Deutschland ist in der Hitliste der beliebtesten Urlaubslaender der Briten ja nun nicht wirklich in den vorderen Raengen, vielleicht wird diese Sendung ja jetzt ein paar Motorradtouristen ins Land bringen.
Was sollte auch dagegen sprechen, der Menschenschlag Motorradfahrer ist ja nun wirklich ein ganz sympathischer. Zaehle ich mich ja schliesslich selbst dazu. Auch wenn ich heute nicht mehr genau weiss, was da vor 4 Jahren in mich fuhr, als ich mich auf den Weg zum lokalen freundlichen Harley Haendler machte. Nach nur kurzer Bedenkzeit war die Unterschrift unter den Kaufvertrag gesetz, die den Weg zur ersten Midlife Crisis frei machte. Der Film "Wild Hogs" mit John Travolta hat sicherlich dabei geholfen, mal wieder einen Blick ins Internet zu werfen und auf der Harley Seite zu landen. Dann war es wohl Liebe auf den ersten Blick. Das damals brandneue Modell FXDF Fat Bob hat mich eben umgehauen. Bin ich zu jung fuer eine Harley? Bin ich zu jung fuer eine Midlife Crisis? Egal, gekauft!
Wie bereits gesagt, der Vertrag war unterschrieben und die Wartezeit auf die Auslieferung begann. Zum Glueck hat sich Harley zur Uberbrueckung einen schoenen Zeitvertreib ausgedacht und den massigen Harley Zubehörkatalog erfunden. Schwer genug, damit jemanden zu erschlagen, gibt es in diesem Katalog wirklich alles, was man sich als potentielles Anbau-, Verschoenerungs- oder Erweiterungsteil vorstellen kann. Hier gibt es Chrom fuer fast jedes vorher schwarze Bauteil, oder Mattschwarz fuer jedes bisher verchromte Stueck. Ganz wie man mag. Dann noch seitenweise schoene Felgen, Spiegel, Lampen, Sitzbaenke. Wer will, kann sich auch farbige LED Lichteffekte an seinen Motor basteln fuer den Nachtboulevard Showeffekt. Es gibt weltweit keine zwei Harleys, die sich absolut gleichen. Davon war der Verkaeufer jedenfalls ueberzeugt.
Eines aber fand ich doch verwunderlich. Der Katalog hatte zwar viele bunte und begehrenswerte Bilder, aber keinerlei Infos ueber die zu erwartenden Preise. Das macht das Shoppingerlebnis natuerlich schon etwas spannend. Und da diese Dinge ja offensichtlich nichts kosten, kam am Ende eine recht stolze Wunschliste zusammen. Mit dieser Liste ging es dann zum zurueck zum freundlichen Haendler, dieser fuhr seinen Computer hoch und fing an Teilenummern einzutippen.
Jeder der schonmal im Internet mittels Konfigurator ein Auto zusammengestellt hat, kennt das gute Gefuehl, bei jedem seiner Ausstattungswuensche immer sofort ueber den preislichen Fortschritt informiert zu werden. Hat das Auto dann schon nach der Wahl der Farbe und des Motors die finanzielle Bequemlichkeitszone verlassen, dann koennte man notfalls nochmal einen Schritt zurueck und ein wenig korrigieren. Denn noch stehen ja einige Kapitel aus, es kommen noch die Reifen und Felgen, Radios mit oder ohne Navigation und so weiter. Der Vorteil bei dieser Aktivitaet ist, das ganze findet in der Privatsphäre des eigenen Wohnzimmers oder Bueros statt. Und wenn am Ende das Resultat feststeht, dann kann man das Ganze entweder vergessen oder ausdrucken und sich damit auf dem Weg zum Haendler machen.
Nicht so bei Harley. Ausser dem Motorrad Grundpreis kennt man dort erstmal nichts. Man sitzt mit der Teile-Wunschliste beim Haendler und wartet mit Bangen auf das Ergebnis. Und das übertraf dann auch wirklich alle meine Erwartungen. Nie haette ich gedacht, dass so ein kleines unbedeutendes Chromteilchen so unglaublich viel kosten kann. Rueckspiegel fuer fast 200 Euro? Wieviel High Tech steckt denn in einem Spiegel? Fuer das Geld kriegt man ja schon das feinste Smartphone, aber das hier ist doch nur ein schnoeder Rueckspiegel. Waere das ganze jetzt in der Abgeschiedenheit des privaten Wohnzimmers passiert, man haette nochmal in sich gehen koennen und ueberlegen, ob einem schoenere Rueckspiegel wirklich dieses Geld wert sind. Aber jetzt sitzen wir hier im coolen Harley Verkaufsraum und muessen jetzt wohl gleich vor dem Verkaeufer die Hosen herunterlassen. Nicht, dass ich mir je ein Budget gesetzt haette, aber die Summe am Ende des Computerausdrucks ueberstieg dann doch um einiges meine Schmerzgrenze. Ein ganz kurzer Versuch wurde noch gestartet, sich ueber diese Preise zu echauffieren, aber das war der Verkaeufer wohl schon gewohnt und wohl auch etwas leid. Anstatt eines verständnisvollen Blicks oder einer netten freundschaftlichen Geste in Form eines Rabattangebotes bekam ich nur den Spruch:
"Ich werde hier nicht mit Ihnen unsere Preise diskutieren."
Fein.
Lassen wir das Thema also sein. Wir sind ja eh schon ganz weit vom normalen Inhalt eines Bautagebuches abgewichen. Wo ist denn hier nur die Relevanz des bisherigen Textes? OK, versuchen wir mal einen Bezug zu unserem Hausbau herzustellen.
Auch bei unserem Huf Haus kannten wir bisher nur den Grundpreis plus die finanziellen Schaeden, die ein Hang-Keller und die Waltersdorfer Schneelast beziehungsweise Gestaltungssatzung angerichtet haben. Das gab uns schonmal eine ungefaehre Preisvorstellung. Allerdings hatten wir noch keine Ahnung, wie weit sich der finale Preis davon am Ende wegbewegen wuerde. Denn um das zu erfahren, muessen wir auch bei unserem Haus noch durch die Aufpreisliste. Es waere jetzt schoen gewesen, wenn Huf Haus hier dem Harley Beispiel folgen koennte und diese Zubehoerliste auch in Form eines bunten Katalogs praesentiert. Aber das ist wohl zuviel verlangt.
OK, es gibt Musterhaeuser, und in denen kann man sich einen gewissen Teil der Sonderaustattungen live vorfuehren lassen. Aber zum einen haben wir keine Zeit und Geld uns saemtliche Musterhaeuser anzusehen und zum anderen haben wir wohl auch dann immer noch nur einen Teil der Moeglichkeiten gesehen.
In einem anderen Aspekt macht es Huf aber sehr aehnlich wie Harley. Ein leichter Zugriff auf Informationen ueber die genauen Aufpreise existiert auch hier nicht. Bei der Nachfrage nach den Preisen sind sogar die Herren Verkaufsberater nur noch bedingt hilfreich. Zur Antwort gibt es meist entweder ein ehrliches “weiss nicht“ oder ein unbestimmtes “das haengt davon ab“.
Mit einer solchen Frage verlassen wir aber auch schon das Territorium der Verkaufsberater und betreten den Bereich der naechsten Abteilung. Die Projektleiter. Und aus einem Treffen mit dieser Abteilung bestand unser naechster Termin. Bei Huf wird dieser Termin "Austattungsprotokoll" genannt, andere Hausfirmen nennen das schlicht "Bemusterung".
Nun hatte ich bei Harley ja wenigstens schon eine Wunschliste fertig, als ich zur "Bemusterung" aufkreuzte. Aufgrund des dicken Katalogs konnte ich mir damals meine Begehrlichkeiten schon zurechtlegen und mir im Vorfeld schon gewissen Prioritaeten geben, Kategorie A sind Sachen, die unbedingt sein muessen, mindestens zwei Teile aus Kategorie B sollten auch drin sein und Kategorie C ist wohl dann doch eher ein Wunschdenken und kann man auch naechstes Jahr noch nachruesten.
Das wird bei unserem Huf bemustern nun leider nicht so ablaufen. Wir kannten also den Umfang des Angebotes nicht und hatte auch bei den Preisen nur vage Vorstellungen. Beste Voraussetzungen also.
Immerhin aber gab es vor dem Besuch eine Checkliste zum ankreuzen. Aufgelistet waren Themen, zu denen wir intensive Beratung wuenschen. Der Umfang der Liste machte klar: Das werden zwei lange Tage. Ausser Gartengestaltung, Hifi und Finanzierung haben wir ja auch fast alles angekreuzt.
Was es da alles gab! Moebel, Heizung, Solar, Gebaeudeautomation, Kueche, Beleuchtung - alles Themen die den Rahmen einer normalen Bemusterung sprengen wuerden. Bodenbelaege, Tuerklinken oder sanitaere Anlagen wurden da gar nicht erst angegeben, diesen langweiligen Kram muss man sich ja eh dort aussuchen. Wir waren also mehr als gespannt.
Dann war es endlich soweit. Von Frankfurt aus machten wir uns auf den Weg in den Westerwald, wo wir in der Firmenzentrale von unserem Herrn Projektleiter in Empfang genommen wurden. Wenig spaeter sassen wir in seinem Buero und guckten angestrengt auf drei Riesenboegen Papier mit unserem Grundrissen. Derselbe Plan wurde uns auch schon vor ein paar Tagen nach Hause geschickt, gedanklich haetten wir da schon Moebel ruecken oder uns die Lage der Steckdosen oder Lichtschalter ueberlegen koennen. Nun ja, haetten wir machen koennen, wenn uns nicht jedesmal die Aussicht auf einen geruhsamen Abend vor dem Fernseher so viel attraktiver vorgekommen waere. Alleine das Zusammenfalten des Riesenplanes haette mehr koerperliche Anstrengung verursacht, als ich sonst in einer ganzen Woche im Buero gewillt bin zu leisten. Wir vertrauten einfach auf die Erfahrung der Huf Kollegen vor Ort und liessen es einfach mal drauf ankommen.
Was soll auch schiefgehen?
Am Anfang galt es, die Grundrisse nochmals zu durchdenken. Bei Erd- und Obergeschoss ging das schnell, dort gab es nichts zu verbessern. Im Obergeschoss wurde nur noch festgelegt, ueber welchen Balken Glas oder Wand verbaut werden soll. Da wir nicht lichtscheu sind, haben wir bis auf beim Kinderzimmer alles offen oder mit Glas belassen. Beides preisneutral. Spiegel ging nicht beim Kinderzimmer wegen der Idee eines Hochbetts. Aber das haette auch Aufpreis gekostet.
Im Keller gab es aus Kostengruenden dann ein paar Aenderungswuensche. Es gibt jetzt also etwas weniger Glas in der Kellerfassade und auch keine Schiebetuer mehr. Aber das war OK, bei dem ersten Plan waren wir da doch etwas ueber das Ziel hinausgeschossen. Und mit diesen Aenderungen, die das Wohnerlebnis fast gar nicht beeintraechtigen werden, ergab sich auch gleich eine richtig schoene Ersparnis gegenueber der ersten Kostenaufstellung. Das fing alles recht gut an.
Dann folgten leider die ersten Ueberraschungen. Ohne es zu wissen, waren in der Kostenaufstellung fuer den Keller nur Stahltueren geplant worden. Das mag fuer einen Keller-Keller ja in Ordnung gehen. Wir planen aber hier einen Wohn - Keller. Wie soll das denn mit Stahltueren aussehen? Nee.. das geht so natuerlich nicht. Da muessen jetzt richtige Tueren hin.
War ich nicht noch im letzten Beitrag so stolz auf die schoenen neuen Innentueren, die Huf jetzt im Standard verbaut? Inzwischen weiss ich leider sogar, was diese Tueren kosten und weil wir immerhin sechs Tueren im Keller brauchen, kam da ein stolzes Suemmchen zusammen. Damit war die positive Stimmung, hervorgerufen durch die schoene Ersparnis mit der Glasfassade und der Schiebetuer, leider etwas betruebt.
Und es ging deprimierend weiter. Statt Glasfassade gib es jetzt im Westen eine Betonwand, soweit erstmal keine Ueberraschung. Ach ja stimmt, die muesste man aussen jetzt verputzen, das kostet natuerlich.
Dazu kommt, die Fenster waeren dreifach verglast und damit ausreichend gut gedaemmt gewesen. Die Wand muessen Sie aber noch von innen daemmen. Darum muessen Sie sich aber selber kuemmern, das ist in unserem Angebot nicht vorgesehen. Und ich dachte, Keller ausbauen wuerde nur tapezieren und Fliesen legen bedeuten. Da habe ich also schoen daneben gelegen. Was genau kostet denn das das Daemmen einer Aussenwand? Wir haben davon ja rund 20 laufende Meter. Das ganze schoene ersparte Geld erschien bereits wieder ausgegeben, bevor man zu den schoenen Dingen kam.
Eines wurde uns zu diesem Zeitpunkt schon klar. Am Ende dieser zwei Tage werden wir wohl immer noch nicht wissen, wo unser Haus beim Endpreis gelandet ist. Fuer einige wenige Details gab es genaue Preise, zum Beispiel die Edelstahlfenstergriffe oder die Farbe der Eingangstuer. Bei den teureren Sachen aber, wie zum Beispiel einer freistehende Badewanne oder dem begehrenswerten KNX System, wurden wir meist auf spaeter vetroestet. "Da muss ich mir erst die Preise raussuchen“ oder “das haengt von ihrem Haus ab und muss erst noch kalkuliert werden“. Dazu kam, dass wir immer noch keine Idee hatten, was unser besonderes Oberlausitzer Dach extra kosten sollte.
Aber wie kann man denn nun wirklich freien Herzens shoppen, wenn ein so wichtiger Kostenfaktor wie das Dach noch unbekannt ist. Wuerdet Ihr ein Auto mit teuren Extras ausstatten, wenn der genaue Preis fuer den Motor unbekannt ist.
Wie haben wir es nun gemacht? Tja, erstmal ganz einfach frisch froehlich zu allem ja gesagt, was uns in irgendeiner Form "preiswert" erschien. Preiswert, das sind in dieser Definition Dinge, die pro Posten weniger als 2.000 Euro kosten. Ein paar Beispiele?
- die elektrische Bedienbarkeit der Oberlichtklappfenster
- die runden Handlaeufe
- Soft Close Klodeckel
- schoene Edelstahl Tuerklinken
- die rubinrote Eingangstuer
- Glastuer anstelle einer Standard Holz Innentuer im Erdgeschoss
- WC Besetztanzeige (ganz wichtig)
- eine Regendusche
Die naechste Kategorie Sonderposten brauchte nun eine etwas genauere Betrachtung. In diese Kategorie fallen Komponenten, die, wenn man ehrlich ist, leider nicht ins Budget passen wollen. Und diese Kategorie unterteile ich in zwei Untergruppen: Was kann man nachruesten und was nicht.
Untergruppe 1: Laesst sich nicht nachruesten, aber man wollte es schon sehr gerne haben. Dann rein damit.
Der Preis war ja nicht in allen Faellen final bekannt und somit erstmal egal. Beispiele gefaellig?
- Waermepumpe mit Kuehlung fuer die Fussbodenheizung. Die Waermepumpe gibt es ja schon im Standard, der Aufpreis ist fuer die Kuehlfunktion. Mit dieser kann die Fussbodenheizung mit kaltem Wasser "befeuert" werden und das soll die Raumtemperatur um bis zu drei Grad Celsius senken koennen. Klingt nicht viel, kann aber den Unterschied zwischen "zu warm" und "angenehm" ausmachen
- Alarmanlage, laut meiner Mutter brauchen wir die unbedingt. Falls ich die aber wirklich kaufen sollte, dann will ich auch wirklich von Einbrechern belagert werden, es soll sich ja lohnen. Fuer den Preis koennte man mir aber zweimal das Haus leer raeumen und ich bin immer noch im Plus.
- Kontrollierte Be- und Entlueftung - das haben heute viele, nehmen wir es mal mit.
- KNX, OK, das ist zwar teuer hat aber so viel Spielpotential. Und will man wirklich 24 Schalter an einer einzigen Wand haben, fuer jede moegliche Lampe und Jalousie plus die elektrischen Oberlichtfenster?
- Dachfenster: Mit diesem immerhin 1.15m breiten Fenster kriegen wir auch im Obergeschoss eine schoene Aussicht nach Westen hin und werden schoene Lichteffekte auf der Galerie erzeugen.
- Elektrische Alu-Jalousien fuer das Obergeschoss - Kosten der Vorbereitung (Kabel) sind zirka 600 Euro. Die Jalousien gleich mitbestellen haette 12.000 gekostet. Fuer das Geld lass ich die Familie wohl fuers Erste schwitzen.
- Kamin. Auf den Musterhaus Fotos fand ich den im grauen Huf Art 3 Haus gezeigten Doppelfenster Kaminblock ja schon immer recht schick. Uns wurde zwar oft gesagt, dass man mit dem auch doppelt viel Freude beim Scheibenputzen haben wird, aber der Gedanke daran, das Feuer auch von aussen zu sehen, gefiel mir gut. Wenn dann auch meine Nachbarn durchs Fenster das Feuer sehen, haben wir bestimmt bald viele Freunde bei der Feuerwehr. Ich haette aber niemals gedacht, dass soetwas in der Edelstahlausfuehrung 14.000 Euro kosten kann, und da ist der Preis fuer den Schornstein noch nichtmal mit eingerechnet. Das Ding ist aber auch ein Monstrum, der wirft wohl genug Waerme fuer eine ganze Turnhalle ab. Meine Frau konnte da kaum druebergucken. Es wird jetzt wohl eher ein preiswerteres Modell werden, wir haben auch schon richtig schicke Kamine fuer nichtmal 20 Prozent des Preises gefunden. Wie ruestet man nun einen Kamin nach? Zum Glueck ist das recht einfach, man muss Huf nur sagen, wo man den Kamin einmal hinstellen will, schon kommen in die Decke und ins Dach Gummipropfen und dort geht dann irgendwann spaeter der Schornstein durch. Statt 14.000 Euro fuer einen Kamin gebe ich jetzt nur noch 650 Euro fuer die Vorfreude aus. Immer noch viel Geld fuer ein zugestoepseltes Loch.
- Carport. Das laesst sich auch spaeter noch bauen und als Vorbereitung kommt jetzt nur die Baugenehmigung.
- Freistehende Badewanne: es werden jetzt nur die Anschluesse verlegt und die Standardwanne herausgerechnet. Dann koennen wir uns spaeter mal eine schicke Wanne kaufen und dort einfach hinstellen und anschliessen. Die freistehenden Wannen im Huf Angebot sagten uns nicht ganz so zu und sie waren preislich auch in einer anderen Liga
Wieviel einfacher liest sich das jetzt, wenn man diese ganzen Dinge in Kategorien einordnet. Am Abend des ersten Tages gab es diese Ordnung leider noch nicht und wir waren ziemlich verwirrt. So eine Bemusterung hatten wir uns ehrlich gesagt etwas schoener vorgestellt.
Immerhin hatten wir bei den Bodenbelaegen und Fliesen keinen Aufpreis erzeugt und sind auch mit der Standardausstattung in den beiden Baedern zufrieden gewesen. Wer mit Huf hier Aufpreis zahlt, muss schon einen sehr elitaeren Geschmack haben oder keine Teppiche moegen. Von der freistehenden Badewanne mal abgesehen.
Das Hotelangebot von Huf mussten wir aus familiaeren Gruenden leider ausschlagen und so hiess es auch am naechsten Tag wieder frueh aufstehen. Entgegen der Planung war dieses mal auch unser quengeliges Kleinkind dabei, meine Frau war damit schonmal abgemeldet und ich durfte mich alleine an das weitere Geldausgeben machen.
Das erste Thema war aber auch nicht wirklich interessant. Steckdosen und Lichtschalter. Gaehn. Immer nur schoen nicken, wenn der Herr Berater fragend aufblickt, dem folgte wieder ein Kreuz auf dem Plan. Was haben wir hier jetzt an Geld ausgegeben? Keine Ahnung, das muss ich erst kalkulieren. OK, das gleiche Prinzip wie gestern. Ich fuehlte mich fast wie in einem Edelrestaurant, in dem ich versehentlich die Damenkarte bekommen habe. Wenn ich in anderen Bautagebuechern lese, dass beim Bemustern alles direkt in einen Computer eingegeben wird. Einen Computer gab es in dem Buero auch, der blieb aber die ganze Zeit aus.
Nach Elektro war die Bemusterung dann auch schon fast zu Ende. Entlassen wurden wir aber noch nicht. Jetzt standen noch Sonderbesprechungen mit Herrn KNX, Herrn Heizung, Frau Garten, Herrn Moebel und Frau Planung an.
Herr KNX hatte seinen Elektrobaukasten dabei, da durfte ich auch mal kurz mit spielen und wenn man die richtigen Tasten drueckte, gingen ein paar Lampen an. Das soll KNX sein? OK, ich hatte das in den Musterhaeusern schon gesehen und weil es zur Untergruppe 1 der zweiten Kategorie gehoert, erlaubten wir das Starterpaket auf unseren Plan. Eine Frage kam noch zu einer eventuellen Multi-Raum-Musikanlage, das hatte ich zwar gar nicht angekreuzt, aber wenn man schonmal so gemuetlich beisammensitzt. Ob ich Sonos kenne, Sonos? Klar! Aaeh?... Was ist Sonos? Nee, kenn ich doch nicht, Und was ich nicht kenn, will ich nicht. Habe ich mir einen Tag spaeter im Mediamarkt angeguckt, schon schick. Haette ich mir doch erklaeren lassen sollen.
Jetzt Herr Heizung. Ich ging eigentlich nicht davon aus, dass es hier viel zu bereden gaebe.
So eine Belueftungsanlage ist bestimmt nicht schlecht, aber leider doch zu teuer und dann wohl eher nicht drin. Unglaeubig wurden wir gefragt, ob wir uns das richtig ueberlegt haetten. Mmmmh.... nein.
Mit so einer muessen sie in dem Haus niemals lueften, Oh Gott... jetzt aber auf jeden Fall: Nein.
Damit wird das Haus noch energieeffizienter, man gewinnt der Abluft ja die Waerme ab. OK, klingt wieder interessant. Das heisst, die Anlage amortisiert sich irgendwann? Nein, sagte Herr Heizung.. und damit blieb ich auch bei meinem Nein.
Ich weiss ja noch nicht, wie es sich in einem dichten KfW effizienten Haus anfuehlt, falls man das Lueften doch vernachlaessigen sollte. Unser englisches Haus lueftet ja durch die wackligen Fenster wie von selbst, wenn auch komplett ohne Waermerueckgewinnung. Ganz sicher werde ich den Verzicht irgendwann bereuen und nachruesten geht ja nicht. Aber das Ding war genauso teuer wie der Kamin. Ich glaube, ich werde das mit dem Lueften spaeter einfach mal probieren muessen. Und in der Zwischenzeit werde ich zur Bestaetigung alle negativen Nachrichten und Meinungen ueber Belueftungsanlagen sammeln. Dann kann ich meine Entscheidung nachtraeglich wenigstens schoen faerben. So eine kontrollierte Belueftung ist im ersten Sinne nunmal eine Komfortausstattung, Geld sparen wird sie nicht.
Ueber meine Luft Waerme Pumpe haben wir auch gesprochen. Nach dem Gespraech hatte ich das dringende Beduerfnis, meinem Nachbarn einen neuen Slogan fuer seine Pension vorzuschlagen. Nicht mehr "Den einzigen Laerm machen bei uns die Voegel".. viel besser wird in Zukunft passen: "Den richtigen Laerm hier macht nur der Nachbar mit seiner bloeden pfeifenden Waermepumpe, warum habe ich dem nur das Grundstueck verkauft". Die einzige Alternative waere eine Pumpe mit Erdsonde. Was aber kostet wohl so eine Bohrung. Geschaetzte 15,000 Euro? Also der gleiche Preis wie beim Kamin und der Lueftung? Scheint nen Standardpreis zu sein.
Jetzt kam Herr Moebel. Zum Unglueck fingen wir mit der Kueche an. Unser dafuer vorgesehenes Budget haette hier gerade fuer die Elektrogeraete gereicht. Heute scheint kein erfolgreicher Tag zu werden. Die Moebel der Firma Stil Art sind ja wirklich sehr hochwertig. Ist eben alles Massanfertigung, und die kriegt man auch bei einem Tischler und auch in einem Moebelhaus nicht viel billiger. Und manchmal passt eben einfach nur StilArt, zum Beispiel bei den Hochbetten oder den Einbauschraenken.
Nun muessen wir aber erstmal das Haus finanziell verkraften, Moebel passen da vielleicht am Anfang doch noch nicht ins Budget. Zum Glueck lassen sich diese aber problemlos nachruesten. Vielleicht gewinnen wir ja doch im Lotto, irgendwann.
Jetzt noch die Lampen angeguckt, die sind auch wirklich schick, nehmen wir. Irgendwas wollen wir heute ja doch kaufen. Und die kosten pro Stueck ja auch keine 15.000 Euro. Leider haben wir auf dem Plan noch nicht gezaehlt, wieviele von den Dingern wir eigentlich brauchen. Ich bin also auf das Angebot sehr gespannt.
Nun noch Frau Garten, bald geschafft. Garten hatte ich im Fragebogen auch nicht angekreuzt. Wir sind ja schliesslich totale Gartenmuffel. Bei wird fast alles Wiese bleiben. Und auf die Terrasse werden wir schon irgendwie ein paar Steine kriegen. Das kann doch nicht die Welt kosten?
Wir sollten pro Quadratmeter 100 Euro planen, sagte dann Frau Garten.
Welche Quadradmeter meint sie?
Die Hausflaeche? Macht keinen Sinn.
Das Bauland? Das kann sie unmoeglich meinen, das waere ja viel zu teuer!
Ach, das ganze Grundstueck inklusive dem Nichtbauland. Moment.. was sind nochmal 1.600qm mal 100 Euro?
Ein paar Glaeser Wasser spaeter hatte ich wieder etwas Farbe im Gesicht. Ein klein wenig fuehlte ich mich wie damals auf der Southampton Boat Show beim Besichtigen der 5 Millionen Pfund Jachten. Aber hier ging es ja nicht um Sunseeker sondern um Roseneibisch und sonstige Pflanzen. Sunseeker Boote sind wunderbar fuer alle, die sich das leisten koennen. Roseneibisch muss doch auch billiger gehen. Bei uns werden diese Sachen wohl doch eher nach und nach kommen. Statt eines super gestylten Gartens gibt es erstmal nur eine gepflasterte Einfahrt. Dann werden wenigstens die Schuhe nicht so dreckig. Unser Haus steht ja schon in einer schoenen Gegend und hat eine super Aussicht. Waere dem nicht so, kann ich den Aufwand fuer einen Garten ja verstehen. Bei den grossen Fenstern sieht man den ja taeglich, der Garten ist ja foermlich im Haus.
Das war es jetzt also, das lang ersehnte Austattungsprotokoll. Vielleicht waere die Erfahrung etwas anders gewesen, haette nicht schon die erste Kostenaufstellung einen Grossteil unseres finanziellen Puffers gefressen. Wir hatten aber immerhin noch zwei Chancen auf ein wenig Luxus im Haus.
Zum einen gab es durch den reduzierten Aufwand im Keller auch mit nachtraeglicher Verrechnung des Aussenputzes immer noch eine fette Gutschrift, das koennte fuer KNX reichen. Und da wir ja die Farbe Grau nicht berechnet bekommen, jetzt aber diese Farbe gar nicht mehr wollen, koennen wir den Gegenwert von den Ausstattungsmehrkosten trotzdem abziehen. Somit koennte eventuell das Hochbett und die Kuehlanlage fuer die Waermepumpe drin sein. Warten wir am besten die erste Version der Austattungskostenaufstellung ab, dann koennen wir immer noch entscheiden. Billiger als in der ersten Kostenaufstellung wird es wohl eh nicht werden. Wenn wir nur bald das Ergebnis der Aufpreisermittlung fuer unser Dach haetten.
Da standen wir also nun, mit unserer Harley unter den Fertighaeusern. Wenn ich einen kritischen Blick auf mein Motorrad lege, dann muss ich schon zugeben. Auch hier machen die Anbauteile und das Zubehoer inzwischen fast 50 Prozent des Neuwertes aus. Beim Huf Haus wird es wohl recht aehnlich sein, rechnet man die Kellerfassade, den Kellerausbau und die Balkonumwehrung im Erdgeschoss auch mit.
Gucke ich mir jetzt aber das Foto der Harley Fat Bob ganz oben nochmal an und vergleiche das mit dem Modell in meiner Garage, dann denke ich, jedes einzelne Teil aus dem Zubehoerkatalog wuerde immer wieder seinen Weg an die Maschine finden. Stundenlang koennte ich um meinen Bob herumlaufen und mich an den vielen Custom-Details erfreuen, die ich zwar einmal als unverschaemt teuer empfunden habe, die aber jetzt das schoene Gesamtbild ausmachen.
Leider sehe ich das Motorrad in unserer Garage nicht so oft. Wenn es nach mir gehen wuerde, dann koennte die Maschine in neuen Haus im Wohnzimmer stehen. Da waere sie auch um einiges sicherer als in einer Garage, mit oder ohne Alarmanlage. Das sollte also auch meine Frau ueberzeugen. Und da wir ja jetzt durch weglassen des Kamins etwas Platz in der Ecke haben.
Die Idee ist so neu nicht. Das hat ein gewisser Wolfang Fierek (Ein Bayer auf Ruegen) sogar schonmal zu einer Geschaeftsidee gemacht und sich mit dem Haushersteller "Baumeister" zusammengetan. Als Resultat gab es das sogenannte Lifestyle Haus, im Preis ist dort eine echte Harley inklusive. Allerdings keine Fat Bob.
Ich fand das damals schon eine klasse Idee, und wer jetzt glaubt, das mit der Harley im Wohnzimmer war nur ein Spass, der kennt mich nicht. Das Wohnzimmer wird es aber wohl eher nicht, wer hebt schon gerne 350 Kilos ueber den Balkon. Aber wir haben ja einen ausgebauten Keller mit voller Geschosshoehe und schoener Hufhausfassade. Da passt die doch super hin. Ungefaehr so wie auf dem Bild unten koennte das aussehen, auch die Idee mit dem Pub in der Ecke finde ich richtig gut.
Eine breitere Eingangstuer in den Keller haette Huf sogar im Angebot. Und die waere sogar in der Kategorie "Bezahlbar". Na, wer sagt es denn? Den Spass am Haus lassen wir uns jedenfalls nicht durch die Aufpreisliste verderben. Soweit kommt's ja noch.
Bin mal gespannt, unser "Ausstattungsprotokoll" ist am 30./31. Mai. :-)
AntwortenLöschenVg, Jan.
Wohnen ist unbezahlbar geworden und Corona killt finanziell eine junge Familie nach der anderen. Job weg, Haus weg. Hoffe, die ganzen Kreditzahler stehen das durch. Die meisten Leute, die wir kennen, sind froh über bezahlbaren Wohnraum. Diese "Luxusprobleme" kennen die nicht
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