Freitag, 12. April 2013

Die steilste Auffahrt der Welt

Laut dem Guiness Buch der Rekorde befindet sich die steilste Straße der Welt in Dunedin, Neuseeland. Die dort befindliche Baldwin Street  ist aufgrund ihres bis zu 35% Gefälles inzwischen zu einer Touristenattraktion geworden, die die Möglichkeit zu recht eigenartigen Schnappschüssen bietet.

  

Nun kenne ich mich im deutschen Straßenbaurecht nicht gut genug aus, um die Genehmigungsfähigkeit einer solchen Straße auch in unserem Land überprüfen zu können. Vielleicht gibt es dazu ja auch gar keine Vorschriften sondern es ist einzig und alleine Sache der Autofahrer, zu entscheiden, ob sie eine solche Straße ihrem Gefährt auch zumuten können. Eine gute Kupplung, ein paar PS unter der Haube und haftstarke Reifen sind wohl die Mindestanforderungen, die ein Fahrzeug für eine solche Steigung mitbringen sollte. Im Falle der entgegengesetzten Richtung können gute Bremsen und Nerven auch nicht schaden. Auch sollten die Anwohner ein gutes Vertrauen in ihre Handbremse haben, damit sich nicht jeden Morgen einen ungeplant langen Fussweg zum neuen Parkplatz des Autos vornehmen müssen.


Was ist eigentlich die maximale Steigung, die ein modernes Auto mit all dem modernen Antischlupf- und Berganfahrhilfe-Schnick-Schnack heute schaffen kann? Es war gar nicht so einfach, darauf im Internet eine Antwort zu finden. Hat mich mindestens 30 Sekunden gekostet und in einem Forum im Verkehrsportal wurde ich dann auch fündig. Für normale PKW sind da  25° als maximale Steigfähigkeit angegeben, einem Geländewagen werden sogar 45° zugetraut. Man muß sich das einmal vorstellen, 45° heisst, daß die Straße auf einem Meter Entfernung um einen Meter ansteigt, es handelt sich also um eine 100% Steigung. Da wirken die 35% der Baldwin Street auf einmal gar nicht mehr so bedrohlich, oder?

Was aber, wenn die zu überwindende Steigung die 100% übersteigt? Zum Glück gibt es auch dafür eine Lösung. Ein Fahrzeug einen solchen Höhenunterschied überwinden zu lassen, geht nur, wenn von oben jemand zieht. Es kommt also das Prinzip einer Seilbahn zur Anwendung. Und tatsächlich gibt es weltweit mindestens eine Seilbahn, welche die 100% Steigungsrate durchbrochen hat, wenn auch mit 106% nur um wenige Prozent. Es handelt sich um die Gelmerbahn, finden kann man die natürlich in der Schweiz, wo auch sonst. Bei einer Fahrt mit dieser Bahn kommt dann schon ein gewisses Achterbahnfeeling auf, auch wenn es aufgrund Schweizer Sicherheitsbestimmungen hier mit Sicherheit etwas langsamer voran geht.


Und doch reichen mir die 106% dieser Bahn immer noch nicht. Es muss doch etwas geben, was noch größere Steigungen schafft. Ich meine hier allerdings keine Fahrstühle, sondern nur Fahrzeuge die auf eigenen Rädern stehen, ob mit einem Seil gezogen oder mittels Raketenantrieb geschoben oder durch ein Zahnrad mit der Erde verbunden, ist eigentlich egal. Vielleicht war der Hinweis mit der Achterbahn ja gar nicht so schlecht. 

So langsam nähern wir uns da auch wirklich den Extremwerten. Unglaubliche 121° werden für die Takabisha Achterbahn im Fuji-Q Vergnügungspark angegeben, was sie zur steilsten Achterbahn der Welt macht. Es geht also nicht nur im schnöden rechten Winkel der Erde entgegen, sondern noch ein gutes Stück darüber hinaus. Steiler geht es eigentlich nicht, weil dann würde man ja schon fast wieder nach oben fahren. Gebaut wurde das gute Stück laut Wikipedia übrigens von der deutschen Firma Gerstlauer


Wenn ich es mir noch einmal recht überlege, dann wird in unserem speziellen Fall aber auch die Firma Gerstlauer nicht mehr helfen können. Auch wenn die 121° weit über unseren Anforderungen liegen, so wollen wir ja nicht wirklich fest mit dem Fahrweg verbunden sein. Im Fall einer Achterbahn wie der Takabisha ist der Fakt, daß sich die Wagen nicht so einfach von der Fahrbahn entfernen können, sicherlich extrem verkaufsfördernd. Doch uns würde das etwas zu sehr einschränken. Wir möchten unser Auto gerne auch auf anderen Wegen benutzen und nicht nur auf dem kurzen Abschnitt zwischen unserer Grundstücksgrenze und dem Carport. 

Denn diese kurze Strecke hat es wirklich in sich. Es handelt sich zwar nur um eine Einfahrt mit weniger als 30 Metern Länge auf der nur etwas mehr als zwei Meter Höhenunterschied zu überwinden sind. Doch aufgrund unserer besonderen Planung fällt die Auffahrt auf den ersten 16 Metern erstmal etwas ab (wird also zur Abfahrt) um sich dann innerhalb von nur 2,30 Metern auf die enorme Höhe von 456 Metern über dem Meeresspiegel zu schrauben. Rein rechnerisch bietet unsere Einfahrt somit eine Steigung von 126%, schafft sie doch auf den genannten 2,30m mal so eben die gesamte Geschoßhöhe des Kellers von 2,98m. Danach geht es potteben weiter bis zum Carport.

Nun ist es leider noch etwas zu früh, diese Einfahrt für das Guiness Buch anzumelden. Sie existiert ja bisher nur als geplanter Streckenverlauf, vorgegeben durch die bereits angebrachte Außenwandabdichtung und die darauf geklebten Verfüllschutzplatten. Bis zu dieser Abdichtung wird mein Tiefbauer also verfüllen und uns somit eine echte Auffahrrampe bescheren, die meinen altersschwachen und nicht allradgetriebenen Audi vor eine echte Herausforderung stellen werden. 

  

Zugegeben, als ich im November der Huf Haus Kellertruppe beim Anbringen dieser Platten zugesehen habe, war ich schon etwas verwundert. Ganz so steil hatte ich die Auffahrt nun auch nicht in Erinnerung. Es stimmt zwar durchaus, daß sich durch die von der Umweltschutzbehörde verfügte Verschiebung des Hauses um zwei Meter Richtung Süden eine etwas steilere Auffahrt ergeben würde, aber so steil hatte ich es dann doch nicht erwartet. Ein Blick auf unsere 3D Zeichnungen zeigte auch, daß wir es hier wohl doch eher mit einem Fehler bei der Ausführung der Abdichtung zu tun haben. Denn geplant war das Ganze eigentlich mal so, daß die Anfahrt keine besonderen Anforderungen an unser Auto oder unsere Bergsteigerkünste stellen sollte.



Aber Plan ist Plan, die Platten wurden wie vorgeschrieben angebracht, auch wenn es dem Kollegen Kellerbauer selbst etwas komisch vorkam. Der Herr Huf Bauleiter brachte es dann endlich auf den Punkt: "Hier kommen Sie ja nie mit dem Auto hoch". Ehrlich gesagt hat er Recht. Nicht einmal eine Seilbahn schafft das, wie ich heute weiß.

Wie man sich vorstellen kann, ergab sich bald darauf ein reger Email Verkehr zwischen den Herren Huf-Bauleiter, Architekt und Huf-Kellerbau-Abteilungsleiter, an dessen Ende sich aber alle gütlich darauf einigen konnten, daß niemand Schuld hat und es wurde eine Nachbesserung vereinbart. Und so soll das am Ende dann wirklich aussehen:

  

Von dem Rekordwert 125% bleiben gerade mal 16% maximale Steigung übrig. Damit kommt man in kein Rekordbuch und diese Auffahrt wird mit Sicherheit auch keine Touristenattraktion in Waltersdorf werden. Wie sich 16% im nächsten Winter bei Glatteis anfühlen, werde ich dann in einigen Monaten direkt live aus der gegenüberliegenden Hecke berichten. 

Gestern war dann sogar der Herr Huf-Kellerbau-Abteilungsleiter persönlich anwesend und hat die Abdichtung an der Ost- und Südseite berichtigt. Ganz bestimmt liegt es an meinem für das Huf Haus Marketing sehr bedeutenden Blog, daß unserem Haus so eine Chef-Behandlung widerfährt. Der Umstand, daß alle Kellerbaukollegen gerade auf anderen Baustellen unterwegs waren, hat aber vielleicht auch etwas dazu beigetragen. Und da wir ja damals beim Ausstattungsprotokoll bereits dem Herrn Huf kurz die Hand schütteln durften, konnten wir in dieser Woche durch diesen Besuch nun schon zum zweiten Mal einen der Akteure der Grand Design Huf Haus Folge persönlich kennenlernen. Jetzt könnte Kevin McLoud aber auch bald kommen, sonst verpasst der noch den Aufbau des zweiten Huf Hauses in der Oberlausitz (Das klingt vielleicht nicht genug nach einer Sensation, wenn ich ehrlich bin)

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