Samstag, 30. Juni 2012

Fussball EM

Zugegeben, im Monat Juni war ich nicht sehr produktiv, was das Erzeugen von neuen Blogeintraegen betrifft. Ich war, um es mal salopp zu sagen, etwas abgelenkt. Klar, es war ja auch Fussball-EM und wer glaubt, dass ein Blog in so einer Zeit gegen einen Fernseher bei mir eine Chance haette, der muss ja nur mal gucken, wie wenig bei mit in diesem Monat im Blog gelandet ist. Ganze zwei Beitraege, peinlich.

OK, die EM ist nun endlich vorbei, das Finale gucke ich nicht. Das letzte Mal, dass ich bei einer solchen Veranstaltung das Finale geguckt habe, war in 2008. Wir waren in einem Hotel in Luzern und im Haus befand sich das wohl einzige spanische Restaurant der Stadt. An Schlaf war nach dem Spiel jedenfalls nicht zu denken.

Ein richtig frustrierender Abend und sowas habe ich mir seitdem eben nicht mehr angetan. Das deutsche Team hat ja auch seitdem das letzte Spiel einer Meisterschaft immer ausgelassen.
Viel Erfolg morgen an die spanische Mannschaft, da gewinnt dann wenigstens einer bei uns im Haus. Denn ich unterstelle meiner lieben Frau schon seit langem, dass sie aufgrund der gleichen Muttersprache immer schon heimlich diese Suedeuropaeer unterstuetzt hat, zugeben wuerde sie das nie, aber ich habe ja Augen im Kopf.
 
Wenn wir wenigstens neben Deutschland auch noch England unterstuetzen koennten. Aber dann waeren wir wohl noch ein ganzes Stueck trauriger. Eine Europa- oder Weltmeisterschaft aus englischer Sicht ist schon eine traurige Veranstaltung. In 2006 und 2010 noch wurden die Erwartungen durch Revolverblaetter wie die "Sun" unermesslich hoch geschraubt, aber gebracht hat es nichts. Es wollte hier einfach keine echte Partystimmung aufkommen. In 2012 hat dann sogar diese Zeitung aufgegeben, Hoffnung und gute STimmung zu verbreiten. Wenn man mit englischen Kollegen und Freunden ueber die EM sprach, dann gab es meist nur ein trauriges Gesicht mit der wenig verheissungsvollen Aussage: "Warum sollten wir ueber die EM reden, unser Team ist doch einfach nur Schei...e".
Um die Kollegen etwas aufzumuntern, habe ich dieses Bild hier neben unseren Buero-Kaffeeautomat gehaengt... das hat aber auch wohl nur kurz die Stimmung erheitert.


Tja, selber Schuld, wenn man in seiner eigenen Premier League kaum noch Englaender mitspielen laesst. Ich habe mal gelesen, dass bei Arsenal London im Schnitt pro Spiel nur 1,6 Englaender auflaufen.Im Gegensatz dazu war es schon erstaunlich, dass so viele der Leistungstraeger der anderen eurpaeischen Nationalmannschaften ihre Broetchen bei einem englischen Klub verdienen.

Der Englaender hatte die EM relativ schnell abgehakt. Ich kann auch nicht wirklich behaupten, dass sich das Land waehrend der EM stark veraendert haette. Es gab kaum Haeuser, an denen die Rot-Weissen Fahnen wehten. Im Supermarkt habe ich dieses Mal kein Extra Regal gesehen, in denen England Supporter Artikel verkauft wurden. Folgerichtig fuhren auch kaum Autos mit diesen kleinen Faehnchen rum. Public Viewing oder hupende Auto-Korsos - alles Fehlanzeige.

Der Englaender ertraegt das Spiel seiner Nationalmannschaft am liebsten in der Privatsphaere seines kleinen muffigen Lieblings-Wohnzimmers - genau.. damit meine ich den Pub um die Ecke. Denn nur in einem Pub ist er genau dort, wo man nach der Niederlage seiner Mannschaft am liebsten ist: Unter Leidensgenossen und in der Naehe einer gut gekuehlten Bierzapfanlage. Da laesst sich so mancher Fehlpass oder sogar Rooneys neue Frisur viel leichter ertragen.

Auch ich hab so einen lokalen Pub. Nur 3 Minuten vom Buero entfernt befindet sich das "Thatched Cottage" - ich kann noch nichtmal ungefaehr schaetzen, wieviele Abende ich hier waehrend einer Fussballuebertragung verbracht und dabei versucht habe, als Deutscher nicht unbedingt gross aufzufallen.

Thatched Cottage
Wenn ich irgendetwas aus England mit nach Deutschland nehmen koennte, dann waere das die Pub Kultur. Ein Pub ist hier wirklich die Erweiterung des Wohnzimmers, hier geht man hin um Leute zu treffen, dabei kann man Billiard, Dart oder alle moeglichen Brett- und Kartenspiele spielen. Es gibt an jeder Ecke einen Fernseher und wenn gerade mal kein Fussball oder Cricket oder Rugby oder Pferderennen oder Tennis kommt, dann versenkt man sein Geld eben in eine Fruchtmaschine... fuer den, der jetzt glaubt, es gaebe im Pub einen Automat zur Verabreichung eines Obstsaftes, dem sei gesagt, dass "Fruit Machine" hier der Name fuer diese blinkenden und nervigen Spielautomaten ist. Habe ich vorher auch nicht gewusst, aber ein passender Name ist das irgendwie schon.

Desweiteren gibt es in so einem Pub Bier fuer die Maenner und Lager fuer die Schnoesel. Die Sorte Lager ist am ehesten mit dem deutschen Pilsner zu vergleichen, wird aber nur im Suedosten Englands bevorzugt. Da, wo die reichen Schnoesel eben wohnen.

Und man kann auch essen in solchen Pubs, wenn man es sich denn traut. Wenn man erstmal ueber die Hemmschwelle des Pub-Food hinweg ist und gegen Frittiertes nichts mehr einzuwenden hat, dann wird man so ein Essen sogar recht gut finden. Ich finde es inzwischen super, brauchte aber eine gewisse Gewoehnungszeit. In England muss man aber auch leider wirklich sehr viel Geld bezahlen, um in Restaurants ein Essen erwarten zu koennen, das ueber dem allgemeinen Pub - Niveau liegt. Eine Mittelklasse gibt es kaum, entweder Pub oder drei Sterne, dazwischen liegt fast nichts, ausser vielleicht die vielen indischen und thailaendischen Restaurants. Dass sich von den 10 Top Restaurants der Welt aber 5 in England befinden sollen, konnte ich fast nicht glauben. Das habe ich aber wirklich mal irgendwo gelesen und weil das hier gut zu dem Thema passt, schreibe ich das einfach mal in den Blog, ob es nun stimmt oder nicht. Das ist ja auch keine Doktorarbeit hier.

Ganz sicher weiss ich aber, dass wir hier in Maidenhead ein Restaurant mit dem Namen "The Fat Duck" haben, und die standen wirklich jahrelang an der Spitze der Top-Restaurants im Michelin Fuehrer. Tische dort sind fuer Monate ausgebucht und man braucht schon ein recht dickes Portemonnaie, um sich neben den 14 Gaengen auch noch etwas Wein leisten zu koennen.

Aber bleiben wir mal bei unseren finanziellen Moeglichkeiten und gehen zurueck in den Pub. Wie schon gesagt, am liebsten wuerde ich mein geliebtes "Thatched Cottage" einpacken und mitnehmen, wenn es irgendwann einmal wieder zurueck nach Deutschland gehen sollte. Aber wenn ich mir die Waltersdorfer Gestaltungssatzung angucke, dann koennte ich den ja eh nicht dort aufstellen. Was bleibt mir also uebrig?

Papier ist ja zum Glueck geduldig und da unser neues Haus ueber einen Wohnkeller verfuegen wird, in dem aber ausser meinem Motorrad keiner wohnt, koennte sich durchaus ein Platz finden lassen, in dem sich soetwas wie eine Pub - Replika unterbringen lassen wird. Es gibt ja Moebel, mit denen sich ein Pub taeuschend echt nachstellen laesst. Dazu noch ein Fernseher an die Wand und eine Bierzapfanlage, alles keine grossen Investitionen, man muesste halt nur den Platz haben. Es ist also mal wieder an der Zeit, auf unseren geplanten Grundriss zu gucken.

Wir bleiben also weiterhin im Keller. Dort hatte ich im Teil 1 unserer Grundriss-Serie ja schon ueber meine zukuenftige Motorradecke philosophiert. Zur Erinnerung, diese befindet sich in der Sued-West Ecke des Kellers, genau der Ecke also, die komplett oberhalb der Erdoberflaeche bleibt und somit mit einer grosszuegigen Fensterfassade versehen werden kann. Die Motorrad-Ecke ist Teil eines groesseren Raumes, im Plan "Hobby" genannt. Jetzt fuegen wir also das naechste Teil in unser grossesGrundrisspuzzle hinzu. Wir bewegen uns im Raum etwas nach links und so sieht das dann irgendwann einmal aus.


Wie man sehen kann. der Raum "Hobby" ist nicht nur nach links gewachsen, nein, er hat auch eine Nische nach unten bekommen. Und hier... man kann es im Bild ja schon erkennen ... werden sich Anschlussmoeglichkeiten fuer eine Kueche befinden. 

Nun kann jeder mit seinem Wohnkeller ja planen, was er will. Wenn man hier eine echte Einliegerwohnung einrichten moechte, dann macht so eine Kueche richtig Sinn. Mir sind auch schon wohlwolllende Vorschlaege angetragen worden, den Wohnkeller zu einer Art Ferienwohnung auszubauen. Und diese sollte sich speziell in der Wintersaison eventuell sogar ganz gut vermieten lassen. Und dann lass ich die Feriengaeste vielleicht auch noch auf meiner Harley sitzen, oder was?

Nein, zumindest in den ersten Jahren brauchen wir wohl keine keine vollwertige Kueche im Keller. Stattdessen, Ihr ahnt es vielleicht schon, koennte hier eine Art Theke eingebaut werden, und ich waere dumm, wenn ich mir die Chance entgehen lassen sollte, diese im Stil eines typisch englischen Pubs herzurichten.


Und dann waere er hier, mein Pub.

Der Wohnkeller wird so langsam meine Lieblingsebene. In der Zukunft dann werde ich in den oberen Etagen wohl nicht so haeufig anzutreffen sein. Was sagt da eigentlich meine liebe Frau dazu? OK, bisher habe ich ihr da nur ein: "Du bist verrueckt" entlocken koennen. Das nenne ich doch mal eine hoffnungsvolle Aussicht auf eine spaetere volle Zustimmung. Es sind ja auch noch ein paar Raeume im Keller uebrig, die dann eventuell eher den Wuenschen und Vorlieben der weiblichen Bewohner folgen muessten. Aber dazu in mehr in den spaeteren Beitraegen.

Diese Idee eines Pubs im eigenen Haus, noch dazu mit einer Harley in Sichtweite, bringt den Spass in das Planen eines Hauses. Und traeumen kostet ja auch nichts, wobei das in diesem Zusammenhang nicht ganz stimmt. Fuer das Motorrad wurde schon eine verbreiterte Eingangstuer geplant, die gab es natuerlich nicht umsonst. Und auch fuer die Strom- und Wasser - Anschlussmoeglichkeiten in dieser Kuechen (Pub)-Nische fanden sich so einige Kostenpositionen in unserem Austattungsprotokoll wieder. Traeumen ist also doch schon etwas teuer geworden.

Ob dieser Pub einmal kommen wird, das ist nicht die Frage. Die Frage ist die nach dem Wann. Die Antwort habe ich zwar noch nicht, es wird wohl erstmal keine Prioritaet haben. Aber ganz dringend wird der Pub ja erst im Sommer 2014 gebraucht. Denn dann ist wieder Fussball Weltmeisterschaft. Und dann klappt es auch endlich mit dem Titel, ganz sicher.

Traeumen ist vielleicht nicht umsonst, aber traeumen laesst sich wenigstens nicht verbieten.

Morgen wuensche ich erstmal Spanien viel Glueck. Aber 2014 wird unser Jahr. 




1 Kommentar:

  1. Sehr guter Witz! Tja für die Deutschen war aber auch nicht viel drin.

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