Sonntag, 21. April 2013

Aufstellen - Langsam wird es warm

Der April wird dieses Jahr wohl nicht als normaler Frühlingsmonat durchgehen können. Der Start war unterdurchschnittlich kalt und bescherte dem Ort die am längsten anhaltende geschlossene Schneedecke seit dem Beginn des Erinnerungsvermögens meiner Nachbarn. Dann gab es mal eine Woche, in der die Temperaturen wenigstens etwas mit frühlingshaft zu tun hatten. Diese gingen danach dann aber gleich danach in den Bereich eines angenehmen Hochsommers über. Temperaturen von an die 30°C wurden für die Aufstellwoche vorhergesagt, auf der Baustelle wird es also heiß hergehen.

Vielleicht hatte es ja wirklich etwas mit den sommerlichen Temperaturen zu tun, daß die Aufwärmphase für den Montagetrupp nur so wenige Stunden dauerte. Der Kran und der erste Tieflader mit Bauteilen waren in Stellung und alle warteten auf das grüne Licht zum Start. Dieses kam dann auch kurz danach, wenn auch nicht als Licht, sondern als ein Schwenken mit der Huf Haus Grünen Startflagge, einen Moment, den ich zum Glück im Foto festhalten konnte.


Durch mein Gespräch mit dem Herrn Kellerbau-Abteilungsleiter in der letzten Woche wußte ich zum Glück ja schon, welches der Wandelemente zuerst montiert werden würde. Dadurch bestens vorbereitet hatte ich mich in Erwartung des Einfliegens der Keller-Süd-Glasfront bereits an der besten Stelle für ein Foto postiert. Um nichts in der Welt wollte ich das erste Bauteil unseres zukünftigen Heimes verpassen. Auf dem ersten Blick sah auch alles recht gut aus, auch wenn ich mir dieses Glasteil doch etwas breiter vorgestellt hatte. Aber vielleicht wirken die Teile in Natur einfach nicht so groß, deshalb machte ich mir beim Betrachten des Elementes erstmal keine Sorgen, auch wenn augenscheinlich war, daß durch die dort sichtbare Glastür wohl eher kein Motorrad hindurchpassen würde. Einen kurzen Moment später wurde aber klar, daß hier doch ein ganz anderes Teil am Haken hängt. Jetzt hieß es, möglichst schnell auf die andere Seite zu sprinten und im letzten Moment trotz Gegenlicht doch noch die Aufnahme des ersten Teils der Kellerfassade zu erhaschen. Es handelte sich um die Glasfront für mein späteres Arbeitszimmer, ich hatte mich gar nicht mehr daran erinnert, daß sich dort auch eine Glastür befindet. Von nun an werde ich lieber die Bauleute vor Ort fragen, wenn ich wissen will, welches Teil als nächstes kommt. Noch schnell die Uhrzeit für das Logbuch: 8 Uhr.


Das Glaselement für die Südseite ist dann aber auch kurze Zeit später eingetroffen. Es war Bauteil Nummer 3, zum Glück hatte ich auf den brandheißen Tipp des Huf Haus Insiders kein Geld gewettet. 



Und damit war der Keller auch schon rundum zu. Dadurch, daß ich ja die Uhrzeit der Entstehung der Fotos sehen kann, weiß ich, daß es bis zu diesem Moment nur etwas mehr als 30 Minuten gedauert hat. Wenn es in der Geschwindigkeit weitergeht, dann decken wir morgen das Dach.

Inzwischen war es auch schon 8:30Uhr, das Dorf erwachte so langsam zum Leben, was man eben so Leben nennen kann, in dieser kleinen Gemeinde. Immerhin wurde ich kurze Zeit später endlich auch zum Teil des Geschehens und wurde von den Huf Kollegen herbeigerufen. Darf ich etwa doch mit anfassen? Leider sollte ich aber nur mal mit dem Nachbarn irgendetwas bereden. wahrscheinlich trieb den wieder die Sorge um seinen Zaun um. Eine Sorge, die ich aufgrund der Breite der Zufahrt durchaus verstehen kann. Mein Klingeln an der Tür beantwortete nur der Vater und der hatte keine Ahnung, was sein Sohn da gerade auf der Baustelle wichtiges zu verlauten hatte. Sein Sproß war leider nicht mehr zu sprechen, es wird dann wohl auch nichts wirklich wichtiges gewesen sein. 

Konnte ich mich also wieder beruhigt dem Geschehen auf der Baustelle widmen. Das erste Wandelement vom Erdgeschoß war bereits am Haken und ließ sich langsam auf den Keller nieder. Dieser hatte bisher ja maximal eine kleine Schneehaube getragen, jetzt wird er bald zeigen müssen, was er noch so aushalten kann. Mit diesem Wandelement hatte ich dann auch endlich die Gewissheit, daß hier nur echte Huf Haus Teile verbaut werden, es stand ja groß genug an der Eingangstür: "Das Original". 


Was wohl die anderen Hersteller des ähnlichen Bautyps an ihre Türen schreiben? Ich werde es wohl nie erfahren, hatte aber auch gar keine Zeit, darüber lange nachzudenken, denn nur wenige Minuten später flog schon die Nordwand ein. Diese Reihenfolge hätte ich auch gewählt, eine einzelne stehende Wand sieht schon etwas komisch aus. Mit zwei Wänden im richtigen Winkel kommt hier schon ein klein wenig Stabilität rein,  jeder, der schonmal ein Kartenhaus gebaut hat, weiß das. 


Spätestens jetzt war von allen Himmelsrichtungen ersichtlich, daß hier gebaut wird. Hatte man den Keller ja bisher von Norden noch gar nicht gesehen, so zeigte die neue Wand nun deutlich das Eintreffen eines neuen Gebäudes an. In dieser Wand war auch das große Spiegelelement verbaut, wie ich heute weiß, mache ich damit den Oberlausitzer Singvögeln eine ganz besondere Freude. Vögel lieben nunmal Spiegel, in diesem Punkt unterscheiden sie sich gar nicht von den meisten Frauen.

Wer findet den Spiegel?
Nun möchte ich an dieser Stelle einmal einfügen, daß ich von der Anteilnahme der Waltersdorfer Bevölkerung bisher etwas enttäuscht war. Im festen Glauben, daß der Aufbau eines Huf Hauses die Sensation der Woche sein würde, hatte ich mindestens mit einem mittelgroßen Menschenauflauf gerechnet. Es ist ja schließlich sonst nicht viel los hier, an einem Montag in der Nebensaison. Sogar das Lausche-Café hatte Ruhetag. Machen wir etwas nicht genug Krach oder ist der Kran nicht hoch genug? Immerhin einen Herrn mittleren Alters konnte ich ausmachen, der extra sein Auto parkte, ausstieg und ein paar Fotos schoß. Das versöhnte mich ein klein wenig, noch dazu kommt, daß ich den Herrn sogar schon mal irgendwo gesehen habe. Ach, und jetzt erinnere ich mich auch wieder. Der Herr ist doch vom Ordnungsamt, diese Art der Aufmerksamkeit hatte ich mir dann aber nun doch nicht gewünscht.

Nur einen Tag später lag sie dann auch schon im Briefkasten (Erstaunlich, wie schnell die Konkurrenz der Deutschen Post hier ist) - die Vorladung zur Klärung eines Sachverhalts. Soll ich wirklich noch einmal die Geschichte mit der engen Straße erklären? Warum haben die die Unterlagen vom letzten Jahr nicht mehr? Mit einem mulmigen Gefühl ging es also auf das Gemeindeamt. Der Sachverhalt war dann aber doch neu. Ein Nachbar hatte sich beschwert (also: "Der" Nachbar hatte sich beschwert), daß er derzeit nicht durch unsere kleine Straße durchfahren kann und gerne geklärt haben wollte, ob wir diese so einfach mit einem Kran zustellen dürfen. Ich kann seinen Ärger ja verstehen, ganz sicher wollte er einfach nur aus der Bequemlichkeit seines schönen Mercedes heraus gerne mal an unserem edlen neuen Haus vorbeicruisen. Und das ging derzeit leider wirklich nicht. Denn einen anderen Grund, durch diese Straße zu fahren, gab es für ihn ja nicht, sein Haus war über die Hauptstraße auch ohne Umweg erreichbar und schliesslich hatte ihn der 1,50m hohe Schneehaufen, der sich länger als ein Vierteljahr in der Einfahrt zur Straße breitmachte, ja auch nicht gestört.

Nun konnte ich unseren Kran ja nicht so einfach wegzaubern. Der Baufortschritt am Haus zeigte deutlich, daß wir den noch mindestens ein paar Tage brauchen werden. Da hätte mir der Herr Huf-Vorarbeiter aber schön was erzählt. Also wurde schnell noch nachträglich für zwei Wochen die Vollsperrung der Straße beantragt, damit hatte alles seine Richtigkeit und ich bekam für läppige 85 Euro die Bestätigung, daß ich in Zukunft wirklich an einer echten Straße wohnen werde, somit auch ein Recht auf einen ordentlichen Winterdienst habe. Ich hatte schon Befürchtungen, daß das nur ein Wanderweg ist, aber den hätte ich ja nicht offiziell sperren müssen.

OK, zu weit, ich habe jetzt ja hier schon einen Zeitsprung in den Dienstag gemacht, obwohl der Montag noch gar nicht am Ende war. Obwohl die Kollegen inklusive Anfahrt schon einen langen Arbeitstag hinter sich hatten, war auf der Baustelle noch lange Zeit Highlife. Im Viertelstundentakt flogen die Teile auf den Keller darnieder und nahmen in ihrer Gesamtheit so langsam die Form eines Bungalows an.



Spätestens jetzt war auch dem einfältigsten Waltersdorfer klar, daß es sich bei dem Neubau nicht um ein ortstypisches Umgebindehaus handeln würde. Wo aber hin mit der Neugier, wenn man nicht weiß, wen man fragen soll und sich nicht traut, auf der Baustelle direkt nachzuforschen? Ganz einfach, man horcht die Nachbarn aus, die das eventuell wissen könnten. Jedenfalls hat mir mein Nachbar (also nicht "Der Nachbar") gepetzt, daß er mehrfach angesprochen wurde, was denn hier entstehen würde. Zum Glück hatte ich ihm vorher schon die 3D Zeichnungen gezeigt, er wäre also für eine ordnungsgemäße Information der Mitbürger besten vorbereitet gewesen. Doch was sagt der Kerl den armen Leuten? "Hier wird der in Berlin gerade erst abgerissene Palast der Republik wieder aufgebaut" Und die armen Leute haben ihm das sogar geglaubt. Man veralbert doch keine alten Leute, Herr Nachbar! Soetwas macht man einfach nicht, das ist unanständig. Aber witzig finde ich die Antwort schon. Wäre ich nicht selber drauf gekommen, und bei Betrachten des derzeitigen Baustandes ist der Vergleich ja auch durchaus angebracht.


Der Tag endete dann irgendwann viel später so, wie alle guten Tage enden sollten: am Tresen der Pension - zusammen mit dem Huf Haus Dream Team. Wir arbeiten hart und feiern hart, wo nehmen die Kollegen nur die Energie her? Die Runden gingen jedenfalls alle auf mich, ich hätte nur beim "Oybin Bitter" etwas öfter nein sagen sollen. Der Herr Huf-Vorarbeiter hätte gut und gerne auch ein Entertainer werden können, möge er der Firma noch lange erhalten bleiben.

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