aus und die Lichtbestrahlung wirkt gleichmaessiger. Und damit kommen nochmal vier Lampen dieses Modells dazu.

Sind wir also schon bei 27.

Nun gibt es ja im Huf Haus auch Innenwaende, an die man eventuell ein Sofa stellen moechte. Auf dem Sofa koennte man eventuell auch mal lesen wollen und dann reicht das indirekte Licht eventuell nicht. Also wir suchen nach Lampen die sowohl die Decke als auch das Sofa anleuchten. Im Angebot von Stil Art hat uns dafuer diese Lampe besonders gut gefallen.


Diese Lampe kann man auch mit verschiedenen Farbfiltern ausruesten und damit tolle Effekte an einer weissen Wand erzielen. Da es sich hier um eine besonders schoene und repraesentative Beleuchtung handelt, kommt diese auch noch an andere besonders schoene Stellen im Haus, zum Beispiel in die Galerie. Weiterhin wollen wir auch noch eine ins Schlaf-, Lese- und Kinderzimmer (dort wahrscheinlich mit einem Farbfilter in Pink). Von dieser Lampe werden wir also 7 verbauen.

So haben wir also schonmal zwei Typen Lampen im Haus, die, die das schoene indirekte Licht machen, und die, die schoenes farbiges Licht machen und dann auch noch schoen aussehen. Es gibt aber auch die eine oder andere Stelle im Haus, in der eine Lampe vor allem eins machen soll, naemlich alles was darunter liegt moeglichst gut ausleuchten. Solche Art von Lampen braucht man in der Kueche, im Windfang und der Diele, im Hobby- und Arbeitsraum, ueber dem Esstisch und natuerlich auch in solch interessanten Raeumen wie dem Heizungskeller oder dem Abstellraum. In den beiden letzteren kann das so billig wie moeglich gehen, diese Raeume sind schliesslich rein funktional und somit ist hier das einfachste schon gut genug. OK, nehmen wir lieber das Zweiteinfachste, man will ja auch nicht nur eine lose baumelnde Fassung mit einer nackten Gluehlampe. Eine Anbauleuchte mit Neonroehren ist hier aber ausreichend. Und davon brauchen wir drei.




Die anderen Deckenlampen folgen dem Prinzip, dass sie zwar Licht machen, aber ansonsten das Design des Hauses moeglichst wenig stoeren sollten. Am besten eignen sich hier sogenannte Spotlights. Dem Lichtkonzept der Firma Stil Art folgend werden gleich stolze 26 dieser Spotlights im Haus verbaut, davon alleine 14 in den Wohnraeumen des Kellergeschosses.




Sind wir damit dann durch?
 
Noch nicht ganz. Innen fehlen noch Lampen in den Baedern, in der Ankeide, im Treppenhaus und ueber dem Esstisch.

Die Entscheidung bei den Baedern war einfach, auch diese Lampen sind auch eher funktional und sollten moeglichst wasserdicht sein. Ausserdem waere ein nicht allzu grelles Licht ganz gut, warmes Licht laesst ein unausgeschlafenes Gesicht einfach etwas schoener wirken und der Morgenschock ist dann etwas leichter zu ertragen. Bei drei geplanten Baedern brauchen wir drei dieser Leuchten: 






Die Ankleide ist uns im Vergleich fast genauso egal wie der Keller. Das einzige Problem ist, dass diese Ankleide unter der Dachschraege liegt und spaeter mit Einbauschraenken recht vollgestellt sein wird. StilArt schlaegt ein Schienensystem vor, das sieht dann ungefaehr so aus.










Das Problem der schraegen Dachflaechen stellt sich auch an einer anderen, aber viel oeffentlicheren einer Stelle im Haus. Wie leuchtet man am besten einen Esstisch aus, der zum einen unter einer offenen Galerie und damit auch noch unter der Dachschraege steht. Hinzu kommt, dass genau ueber dem Esstisch ein Dachflaechenfenster geplant wurde. Und in das bohrt man nicht so einfach ein Loch rein um einen Haken fuer einen tiefhaengenden Kronleuchter anzubringen.
Zusaetzlich stellt dieser Raum durch die offene Galerie auch noch eine weitere lampentechnische Herausforderung dar. Denn auf die spaetere Lampe wird man ja von oben herabgucken koennen. Wir sollten also nicht unbedingt eine Lampe planen, die in ihrer Groesse die Sicht nach unten komplett verdeckt. Irgendetwas Schlankes, Edles stellen wir uns hier vor. Diese Lampe hier mit dem schoenen Namen Grace ist unser derzeitiger Favorit. 





Bleiben wir noch kurz im Esszimmer. Ein besonderes Huf Haus Detail sind ja die offen liegenden Balken, und als besonders schoenen indirekten Lichteinfall sollte man Lampen in die Verkofferungsblenden planen. Eine unsichtbare Lichtquelle, die indirekt den gesamten Erker ausleuchten wird und deshalb in jedem Huf Haus eigentlich ein Muss sein sollte.


Noch einen Raum vergessen? Ach ja, das Treppenhaus. Hier ist eigentlich nur wichtig, dass die Lampen so flach wie moeglich an der Wand liegen sollten. Alles andere koennte eine Unfallgefahr darstellen, sie werden sich ja wohl nur in einer Hoehe von 1,75m befinden. Wobei, wenn ich da nochmal drueber nachdenke, eigentlich haette keiner in unserer Familie damit ein echtes Problem. Aber wer weiss, vielleicht wachse ich ja noch. 






Kurz mal gerechnet. Ich komme jetzt schon auf stolze 82 Lampen! Das ist mehr als das Vierfache unserer heutigen Lampenanzahl. So richtig hat unser derzeitiges Haus also doch nicht als Referenz getaugt.

Und bei 82 ist hier auch noch nicht einmal Schluss. Denn jetzt kommen ja auch noch die Aussenlampen hinzu. Unser heutiges Haus kommt hier mit ganzen zwei Lampen aus, im Huf Haus werden es stolze 15 sein.
Wer schonmal ein Foto eines hell erleuchteten Huf Hauses bei Nacht gesehen hat, der weiss, solche Aussenlampen sind absolut notwendig fuer den finalen bombastischen Showeffekt. Auch hier wieder die alte Regel, kein direktes Licht, sondern indirekt die Dachueberhaenge und die Waende anstrahlen. Und somit das ganze Haus zum leuchten bringen.









Wer haette also gedacht, dass man in einem einzigen Einfamilienhaus 97 Lampen unterbringen kann?
Wenn ich die alle spaeter mal gleichzeitig anschalten sollte, wird man unser Haus vom Weltraum aus sehen. Wir werden heller strahlen, als der Stern von Muecka. (Muecka ist ein kleiner Ort in der Lausitz, die haben sich Dank einer umfangreichen Zuwendung aus Solidaritaetsbeitraegen Radwege in jede moegliche Himmelsrichtung gebaut und dabei alle 5 Meter eine Strassenlaterne angebracht. Nachts leuchtet das so hell, dass das Ganze aus dem Weltraum aufgrund der Ausrichtung der Radwege eben wie ein Stern aussehen muss. Nachgeprueft hat das aber noch niemand. Wenn ich das naechste mal Spacenight auf Bayern Alpha gucke, passe ich da mal fuer euch auf)

Also eine ganze Menge Lampen, und fuer die sollte man einiges im Budget uebrighalten. Wohl wissend, dass Huf auch bei den Lampen keine Billigware anbieten wird, preislich kann man ohne Probleme beim  Gegenwert eines gut ausgestatteten Mittelklassewagens landen.

Wobei alles it relativ. Fuer das Geld bekommen wir nicht nur eine ganze Reihe Lampen sondern auch ein voll ausgearbeitetes Beleuchtungskonzept. Und vergleicht man den Preis hier mit dem, den so eine olympische Wanderfackel gerade bei ebay erzielt hat, dann ist der Preis bei Huf geradezu lachhaft niedrig. Schlappe 193.000 britische Pfund hat gestern ein Verrueckter fuer so eine Fackel bezahlt. Ob der diesen Preis auch geboten haette, wenn man ihm vorher gesagt haette, dass die Idee zu der Fackel einmal von den Nazis kam?

Dienstag, 15. Mai 2012

Was man sagen sollte....

.... wenn man mit sich selber spricht

Diese Woche habe ich es mir sehr schwer gemacht, ein Thema fuer den Blog zu finden. Nicht, dass ich keine Ideen mehr haette. Die gehen mir wohl noch fuer eine ganze Weile nicht aus. Aber irgendwie wollte nichts so recht aufs Papier kommen. Oder besser, auf den Laptop.

Was ist der Grund fuer meine Schreibsperre?

Soviel kann ich schon vorwegnehmen. In diesem Monat hatte ich echt anderes im Kopf. Der Mai 2012 wird mit Sicherheit einen ganz besonderen Stellenwert in unserer privaten Familiengeschichte bekommen. Er wird uns als der Monat der Vorfreude und der Erleichterung, aber auch der Angst und der Unsicherheit in Erinnerung bleiben. Geht Euch das auch so, dass manche Monate irgendetwas Magisches zu haben scheinen? Viele Wochen und Monate passiert fast gar nichts und dann gleich alles auf einmal. Und das Ergebnis ist ein Mix aus Gefuehlen hervorgerufen durch unterschiedlichste Einfluesse. Aber dazu spaeter.

Vielleicht habt Ihr euch schon ueber den komischen Titel des heutigen Beitrages gewundert? Das ist der Titel eines erfolgreichen Selbst-Motivations-Buches aus den Achtzigern, eines der vielen Buecher, die einem einreden wollen, dass, wenn man nur positive Gedanken in sein Gehirn erlaubt, alles am Ende auch gut gehen wird und man sich auf den sicheren Weg zum Erfolg befindet. Das lag bei uns im Buero rum, und nach zoegerlichem Blaettern ist das inzwischen meine Bibel.


Jetzt meint Ihr sicher, ich bin endgueltig verrueckt geworden. Verfalle ich hier einem amerikanischen Motivations-Guru und fange auch noch an, andauernd mit mir selbst zu reden?
OK, verfallen ist ein starkes Wort, aber das Ding liest sich wirklich recht interessant und die ganze Zeit hat man das Gefuehl, dass man alles dort Beschriebene eh schon wusste, aber eben nie wirklich anwende. Das Buch empfiehlt im Prinzip, dass, wenn man schon mit sich selber redet, man wenigstens kontrollieren sollte, was man sagt. Dann muss man nur noch auf seine innere Stimme hoeren und schon wird man auch bald zu der Gruppe Menschen gehoeren, die immer Glueck zu haben scheinen, denen alles zufaellt.
Auf jeden Fall sollte man in diesen Selbstgespraechen vermeiden, sich auf die potentiellen Gruende fuer ein moegliches Scheitern eines Projektes zu konzentrieren. Diese Gedanken also gleich komplett streichen, kein "Was waere wenn..?" Anstattdessen sollte man sich besser noch einmal die Fakten, Ergebnisse und das bisher Erreichte vor Augen fuehren, die uns schon bisher ein gutes Stueck auf dem Weg zum Zieles gebracht haben. Also einfaches Motto, alles wird Gut. Man muss es sich nur staendig selber einreden und mit Erfolgen aus der Vergangenheit belegen.

Hat der Mai jetzt eine neue philosophische Seite in mir hervorgebracht? Warum brauche ich auf einmal Motivationsbuecher, um auch weiterhin an den Erfolg unserer Baustory zu glauben? Bisher ging es doch auch ohne diesen Quatsch und trotzdem haben wir einiges geschafft. Wir haben Bauland gekauft, uns fuer eine Baufirma entschieden, die Planung fuer das Haus abgeschlossen, den Kaufvertrag unterschrieben und uns auch in der Austattung mehr oder weniger festgelegt. Alles bestens also, oder?
Wie sollte das ein einzelner Monat denn noch toppen?

Wer meinen Blog bisher schon verfolgt hat, der wird sich vielleicht erinnern, dass unser Huf Haus Projekt mehr als nur ein Hausbauprojekt sein wird. Das Haus ist hier nur das i-Tuepfelchen, die Sahne auf dem Eis. Es ist ein Teil der Motivation in unserem Projekt der Rueckuebersiedelung nach Deutschland. Immerhin neun Jahre haben wir im Ausland, davon sieben in England.
Jetzt soll es also zurueck gehen, kein ganz leichter Weg, aber der Gedanke an unser zukuenftiges Leben in einem Huf Haus in einer so reizenden Gegend Deutschlands spornt uns schon maechtig an.
Nun stellt so ein Huf Haus in diesem Projekt auch noch eine ganz besondere Herausforderung dar. Zum einen ist es um einiges teurer, als ich jemals getraeumt hatte, fuer ein Haus auszugeben. Aber dafuer gibt es ja schliesslich Banken, denen man nur irgenwie glaubhaft machen muss, dass man sich das Ganze schon irgendwie leisten kann. Leider bisher ohne Erfolg, denn deutschen Banken sind englische Arbeitsvertraege nicht ganz geheuer. Wenn man ein ganz normales ortsuebliches Haus bauen wuerde, eins, das beim Wiederverkaufswert im ortsueblichen Rahmen liegen wuerde, dann koennte man vielleicht nochmal reden. Aber ein Huf Haus in der Oberlausitz? Bleiben Sie mal mit beiden Fuessen am Boden. So ein Haus ist nichts fuer Traeumer. Da koennte ja jeder kommen. Morgen wollen Sie wohl auch noch einen Kredit fuer eine Zwanzig-Meter Yacht auf dem Olbersdorfer See? Und um das ganze nun noch richtig kompliziert zu machen, dann legen wir auch noch eine strenge Gestaltungssatzung oben drauf. Logisch, dass wir Ihnen davon erst verraten, nachdem die Unterschrift beim Notar getrocknet war.
So, unser Huf Haus in der Oberlausitz steht also hinsichtlich Finanzierung oder Baugenehmigung auf sehr wackeligen Beinen.

Aber ich will ja positiv bleiben. Wir lesen ja schliesslich ein Motivationsbuch. Und da wir den Lehren des Buches eben glauben, haben wir das Projekt trotzdem vorangetrieben. Alles wird gut werden, wenn wir nur fest genug daran glauben. Notfalls haben wir ja noch die Ruecktrittsklausel im Huf-Kaufvertrag. Das Motivationsbuch sagt ja nicht, wir sollen auch noch naiv sein. So ein Bauland wird sich auch wieder verkaufen lassen, irgendwann. Und wenn nicht, auch gut. Das Land gibt einen klasse privaten Rodelhang her, und wer hat das schon. Wir koennten sogar in Erwaegung ziehen, doch in England zu bleiben. So schlimm ist es hier auch wieder nicht, das Leben wuerde auf jeden Fall weitergehen. Wer sagt denn, dass es meiner Familie in Deutschland ueberhaupt gefallen wuerde?

Ich koennte also ganz gelassen sein. 

Doch damit ist es nun langsam vorbei. Es scheint langsam Ernst zu werden.
Innerhalb nur einer Woche gab es gewisse Entwicklungen, die dem Projekt Umzug mit Huf Haus einen ordentlichen Kick geben koennten. Es sind Prozesse in Gang gesetzt worden, die nicht mehr ganz so leicht umkehrbar sein koennten. Vorausgesetzt, die juengsten Entwicklungen zeigen die erhofften Ergebnisse, dann ist es mit der Idee eines Abbruchs des Projektes wohl vorbei. Dann ist Schluss mit Lustig. Dann muessten wir Farbe bekennen und dem schoenen theoretischen Gedankenspiel an ein Leben in Deutschland wohl eine echte praktische Umsetzung folgen lassen. Alles andere waere jedenfalls furchtbar peinlich.  
Was ist passiert?

Das Ganze haengt natuerlich mit meinen oben bereits beschriebenen Problemen mit der Finanzierung und der Baugenehmigung zusammen. Habe ich etwa beides? Nein, so schnell dreht sich die Welt nun doch nicht, aber reden wir erstmal darueber, warum ich vielleicht doch ein klein wenig optimistisch sein darf.

Es gibt erste zaghafte Lichtblicke bei meiner Chance auf einen deutschen Arbeitsvertrag! Und ein deutscher Arbeitsvertrag bedeutet eine Chance auf eine Finanzierung. Dann ist sogar egal, wie teuer das Haus ist, vorausgesetzt, das deutsche Gehalt entspricht den Erwartungen der Bank. Wer genug verdient, kann wohl jedes Haus finanzieren. Nur, wieviel ist genug?
Bisher haben wir immer mit einer Finanzierung gerechnet, die in ihrer monatlichen Belastung ungefaehr der  Hoehe unserer englischen Mietkosten entspricht. Leider interessiert so eine Rechnung eine Bank nur wenig. Wenn die kein leicht verkaeufliches Haus als Sicherheit kriegen koennen, dann wollen Sie nur eins, naemlich sichergehen, dass man sich fuer den Fall der Faelle die ausstehenden Tilgungszahlungen vom Gehalt des Schuldners holen koennte. Ist doch schoen, wenn man hoert, wie sich die Banken um unser Wohlergehen sorgen.
Da wir es in England offensichtlich bisher geschafft haben, nach Abzug der stattlichen Miete auch noch die anderen Lebenshaltungskosten zu meistern, machte mir die Finanzierung eigentlich wenig Sorgen. Blieb nur die grosse Unbekannte; wie sieht das mit einem deutsche Einkommen aus? Die Oberlausitz ist ja  oekonomisch nun nicht wirklich mit dem reichen Westen Londons zu vergleichen. Nur weil mein Einkommen in England fuer eine unverschaemte Miete reicht, heisst ja nicht, dass es bei einer aehnlich hohen monatlichen Kreditbelastung bei einer Huf Haus Finanzierung genauso ist.
Das ist ein ganz schoenes Dilemma. Dazu kommt auch noch, dass ein neuer Arbeitsvertrag ja mit grosser Sicherheit eine Probezeit beinhaltet. Und auch das finden Banken gar nicht lustig.
Zum Glueck gibt es einen Ausweg, und dieser liegt in einer verbalen Zusage meines Arbeitgebers, mich in ein deutsches Arbeitsverhaeltnis mit einem hohen Anteil Heimarbeit zu ueberfuehren. Und das ganze ohne Probezeit. So viel Glueck muss man erstmal haben!  Den unglaeubigen Blick meiner Mutter konnte ich sogar durchs Telefon sehen.
Jetzt handelt es sich bei meinem Arbeitgeber aber um keinen ganz kleinen Laden. Und je groesser die Firmen werden, um so mehr Leute koennen bei solchen Personalentscheidungen mitreden und mitentscheiden. Es gibt fuer alles vordefinierte Prozesse und Ablaeufe, die jeweiligen Abteilungen muessen in der genau richtigen Reihenfolge befragt und um Zustimmung gebeten werden. Und sowas dauert.

Aber jetzt ist Mai, der Monat, in dem dieser Prozess endlich offiziell begonnen wurde. Bisher war alles nur verbal und unverbindlich. Es gab muendliche Zugestaendnisse der britischen Vorgesetzten und sogar die netten Damen vom Personal konnten trotz anfaenglichem Gezicke zur Zusammenarbeit ueberzeugt werden. So leicht lassen wir keinen von der Insel runter. Verbale Zusagen sind zwar schon viel wert, aber etwas schriftliches durfte ich nie bekommen. So eine schriftliche Absichtsaerklaerung haette vielleicht sogar schon fuer eine Finanzierung des Hauses gereicht, aber nein, da war nichts zu machen.
Leider habe ich schon ein paar Beispiele gesehen, die mir zeigten, dass verbale Zugestaendnisse bei einer Veraenderung der Gesamtsituation nicht viel Bestand haben. Dem Klima der derzeitigen Weltwirtschaftslage sei es gedankt.
Also muss etwas schriftliches her. Und genau in dem Moment, als ich das hier gerade schreibe, feilt mein Chef gerade an einer Stellenbeschreibung fuer eine neue Position in seinem Team am Standort Deutschland, und auf diese darf ich mich dann offiziell bewerben. Ich bewerbe mich also um meine eigene Stelle, nur eben in einem anderen Land. Klingt wie eine Formalitaet, ist es aber nicht, denn das ganze wird richtig mit Vorstellungsgespraech und allem drum und dran laufen. Hoffentlich muss ich keine Bewerbungsfotos machen!
Schon aufregend, oder? Soll ich es noch aufregender machen? Das ganze wird hier als echte Stellenauschreibung laufen muessen, den Standardprozess sei es gedankt. Und wenn ich Pech habe, bewirbt sich intern irgendeine andere Nase um meinen Posten. Dann wird es richtig spannend.

Aber Moment. Was rede ich da? Ich muss besser aufpassen, was hier fuer Gedanken in meinem Kopf herumschwirren. Es wird einfach keinen anderen Bewerber auf diese Stelle geben, die deutsche Personalabteilung wird an meiner Person nichts auszusetzen haben, ich werde die Stelle bekommen, den deutschen Arbeitsvertrag erhalten und das Gehalt wird fuer die Finanzierung und einen angenehmen Lebensstandard reichen. Basta. Das soll bitte schoen auch meine innere Stimme endlich einsehen und mir bei meinen Selbstgespraechen nicht immer so eine Angst machen.

Eigentlich sind diese Entwicklungen beim Thema Finanzierung und deutscher Arbeitsvertrag ja schon genug Aufregung fuer einen Monat. Aber es ist ja Mai, der Monat in dem alles geht. Der Wonnemonat, der die Energie in die mueden Knochen zurueckbringt, die Grillsaison startet, die Hexen sind verbrannt, alle Blumen bluehen, Manchester City wird Meister und das Gras waechst. Kurzum der beste Monat also, um sein Glueck auch ein wenig herauszufordern und seinen Antrag zur die Baugenehmigung abzuschicken. Eine weise Entscheidung unseres Architekten. Fruehlingsgefuehle im Amt werden bestimmt bewirken, dass das Papier einfach nur durchgewunken wird. Hurra, die Welt ist bunt!

Aber erstmal zu den Fakten, denn vorgestern kam der Antrag als Kopie bei uns an, ein dicker Packen voller Formulare, Berechnungen, Lageplaene und Baubeschreibungen. Derselbe Stapel in sogar dreifacher Ausfuehrung tuermt sich gerade bei einem fruehlingshaft gut gelaunten Sachbearbeiter in der Bauaufsichtsbehoerde des Landkreiss Goerlitz. Und weil der Mensch so gut gelaunt ist, will er auch andere an seiner Freude teilhaben lassen und setzt wohl bald einen Prozess in den Gang, gegen den der Prozess zum Aufsetzen eines Arbeitsvertrages in unserer Firma aussieht, als haette man nur einen neuen Bleistiftanspitzer bestellt. Alleine die zu erwartende Anzahl Personen, die in so einem Baugenehmigungs-Entscheidungsprozess involviert werden, sprengt jegliches Vorstellungsvermoegen. Neben der Bauaufsichtsbehoerde werden auch unsere bereits bekannten Sachbearbeiter im Bauamt in Grosschoenau mitreden duerfen, dann geht das auch noch an das Amt fuer Denkmalschutz, die Naturschutzbehoerde und so weiter. Das ganze Unterfangen mit nur drei Kopien anzugehen, war wohl recht optimistisch. Ich hoffe aber, unser Architekt hat sich da vorher schlau gemacht.
Beim Bauamt in Grosschoenau hatten wir ja schon etwas vorgearbeitet und unser Projekt persoenlich vorgestellt. Wir wissen also schon, dass sich der technische Ausschuss des Ortes positiv zum Vorhaben geaeussert hat und wir kennen auch die Meinung des Walterdorfer Ortschaftsrates. Denn im ehemals eigenstaendigen Ortsteil Waltersdorf wird das Haus ja einmal stehen, und zu wissen, dass die zukuenftigen Nachbarn das Projekt nicht ablehnen, ist schon ein gutes Gefuehl.

Trotzdem bleibt da eine gewisse Rest-Angst. Was waere denn unsere Option fuer den Fall einer Ablehnung? Die sehr strenge Gestaltungssatzung haette ja schon das Potential, unserem Haus das Leben recht schwer zu machen, und das trotz unserer Bemuehungen, dieser mit einem Huf-untypischen Dachwinkel und Dachdeckung entgegenzukommen. Wir haben sogar typisch Oberlausitzer Kopfbaender in die Holzrahmen geplant, damit sieht das ganze sogar ein klein wenig wie ein Umgebindehaus aus.
Was aber, wenn der Dachueberhang, den Nachbarn der gleichen Strasse aber offensichtlich auch schon einmal genehmigt bekommen haben, oder die Ausrichtung des Hauses, die zwar parallel zum Nachbarn und damit die einzig sinnvolle Ausrichtung ist, aber, weil nicht parallel zur Strasse, eigentlich der Satzung widerspricht, doch der Stein des Anstosses sein sollte. Wie reagiert man dann?
Hat schonmal jemand ein Huf Haus nicht durch die Baugenehmigung bekommen? Sogar mein Herr Hufhausverkaeufer konnte sich an keinen solchen Fall erinnern, aber er wollte mir ja aus berechtigten Gruenden auch keine Angst machen. 
Aber Bangemachen geht jetzt nicht mehr. Das Haus ist wie geplant zur Genehmigung vorgelegt worden. Ab jetzt heisst es Hoffen. Hoeren wir in drei Monaten nichts von der Behoerde, dann ist der Antrag genehmigt, dann gilt die Baugenehmigung als automatisch erteilt. Aber darauf spekulieren wir mal lieber nicht.
In der Zwischenzeit versuchen wir es eben nur mit der Kraft der Gedanken irgendwie positiv zu beeinflussen. Wir stellen uns ganz stark das Bild vor, wenn das Haus so wie geplant bezugsfertig auf dem Huegel steht. Was koennen wir auch sonst machen?

Der Monat Mai hat es wirklich in sich. Dem werden mir einige meiner werten Leser bestimmt jetzt schon zustimmen. Aber wird er deshalb gleich zu einem unvergesslichen Monat in der Geschichte unserer Familie werden? Ungewissheit und Unsicherheit, Angst und Vorfreude... das sind zwar alles Komponenten unserer derzeitigen Gemuetslage, aber geben wir dem Gehmigungs- und Finanzierungsprozess hier nicht etwas zuviel Gewicht? Werden wir uns in 20 Jahren wirklich noch an den Monat erinnern, in dem wir unseren Antrag auf Baugenehmigung eingereicht haben? Wohl eher nicht.

Trotzdem ist sicher, den Monat Mai 2012 wird unsere Familie nie vergessen. Denn vor wenigen Tagen bin ich auf einen Schlag zweifacher Onkel geworden. Zwillinge in unserer Familie, das hat es vorher noch nie gegeben. Allesamt sind gesund und putzmunter. Und dabei hat meine Schwester noch nicht einmal etwas von so einem komischen Buch aus Amerika gehoert, das hat auch ohne Selbstmotivation geklappt.
Ein aufregender Moment, der die ganzen Sorgen um eine Baugenehmigung oder Finanzierung wieder auf einen normalen Stellenwert zurechtrueckt.
Na dann ist doch alles bestens.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Harley Davidson

Heute sitze ich hier an einem verregneten Nachmittag und sehe eine Travel Channel Reisedokumentation ueber die besten Motorradtouren der Welt. Wer jetzt hier die Beschreibung einer Tour der Pan-Amerika oder Route 66 erwarten wuerde, weit gefehlt. Die heutige Tour geht mit der Deutschen Romatikstrasse nach Bayern. Tja, haette man gar nicht gedacht, wie bodenstaendig diese Briten sein koennen.
Deutschland ist in der Hitliste der beliebtesten Urlaubslaender der Briten ja nun nicht wirklich in den vorderen Raengen, vielleicht wird diese Sendung ja jetzt ein paar Motorradtouristen ins Land bringen.

Was sollte auch dagegen sprechen, der Menschenschlag Motorradfahrer ist ja nun wirklich ein ganz sympathischer. Zaehle ich mich ja schliesslich selbst dazu. Auch wenn ich heute nicht mehr genau weiss, was da vor 4 Jahren in mich fuhr, als ich mich auf den Weg zum lokalen freundlichen Harley Haendler machte. Nach nur kurzer Bedenkzeit war die Unterschrift unter den Kaufvertrag gesetz, die den Weg zur ersten Midlife Crisis frei machte. Der Film "Wild Hogs" mit John Travolta hat sicherlich dabei geholfen, mal wieder einen Blick ins Internet zu werfen und auf der Harley Seite zu landen. Dann war es wohl Liebe auf den ersten Blick. Das damals brandneue Modell FXDF Fat Bob hat mich eben umgehauen. Bin ich zu jung fuer eine Harley? Bin ich zu jung fuer eine Midlife Crisis? Egal, gekauft!




Wie bereits gesagt, der Vertrag war unterschrieben und die Wartezeit auf die Auslieferung begann. Zum Glueck hat sich Harley zur Uberbrueckung einen schoenen Zeitvertreib ausgedacht und den massigen Harley Zubehörkatalog erfunden. Schwer genug, damit jemanden zu erschlagen, gibt es in diesem Katalog wirklich alles, was man sich als potentielles Anbau-, Verschoenerungs- oder Erweiterungsteil vorstellen kann. Hier gibt es Chrom fuer fast jedes vorher schwarze Bauteil, oder Mattschwarz fuer jedes bisher verchromte Stueck. Ganz wie man mag. Dann noch seitenweise schoene Felgen, Spiegel, Lampen, Sitzbaenke. Wer will, kann sich auch farbige LED Lichteffekte an seinen Motor basteln fuer den Nachtboulevard Showeffekt. Es gibt weltweit keine zwei Harleys, die sich absolut gleichen. Davon war der Verkaeufer jedenfalls ueberzeugt.




Eines aber fand ich doch verwunderlich. Der Katalog hatte zwar viele bunte und begehrenswerte Bilder, aber keinerlei Infos ueber die zu erwartenden Preise. Das macht das Shoppingerlebnis natuerlich schon etwas spannend. Und da diese Dinge ja offensichtlich nichts kosten, kam am Ende eine recht stolze Wunschliste zusammen. Mit dieser Liste ging es dann zum zurueck zum freundlichen Haendler, dieser fuhr seinen Computer hoch und fing an Teilenummern einzutippen.

Jeder der schonmal im Internet mittels Konfigurator ein Auto zusammengestellt hat, kennt das gute Gefuehl, bei jedem seiner Ausstattungswuensche immer sofort ueber den preislichen Fortschritt informiert zu werden. Hat das Auto dann schon nach der Wahl der Farbe und des Motors die finanzielle Bequemlichkeitszone verlassen, dann koennte man notfalls nochmal einen Schritt zurueck und ein wenig korrigieren. Denn noch stehen ja einige Kapitel aus, es kommen noch die Reifen und Felgen, Radios mit oder ohne Navigation und so weiter. Der Vorteil bei dieser Aktivitaet ist, das ganze findet in der Privatsphäre des eigenen Wohnzimmers oder Bueros statt. Und wenn am Ende das Resultat feststeht, dann kann man das Ganze entweder vergessen oder ausdrucken und sich damit auf dem Weg zum Haendler machen.

Nicht so bei Harley. Ausser dem Motorrad Grundpreis kennt man dort erstmal nichts. Man sitzt mit der Teile-Wunschliste beim Haendler und wartet mit Bangen auf das Ergebnis. Und das übertraf dann auch wirklich alle meine Erwartungen. Nie haette ich gedacht, dass so ein kleines unbedeutendes Chromteilchen so unglaublich viel kosten kann. Rueckspiegel fuer fast 200 Euro? Wieviel High Tech steckt denn in einem Spiegel? Fuer das Geld kriegt man ja schon das feinste Smartphone, aber das hier ist doch nur ein schnoeder Rueckspiegel. Waere das ganze jetzt in der Abgeschiedenheit des privaten Wohnzimmers passiert, man haette nochmal in sich gehen koennen und ueberlegen, ob einem schoenere Rueckspiegel wirklich dieses Geld wert sind. Aber jetzt sitzen wir hier im coolen Harley Verkaufsraum und muessen jetzt wohl gleich vor dem Verkaeufer die Hosen herunterlassen. Nicht, dass ich mir je ein Budget gesetzt haette, aber die Summe am Ende des Computerausdrucks ueberstieg dann doch um einiges meine Schmerzgrenze. Ein ganz kurzer Versuch wurde noch gestartet, sich ueber diese Preise zu echauffieren, aber das war der Verkaeufer wohl schon gewohnt und wohl auch etwas leid. Anstatt eines verständnisvollen Blicks oder einer netten freundschaftlichen Geste in Form eines Rabattangebotes bekam ich nur den Spruch:

"Ich werde hier nicht mit Ihnen unsere Preise diskutieren."


Fein.
Lassen wir das Thema also sein. Wir sind ja eh schon ganz weit vom normalen Inhalt eines Bautagebuches abgewichen. Wo ist denn hier nur die Relevanz des bisherigen Textes? OK, versuchen wir mal einen Bezug zu unserem Hausbau herzustellen.

Auch bei unserem Huf Haus kannten wir bisher nur den Grundpreis plus die finanziellen Schaeden, die ein Hang-Keller und die Waltersdorfer Schneelast beziehungsweise Gestaltungssatzung angerichtet haben. Das gab uns schonmal eine ungefaehre Preisvorstellung. Allerdings hatten wir noch keine Ahnung, wie weit sich der finale Preis davon am Ende wegbewegen wuerde. Denn um das zu erfahren, muessen wir auch bei unserem Haus noch durch die Aufpreisliste. Es waere jetzt schoen gewesen, wenn Huf Haus hier dem Harley Beispiel folgen koennte und diese Zubehoerliste auch in Form eines bunten Katalogs praesentiert. Aber das ist wohl zuviel verlangt.
OK, es gibt Musterhaeuser, und in denen kann man sich einen gewissen Teil der Sonderaustattungen live vorfuehren lassen. Aber zum einen haben wir keine Zeit und Geld uns saemtliche Musterhaeuser anzusehen und zum anderen haben wir wohl auch dann immer noch nur einen Teil der Moeglichkeiten gesehen.

In einem anderen Aspekt macht es Huf aber sehr aehnlich wie Harley. Ein leichter Zugriff auf Informationen ueber die genauen Aufpreise existiert auch hier nicht. Bei der Nachfrage nach den Preisen sind sogar die Herren Verkaufsberater nur noch bedingt hilfreich. Zur Antwort gibt es meist entweder ein ehrliches “weiss nicht“ oder ein unbestimmtes “das haengt davon ab“.
Mit einer solchen Frage verlassen wir aber auch schon das Territorium der Verkaufsberater und betreten den Bereich der naechsten Abteilung. Die Projektleiter. Und aus einem Treffen mit dieser Abteilung bestand unser naechster Termin. Bei Huf wird dieser Termin "Austattungsprotokoll" genannt, andere Hausfirmen nennen das schlicht "Bemusterung".

Nun hatte ich bei Harley ja wenigstens schon eine Wunschliste fertig, als ich zur "Bemusterung" aufkreuzte. Aufgrund des dicken Katalogs konnte ich mir damals meine Begehrlichkeiten schon zurechtlegen und mir im Vorfeld schon gewissen Prioritaeten geben, Kategorie A sind Sachen, die unbedingt sein muessen, mindestens zwei Teile aus Kategorie B sollten auch drin sein und Kategorie C ist wohl dann doch eher ein Wunschdenken und kann man auch naechstes Jahr noch nachruesten.
Das wird bei unserem Huf bemustern nun leider nicht so ablaufen. Wir kannten also den Umfang des Angebotes nicht und hatte auch bei den Preisen nur vage Vorstellungen. Beste Voraussetzungen also.

Immerhin aber gab es vor dem Besuch eine Checkliste zum ankreuzen. Aufgelistet waren Themen, zu denen wir intensive Beratung wuenschen. Der Umfang der Liste machte klar: Das werden zwei lange Tage. Ausser Gartengestaltung, Hifi und Finanzierung haben wir ja auch fast alles angekreuzt.
Was es da alles gab! Moebel, Heizung, Solar, Gebaeudeautomation, Kueche, Beleuchtung - alles Themen die den Rahmen einer normalen Bemusterung sprengen wuerden. Bodenbelaege, Tuerklinken oder sanitaere Anlagen wurden da gar nicht erst angegeben, diesen langweiligen Kram muss man sich ja eh dort aussuchen. Wir waren also mehr als gespannt.

Dann war es endlich soweit. Von Frankfurt aus machten wir uns auf den Weg in den Westerwald, wo wir in der Firmenzentrale von unserem Herrn Projektleiter in Empfang genommen wurden. Wenig spaeter sassen wir in seinem Buero und guckten angestrengt auf drei Riesenboegen Papier mit unserem Grundrissen. Derselbe Plan wurde uns auch schon vor ein paar Tagen nach Hause geschickt, gedanklich haetten wir da schon Moebel ruecken oder uns die Lage der Steckdosen oder Lichtschalter ueberlegen koennen. Nun ja, haetten wir machen koennen, wenn uns nicht jedesmal die Aussicht auf einen geruhsamen Abend vor dem Fernseher so viel attraktiver vorgekommen waere. Alleine das Zusammenfalten des Riesenplanes haette mehr koerperliche Anstrengung verursacht, als ich sonst in einer ganzen Woche im Buero gewillt bin zu leisten. Wir vertrauten einfach auf die Erfahrung der Huf Kollegen vor Ort und liessen es einfach mal drauf ankommen.
Was soll auch schiefgehen?

Am Anfang galt es, die Grundrisse nochmals zu durchdenken. Bei Erd- und Obergeschoss ging das schnell, dort gab es nichts zu verbessern. Im Obergeschoss wurde nur noch festgelegt, ueber welchen Balken Glas oder Wand verbaut werden soll. Da wir nicht lichtscheu sind, haben wir bis auf beim Kinderzimmer alles offen oder mit Glas belassen. Beides preisneutral. Spiegel ging nicht beim Kinderzimmer wegen der Idee eines Hochbetts. Aber das haette auch Aufpreis gekostet.
Im Keller gab es aus Kostengruenden dann ein paar Aenderungswuensche. Es gibt jetzt also etwas weniger Glas in der Kellerfassade und auch keine Schiebetuer mehr. Aber das war OK, bei dem ersten Plan waren wir da doch etwas ueber das Ziel hinausgeschossen. Und mit diesen Aenderungen, die das Wohnerlebnis fast gar nicht beeintraechtigen werden, ergab sich auch gleich eine richtig schoene Ersparnis gegenueber der ersten Kostenaufstellung. Das fing alles recht gut an.

Dann folgten leider die ersten Ueberraschungen. Ohne es zu wissen, waren in der Kostenaufstellung fuer den Keller nur Stahltueren geplant worden. Das mag fuer einen Keller-Keller ja in Ordnung gehen. Wir planen aber hier einen Wohn - Keller. Wie soll das denn mit Stahltueren aussehen? Nee.. das geht so natuerlich nicht. Da muessen jetzt richtige Tueren hin.
War ich nicht noch im letzten Beitrag so stolz auf die schoenen neuen Innentueren, die Huf jetzt im Standard verbaut? Inzwischen weiss ich leider sogar, was diese Tueren kosten und weil wir immerhin sechs Tueren im Keller brauchen, kam da ein stolzes Suemmchen zusammen. Damit war die positive Stimmung, hervorgerufen durch die schoene Ersparnis mit der Glasfassade und der Schiebetuer, leider etwas betruebt.

Und es ging deprimierend weiter. Statt Glasfassade gib es jetzt im Westen eine Betonwand, soweit erstmal keine Ueberraschung. Ach ja stimmt, die muesste man aussen jetzt verputzen, das kostet natuerlich.
Dazu kommt, die Fenster waeren dreifach verglast und damit ausreichend gut gedaemmt gewesen. Die Wand muessen Sie aber noch von innen daemmen. Darum muessen Sie sich aber selber kuemmern, das ist in unserem Angebot nicht vorgesehen. Und ich dachte, Keller ausbauen wuerde nur tapezieren und Fliesen legen bedeuten. Da habe ich also schoen daneben gelegen. Was genau kostet denn das das Daemmen einer Aussenwand? Wir haben davon ja rund 20 laufende Meter. Das ganze schoene ersparte Geld erschien bereits wieder ausgegeben, bevor man zu den schoenen Dingen kam.

Eines wurde uns zu diesem Zeitpunkt schon klar. Am Ende dieser zwei Tage werden wir wohl immer noch nicht wissen, wo unser Haus beim Endpreis gelandet ist. Fuer einige wenige Details gab es genaue Preise, zum Beispiel die Edelstahlfenstergriffe oder die Farbe der Eingangstuer. Bei den teureren Sachen aber, wie zum Beispiel einer freistehende Badewanne oder dem begehrenswerten KNX System, wurden wir meist auf spaeter vetroestet. "Da muss ich mir erst die Preise raussuchen“ oder “das haengt von ihrem Haus ab und muss erst noch kalkuliert werden“. Dazu kam, dass wir immer noch keine Idee hatten, was unser besonderes Oberlausitzer Dach extra kosten sollte. 

Aber wie kann man denn nun wirklich freien Herzens shoppen, wenn ein so wichtiger Kostenfaktor wie das Dach noch unbekannt ist. Wuerdet Ihr ein Auto mit teuren Extras ausstatten, wenn der genaue Preis fuer den Motor unbekannt ist.
Wie haben wir es nun gemacht? Tja, erstmal ganz einfach frisch froehlich zu allem ja gesagt, was uns in irgendeiner Form "preiswert" erschien. Preiswert, das sind in dieser Definition Dinge, die pro Posten weniger als 2.000 Euro kosten. Ein paar Beispiele?
  • die elektrische Bedienbarkeit der Oberlichtklappfenster
  • die runden Handlaeufe
  • Soft Close Klodeckel
  • schoene Edelstahl Tuerklinken
  • die rubinrote Eingangstuer
  • Glastuer anstelle einer Standard Holz Innentuer im Erdgeschoss
  • WC Besetztanzeige (ganz wichtig)
  • eine Regendusche
Keine wirklich lange Liste, oder? Dass sich auch geringere Preise ganz schoen summieren koennen, war uns zwar durchaus bewusst. Aber wir hatten ja jetzt die Gewissheit, dass wir hier eh nur eine vorlaeufige Bemusterung durchlaufen. Das koennte man also spaeter nochmal zusammenstreichen.

Die naechste Kategorie Sonderposten brauchte nun eine etwas genauere Betrachtung. In diese Kategorie fallen Komponenten, die, wenn man ehrlich ist, leider nicht ins Budget passen wollen. Und diese Kategorie unterteile ich in zwei Untergruppen: Was kann man nachruesten und was nicht.

Untergruppe 1: Laesst sich nicht nachruesten, aber man wollte es schon sehr gerne haben. Dann rein damit.
Der Preis war ja nicht in allen Faellen final bekannt und somit erstmal egal. Beispiele gefaellig?
  • Waermepumpe mit Kuehlung fuer die Fussbodenheizung. Die Waermepumpe gibt es ja schon im Standard, der Aufpreis ist fuer die Kuehlfunktion. Mit dieser kann die Fussbodenheizung mit kaltem Wasser "befeuert" werden und das soll die Raumtemperatur um bis zu drei Grad Celsius senken koennen. Klingt nicht viel, kann aber den Unterschied zwischen "zu warm" und "angenehm" ausmachen
  • Alarmanlage, laut meiner Mutter brauchen wir die unbedingt. Falls ich die aber wirklich kaufen sollte, dann will ich auch wirklich von Einbrechern belagert werden, es soll sich ja lohnen. Fuer den Preis koennte man mir aber zweimal das Haus leer raeumen und ich bin immer noch im Plus.
  • Kontrollierte Be- und Entlueftung - das haben heute viele, nehmen wir es mal mit.
  • KNX, OK, das ist zwar teuer hat aber so viel Spielpotential. Und will man wirklich 24 Schalter an einer einzigen Wand haben, fuer jede moegliche Lampe und Jalousie plus die elektrischen Oberlichtfenster?
  • Dachfenster: Mit diesem immerhin 1.15m breiten Fenster kriegen wir auch im Obergeschoss eine schoene Aussicht nach Westen hin und werden schoene Lichteffekte auf der Galerie erzeugen.
Untergruppe 2: Laesst es sich relativ einfach nachruesten, dann erstmal raus damit. Ein paar Komponenten der Gruppe 2 hatten zwar irgendeine Art der kostenpflichtigen Vorbereitung, aber wenigstens wird damit ein spaeteres Nachruesten billiger und manchmal auch erst moeglich. Auch hier habe ich natuerlich wieder Beispiele:
  • Elektrische Alu-Jalousien fuer das Obergeschoss - Kosten der Vorbereitung (Kabel) sind zirka 600 Euro. Die Jalousien gleich mitbestellen haette 12.000 gekostet. Fuer das Geld lass ich die Familie wohl fuers Erste schwitzen.
  • Kamin. Auf den Musterhaus Fotos fand ich den im grauen Huf Art 3 Haus gezeigten Doppelfenster Kaminblock ja schon immer recht schick. Uns wurde zwar oft gesagt, dass man mit dem auch doppelt viel Freude beim Scheibenputzen haben wird, aber der Gedanke daran, das Feuer auch von aussen zu sehen, gefiel mir gut. Wenn dann auch meine Nachbarn durchs Fenster das Feuer sehen, haben wir bestimmt bald viele Freunde bei der Feuerwehr. Ich haette aber niemals gedacht, dass soetwas in der Edelstahlausfuehrung 14.000 Euro kosten kann, und da ist der Preis fuer den Schornstein noch nichtmal mit eingerechnet. Das Ding ist aber auch ein Monstrum, der wirft wohl genug Waerme fuer eine ganze Turnhalle ab. Meine Frau konnte da kaum druebergucken. Es wird jetzt wohl eher ein preiswerteres Modell werden, wir haben auch schon richtig schicke Kamine fuer nichtmal 20 Prozent des  Preises gefunden. Wie ruestet man nun einen Kamin nach? Zum Glueck ist das recht einfach, man muss Huf nur sagen, wo man den Kamin einmal hinstellen will, schon kommen in die Decke und ins Dach Gummipropfen und dort geht dann irgendwann spaeter der Schornstein durch. Statt 14.000 Euro fuer einen Kamin gebe ich jetzt nur noch 650 Euro fuer die Vorfreude aus. Immer noch viel Geld fuer ein zugestoepseltes Loch.


  • Carport. Das laesst sich auch spaeter noch bauen und als Vorbereitung kommt jetzt nur die Baugenehmigung.
  • Freistehende Badewanne: es werden jetzt nur die Anschluesse verlegt und die Standardwanne herausgerechnet. Dann koennen wir uns spaeter mal eine schicke Wanne kaufen und dort einfach hinstellen und anschliessen. Die freistehenden Wannen im Huf Angebot sagten uns nicht ganz so zu und sie waren preislich auch in einer anderen Liga

Wieviel einfacher liest sich das jetzt, wenn man diese ganzen Dinge in Kategorien einordnet. Am Abend des ersten Tages gab es diese Ordnung leider noch nicht und wir waren ziemlich verwirrt. So eine Bemusterung hatten wir uns ehrlich gesagt etwas schoener vorgestellt.
Immerhin hatten wir bei den Bodenbelaegen und Fliesen keinen Aufpreis erzeugt und sind auch mit der Standardausstattung in den beiden Baedern zufrieden gewesen. Wer mit Huf hier Aufpreis zahlt, muss schon einen sehr elitaeren Geschmack haben oder keine Teppiche moegen. Von der freistehenden Badewanne mal abgesehen.

Das Hotelangebot von Huf mussten wir aus familiaeren Gruenden leider ausschlagen und so hiess es auch am naechsten Tag wieder frueh aufstehen. Entgegen der Planung war dieses mal auch unser quengeliges Kleinkind dabei, meine Frau war damit schonmal abgemeldet und ich durfte mich alleine an das weitere Geldausgeben machen.
Das erste Thema war aber auch nicht wirklich interessant. Steckdosen und Lichtschalter. Gaehn. Immer nur schoen nicken, wenn der Herr Berater fragend aufblickt, dem folgte wieder ein Kreuz auf dem Plan. Was haben wir hier jetzt an Geld ausgegeben? Keine Ahnung, das muss ich erst kalkulieren. OK, das gleiche Prinzip wie gestern. Ich fuehlte mich fast wie in einem Edelrestaurant, in dem ich versehentlich die Damenkarte bekommen habe. Wenn ich in anderen Bautagebuechern lese, dass beim Bemustern alles direkt in einen Computer eingegeben wird. Einen Computer gab es in dem Buero auch, der blieb aber die ganze Zeit aus.

Nach Elektro war die Bemusterung dann auch schon fast zu Ende. Entlassen wurden wir aber noch nicht. Jetzt standen noch Sonderbesprechungen mit Herrn KNX, Herrn Heizung, Frau Garten, Herrn Moebel und Frau Planung an.
Herr KNX hatte seinen Elektrobaukasten dabei, da durfte ich auch mal kurz mit spielen und wenn man die richtigen Tasten drueckte, gingen ein paar Lampen an. Das soll KNX sein? OK, ich hatte das in den Musterhaeusern schon gesehen und weil es zur Untergruppe 1 der zweiten Kategorie gehoert, erlaubten wir das Starterpaket auf unseren Plan. Eine Frage kam noch zu einer eventuellen Multi-Raum-Musikanlage, das hatte ich zwar gar nicht angekreuzt, aber wenn man schonmal so gemuetlich beisammensitzt. Ob ich Sonos kenne, Sonos? Klar! Aaeh?... Was ist Sonos? Nee, kenn ich doch nicht, Und was ich nicht kenn, will ich nicht. Habe ich mir einen Tag spaeter im Mediamarkt angeguckt, schon schick. Haette ich mir doch erklaeren lassen sollen.

Jetzt Herr Heizung. Ich ging eigentlich nicht davon aus, dass es hier viel zu bereden gaebe.
So eine Belueftungsanlage ist bestimmt nicht schlecht, aber leider doch zu teuer und dann wohl eher nicht drin. Unglaeubig wurden wir gefragt, ob wir uns das richtig ueberlegt haetten. Mmmmh.... nein.
Mit so einer muessen sie in dem Haus niemals lueften, Oh Gott... jetzt aber auf jeden Fall: Nein.
Damit wird das Haus noch energieeffizienter, man gewinnt der Abluft ja die Waerme ab. OK, klingt wieder interessant. Das heisst, die Anlage amortisiert sich irgendwann? Nein, sagte Herr Heizung.. und damit blieb ich auch bei meinem Nein.
Ich weiss ja noch nicht, wie es sich in einem dichten KfW effizienten Haus anfuehlt, falls man das Lueften doch vernachlaessigen sollte. Unser englisches Haus lueftet ja durch die wackligen Fenster wie von selbst, wenn auch komplett ohne Waermerueckgewinnung. Ganz sicher werde ich den Verzicht irgendwann bereuen und nachruesten geht ja nicht. Aber das Ding war genauso teuer wie der Kamin. Ich glaube, ich werde das mit dem Lueften spaeter einfach mal probieren muessen. Und in der Zwischenzeit werde ich zur Bestaetigung alle negativen Nachrichten und Meinungen ueber Belueftungsanlagen sammeln. Dann kann ich meine Entscheidung nachtraeglich wenigstens schoen faerben. So eine kontrollierte Belueftung ist im ersten Sinne nunmal eine Komfortausstattung, Geld sparen wird sie nicht.
Ueber meine Luft Waerme Pumpe haben wir auch gesprochen. Nach dem Gespraech hatte ich das dringende Beduerfnis, meinem Nachbarn einen neuen Slogan fuer seine Pension vorzuschlagen. Nicht mehr "Den einzigen Laerm machen bei uns die Voegel".. viel besser wird in Zukunft passen: "Den richtigen Laerm hier macht nur der Nachbar mit seiner bloeden pfeifenden Waermepumpe, warum habe ich dem nur das Grundstueck verkauft". Die einzige Alternative waere eine Pumpe mit Erdsonde. Was aber kostet wohl so eine Bohrung. Geschaetzte 15,000 Euro? Also der gleiche Preis wie beim Kamin und der Lueftung? Scheint nen Standardpreis zu sein.

Jetzt kam Herr Moebel. Zum Unglueck fingen wir mit der Kueche an. Unser dafuer vorgesehenes Budget haette hier gerade fuer die Elektrogeraete gereicht. Heute scheint kein erfolgreicher Tag zu werden. Die Moebel der Firma Stil Art sind ja wirklich sehr hochwertig. Ist eben alles Massanfertigung, und die kriegt man auch bei einem Tischler und auch in einem Moebelhaus nicht viel billiger. Und manchmal passt eben einfach nur StilArt, zum Beispiel bei den Hochbetten oder den Einbauschraenken.
Nun muessen wir aber erstmal das Haus finanziell verkraften, Moebel passen da vielleicht am Anfang doch noch nicht ins Budget. Zum Glueck lassen sich diese aber problemlos nachruesten. Vielleicht gewinnen wir ja doch im Lotto, irgendwann.
Jetzt noch die Lampen angeguckt, die sind auch wirklich schick, nehmen wir. Irgendwas wollen wir heute ja doch kaufen. Und die kosten pro Stueck ja auch keine 15.000 Euro. Leider haben wir auf dem Plan noch nicht gezaehlt, wieviele von den Dingern wir eigentlich brauchen. Ich bin also auf das Angebot sehr gespannt.

Nun noch Frau Garten, bald geschafft. Garten hatte ich im Fragebogen auch nicht angekreuzt. Wir sind ja schliesslich totale Gartenmuffel. Bei wird fast alles Wiese bleiben. Und auf die Terrasse werden wir schon irgendwie ein paar Steine kriegen. Das kann doch nicht die Welt kosten?
Wir sollten pro Quadratmeter 100 Euro planen, sagte dann Frau Garten.
Welche Quadradmeter meint sie?
Die Hausflaeche? Macht keinen Sinn.
Das Bauland? Das kann sie unmoeglich meinen, das waere ja viel zu teuer!
Ach, das ganze Grundstueck inklusive dem Nichtbauland. Moment.. was sind nochmal 1.600qm mal 100 Euro?

Ein paar Glaeser Wasser spaeter hatte ich wieder etwas Farbe im Gesicht.  Ein klein wenig fuehlte ich mich wie damals auf der Southampton Boat Show beim Besichtigen der 5 Millionen Pfund Jachten. Aber hier ging es ja nicht um Sunseeker sondern um Roseneibisch und sonstige Pflanzen. Sunseeker Boote sind wunderbar  fuer alle, die sich das leisten koennen. Roseneibisch muss doch auch billiger gehen. Bei uns werden diese Sachen wohl doch eher nach und nach kommen. Statt eines super gestylten Gartens gibt es erstmal nur eine gepflasterte Einfahrt. Dann werden wenigstens die Schuhe nicht so dreckig. Unser Haus steht ja schon in einer schoenen Gegend und hat eine super Aussicht. Waere dem nicht so, kann ich den Aufwand fuer einen Garten ja verstehen. Bei den grossen Fenstern sieht man den ja taeglich, der Garten ist ja foermlich im Haus.


Das war es jetzt also, das lang ersehnte Austattungsprotokoll. Vielleicht waere die Erfahrung etwas anders gewesen, haette nicht schon die erste Kostenaufstellung einen Grossteil unseres finanziellen Puffers gefressen. Wir hatten aber immerhin noch zwei Chancen auf ein wenig Luxus im Haus.
Zum einen gab es durch den reduzierten Aufwand im Keller auch mit nachtraeglicher Verrechnung des Aussenputzes immer noch eine fette Gutschrift, das koennte fuer KNX reichen. Und da wir ja die Farbe Grau nicht berechnet bekommen, jetzt aber diese Farbe gar nicht mehr wollen, koennen wir den Gegenwert von den Ausstattungsmehrkosten trotzdem abziehen. Somit koennte eventuell das Hochbett und die Kuehlanlage fuer die Waermepumpe drin sein. Warten wir am besten die erste Version der Austattungskostenaufstellung ab, dann koennen wir immer noch entscheiden. Billiger als in der ersten Kostenaufstellung wird es wohl eh nicht werden. Wenn wir nur bald das Ergebnis der Aufpreisermittlung fuer unser Dach haetten.

Da standen wir also nun, mit unserer Harley unter den Fertighaeusern. Wenn ich einen kritischen Blick auf mein Motorrad lege, dann muss ich schon zugeben. Auch hier machen die Anbauteile und das Zubehoer inzwischen fast 50 Prozent des Neuwertes aus. Beim Huf Haus wird es wohl recht aehnlich sein, rechnet man die Kellerfassade, den Kellerausbau und die Balkonumwehrung im Erdgeschoss auch mit.
Gucke ich mir jetzt aber das Foto der Harley Fat Bob ganz oben nochmal an und vergleiche das mit dem Modell in meiner Garage, dann denke ich, jedes einzelne Teil aus dem Zubehoerkatalog wuerde immer wieder seinen Weg an die Maschine finden. Stundenlang koennte ich um meinen Bob herumlaufen und mich an den vielen Custom-Details erfreuen, die ich zwar einmal als unverschaemt teuer empfunden habe, die aber jetzt das schoene Gesamtbild ausmachen.
Leider sehe ich das Motorrad in unserer Garage nicht so oft. Wenn es nach mir gehen wuerde, dann koennte die Maschine in neuen Haus im Wohnzimmer stehen. Da waere sie auch um einiges sicherer als in einer Garage, mit oder ohne Alarmanlage. Das sollte also auch meine Frau ueberzeugen. Und da wir ja jetzt durch weglassen des Kamins etwas Platz in der Ecke haben.

Die Idee ist so neu nicht. Das hat ein gewisser Wolfang Fierek (Ein Bayer auf Ruegen) sogar schonmal zu einer Geschaeftsidee gemacht und sich mit dem Haushersteller "Baumeister" zusammengetan. Als Resultat gab es das sogenannte Lifestyle Haus, im Preis ist dort eine echte Harley inklusive. Allerdings keine Fat Bob.

Ich fand das damals schon eine klasse Idee, und wer jetzt glaubt, das mit der Harley im Wohnzimmer war nur ein Spass, der kennt mich nicht. Das Wohnzimmer wird es aber wohl eher nicht, wer hebt schon gerne 350 Kilos ueber den Balkon. Aber wir haben ja einen ausgebauten Keller mit voller Geschosshoehe und schoener Hufhausfassade. Da passt die doch super hin. Ungefaehr so wie auf dem Bild unten koennte das aussehen, auch die Idee mit dem Pub in der Ecke finde ich richtig gut.


Eine breitere Eingangstuer in den Keller haette Huf sogar im Angebot. Und die waere sogar in der Kategorie "Bezahlbar". Na, wer sagt es denn? Den Spass am Haus lassen wir uns jedenfalls nicht durch die Aufpreisliste verderben. Soweit kommt's ja noch.