Sonntag, 5. Februar 2012

Grand Designs

da es diese Woche keine echten Neuigkeiten oder irgendwelche nennenswerten Fortschritte bei der Baugenehmigung oder der Finanzierung gibt, hier zum Zeitvertreib ein Beitrag ueber ein Ereignis, das in unserem Unterbewusstsein vielleicht eine Rolle bei der Entscheidung fuer eine Hausbaufirma spielen wird.

Wie bereits in einem frueheren Beitrag beschrieben stammt meine erste Erinnerung an das Huf Haus von einem Besuch im Fertighauspark in Bad Vilbel. Und der erste Eindruck damal war einfach nur --- "wow".

Wobei dieser Eindruck aber eher durch das Raumgefuehl, die Lichtverhaeltnisse und auch die tolle Aussicht gepraegt wurde. Ich wuerde unehrlich sein, wenn ich hier behaupten wuerde, dass das Haus damals einen besonderen Qualitaetseindruck auf mich machte.
Sowas aehnliches hatte ich zwar vor kurzem in einem Bauherrenbericht in einem Baumagazin gelesen, aber wie gesagt, ich erinner mich daran nicht. Denn so genau habe ich darauf auch wirklich nicht geachtet. Und womit haette ich die Qualitaet dieses Hauses auch vergleichen sollen. Ich hatte so ein Haus vorher ja noch nie gesehen, geschweige denn schonmal in einem solchen drin gewesen. 

Und wenn man eben nur einen Hersteller diesen Bautyps kennt, dann sind fuer mich halt alle Haeuser, die so aussehen, jetzt Huf Haeuser. So einfach ist eben meine Sicht auf die Welt. Genauso wie fuer meine Tochter alle Motorraeder Harley heissen. Genau... ich war also bezogen auf meinen Kenntnisstand ueber Baufirmen auf einem aehnlichen Niveau wie eine 5-jaehrige.

Wenn man dann aber echte Bauabsichten hat, dann forscht man schon etwas intensiver. Und ich hab nicht schlecht gestaunt, als ich gesehen habe, wie viele Hersteller es gibt, die sehr aehnliche Haeuser bauen. Was sag ich hier: "aehnliche Haeuser".. die sind doch wirklich fast 100% baugleich, so dachte ich.


Hier alle Hersteller solcher Haeuser, die ich inzwischen kenne, in der Reihenfolge, wie sie mir bekannt wurden:

- Meyer Haus
- Da-Vinci Haus
- KD-Haus
- Flock Haus
- Meisterstueck Haus

In der Liste fehlen bestimmt noch weitere Anbieter, aber das sind nun mal alle, die ich kenne. Und auch so zeigt diese Liste schon, dass man, wenn man ein Haus im Stil eines Huf Hauses sein Eigen nennen moechte, nicht nur bei Huf-Haus bedient wird.
Original hin oder her. Es faehrt ja auch nicht jeder Mercedes, nur weil die das Auto mal erfunden haben.
Dazu kann ich eigentlich nur sagen:

Hurra!! Great News! Konkurrenz belebt das Geschaeft und drueckt die Preise.

Ich koennte mich also ganz offen und unbefangen auf die Suche nach der fuer mich richtigen Baufirma machen. Und da mich damals in Bad Vilbel kein Berater abgefangen und mittels Verkaeufermanipulation auf Huf eingeschworen hat und da ich auch keinen einzigen ehemaligen Bauherren kenne, der mit einer der oben aufgefuehrten Firmen inklusive Huf schon gebaut hat, kann ich doch eigentlich ganz unvoreingenommen sein, oder? Ich sollte jedenfalls keine vorgefertigte Meinung haben, stimmts?

OK, ich will es gleich vorwegnehmen, Huf hat bereits einen gewissen Vorsprung gehabt. Und daran ist ganz alleine eine Fernsehsendung schuld, die ich hier in England sehen durfte. Wer diese Sendung gesehen hat und dann auch noch den Huf Baustil mag, fuer den werden es alle anderen Firmen recht schwer haben. Ich kenne inzwischen Leute, die haben sich gar nicht erst die Muehe gemacht nach anderen Anbietern zu suchen.

Diese Sendung ist fuer Huf die beste Werbung gewesen, die man sich wohl auch fuer viel Geld gar nicht so  kaufen kann. Aus verlaesslichen Quellen weiss ich, dass die Firma nach der Sendung mehrere neue Mitarbeiter einstellen musste, um dem Ansturm an Telefonaten wenigstens etwas managen zu koennen.


Die Show heisst "Grand Designs" und laeuft seit ihrem Start in den spaeten Neunzigern hier mindestens einmal in der Woche auf irgendwelchen Kabelsendern mit aelteren Wiederholungen. Aber auch neue Folgen gibt es jedes Jahr. Im Prinzip laeuft jede Show gleich ab. Der Moderator, ein gewisser Kevin, besucht Bauherren, die gerade ein Haus fertig geplant aber noch keinen ersten Spatenstich vollzogen haben. Und begleitet diese dann bis zum Einzug und besucht sie auch danach noch einmal.
Die Show ist ein Riesenhit hier im Koenigreich, was man auf die allgemeine Verliebtheit der Englaender mit dem Immobilienmarkt schieben kann, aber sie ist echt gut gemacht und zaehlt auch zu meinen Lieblingssendungen im englischen Fernsehen. Besonders der Witz und das besondere der Englaender, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen, gefaellt mir sehr gut.


Und irgendwann in 2006 oder so gab es dann die Folge zu sehen, in der ein Huf Haus gebaut wurde. Das erste Mal ueberhaupt in dieser Serie, dass Auslaender mit dem Bau irgendwas zu tun hatten.

Und was hab ich mich kaputtgelacht. Ein echtes Fernsehhighlight fuer jeden Deutschen in England. Der Englaender steht ja dem Deutschen schon etwas skeptisch gegenueber. Aber er liebt deutsche Autos. Soweit, so bekannt. Schenkelklopfend feixend habe ich in der Show dann auch lernen duerfen, wie wenig die Englaender wirklich von der Qualitaet ihrer eigenen Haeuser und Bauarbeiter halten. Der Respekt, der dem deutschen Handwerkstum in dieser Sendung entgegengebracht wurde, da wurde man richtig stolz.


Also.. wer die 45 Minuten Zeit hat und wissen will, warum ich nach dieser Sendung vom Huf Virus infiziert war, hier der Link zum Youtube Video.

Huf Haus Grand Designs bei Huf


Ich hoffe, der Link funktioniert auch ausserhalb von England. Am Anfang kommt etwas Werbung, aber das lohnt sich wirklich, diese durchzustehen.

Falls der Link nicht funktionieren sollte oder man sich aufgrund fehlender Englischkenntnisse den Wortwitz der Muttersprachler vielleicht nicht zutraut, hier meine Kurzfassung dessen, was sich in dieser Sendung so abspielt:

Kevin, der Moderator, besucht ein Paar, die vorhaben, ihr eigenes Haus nach nur 40 Jahren wegen voelliger Verrottung abzureissen und an die gleiche Stelle ein Hufhaus zu bauen. Beide sind schon gut in den Siebzigern, extrem sympathisch, beide Kuenstler, glaube ich. Den Abriss des Hauses eigenen Hauses empfinden sie, als wuerde man ihnen alle Zaehne ziehen.. hatten sie das wohl damals in grosser Eigeninitiative selbst gebaut. Wie ein Haus nach nur 40 Jahren so verrottet sein kann, darauf geht die Sendung nicht ein. Ich fand das aber ganz schoen unglaublich.

Nun ja, das Haus ist weg, ein paar skeptische Worte des Moderators, da es sich um ein schnoedes Fertigteilhaus handeln wuerde, dann auch noch ein Interview mit dem Architekten Peter Huf. Dieser erwaehnt gar nicht mal so beilaeufig, dass Huf komplett alles aus Deutschland importieren wird... jede letzte Schraube und natuerlich auch die Handwerker. Er wird wissen warum. Ich hatte den Eindruck, dass er beinahe sagen wollte, dass das zukuenftige englische Bauherren extrem freuen wird zu hoeren, aber er kriegt noch schnell die Kurve und erzeugt keine neuen englisch / deutschen Verstimmungen. Man will ja schliesslich noch weitere Haeuser auf der Insel verkaufen.

Nun noch ein kurzer Blick auf die Bauzeichnungen und die Kostenaufstellung. Wahrscheinlich hat dieser Kevin noch nie vorher so einen detaillierten Plan gesehen, man sieht jetzt schon, wo die Kabel fuer die Lautsprecher einmal liegen werden. Die Kostenaufstellung listet jeden einzelnen Euro bis zur kleinsten Schraube auf. Er ist sichtlich beeindruckt.

Und dann geht es los. Keller gibts keinen, dafuer eine Grundplatte - die wird wie versprochen von deutschen Arbeitern gebaut. Allerdings wird der Beton aus England geliefert, was sollte da auch gross schief gehen? Leider kommt die letzte Ladung Beton mit gewaltiger Verspaetung an, die deutschen Bauarbeiter hatten schon Befuerchtungen, dass der Rest der Platte schon trocken wird und die letzte Ecke sich nicht mehr verbinden kann. Und das wuerde wohl bedeuten, alles nochmal raus. Der arme Bauherr ist sichtlich frustriert und sauer auf seine Landsmaenner. Er hatte wohl wirklich gehofft, dass sich in diesem deutschen Konzert die englischen Zuarbeiterfirmen nicht so stark blamieren werden. Und gleich die erste Chance dazu haben sie doch genutzt.

In der naechsten Szene reist der Moderator dann nach Hartenfels im Westerwald in den Stammsitz der Firma Huf. Bevor er die Fabrikhalle zeigt, deutet er schon an, dass wir gleich keine typische englische schmutzige dunkle stinkende Werkhalle sehen werden sondern eine super saubere Hightech Montagehalle in der er kein einziges Bild eines Nacktmodels an irgendwelchen Schraenken finden konnte. Schon interessant, worauf er so alles achtet. Und jeder in der Fabrik laechelt mit dem perfektem Hus Haus Lachen. So sagt er.

Dann der Gang durch die Fabrik, alles was man hoert ist die reinste Bewunderung. Ich habe trotz meiner nun bald sieben Jahre in England hier noch keine Fabrik von innen gesehen, den Eindruck, den der Moderator allerdings hinterlaesst, ist, als ob er wirklich in einer anderen Welt gelandet ist.

Wieder zurueck in England, erneut Probleme. Diesmal wegen der Veraenderung des Euro Wechselkurses. Der Pfund hat im Wert ganz schoen verloren, das scheint fuer den Moderator so unglaublich zu sein, dass er es gleich durcheinanderbringt und dem schwaecheren Euro die Schuld gibt. Dadurch wird das Haus in Pfund gerechnet logisch teurer. Betretene Gesichter bei dem Rentnerpaar, das sich nun keine neue Couch leisten kann. Interessant auch, wie man makro-oekonomische Zusammenhaenge mit einer Schwarzwaelder Torte erklaeren kann.

Jetzt kommt endlich das Haus in England an, wieder einmal wird die Organisation der Deutschen bestaunt, die das Haus in nur 6 Tagen aufbauen wollen, Ein unglaublicher Blick auf die Uhr, die Arbeit beginnt schon kurz nach 7Uhr morgens. Um dann kurz dauf zu erfahren, dass die Arbeiter schon seit 4 Uhr anwesend waren, man wollte eben sicher sein, nicht zu spaet zu kommen, wenn das Haus mit dem LKW auf der Baustelle erscheint.
Was jetzt noch fehlt ist ein Kran, der das Haus vom Laster heben soll. Haette laengst da sein muessen.
Kurze Zwischenfrage des Moderators ob auch eine deutsche Firma den Kran stellt, nein.. das wird ein englischer Kollege machen. Alles klar, wann stellt sich schon auf das schlimmste ein.

Und der Kranfahrer kommt auch wirklich erst nach vielen Stunden, wieder grosser Frust bei den Deutschen, die man jetzt schon zum zweiten Mal in der Sendung tatenlos herumwandern sieht, weil man ohne Kran wie auch ohne Beton vorher eben nichts machen kann.
Der Kranfahrer hatte uebrigens eine falsche Adresse. Wer daran schuld hatte, das beantwortet die Sendung aber nicht.
Die ungeplante Pause nutzt der Moderator, um ein wenig im deutsche Werkstattwagen zu schnueffeln. Und  faellt bald um, als er die Schubladen sieht, in denen Schrauben nach der Groesse sortiert liegen. Spaetestens jetzt fragt er sich bestimmt, wie bei einer solchen Ordnung und Organisation England diesen Krieg damals eigentlich ueberhaupt gewinnen konnte.Das habe ich aber jetzt hinzugedichtet. Denn anders als in fast allen anderen Sendungen hier, wo Deutsche eine Rolle spielen, kommt bei Grand Designs das Thema Weltkrieg kein einziges Mal vor. Ganz verkneifen kann er sich aber nicht, dass das Haus dieses Mal hoffentlich ganz sicher 1000 Jahre halten wird.

Dann wird im Zeitraffer gezeigt, wie das Haus entsteht. Kurz ein Chat mit dem Kranfahrer, der auf die Unterschiede in der deutschen und englischen Zeichensprache hinweist. Sowas lernt man nicht im Englisch Unterricht, dass Englaender auch andere Handzeichen haben. Aber irgendwie scheint es zu klappen, es wird jedenfalls nicht ueber irgendwelche Unfaelle berichtet. Eine kurze Unterhaltung mit einem der deutschen Arbeiter, dem am Arbeiten in England eigentlich nur stoert, dass es in der englischen Pension wohl nicht frueh genug Fruehstueck gibt.

Das Haus wird dann so langsam fertig, trotz schoenstem englischen Regen. Und am Ende spricht der englische Bauherr sogar ein wenig deutsch, wobei "Wunderbar" seine einzige Vokabel zu sein scheint. Der Moderator erscheint auf der Baustelle frueher als geplant aber doch keine Minute zu frueh. Das Haus ist nach nur 4 Tagen fertig. Doch weniger als die geplanten 6 Tage und das trotz der Verzoegerung durch den englischen Kranfahrer. Bevor es wieder nach Deutschland geht, kehren die sogar noch das Werkstattauto und die Werkzeugkoffer aus. Ich glaube, der Moderator wird langsam verrueckt. Er laesst sich sogar zu der Aussage hinreissen: "Diese Arbeiter sind Bau - Super Maenner - "Construction Super Heroes""

Jetzt noch die Bauabnahme, Kevin versucht verzweifelt, irgendeinen Fehler zu finden, vermutet eine fehlende Schraube irgendwo, erntet aber nur netten Spott. Spaeter zeigen die Bauherren auch noch die neue Kueche mit den Fliesen an der Wand. Hier wurde wohl bei der Abnahme wirklich ein Fehler gefunden, im Millimeterbereich stimmten hier die Spaltmasse nicht. Also mussten die Fliesen wieder runter und alles neu, so eine Sauerei erlauben wir uns nicht. Fuer den Englaender ist das eine kleine Anekdote, aber man sieht ihm an, wie beeindruckt er ueber diese Konsequenz ist. Er spricht es nicht aus, aber man kann erkennen, dass er von englischen Firmen eine andere Behandlung dieses "Problems" erwarten wuerde.

Dann sieht man noch ein wenig, wie das Haus eingerichtet aussieht. Jetzt kommt doch der Stolz des Englaenders wieder hoch, weil ja doch etwas der britische Stil in das klinisch coole Haus gebracht werden konnte.. Und dann ist die Show zu Ende. Und ich war Huf Haus Fan.



Das hier ist wohl mein bisher laengster Blog Eintrag gewesen. Beim naechsten fasse ich mich kuerzer, versprochen.








1 Kommentar:

  1. Was ein herrlicher Artikel. Ich kann es kaum erwarten, die nächsten Einträge zu lesen. Viel Glück und Erfolg bei Ihrem Projekt und : welcome back to Germany

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