Sonntag, 3. Juni 2012

Diamanten Jubiläum

Heute war mal wieder einer der Tage, an denen man mit grossen Plaenen aufgestanden ist und am Ende doch den ganzen Tag vor dem Fernseher verbracht hat.

Der grosse Plan bestand eigentlich darin, frueh aufzustehen und mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Dort im kostenlosen (nur Sonntags) Parkhaus parken und mit dem Zug nach London, um dort wenigstens einen Teil der grossen Queen Jubiläums-Bootshow zu sehen.

Bisher haben wir von dem Jubiläum noch nicht so viel mitgekommen. Entgegen der allgemeinen Nachrichtenlage haengen in unserer Strasse kaum "Union Jacks" an den Haeusern. Auch in den Geschaeften kamen die Blau-Rote-Weissen Farben auch nur sehr sporadisch vor und "Street Parties" gab es in unserer langweiligen Strasse auch bisher keine. Man sieht zwar vereinzelt Jugendliche und Kinder in rot-weissen T-Shirts mit der Aufschrift "Come on England", aber das hat wohl eher mit der bevorstehenden Fussball-Europameisterschaft zu tun.

Um also das Jubiläum nicht ganz zu verpassen, wollten wir heute frueh eigentlich nach London fahren. Denn schliesslich koennte das hier ja schon das letzte Jahr fuer uns hier im Koenigreich sein, und da wollten wir doch wenigstens einmal die Queen sehen. Schon vor sieben Jahren, kurz nach unserem Umzug, hatten wir uns aus genau diesem Grund einmal auf den Weg nach Windsor gemacht, die Hochzeit von Charles und Camilla stand an. Beste Gelegenheit zum "Royals Gucken".
Aus rechtlichen Gruenden musste die Hochzeit ja in einem oeffentlichen Rathaus stattfinden, ganz entgegen der eigentlichen Idee von Prinz Charles, das das gerne hinter den verschlossenen Mauern des Windsor Castle stattfinden lassen wollte. Der rechtliche Grund bestand darin, dass in England jede Hochzeit in einem offiziellen dafuer vorgesehenen Gebaeude oder Raum stattfinden muss, man waere zwar bereit gewesen, fuer diese koenigliche Hochzeit einen Raum im Schloss Windsor als offiziellen Raum zu deklarieren, aber das haette bedeutet, dass danach auch jeder andere englischen Plebs das Recht gehabt haette, in diesem Raum zu heiraten. Wahrscheinlich hat der Gedanke, in Zukunft jede Menge Proletariats-Hochzeiten im Schloss zu haben, den Prinz dann doch in das normale Rathaus getrieben, also unsere Chance, davon etwas zu sehen.

OK, wir waren zwar da, und konnten auch jede Menge koenigliche und sonstige bekannte Gesichter sehen, das waren aber alles Doppelgaenger. Immerhin waren wir nah genug dran, die lange Reihe der wartenden Hochzeitsgaeste zu sehen, die geduldig auf Einlass in das Schloss warteten. Haetten wir gewusst, wer da alles auf der Gaesteliste stand, wir haetten doch mal etwas genauer hingeschaut. So haben wir neben den Royals eben auch Elton John und David Beckham verpasst.
Immerhin konnten wir von dem Event eine Erinnerungstasse mitnehmen. Das klingt jetzt vielleicht komisch und altmodisch, ich fand die Idee aber gut, dass sich auf dieser Tasse das falsche Hochzeitsdatum befindet. Denn die Hochzeit musste kurzfristig um einen Tag verschoben werden, das ungeplante Ableben des Papstes hatte den eigentlichen Termin unmoeglich werden lassen. Und so habe ich jetzt eine Tasse, die in ein paar Jahren mal Millionen in ebay bringen wird. Ich nehme ja mal, dass die anderen Sammler die anderen x-Millionen Tassen, die allesamt das falsche Datum bekommen haben, zu meinem Gunsten irgendwann einmal fallen lassen werden.

Genau ein Jahr spaeter haetten wir wieder eine gute Gelegenheit zum Queen Gucken gehabt. Im April 2006 wanderte sie mehrere Stunden durch die Haupstrassen von Windsor und liess sich vom Volk zum achtzigsten Geburtstag gratulieren. Aber auch das haben wir verpasst, ist ja auch gemein, denn das wurde gar nicht offiziell angekuendigt. Wie soll man das dann auch wissen?

Da wohnen wir nun schon fast genau neben dem Lieblingsschloss der Queen und haben es in ueber sieben Jahren trotzdem nicht geschafft, sie wenigstens einmal zu Gesicht zu bekommen. Mehrfach waren wir als Tourist sogar zu einem Zeitpunkt im Schloss, an dem sie anwesend war, gut erkennbar durch die koenigliche Standarte auf dem Dach. Aber ausser dass man dan weniger Eintritt zahlt, weil man eh nicht in die Raeume sondern nur durch den Hof schlendern darf , hat so eine koenigliche Anwesenheit keine Vorteile. Gezeigt hat sie sich bei so einer Gelegenheit noch nie. Wahrscheinlich war sie aber eh schlecht gelaunt, weil aufgrund der unguenstigen Windrichtung wieder einmal die dicken Jumbos in 200m Hoehe ueber das Schloss hinwegdonnerten um im nahe gelegenen Heathrow zu landen. Und da es sich bei dem Flughafen um einen recht betriebsamen handelt, war da einiges los in der Luft. Dieser Laerm hat mal einen amerikanischen Touristen zu der Frage hingerissen, warum die das Schloss so nahe an den Flughafen gebaut haben. Kein Witz, das habe ich mir nicht ausgedacht, mir hat ein englischer Touristenfuehrer unter Eid geschworen, dass diese Geschichte stimmt.

Aber heute sollte es soweit sein, wir wuerden nach London fahren und uns einen gemuetlichen schattigen Platz an der Themse suchen und von dort dann die wohl tausend Boote an uns vorbeischippern sehen. Und auf einem dieser Boote, wahrscheinlich dem groessten und schoensten, wird dann eine kleine aeltere Dame stehen, das wird sie dann wohl sein. Rechts und links von Ihr ein paar stattliche Gestalten in Admiralsuniform mit ganz viel Lametta, das sind die drei Generationen Prinzenrolle. Dazu noch ein paar feine Damen unter riesigen Hueten, von denen aber nur Kate ein echter Hingucker ist. Es sei denn, die lassen auch ihre Schwester mit aufs Koenigsboot, auch die ist, wenn man mal original englischen Jugendjargon einfliessen lassen darf, recht fit. 

Leider wurde wieder nichts daraus. Denn zwei Sachen hielten uns dann doch von der abenteuerlichen Reise nach London ab. Da waere zum einen der Gegensatz zwischen geschaetzten zwei Millionen Leuten mit festen Reiseabsichten und der darauf bestens vorbereitete englische Nahverkehr. Wenn sogar der Rundfunk bereits 9 Uhr morgens meldet, dass man eventuelle Absichten einer Fahrt nach London lieber sein lassen sollte, weil die Zuege jetzt schon Passagiere auf den Bahnsteigen stehen lassen, dann muss da doch was falsch laufen. Unser Wohnort liegt an der wichtigen West-Ost-Bahnverbindung. Zuege kommen hier auf dem Weg nach London entlang des M4 Korridors an einigen groesseren Staedten vorbei, man kann sich dann wohl ausmalen, wieviel Platz in der letzten groesseren Stadt vor Endstation in London Paddington dann noch gewesen waere. Das Konzept von Sonderzuegen, wie es in Deutschland einmal fuer jede Loveparade ueblich war, kennt man hier nicht, ein koenigliches 60 jaehriges Kronjubiläum scheint noch nicht genug Anlass fuer so einen Aufwand zu sein. Und an so einem Tag mit dem Auto nach London, so bloed muesste man erstmal sein.

Der andere Grund, und das war dann letztendlich ausschlaggebend fuer unsere Entscheidung Pro-Sofa, war der Wetterbericht. Jeder hat ja von London schon seine vorgefertigte Meinung ueber das zu erwartende Wetter. Und bisher haette ich dieser Meinung immer widersprochen, denn ich kann durchaus behaupten, dass auch wir hier ab und zu den blauen Himmel sehen. Im Jahresmittel regnet es in London weniger als in Mailand, das erzaehle ich jedem, der mir seine ungefragte Meinung ueber das Wetter an unserem derzeitigen Wohnort mitteilt. Nicht, dass ich diese These je nachgeprueft haette, das habe ich wohl irgendwo mal aufgeschnappt und seitdem gehoert sie zu meinen unbewiesenen Weisheiten. Aber sicher ist eines, es war hier in England, also wir uns im Sommer 2006 eine portable Klimaanlage gekauft haben. Nur mit dieser konnten wir die Temperaturen damals in einem einigermassen ertraeglichen Bereich halten, wenn auch nur im unteren Wohnbereich. Noch nie habe ich in einer unserer bisherigen Wohnungen eine Klimaanlage vermisst. Das koennte aber auch an der besonders hochwertigen englischen Bauweise unseres Hauses liegen.

Heute jedenfalls haetten wir keine Klimaanlage gebraucht, sondern einen moeglichst grossen und stabilen Regenschirm. Heute stimmte jedes Vorurteil ueber englisches Wetter bis ins Detail. Es stuermte und goss dabei aus Kannen, es war die reinste Freude fuer einen Tag Anfang Juni. Zuerst hatten wir uns wegen unseres Zuhausebleibens noch geaergert, nachdem wir das Drama aber im Fernsehen miterleben konnten, war uns klar, dass wir eine gute Entscheidung getroffen hatten.


Taten uns die Leute leid. Manche hatten seit morgens 7 Uhr in der Naehe der Themse gehockt, und dabei hatte der Regen schon gestern abend angefangen und seitdem eigentlich nicht aufgehoert. Auf das koenigliche Schiff wurde eiligst ein Regenschutz montiert, viele der fast eintausend Boote waren aber komplett offen und dem Unwetter somit voll ausgesetzt. Die Gaeste auf den Aussichtsplattformen der Dampfer haetten sich die schicke Sonntagskleidung auch sparen koennen.

Am Ende der Parade sang trotzdem noch ein Chor unter Beihilfe des London Philharmonic Orchestra Klassiker wie "Oh Britannia" und "God Save The Queen" - unter einem Regenprassel, auf den unsere Regendusche stolz gewesen waere. Patschnass waren die, die schwarzen Anzuege bzw. Kleider klebten den Saengern schwer am Koerper. Das Makeup lief den Damen foermlich aus den Augen und die vorher sicherlich top gestylten Haare, man singt schliesslich fuer die Queen nicht jeden Tag, alles ruiniert.


Die Gruppe gab aber ihr Bestes und die haben trotz widrigster Umstaende wirklich schoen gesungen. Gefragt habe ich mich nur, wieviel davon bei der Queen angekommen ist. Was hoert man schon unter einem Plexiglasdach bei stroemenden Regen?


Am Ende der Show fand noch ein kurzes Feuerwerk statt, abgeschossen von der Tower Bridge, das verschwand aber sofort in den tiefhaengenden Wolken und legte sich kurz daraud als Dampfglocke ueber das koenigliche Schiff. Nicht, dass man ohne diese Dampfhaube sehr viel mehr gesehen haette. Da fiel das wetterbedingte Wegbleiben der Royal Air Force Flugstaffel wenigstens nicht so auf.


 
Und da ging sie nun dahin, eine unserer letzten Chancen, noch vor dem Wegzug aus England die Queen zu sehen. Um jetzt ueberhaupt noch eine Chance zu haben, muessen wir wohl anfangen, uns fuer Pferderennen zu interessieren. Mein Schwager hatte da mehr Glueck, schon nach drei Monaten in Cambridge konnte er immerhin Prinz Charles einmal die Hand schuetteln. Die Welt ist ungerecht.

Mit unserem Hausbau hatte dieser Blogbeitrag nun nicht so viel zu tun, aber wie schonmal erwaehnt, ist das hier ja auch kein reines Bautagebuch. Ich will also gar nicht erst versuchen, irgendwelche Parallelen zu Huf-Haus oder der Oberlausitz herzustellen. Ich koennte zwar berichten, dass auch die Firma Huf dieses Jahr ein Jubiläum feiert, sogar 100 Jahre, aber das ist den Huf Haus Fans wahrscheinlich eh schon bekannt. Und regnen kann es in der Oberlausitz auch ordentlich, spaetestens seit meiner Motorradtour mit angehaengter Grundstuecksuche kann ich das voll unterschreiben.


1 Kommentar:

  1. hi rene, viel spass beim planen und bauen deines huf-hauses. du wirst dieses haus lieben, spätestens wenn im winter du durch die grossen fenster in die schneebedeckte landschaft schaust und der kamin prasselt. es ist unvortsellbar, was durch die grosszügige verglasung für ein raumgefühl entsteht. die meisten deiner beweggründe habe ich bei unserer entscheidung für ein solches haus ebenfalls durchdacht. beim aufbau würde ich aber definitiv !! dabei sein (am besten mit einem externen berater --> kostet geld --> schont aber die nerven !!!). auch bei unserem bau kam es teilweise zu erheblichen fehlern (schornstein zu lang ! und in den fussboden einbetoniert, ganze dachsegmente auf einer seite abgerutscht!! massive ausharzungen aus der schiebetür !! (du kannst dich ja mal melden --> wir wohnen bei dresden , also nicht weit weg von dir), die aber nach rücksprache mit dem von uns extern beauftragten bausachverständigen und hufhaus anstandslos und ohne zögern beseitigt wurden!! auch ein jahr nach fertigstellung kamen nach kurzem mailkontakt huf-haus- servicetechniker zur reparaturarbeiten. mit ein paar kleinigkeiten muss man leben lernen, wir haben auch ein paar sachen dann einfach selber reparieren lassen, die huf-haus nicht übernehmen wollte. sei´s drum, wir lieben das haus und das unbeschreibliche raumgefühl. es kommen fast jedes wochenende menschen an unserem grundstück vorbei, um dieses haus anzusehen (was mich schon ein bisschen stolz macht!)
    viele grüße markus haase ( sms an 015223824918 )
    ps.: denke an gute verschattung und eine erdwärme mit kühlfunktion!! das haus wird unglaublich heiss im sommer, wir haben ein schwarzes hufhaus --> das kannst du dir nicht vorstellen

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