Dienstag, 2. April 2013

Der hundertjährige Kalender

Kaum zu glauben, wie schnell doch die Zeit vergeht. Aber es ist wirklich schon über 4 Monate her, seit sich auf unserer Baustelle irgendetwas getan hat. Die letzte Aktion im November war noch das Vergiessen der Kellerdecke, danach wurde der Keller mittels Holzlatten und Plastikfolie notdürftig winterfest gemacht und den Gewalten der Natur überlassen. Vier Monate, in denen die Natur genug Zeit hatte, diese Folie und ein paar Verfüllschutzplatten so nach und nach wieder zu entfernen und im Zittauer Gebirge zu verteilen.

Unsere traurige Baustelle


Eigentlich war für 2012 durchaus etwas mehr geplant. Die Baugrube hätte noch verfüllt werden sollen und mit ein wenig Glück wäre vielleicht sogar noch der Trink- und der Abwasseranschluss drin gewesen. Doch dann kam der Schnee - eigentlich auch nicht ungewöhnlich für diesen Monat in dieser Gegend. Damit fielen alle Tiefbauarbeiten flach und vom großen Plan des Verfüllens der Baugrube blieb nur eine hastig hingeworfene Ein-Meter Erdschicht rings um den Keller, um den Frost wenigstens nicht darunter kriechen zu lassen. Das Experiment, ob gefrierendes Wasser wirklich einen tonnenschweren Keller hochheben kann, wollen wir dann doch lieber mal anderen Baustellen überlassen.  

Von diesen 4 Monaten wohnen wir jetzt schon zwei direkt neben der Baustelle. Am Anfang war das alles auch noch ganz OK, uns war ja klar, daß wir nicht gleich nach unserer Ankunft mit Fortschritten beim Bau rechnen können. Aber irgendwie will in diesem Jahr der Winter einfach nicht enden. Oder ist das etwa nur unser Eindruck, weil wir dem Beginn der Bauarbeiten doch so sehnsüchtig entgegensehen.

Damals im November, als die Arbeiter der Firma Huf Haus den Mietwagen für die Abfahrt fertig machten, verabschiedeten sie sich noch mit den Worten: "Im März sehen wir uns wieder". Daraus ist bekanntermaßen nichts geworden. Daß das etwas zu optimistisch war, wissen wir inzwischen, aber warum auch nicht? Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten doch, daß wir im März durchaus mit angenehm frühlingshaften Temperaturen rechnen sollten. Und dabei handelt es sich nicht um einen verklärten Blick in die Vergangenheit. Die Liste unten zeigt nur die Fakten, sie zeigt die Aufstellung der Tage, an denen es im besagten Jahr das erste Mal so richtig schön warm wurde. (Quelle: Spiegel Online)
  • 2012 war es am 16. März verbreitet sonnig bei 16 bis 22 Grad.
  • 2011 war es am 12. März verbreitet sonnig bei 12 bis 17 Grad.
  • 2010 war es am 18. März verbreitet sonnig bei 12 bis 18 Grad.
  • 2009 war es erst am 1. April meist sonnig bei 13 bis 16 Grad.
  • 2008 dauerte es bis zum 30. März mit viel Sonne bei 15 bis 24 Grad
Nun war Deutschland ja dieses Jahr wieder einmal zweigeteilt, es hat ja in einigen Gegenden durchaus schon warme Tage gegeben. Aber ich interpretiere die Liste oben mal so, daß es sich hier eine Statistik für Gesamtdeutschland handelt. Und demnach gab es drei Jahre hintereinander schon Mitte März Wetter für die Sonnenliege. Warum sollte das nicht auch noch ein viertes Jahr so weitergehen, die globale Erwärmung ist ja nicht wirklich umgekehrt worden. Nur meine neue Nachbarin war skeptisch. Nach ihrer Meinung war bisher jedes Ostern, welches in den Monat März fiel, weiß. OK, 2012 war Ostersonntag erst am 8.April, 2011 fiel dieser Tag sogar erst auf den 24.April. In der Liste oben war nur 2008 Ostern im März (Ostersonntag am 23.März) - und in dem Jahr war es auch wirklich erst Ende des Monats wirklich schön.

Inzwischen wissen wir, sie hatte Recht. Mitte März wurde wie erwartet also nichts. Als neuen Termin hatte
Huf Haus daraufhin die Kalenderwoche 14 vorgeschlagen. In der Grand Design Huf Haus Episode gab es diese nette Szene, in der der ältere Bauherr verzweifelt in seinem englischen Wandkalender nach der Angabe der Kalenderwoche gesucht hat und nicht fündig wurde. Inzwischen weiß ich, auch der Huf Haus Kalender hat keine Kalenderwochen. Um diese Huf Angaben somit in ein verwertbares Datum umzuwandeln, mußte bei mir Google helfen. Nicht, daß man so etwas von einem älteren Mann wirklich erwarten könnte. Also den Grand Design Bauherren meine ich, nicht mich. Obwohl, würden jetzt einige wohlwollende Familienmitglieder bestimmt ausrufen, viel fehlt bei mir auch nicht zu der Kategorie älterer Mann. Aber ich schweife ja total ab. Wo war ich?

Ach ja, die Kalenderwoche 14, in der befinden wir uns gerade. Und ratet mal, was wieder nicht stattgefunden hat? Richtig, es gab immer noch keinen Baufortschritt. Keinen Tiefbau und natürlich erst recht auch keine Hausaufstellung. Und das Wetter? Dazu nur soviel: Heute hat es zwei bis drei Zentimeter Neuschnee gegeben.. so richtig schöner Pulverschnee, nicht etwa Pappschnee. Vor wenigen Minuten erst bin ich auf meiner Abendrunde am Keller vorbeigekommen und habe die zu erwartende Aussicht genossen. Es war schon etwas dunkel und das Licht der Laternen spiegelte sich mit einem tiefen Gelbton in der geschlossenen Schneedecke. Die kleinen Fenster der benachbarten Umgebindehäuser waren hell erleuchtet und der Schnee rieselte lautlos auf den Boden. Es fehlte eigentlich nur der Weihnachtsbaum.

Winterlandschaft - am frühen Morgen


Was ist nur los in diesem Jahr? Warum muß das Wetter ausgerechnet im Baujahr unseres Hauses versuchen, einen 130 Jahre bestehenden Kälterekord zu brechen? Im Radio gab es vor wenigen Tagen eine leider ernst gemeinte Meldung, die man mit einer gewissen Portion Zynismus durchaus auch witzig finden kann. Es wurde gemeldet, daß bestimmte Zugvögel, die sich bereits auf dem Rückweg von Afrika nach Europa befanden, wieder in Richtung wärmerer Gefilde umgekehrt sind. Und so auch Huf Haus.. Neuer Termin jetzt Kalenderwoche 16, das ist die Woche mit dem 15.April (kleiner Service für alle, die auch nur einen Huf Haus Kalender haben).

Zwei Wochen also noch. In diesen zwei Wochen muss
  1. der Schnee tauen (und zwar auch innerhalb der Baugrube an Stellen, wo gar keine Sonne hinkommt)
  2. die Zufahrt schneefrei sein (Wenn ich mir den immer noch fast 1,50m hohen Schneehaufen direkt an der Einfahrt von der Hauptstrasse so ansehe, bin ich da echt mal gespannt. Dieser Haufen wurde vom Schneepflug wohl eher aus Gewohnheit an genau diese Stelle geschoben, in diese Strasse fährt man im Winter ja auch nicht rein, da stand ja auch noch nie ein Haus. Hatte nicht mein sogar Nachbar gesagt, daß unsere Strasse eigentlich nur als Wanderweg deklariert ist? Na toll!
    Unser Schneehaufen
  3.  Die Huf Haus Kellertruppe muß nochmal ran, um die fehlenden Verfüllschutzplatten anzubringen und einen Fehler bei dem Balkonfundament und dem Lichtschacht an der Ecke der späteren Auffahrt zu berichtigen. (Moment mal ?!?... Huf Haus und Fehler? Hatte ich diesen kleinen Ausrutscher eigentlich schon im Blog beschrieben? Falls nein, dann hole ich das bald nach, versprochen. Wir wollen ja hier nichts unterschlagen)
  4. Die Trinkwasserleitung muss noch von der Hauptstraße hoch zum Haus verlegt werden und auch der Anschluss an den Abwasserkanal steht noch aus. Für die Trinkwasserleitung bekomme ich übrigens eine eigene Ampel. Noch nie mußte wegen mir schon einmal derart in den Verkehr eingegriffen werden. Aber die Haupleitung liegt leider nun einmal unter der Hauptstrasse, und die darf mein Tiefbauer für unseren Wasseranschluß demnächst einfach mal so aufhacken.
  5. Telekom und Strom sollte auch irgendwie zum Haus hingeführt werden, wenn der Bagger schonmal da ist.
  6. Und erst danach könnte man die Baugrube verfüllen, denn eine Aufstellung des Hauses ist erst bei einer verfüllten Baugrube möglich. Verfüllen heisst aber leider nicht so einfach den gelagerten Dreck in die Grube werfen und seinem Schicksal zu überlassen. Hier muß lagenweise sorgfältig eingefüllt und verdichtet werden. Es wäre also auch recht ratsam, wenn der gelagerte Morast in den nächsten Tagen nicht nur seine Schneehaube verliert, sondern auch noch soweit durchtrocknet, daß er sich überhaupt zum Verdichten eignet. 
Das klingt schon nach einem recht ambitionierten Vorhaben für die kommenden zwei Wochen. Vielleicht ist das alles aber durchaus möglich, wenn gleich nach dem langen Osterwochenende die Arbeiten beginnen könnten und das Wetter mitspielt. Doch genau danach sieht es aber leider irgendwie nicht aus. Im Focus Online habe ich lesen dürfen, daß Meterologen davon ausgehen, daß sich das Winterwetter noch bis Mitte April hält. Der April hat 30 Tage, die Mitte ist also um den 14.April herum. Und am 15.April steht dann Huf Haus hier mit dem Tieflader? Man muß kein Genie in der Wahrscheinlichkeitsrechnung sein, um hier etwas schwarz zu sehen.

Morgenstimmung


Wie sicher sind Meterologen denn heutzutage bei Vorhersagen, die über einen Zeitraum von 14 Tagen gehen? Bis zu sieben Tage kann man laut Sächsischer Zeitung mit den heutigen Modellen und Supercomputern wohl ganz gut vorhersagen, aber wie genau sind zwei Wochen? Am besten wir fragen nochmal meine Nachbarin, die hat ja schon mit ihrer Prognose im November so richtig gelegen. Doch dieses Mal gibt es auch da nur ein ahnungsloses Schulterzucken. Sie ist wohl die Expertin bei 4 Monats-Aussichten.. einfach mal nur die nächsten vierzehn Tage überfordern aber.

Wohin wendet man sich dann, wenn man den Meterologen aufgrund der zu schlechten Aussichten nicht glauben will und eigentlich nach guten aber doch irgendwie belastbaren Nachrichten sucht? Zum Glück gibt es da noch den hundertjährigen Kalender, laut Wiki im 17.Jahrhundert entwickelt und von einigen Zeitgenossen immer noch mit großer Leidenschaft gefolgt. Aufmerksam gemacht auf diesen wurde ich durch einen weiteren Nachbarn. (Ich scheine wirklich eine Menge nützliches Zeug durch diese Gartenzaungespräche zu lernen). Dieser Nachbar behauptete doch, daß die derzeitige Wetterlage trotz ihres Rekordcharakters genau so in diesem Kalender vorhergesagt wurde. Na wenn das kein Beweis ist!

Bis zum 20. März wurde dort auch wirklich Schnee und eine große Kälte vorhergesagt. Für die letzten Tage des Monats hätte es demnach zwar Regen geben sollen, aber der Schnee war, wenn ich es mir nochmal ganz genau überlege, doch schon recht nass. Das lasse ich also durchaus gelten. Die Tage davor soll es allerdings Sturmwinde gegeben haben, an die erinnere ich mich jetzt nicht, aber da war ich vielleicht auch gerade nicht zu Hause. Sei es drum, ich will jetzt einfach, daß dieser hundertjährige Kalender stimmt, denn dort steht für die ersten Aprilwochen: Windig trübe Tage bis zum 9ten (das heisst Warm,oder?) und danach schöne warme Tage bis zum 11ten (Na Geht doch). Das ist genau der Zeitraum, der mich interessiert, weiter will ich nicht lesen, folglich habe ich auch gar nicht gesehen, daß nach dem 14ten wieder rauhes und kaltes Wetter vorhergesagt wird. Unter uns, ich habe doch weitergelesen, und es wird in 2013 einen schönen heißen Sommer und auch ein weißes Weihnachten geben. Wenn man selektiv nur die guten Nachrichten liest, wird 2013 am Ende doch noch ein richtig schönes Jahr - rein wettertechnisch.

Blick nach Varnsdorf

Damit könnte man diesen Beitrag jetzt eigentlich abschliessen. Aber ich muß noch einen Nachtrag zu einem Bericht vom Februar letzten Jahres mit dem passenden Namen "Winter" machen. In diesem hatte ich das Phänomen kalter Winter in der Oberlausitz schon einmal zum Thema gemacht und mich auf das Abenteuer begeben, Huf Häuser hinsichtlich ihrer energetischen Eigenschaften mit Steinhäusern zu vergleichen. Es gab zum Glück damals keine bösen Kommentare, da habe ich in gewissen Foren schon richtige scharfe Diskussionen gelesen. (Es gab gar keine Kommentare, vielleicht hat den ja zu meinem Glück gar keiner gelesen) Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten... ein wichtiges Motto, welches ich im Februar 2012 kurzzeitig aber ohne Folgen ignoriert habe.

Und doch komme ich heute noch einmal auf dieses Thema zurück. Denn vor wenigen Tagen gab es einen netten Brief vom Herrn Huf mit der freudigen Botschaft, daß mein Haus in letzter Sekunde durch einen sicher waghalsigen Eingriff in die laufenden Produktionsmaschinen noch einmal abgeändert werden konnte. Mit wehendem Jacket ist der Chef höchstpersönlich in die Werkhalle gestürmt und hat den armen Arbeiter vom Fließband gezerrt, um zu verhindern, daß der mir die energetisch minderwertigen alten Fenster in die Wände einzieht. Wir haben jetzt auch die neuen Fenster bekommen, der U-Wert sinkt damit von 0,6 auf 0,5 W/m2 K und unser Haus wurde zu einem KfW55 Haus. Denn das sind ja laut der Firmenhomepage neuerdings alle Huf Häuser - für unser Haus hatte ich aber nicht mehr damit gerechnet. Zuviele Fenster, so lautete die Aussage auf meine Nachfrage.

Und nun doch, unser Haus hat Prädikat 55 und ist somit besonders wertvoll. Das Ergebnis der Berechnung ergab einen Jahres-Primärenergiebedarf von 34,7 kWh/m2a - das ist weniger als die Hälfte der Vorgabe des EnEV und sogar noch 7 kWh/m2a weniger, als für den KfW55 Standard eigentlich notwendig gewesen wäre. Jetzt können die scharfen Winter erst recht kommen, wir werden es uns das Heizen trotz des mexikanischen Kälteempfindens meiner Frau leisten können. Na wenn das keine guten Nachrichten sind. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen