Fuer jemanden wie mich, der sich im Bereich Hausbau als Super GAL (groesster anzunehmender Laie) bezeichnen darf, gar nicht so eine leichte Aufgabe. Hausbaumagazine haette ich vor wenigen Monaten nichtmal mit einer Pinzette angefasst, gib mir lieber ne Motorradreisezeitung.
Aber zurueck zur Ausgangsfrage....
Zunaechst muss man sich wohl zwischen zwei wesentlichen Hausarten entscheiden. Massiv oder Fertigteilhaus?
Massiv, das klingt nach langlebig und stark, etwas, das wohl 500 Jahre stehen wird und Mauern hat wie das Heidelberger Schloss. Und Fertigteilhaus, ja.. das klingt nach Bungalow oder Caravan.
Allerdings haben die Fertigteilhaushersteller in den letzten Jahren wohl durchaus ein paar Leute eingestellt, die zumindest im Nebenfach Marketing gelernt haben.. und jetzt gibt es solche Namen wie KonzeptHaus, KitHaus, PreFabricated, DesignHaus, Vitalhaus, 3LiterHaus, Ökohaus - klingt viel besser, aber bleibt doch immer noch ein Fertighaus mit papierduennen Waenden und zugigen Fenstern, oder?
Aber was genau faellt denn so alles in die Kategorie Fertighaus? Und warum entscheiden sich immerhin 15% der deutschen Bauherren statt ein stabiles Heidelberger Schloss (wer auch immer da diese Ecke weggebrochen hat, der weiss wie stabil das ist) doch fuer die Gipswandvariante?
Ganz klar doch... der Preis! So ein Fertighaus ist doch sicher super billig? Ist ja schliesslich am Fliessband vorproduziert in Losgroessen von mindestens sagen wir mal 1000 - damit sinkt der Aufwand und der Preis pro Einzelhaus, einen Preisvorteil, den die Firma gerne an den Kunden weitergibt um damit die offensichtlichen Nachteile gegenueber dem Massivhaus wenigstens mit einem attraktiven Preis wettzumachen.
Was hab ich gestaunt, als ich vor Jahren mal in der Musterhausaustellung in Bad Vilbel war. Billig war das jedenfalls nicht. Und laut Zeitungsberichten wird der Niedrigpreissektor von Fertighausherstellern gar nicht mehr besetzt. Wer haette das gedacht?
Was ist es also dann?
Tut mir leid fuer alle, die hier eine finale Antwort erwarten. Die Wahrheit liegt wohl in einem Mix aus vielen Kriterien - hier mal ein paar in Stichworten:
- Fertighaeuser sind schnell aufgebaut - somit sind Verzoegerungen am Bau eigentlich kein Thema. Auch bauen die Arbeiter sehr oft das gleiche Haus wieder und wieder, diese Routine traegt wohl mit dazu bei, dass Baufehler, wie beim Stein auf Stein Haus fast unvermeidbar, hier seltener sind. Auch hilft es der Qualitaet, wenn ganze Komponenten in einer Fabrik vorgefertigt werden, einer Fabrik, in der es keinen Regen und keine extremen Temperaturschwankungen gibt. Das Wetter kann bei einem trocknenden Ziegel und Zementhaus schon einen gewissen Eindruck hinterlassen. Fuer Laien oder auch fuer Bauherren, die nicht taeglich auf der Baustelle sein wollen, ist das schon etwas beruhigend.
- Die Grundrisse sind extrem flexibel... wer jetzt behauptet, dass sind sie bei Massivhaeusern auch ... gut, dann versucht mal ein massives Haus ganz ohne tragende Waende zu bauen.. sowas geht bei Fertighaeusern naemlich. Und wenn es keine statischen Gruende fuer tragende Waende gibt, dann kann man Fenster genau da hinbauen, wo man die schoene Aussicht hat und muss trotzdem nicht dauernd mit nem Bauhelm schlafen
- Es ist technisch einfacher und somit finanziell auch guenstiger mit Fertighaeusern die neuesten Energiestandards zu erreichen, bis hin zum Energie+ Haus... So ein +Haus produziert mehr Energie als es fuers Heizen und anderen Verbrauch benoetigt... ein Traum fuer mich, da ich schliesslich ueber eine Ehefrau verfuege, die aus rein aesthetischen Gruenden in den meisten Zimmern das Licht anlaesst und alles unter 25Grad Raumtemperatur als kalt empfindet.
- Man hat eine Auswahl aus verschiedensten Materialien und Bautypen - unter anderem zaehlen auch Holzblock- oder Fachwerkhaeuser zur Kategorie der Fertighaeuser. Holzblockhaeuser kommen ja urspruenglich aus viel kaelteren Regionen, ein weiterer Beweis, dass die wohl durchaus was aushalten koennen und die Waerme im Haus lassen. Und dass sogar Fachwerkhaeuser im genauen Sinne auch nur vorproduzierte Fertighaeuser sind, das hatte ich bisher so auch noch nicht gesehen. Aber schliesslich wurden wohl auch schon im Mittelalter die Holzbalken in irgendeiner spezialisierten Saegemuehle vorgesaegt und nicht erst auf der Baustelle zugeschnitten. Und das Umgebindehaus, der fuer die Oberlausitz so typische Baustil, alleine in Waltersdorf stehen 230 davon rum, ist im wesentlichen auch ein Fachwerkhaus. Erstaunlich, oder? Und ratet mal wie alt einige dieser Haeuser in Waltersdorf sind.. genau... fast 500 Jahre. Das ist doch nicht zu fassen.
Um es ganz ehrlich zu sagen, nicht ich hab mir das Haus ausgesucht, sondern das Haus hat mich gefunden. Denn bisher habe ich mich bei Haeusern oder Wohnungen, die wir spaeter dann gemietet haben, eigentlich immer auf den ersten Eindruck verlassen. Bisher lag ich damit immer richtig.
Ich sagte schon, dass ich ein Laie bin?
Wie bereits erwaehnt war ich vor Jahren einmal in der Musterhausaustellung in Bad Vilbel, mehr aus Zeitvertreib als auf echter Haussuche... und das einzige Haus, das wirklich einen bleibenden ersten Eindruck hinterliess, war das Huf Haus. Ein Haus, von dem ich noch Jahre spaeter geschwaermt habe. Ein Haus, dessen Name ich mir gemerkt habe, als waere es ein Markenname wie Tempo oder Audi. Ist es bestimmt auch, wenn vielleicht auch nicht in der Top10 Liste der bekanntesten deutschen Marken. Und so wie auf dem Bild hier sehen solche Huf Haeuser aus:
Fachwerkhaeuser hatte ich mir bis dahin immer ganz anders vorgestellt. Schonmal in Ruedesheim gewesen? Ich muss hier kein Bild reinstellen, oder?
Wer nun wissen will, was genau mich da eigentlich so begeistert hat, der muss einfach mal in so ein Haus hineingehen. Ich hatte noch nie so ein intensives Gefuehl von Platz und Weite in einem umbautem Raum. Auf einmal konnte man frei durchatmen. Man fuehlte sich gar nicht wie in einem Haus, die umgebende Landschaft kam foermlich ins Zimmer. Und das spuerte ich sogar in einer Musterhaussiedlung, in der man nun wirklich nicht die schoenste Aussicht hat. Auf dem Bild unten kann man ein wenig erkennen, was ich hier versuche zu beschreiben. Besser waere es aber doch, mal in so einem Haus zu stehen. Kein Bild gibt das wirklich her.
So ein Haus gehoert auf natuerlich ein Grundstueck mit Aussicht.. am besten mit Panoramasicht in alle Himmelsrichtungen. Und noch besser, wenn man nicht viele Nachbarhaeuser hat, die einem direkt in die Badewanne gucken koennen. Solche Grundstuecke gibt es in der Naehe von Bad Vilbel / Frankfurt wohl nur ganz selten und wenn, dann super teuer. Und weil ich damals in genau dieser Gegend gelebt und gearbeitet habe, wurde dieser Hauseindruck fuer viel spaeter im Gehirn weggespeichert und dann vergessen.
Um ihn dann bei der passenden Gelegenheit doch wieder herauszuholen. Und da ich nun gerade ein Stueckchen Bauland mit genau den Eigenschaften wie oben beschrieben erworben habe.. das ist dann so eine passende Gelegenheit. Dann erinnere sogar ich mich an solche Eindruecke wieder.
Massiv oder Fertighaus, Niedrigenergiehaus, Termintreue in der Bauphase, Historische Vorbilder bei den verschiedenen Bautypen. Alles sowas von nebensaechlich. Das Bauchgefuehl hat entschieden, der Baustil steht fest.
Was jetzt noch entschieden werden muss, wer wird so ein Haus fuer uns bauen? Weil eine andere Erinnerung an den Bad Vilbel Besuch hatte ich auch noch, ob die nun echt war oder eingebildet, weiss ich nicht mehr . Aber ich glaube mich zu erinnern, Huf Haus war eines der teuersten Haeuser in der Ausstellung. Ich hatte halt immer schon einen exquisiten Geschmack. Und mit ein ganz klein wenig Recherche stellte ich fest, andere Firmen bauen diesen Baustil auch.
Immerhin bin ich mit der Entscheidung fuer den Bautyp schonmal einen ganzen Schritt weiter. Der Rest wird sich zeigen.
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