Freitag, 21. Dezember 2012

Unterirdisch - die Geschichte vom Keller


nochmal kurz zur Erinnerung unsere Situation in der letzten Woche vom November.

Die Hecke vor dem Bauland wurde entfernt, der Weg war somit frei fuer die schweren Geraete.
Die Baugrube war bereits ausgehoben und ein grosser Teil unseres schoenen teuren Grundstuecks kostenpflichtig entsorgt. Das mit Bangen erwartete zweite Bauleitertreffen fuehrte zur Abnahme der Tiefbau- und anderer Vorarbeiten. Grosses Aufatmen, hiess das doch, dass wir mit unserem eigenem Projektmanagement des Tiefbaus gar nicht so schlecht gewesen sein koennen. Unser Haus hatte also seine "wertvolle Basis", ab jetzt hat nur noch Huf die Verantwortung und ich kann mich als Bauherr gemuetlich zuruecklehnen und den weiteren Baufortschritt geniessen.

Ein letztes Telefonat noch mit dem Bauleiter und dann ging es wieder einmal in Richtung Flughafen. Denn ich wollte wirklich nur ungern verpassen, wie der Keller jetzt in die Baugrube kommt. Und da es neben der geplanten Baumassnahme bei so einem Rueckzug nach Deutschland noch so einige andere Amtswege zu erledigen gibt, musste auch die ganze Familie mit.
Einwohnermeldeamt, Schularzt, Schuldirektor, Finanzamt - was man eben alles so machen muss, um im deutschen System nach immerhin 10 Jahren wieder anzukommen. Ach ja.. und Banken wollten wir auch noch aufsuchen. Die Gruende duerften dem Stammleser hinreichend bekannt sein.

Bis zu diesem Telefonat war das Thema Bau fur mich doch noch irgendwie sehr abstrakt. Man konnte zwar auf der Webcam sehen, wie sich das Bauland langsam von gruen in braun verfaerbte. Auch Fotos mit Baggern kamen via email an und sollten mir einen gewissen Fortschritt der Arbeiten demonstrieren. Aber so richtig verinnerlicht, dass wir jetzt wirklich bauen, das hatte ich noch nicht. Erst als der Bauleiter am Telefon sagte, er hat gerade unseren Keller auf der Autobahn auf dem Weg nach Sachsen ueberholt, gab es den Moment, ab dem alles irgendwie viel realer erschien. Es ging alsonun wirklich los.

Ab jetzt stieg die Aufregung. Waere es bei unsere Ankunft in Sachsen nicht schon so stockdunkel gewesen, ich haette den Umweg ueber Walterdorf auf dem Weg zur Unterkunft genommen. Ich wollte mich endlich vergewissern, dass das Ganze jetzt wirklich Realitaet wurde, diese 40 Minuten Umweg machen bei so einer Entfernung dann auch nichts mehr aus. Nur noch einmal schlafen.

Am naechsten Morgen klingelte dann auch um 5:30 Uhr der Wecker, nur keine Zeit verlieren, denn mir wurde vom Bauleiter ja gesagt, dass schon ab 7 Uhr die Bauarbeiten beginnen werden. Den ersten Spatenstich bei der Baugrube hatte ich ja schon verpasst, noch einmal sollte mir das nicht passieren. Und auch wollte ich wenigstens einmal doch die Baugrube noch in ihrer urspruenglichen Schoenheit sehen, bevor sie wieder komplett umgegraben wird.

Auf dem Weg zum Land kam ich an dann an der neuesten Touristenattraktion in Waltersdorf vorbei. Auf der ehemaligen Umgehungsstrasse standen sie, unsere ersten Betonelemente des zukuenftigen Kellers. Irgendwie erinnerte mich das an ein Open Air Museum der Berliner Mauer. Zum Glueck hatte hier bisher noch keiner die Idee einer Verschoenerungs mittels Graffiti.

Reste der Waltersdorfer Stadtmauer?

Interessant an dieser Art der Lagerung war, dass sich auf den abgestellten Anhaengern auch recht grosse Mengen Stahl befanden, wohl spaeter benoetigt in der Bodenplatte und Kellerdecke. Wird denn nicht so viel geschrieben und geredet vom grossen Metallklau in Deutschland? Horrorstories von geraubten Gullideckeln wurden mir erzaehlt, immer verbunden mit dem drohenden Zeigefinger, in was fuer einer kriminellen Gegend wir doch wohnen werden. Und hier lagen nun gleich mehrere Kilos Stahl fertig zum bequemen Verladen auf einer verlassenen Strasse fernab aufmerksamer Nachbarn. Erstaunlich, dass trotzdem nichts geklaut wurde. Denn auch wenn ich nicht wirklich alle dieser Horrorstories des diebischen Volkes jenseits der Grenze glaube, soviel Vertrauen haette wohl nicht mal ich gehabt.

Auf der Baustelle selbst war zu dieser Uhrzeit natuerlich noch nicht viel passiert. Die drei Huf Arbeiter standen noch etwas verloren und verfroren in der Baugrube rum und versuchten sich erst einmal in den Plan hineinzudenken. Ein ToiToi Klo gab es bereits, statt eines Huf Autos stand ein Miet-Mercedes auf dem Feld, ich hatte ja in einem frueheren Beitrag bereits von der Panne des Huf VW berichtet. Nach zirka zehn kalten Minuten wusste ich dann auch nicht mehr, warum ich hier so frueh ankommen wollte. Die Arbeiter warteten eh noch auf einen weiteren Material Transport , die Zeit bis dahin machten sie es sich im warmen Fahrerhaus gemuetlich.So sieht also ein Baustart bei Huf haus. "Oack ne jechn", wuerde der Oberlausitzer sagen.

Die Ruhe vor dem Sturm

Immerhin wurde eine Frage bei diesem Besuch bereits beantwortet. Das mit der Organisation des Bauwassers hat wirklich "super" geklappt. Dass wir noch keine Wasserleitung auf dem Land haben werden, war ja lange bekannt, aus dem Grund hatte ich mich ja um ein paar alternative Loesungen gekuemmert. Der Nachbar aber hatte seine Aussenwasserhaehne in Erwartung eines strengen Winters natuerlich bereits abgestellt und die Tuer zum Brunnen war verschlossen. Und das waren im Prinzip schon zwei meiner Alternativen, denn der Nachbar sonnte sich zur gleichen Zeit auf irgendeinem Dampfer in der Karibik und war natuerlich zu dem Thema nicht zu befragen. Zum Glueck war als letzte Variante noch vereinbart, dass seine Angestellte, die sich in seiner Abwesenheit in der Pension so ruehrend um die Huf Arbeiter kuemmerte, uns Zugang zum Wasser verschaffen wird. Doch leider wusste auch diese nichts von ihrem Glueck und hatte natuerlich keine Schluessel. Zum Glueck war das Wasser noch kein Grund fuer eine Verzoegerung, ich hatte also noch etwas Zeit, dieses Problem zu loesen. Weitaus wichtiger ist Baustrom, schon am ersten Tag wuerde hier nichts laufen ohne. Aber es befand sich ja ein Baustromkasten auf dem Land, alles bestens also.

gleich zwei Stromkaesten - doppelt abgesichert
Wenig besorgt ging es wieder in unsere Unterkunft zwecks Fruehstueck. Inzwischen sollte meine Familie ja aus dem Bett gefunden haben. Am Nachmittag wollten wir nochmal gemeinsam vorbeischauen, mal sehen, wieviel dann schon passiert ist. Aus dem ruhigen Fruehstueck wurde aber dann doch nichts, kaum angekommen klingelte das Telefon, der Bauleiter war dran, diesmal hatte er keinen Keller ueberholt sondern wollte mich ueber die ersten Probleme unterrichten. Das erste der beiden Probleme kam gaenzlich unerwartet. Wir hatten sehr wohl einen Baustromkasten, nur hatte wohl keiner in der Bestellung genau spezifiziert, dass dieser auch angeschlossen sein sollte. Nichtmal einen Zaehler gab es darin, das Ding war komplett leer, also so wie er ist nur als Aussenschrank zu gebrauchen.

Was nun? Waehrend der Herr Bauleiter noch sein Leid klagte, wie wenig man ohne Strom auf der Baustelle arbeiten koennte, ging ich gedanklich schon die Liste der Leute durch, denen ich dann gleich in den Hintern treten muss. Fangen wir also zuerst bei der Firma an, die auf dem Kasten steht, schliesslich wurde die ja von der oertlichen Energieversorgung mit dem Anschluss beauftragt. Der arme Mann ging auch ans Telefon, war aber am Ende doch gaenzlich unschuldig. Seine Firma hat nur den Stromanschluss bis zum Hausanschlusskasten erstellt und den Stromkasten an eine andere Elektrikerfirma vermietet. Naemlich genau an die, die ich mit dem Baustromkasten beautragt hatte. Soviel zum Thema, dass ich nicht gerne zwischen vielen Sub-Unternehmen vermitteln wollte.

Also ging der zweite Anruf an den anderen Elektriker, dieses mal ging aber keiner ran. So ein Mist, ich wollte doch wirklich jemanden in den Hintern treten, der naechste in der Reihe war in Ermangelung eines weiteren Elektrikers die Person, die mir den Elektriker empfohlen hatte. Also noch ein Anruf, und dieses Mal gab es sogar eine echte Information. Mein Freund konnte in Erfahrung bringen, dass sich Elektriker 2 auch im Urlaub befindet. Seit wann macht man denn im November Urlaub? Und warum ist nun schon der zweite, den ich fuer den Fortschritt des Kellerbaus so dringend vor Ort benoetigt haette, einfach nicht erreichbar wegen Urlaub.

Die Erloesung kam mit der rettenden Idee eines Stromaggregates. Das ist doch besser als nichts, auch wenn sich der Herr Bauleiter anfaengs dagegen straeubte. Das macht zuviel Krach und wird in kurzer Zeit saemtliche Nachbarn veraergern. Aber welche andere Option hatten wir denn noch? Zum Glueck hatte mein Freund mit der Elektrikerempfehlung so ein Ding rumstehen, das muss jetzt nur noch anspringen. Nicht unbedingt eine Selbstverstaendlichkeit fuer ein Stromaggregat, welches das letzte Mal vor vielen Jahren benutzt wurde. Ich brauchte wirklich ein Wunder. Und das Wunder kam. Schon beim dritten Zerren an der Reissleine erwachte der kleine Motor zum Leben, schluckerte etwas und puffte, dass es uns die Schweissperlen auf die Stirn trieb, blieb aber an. Laut war der schon etwas, aber nichts, was man den Nachbarn nicht zumuten wuerde. Was soll man in der Karibik davon auch schon hoeren? "Bei uns laermen nur die Voegel" steht als Werbung an seiner Pension. Ab heute laermen wir mit.

Noch nie empfand ich ein Stromaggregate als so schoen
Das Problem war damit erstmal geloest, wenigstens vertagt, denn so ein Stromaggregat ist auch nur fuer die kleineren Geraete in den ersten Tagen gut. Ich hatte ja geschrieben, dass der Bauleiter gleich wegen mehrerer Probleme angerufen hat. Das andere klang noch viel bedrohlicher, als der fehlende Strom.
Wieviele Bauherren koennen von Ihrer Baustelle behaupten, dass schon am ersten Bautag das Ordnungsamt bei der Baufirma angerufen hat? Wir kriegen hier wohl wirklich das volle Programm. Herr Bauleiter bat mich um Klaerung, ein Rueckruf ergab dann den Grund fuer den Einsatz des unbeliebtesten aller Aemter. Es gab tatsaechlich bereits erste Beschwerden vom Nachbarn.
Wie geht das denn, hat der etwa doch das Aggregat gehoert? Und sogar mehrere Stunden bevor das Aggregat ueberhaupt auf dem Land angekommen ist? Nein, das war es natuerlich nicht. Die Beschwerde kam von der anderen Strassenseite und hatte etwas mit der Verschmutzung und Beschaedigung der Strasse zu tun.

Gut, ich gebe zu, die Strasse hat auch wirklich etwas gelitten. Von Beschaedigungen kann ich aber nicht berichten, dreckig ist sie aber ganz sicher geworden. Denm Nachbarn hatte ich ja schon vor ein paar Wochen bei meinem letzten Besuch kennengelernt, ich hatte den eigentlich als recht nett in Erinnerung. Und nun hetzt er uns das Ordnungsamt auf den Hals. Aber im Vertrauen auf meine Menschenkenntnis dachte ich, dass ein persoenliches Gespraech hier vielleicht etwas ausrichten kann, am besten, man hoert sich mal seine Seite der Geschichte an. Und siehe da, das Problem ist wohl nicht wirklich unser Bau sondern eher die Tatsache, dass er die LKW zu breit fuer die Strasse empfindet. Eine Seite der Achse der LKW ist also permanent neben der Strasse und hat den Gruenstreifen in einem recht bedauernswertem Zustand hinterlassen. Nun ist das allerdings ja eigentlich kein Problem, unter diesen Gruenstreifen, jetzt Braunstreifen, kommt ja in ein paar Monaten unsere Wasserleitung, damit wird der eh nochmal aufgerissen und kann beim Verfuellen wieder repariert werden. Damit waren dann am Ende alle zufrieden, beim Ordnungsamt wurde das ins Protokoll aufgenommen und die Sache war erledigt. Fuer heute jedenfalls.

enge Strasse - etwas ramponiert
Ein recht vielversprechender Start in die Bauphase, es konnte doch eigentlich nur besser werden. Immerhin hatte der Tag auch seine schoenen Seiten. Am Nachmittag hatten wir naemlich den Termin beim Schularzt.  Schon interessant, was Kinder alles schon so koennen muessen, bevor sie in die Schule kommen. Wir waren am Ende die stolzesten Eltern, als unsere Kleine diesen Eignungstest mit Bravour bestanden hatte. Dass wir gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft schon den Spracheignungstest zu bestehen haben, erfuellte mich doch etwas mit Sorge. Aber ist ja alles gut gegangen. Gratulation.

Und auch auf der Baustelle ging es an dem Tag doch noch etwas voran. Am Abend lagen die meisten Abwasserleitungen im Schotter, die Holzumwehrung war fast fertig und das Schnurgeruest sah auch recht final aus. Wir lagen wieder im Plan, wer haette das nach der Morgenaufregung gedacht.

der erste Tag
Der zweite Tag verlief dann im Vergleich fast ereignislos. Der Bagger vom Tiefbauer durfte wieder anruecken und im vorderen Bereich des Kellers ein paar Graeben ziehen. Dort wird eine sogenannte Frostschuerze angelegt, die das Unterfrieren der Bodenplatte im Bereich der freistehenden Kellerwaende verhindern soll. Wieder was gelernt, ich hatte den Begriff Frostschuerze zwar schon in der Huf Baubeschreibung gelesen, konnte mir dazu aber nur ein albernes Kleidungsstuecke vorstellen.

Frostschuerzen - nur da, wo der Keller mal rausgucken wird
Am dritten Tag habe ich endlich den Elektriker ans Telefon bekommen, wir sollen am Montag gleich morgens den Strom bekommen. Nochmal Glueck gehabt. Und Wasser gab es jetzt auch, ich konnte mir vom Nachbarn Wasser mittels 50m Gartenschlauch eine Leitung auf das Land legen. Auf jeden Fall bequemer als ein Brunnen. Uebrigens war das genau der gleiche Nachbar, der auch das Ordnungsamt gerufen hatte. Ich wusste doch, dass der eigentlich in Ordnung war, warum also die ganze Aufregung. Schwamm drueber.

Trotz Wochenende ging es auch auf der Baustelle munter weiter. Bis in den spaeten Abend wurde hier gearbeitet, das notwendige Licht besorgte der Leih-Mercedes mittels Scheinwerfer. Denn von Flutlicht stand zum Glueck nichts drin in den Huf Haus Lieferbedingungen, auch wenn die Jungs das im Winter bestimmt gut gebrauchen koennten. Fuer Montag war der Betonmischer bestellt, dann soll die Bodenplatte gegossen werden. Immerhin war Sonntag ein freier Tag, der fuer einen Besuch in Dresden genutzt wurde, allerdings nur unter der Massgabe, dass man puenktlich zum letzten Formel 1 Rennen der Saison wieder im Hotel ist. Das wohl spannendste Rennen der Saison, mit Vettel am Ende als Weltmeister. Die neue Woche fing also richtig gut an.

Alles fertig fuer den Beton
Montag 8 Uhr morgens standen dann zwei etwas groessere Fahrzeuge bei uns in der Einfahrt. Den besten Job des Tages hatte hier der Fahrer der Betonpumpe, dieser konnte mit einem ueberdimensionalen Joystick den schoenen langen Ausleger bedienen, alle anderen mussten im Beton rumwaten.





Das Giessen der Bodenplatte dauerte nur ein paar Stunden, jetzt musste der Beton nur noch trocknen. Noch nicht einmal einen Tag hatte er dafuer Zeit, trotz Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Unglaublich.
Und auch der Strom war inzwischen angeschlossen, dem Stromaggregat wurde allerdings keine Traene nachgeweint. Trotzdem muss man sich bei dieser Maschine einmal bedanken, hat sie doch den Fortschritt auf der Baustelle erst ermoeglicht. Jetzt wird sie wieder fuer Jahre in der Garage verschwinden. Das hat sie eigentlich nicht verdient.

Als wir mit dem Bauleiter den Termin des Kelleraufbaus besprochen hatten, lautete die Empfehlung, dass, wenn ich nur einen Tag auf der Baustelle zubringen kann, das unbedingt der Dienstag sein sollte. Der Tag, an dem am meisten auf der Baustelle passiert, der Tag, an dem der Keller wirklich aufgebaut wird. Wenn der Nachbar bisher schon Bedenken hatte, dass die Bau- und Lieferfahrzeuge zu gross fuer die kleine Anliegerstrasse sind, dann legen wir heute noch einen drauf.
Frueh 8 Uhr erschien ein Monstrum von einem Kran, der auch wirklich in keinem Verhaeltnis zur Strasse stand. Und das zweite Bild zeigt erst richtig deutlich, wie eng es hier wirklich zuging. Keine Hand passte zwischen LKW und Nachbars Zaun. Ich bin zwar auch der stolze Besitzer eines LKW Fuehrerscheins, aber durch diese Strasse waere ich nicht mit einem halb so grossem Auto gefahren. Und dann mussten die da spaeter sogar rueckwaerts wieder raus. Ich konnte die Sorgen der Nachbarn recht gut verstehen.




Leider konnten wir nicht warten, bis das erste Betonteil auf die Bodenplatte gehoben wird. Wir hatten noch einen anderen Termin, wollten aber in maximal zwei Stunden wieder auf der Baustelle sein. Was soll man denn in zwei Stunden auch gross verpassen? Tja, bei der Geschwindigkeit, in der so ein Keller heutzutage gebaut werden kann, leider doch recht viel, wie wir nach unserer erneuten Ankunft feststellen mussten.



Dieser Dienstag war wirklich ein sehr aufregender Tag. Einen Kelleraufbau mitzuerleben, das ist schon etwas besonderes und wird wohl noch lange in unserer Erinnerung bleiben. Sogar die erste Kellerbegehung wurde vorgenommen, Raeume, die uns bis vor kurzem nur zweidimensional als Grundriss vorlagen, waren jetzt Realitaet geworden. So langsam bekommt man ein Gefuehl fuer die Groesse der einzelnen Zimmer. Und auch wenn es fuer ein Fazit noch zu frueh ist, der erste Eindruck ist sehr positiv. Ein schoener Grundriss wird das im zukuenftigen Wohnkeller. Und kein Raum ist ernsthaft zu klein geworden, ich hatte da so meine Bedenken beim spaeteren Heimkino. Mal sehen, ob der Eindruck haelt, wenn da noch die Innendaemmung drankommt.

Der Dienstag war aber auch ein aufregender Tag aus einem anderen Grund. Und schon wieder spielte mein Nachbar eine Rolle. Nach der Freude ueber den Keller waren wir am Nachmittag auf dem Weg zu wichtigen Familienbesuchen, als es wieder einmal einen Anruf vom Bauleiter gab. Inzwischen hatte dieser schon den Ruf weg, nur noch ein Ueberbringer schlechter Nachrichten zu sein. Wenn ich seine Nummer auf dem Display sehe, ueberkommt mir sofort ein ungutes Gefuehl. Und das Gefuehl truegte auch dieses Mal nicht.

Ich hatte ja weiter oben im Text schon vermutet, dass dem Nachbarn die heute doch recht grossen Autos, die da im Zentimeterabstand an seinem Haus vorbeifahren, bestimmt keine Freude machen werden. Heute wollte er es wissen und Fakten schaffen. Der schon etwas betagte Mercedes wurde daraufhin so in die Einfahrt geparkt, dass der maechtige Kofferaum in die enge Strasse ragte. An ein Vorbeikommen mit den grossen LKW war nicht mehr zu denken. Der Kran war aber nur fuer einen Tag gemietet, Tageslicht gab es nur noch fuer eine Stunde, und ich war zirka 45 Fahrminuten von der Baustelle entfernt.

Anrufen und beruhigen ging nicht, auf Klingeln oder Klopfen reagierte der Nachbar nicht. Nur noch eine Ladung mit Betonteilen haette an die Baustelle herangefahren werden muessen, dann waeren die Kollegen fertig gewesen. Diesmal war zur Abwechslung ich es eben, der das Ordnungsamt einschalten musste. Eine oeffentliche Strasse zuparken ist ja auch nicht die Art. Mit einem mulmigen Gefuehl ging es also ungeplanterweise noch einmal auf die Baustelle.

Dort hatte sich die Situation in der Zwischenzeit zum Glueck wieder etwas entschaerft. Schon von weitem sah ich den Nachbarn mit dem mir heute so nett erscheinendem Herrn vom Amt lamentieren. Wichtiger aber war, dass ich schon sehen konnte, dass inzwischen doch ein weiterer LKW den Weg zur Baustelle gefunden hatte, der letzte fuer heute. Ich war an der Diskussion Nachbar - Amt dann auch gar nicht mehr beteiligt, der Streit ging ja nie wirklich um die Baustelle, sondern um den Fakt, dass die Gemeinde bei der Strasse am Asphalt gespart hat und diese deshalb eigentlich nur mit PKW befahren werden sollte. Jedenfalls sah das der Nachbar so, aber dem wollte der Herr vom Amt zu unserem Glueck nicht zustimmen. Sobald wir eingezogen sind, kann das ja gerne eine Strasse nur fuer PKW werden, aber fuer ein paar Monate brauche ich die Strasse auch fuer LKW.Hoffen wir also mal, dass das auch so bleibt.

Aber nichts fuer ungut. Der Keller wurde wie geplant am gleichen Abend fertig, fuer die naechsten Tage waren dann nur noch Restarbeiten wie das Vergiessen der Waende und der Decke geplant. Nicht wirklich aufregend. Besser waren da schon die nun nicht mehr virtuellen Rundgaenge durch unseren zukuenftigen Wohnkeller. Gedanklich wurden die ersten Einrichtungen vorgenommen, die Harley geparkt oder am imaginaeren Schreibtisch Platz genommen. Fuer Donnerstag war noch einmal der grosse Betonmischer zwecks Vergiessen der Kellerdecke angemeldet. Und angemeldet hatte sich auch der erste richtige Schnee.Blieb nur die Frage, wer schneller ist.

Ich kann nur soviel sagen, der Schnee hat gewonnen. In wenigen Stunden schneite es so viel, dass an ein Vergiessen der Kellerdecke nicht mehr zu denken war. Aber warum sollte ein Kellerbau, der turbulent anfing und auch dazwischen nicht wirklich zur Ruhe kam, am Ende ganz planmaessig sein Ende finden? Die Baustelle wurde notgedrungen abgebrochen, dass hatte noch nicht einmal der Nachbar geschafft. Aber es reichte wohl, alles wurde irgendwie verpackt und fuer uns alle, fuer die Huf Jungs und auch fuer meine Familie, ging es wieder nach Hause.

Und da steht er nun, unser Keller. Wird er am Ende eine Investitionsruine werden, wie in einem frueheren Beitrag befuerchtet? Denn noch immer haben wir kein konkretes Finanzierungsangebot, beide noch ausstehenden Banken leiden wohl unter einem grossen Sturm an Jahresendkreditanfragen. Aber es ist ja bald Weihnachten, und zu Weihnachten darf man sich was wuenschen. Man sollte nichts unversucht lassen.

Ich wuensche jedenfalls allen, die diesen Blogg seit nun fast einem Jahr regelmaessig lesen, eine schoene und besinnliche Weihnachtszeit. Wir werden Weihnachten weit weg von Baustelle und Keller verbringen, uns gedanklich aber bestimmt nicht vollstaendig loesen koennen. Wer weiss schon, was das neue Jahr bringen wird.

Zum Abschluss noch ein stimmungsvolles weihnachtliches Bild, welches mir unser Tiefbauer geschickt hat. Im Hintergrund sieht man Waltersdorf im Schnee, sogar einen Weihnachtsbaum kann man erkennen. Dominiert wird das Bild aber von unserer grossen Box im Vordergrund. So einen grossen Container hatte wohl noch keiner von uns je unterm Baum. Das Bild nimmt also schon ein kleines wenig vorweg, wie im naechsten Jahr einmal die Aussicht aus dem Wohnzimmer zur Weihnachtszeit werden koennte. Na wenn da keine Vorfreude aufkommt.

Frohe Weihnachten von der Baustelle




4 Kommentare:

  1. Hallo René. Viele Grüße und alles Gute aus DD. Merry Christmas und melde dich mal wenn ihr in der Gegend seid. Markus

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    1. Hallo,
      wir hatten uns vor unserer letzten Fahrt schon mal per SMS ueber Skype gemeldet.
      Leider keine Antwort. Aber bald sind wir ja permanent in Sachsen, dann wird das bestimmt mal klappen.
      Gruss
      Rene

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  2. PD.: bei uns wollten die Anwohner nicht die LKWs durchlassen, da die Straße eine Spielstraße ist, da wurde mir auch ziemlich schnell kalt und heiß!! Jetzt wohnen wir schon fast 3 Jahre im Haus!

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  3. Eine ganz gute Homepage aus der Schweiz ist übrigens hier zu finden.
    http://www.kurtzarch.ch/hufhaus.htm

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